26.05.2011, 18:20
@Samun
Das Kaiserreich war da ganz anders. Es hatte ein französisch-russisches Bündnis am Hals, was natürlich im Ernstfall zu einem Zweifrontenkrieg führen musste. Der Umstand, das diese beiden Mächte immer stärker wurden und das Deutsche Reich mit Österreich-Ungarn und dem Osmanischen Reich zwei Verbündete hatte, die immer schwächer wurden verbesserte die Situation auch nicht gerade.
Russland war dabei der aggressivere, aber auch schwächere Gegenspieler, und konnte ganz gut von Österreich-Ungarn politisch beschäftigt werden, so das man gegenüber Frankreich eine Abschreckungspolitik und schließlich gegenüber Großbritannien - das Russland nicht gerade freundlich gegenüberstand - eine Entspannungspolitik betrieb. Als Folge davon nahm auch die Flottenrivalität ab, und wahrscheinlich sorgten nur die Nichtannahme des britischen Bündnisangebotes 1901 und der Einmarsch in Belgien - den die deutsche Heeresleitung ohne Absprache mit der Politik vornahm und durch den sich Großbritannien bedroht fühlen musste - dafür das Großbritannien gegen Deutschland in den Krieg zog.
Krieg um des Krieges willen wollte das Deutsche Reich also nicht, aber es musste sich bedroht fühlen.
Der Krieg kam nicht aus heiterem Himmel, sondern stand zu erwarten und man bereitete sich auf ihn vor. Es war im Grunde eine Situation ähnlich wie im Kalten Krieg. Man wusste nur noch nicht wann und wie der Krieg letztlich ausbrechen würde.
Im 2.Weltkrieg war es ähnlich, die Überraschung war nur das Großbritannien und Frankreich gegen das "Dritte Reich" und nicht die Sowjetunion in den Krieg zogen. Aber Hitler musste ja durch sein mangelndes politisches Talent, durch die völlig unnütze Besetzung der "Rest-Tschechei" und des Memellandes - gerne übersehen! - sowie letztlich den Angriff auf Polen, mit dem man 1934 noch ein Bündnis geschlossen hatte den Weltkrieg entfachen.
Dabei war von den Großmächten nur das "Dritte Reich" nicht auf einen Krieg vorbereitet gewesen, so paradox das klingen mag. Vor allem die Kriegsmarine war auf einen Waffengang nicht vorbereitet, Großbritannien und die Sowjetunion hatten mehr U-Boote im Dienst, und noch 1938 hatte die tschechische Luftwaffe 50% mehr Jagdflugzeuge aufbieten können als die Reichsluftwaffe.
Hitler zog also mit einer Wehrmacht in den Krieg, die auf einen Weltkrieg nicht wirklich vorbereitet war!
Das war auch in Ordnung, man hatte durch sie schließlich das alte Frankreich-Trauma und die Bedrohung durch Napoleon III. überwunden.
Wenn du ein schweres, belastendes Problem gelöst oder dich von einer schweren Krankheit erholt hast - ist das dann nicht ein Grund zu feiern?
Dazu frage ich mal: Willst du eine Streitmacht für die Landesverteidigung oder für Überseeeinsätze.
Für Überseeeinsätze brauchst du nämlich Berufssoldaten, weil der Tod von Wehrpflichtigen in Kolonialabenteuern sich nur schwer politisch verkaufen lässt. Diese Erfahrung haben ja die USA in Vietnam und die Sowjetunion in Afghanistan gemacht.
Andererseits: Die professionelle Berufsarmee, die Frankreich vor 1870 hatte versagte bei der Landesverteidigung.
Für die Landesverteidigung brauchst du ganz klar eine Wehrpflichtigenarmee.
Zitat:Für mich bedeutet das was du sagst eben nichts anderes als Krieg um des Krieges willen zu führen. Ein auf Krieg ausgereichtete Gesellschaft kann nichts anderes als Krieg führen. Sie muss und wird unweigerlich Krieg führen. Und das hat uns zwei verlorene Weltkriege und eine Menge Not und Leid eingebracht, nicht mehr.Krieg um des Krieges willen wollte in der deutschen Geschichte nur Hitler.
Das Kaiserreich war da ganz anders. Es hatte ein französisch-russisches Bündnis am Hals, was natürlich im Ernstfall zu einem Zweifrontenkrieg führen musste. Der Umstand, das diese beiden Mächte immer stärker wurden und das Deutsche Reich mit Österreich-Ungarn und dem Osmanischen Reich zwei Verbündete hatte, die immer schwächer wurden verbesserte die Situation auch nicht gerade.
Russland war dabei der aggressivere, aber auch schwächere Gegenspieler, und konnte ganz gut von Österreich-Ungarn politisch beschäftigt werden, so das man gegenüber Frankreich eine Abschreckungspolitik und schließlich gegenüber Großbritannien - das Russland nicht gerade freundlich gegenüberstand - eine Entspannungspolitik betrieb. Als Folge davon nahm auch die Flottenrivalität ab, und wahrscheinlich sorgten nur die Nichtannahme des britischen Bündnisangebotes 1901 und der Einmarsch in Belgien - den die deutsche Heeresleitung ohne Absprache mit der Politik vornahm und durch den sich Großbritannien bedroht fühlen musste - dafür das Großbritannien gegen Deutschland in den Krieg zog.
Krieg um des Krieges willen wollte das Deutsche Reich also nicht, aber es musste sich bedroht fühlen.
Zitat:Und wir wurden von Gesellschaften besiegt, die nicht auf den Krieg ausgerichtet waren.Nein. In Frankreich hatte man schon vor dem 1.Weltkrieg die dreijährige Wehrpflicht eingeführt, und auch Russland rüstete in beeindruckendem Tempo auf.
Der Krieg kam nicht aus heiterem Himmel, sondern stand zu erwarten und man bereitete sich auf ihn vor. Es war im Grunde eine Situation ähnlich wie im Kalten Krieg. Man wusste nur noch nicht wann und wie der Krieg letztlich ausbrechen würde.
Im 2.Weltkrieg war es ähnlich, die Überraschung war nur das Großbritannien und Frankreich gegen das "Dritte Reich" und nicht die Sowjetunion in den Krieg zogen. Aber Hitler musste ja durch sein mangelndes politisches Talent, durch die völlig unnütze Besetzung der "Rest-Tschechei" und des Memellandes - gerne übersehen! - sowie letztlich den Angriff auf Polen, mit dem man 1934 noch ein Bündnis geschlossen hatte den Weltkrieg entfachen.
Dabei war von den Großmächten nur das "Dritte Reich" nicht auf einen Krieg vorbereitet gewesen, so paradox das klingen mag. Vor allem die Kriegsmarine war auf einen Waffengang nicht vorbereitet, Großbritannien und die Sowjetunion hatten mehr U-Boote im Dienst, und noch 1938 hatte die tschechische Luftwaffe 50% mehr Jagdflugzeuge aufbieten können als die Reichsluftwaffe.
Hitler zog also mit einer Wehrmacht in den Krieg, die auf einen Weltkrieg nicht wirklich vorbereitet war!
Zitat:In der Geschichte haben wir unsere Siege dann gefeiert, wenn die Gesellschaft grade nicht militarisiert war.Och, das deutsche Heer war vor dem 1.Weltkrieg nicht größer als zu Zeiten von Bismarck, und die Siege von 1870/1871 hat man gefeiert.
Das war auch in Ordnung, man hatte durch sie schließlich das alte Frankreich-Trauma und die Bedrohung durch Napoleon III. überwunden.
Wenn du ein schweres, belastendes Problem gelöst oder dich von einer schweren Krankheit erholt hast - ist das dann nicht ein Grund zu feiern?
Zitat:Ich sehe weder die Möglichkeit die Gesellschaft zu ändern noch die SinnhaftigkeitDu findest es also in Ordnung, das eine Kaste von Wirtschaftsbonzen sich hier auf Kosten aller ein schönes Leben macht, während viele Menschen hier arbeitslos sind oder sich z.B. mit Minijobs durchschlagen müssen? :x :evil:
Zitat: Im Prinzip bedeutet das einen Ansatz in dem man die Streitkräfte von Grund auf neu aufbauen müsste, und zwar auf ein völlig neuartiges KonzeptDu meinst eine Armee auf Berufssoldaten, richtig?
Dazu frage ich mal: Willst du eine Streitmacht für die Landesverteidigung oder für Überseeeinsätze.
Für Überseeeinsätze brauchst du nämlich Berufssoldaten, weil der Tod von Wehrpflichtigen in Kolonialabenteuern sich nur schwer politisch verkaufen lässt. Diese Erfahrung haben ja die USA in Vietnam und die Sowjetunion in Afghanistan gemacht.
Andererseits: Die professionelle Berufsarmee, die Frankreich vor 1870 hatte versagte bei der Landesverteidigung.
Für die Landesverteidigung brauchst du ganz klar eine Wehrpflichtigenarmee.