22.04.2011, 08:37
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Zitat:21.04.2011, 15:00weiter auf S. 5 mit
Einkäufer aus dem Reich der Mitte
Chinas Milliarden-Shoppingtour durch Europa
Die Volksrepublik kommt mit üppigen Krediten und spektakulären Bauprojekten, sie versprechen neuen Wohlstand und Entwicklungshilfe: China kauft sich in Not leidende europäische Randstaaten ein. Doch dahinter steckt eiskaltes Kalkül. Das heimliche Ziel heißt nämlich Kerneuropa.
... Liu Qi, einer der mächtigsten Männer Chinas, hält eine Rede. Der 68-Jährige, Mitglied des Politbüros der Kommunistischen Partei (KP), Cheforganisator der Olympischen Spiele 2008, Parteisekretär von Peking, ist an diesem Herbsttag mit seinem Tross auf Stippvisite in Reykjavik. Den Bürgermeister hat er schon besucht, dem Handelsminister die Hand geschüttelt und mit dem Präsidenten ein Schwätzchen gehalten.
Die Isländer sind hohen Besuch von der zweitgrößten Wirtschaftsnation der Welt bereits gewohnt. Liu ist nicht der einzige chinesische Superpromi, den es auf die isolierte, fast bankrotte 300?000-Einwohner-Insel zieht. Der Zentralbankchef, der stellvertretende Handelsminister, die Topmanager der Staatskonzerne - sie alle haben der Reykjaviker Regierung schon ihre Aufwartung gemacht.
Und sie bringen großzügige Gastgeschenke mit. Tauschen harte Renminbi im Wert von mehr als 500 Mio. Dollar gegen die schwache isländische Krone. Oder investieren im großen Stil in isländische Unternehmen.
China, dein Freund und Helfer: Mildtätig lässt das Reich der Mitte seine gigantischen Devisenreserven über Europa abregnen. Gezielt kaufen sich die Chinesen in kriselnden Staaten am Rand der Alten Welt ein.
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Viele der Insulaner fühlen sich missachtet vom Westen. Die Beitrittsverhandlungen mit der Europäischen Union stocken, die USA haben vor einigen Jahren die im Kalten Krieg so wichtige Militärbasis geräumt, was Hunderte Isländer den Arbeitsplatz gekostet hat. "Die haben nicht einmal Goodbye gesagt", erinnert sich Ex-Außenminister Jon Baldvin Hannibalsson verbittert.
Umso mehr genießt er nun das Interesse der Chinesen. Gerade hat ein Staatskonzern eine große Metallschmelze vor Ort übernommen. Ein chinesischer Clan hat sich als einziger großer ausländischer Anteilseigner in einen heimischen Fischfangkonzern eingekauft, der staatliche Energiemulti Sinopec kooperiert mit den Isländern bei Geothermieprojekten.
Und das alles sei nur das Vorspiel, glaubt Hannibalsson: "Die Chinesen haben erkannt, wie einzigartig unsere strategische Lage ist, wenn der Klimawandel kommt. Island bietet den idealen Zugang zu den Fischen, den Rohstoffen und den Schiffswegen der Arktis."
Dem isländischen Staatspräsidenten Olafur Grimsson schwebt bereits Großes vor. Er will die Insel im Europäischen Nordmeer zu einem internationalen Transportknotenpunkt samt Tiefwasserhafen, Freihandelszone und großem Frachtflughafen ausbauen - finanziert mit chinesischem Geld.
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Zitat:... Jon Baldvin Hannibalsson, der Isländer, sieht den Westen in einer Bringschuld. "Als Europa expandierte, hat es jahrzehntelang offene Volkswirtschaften und freie Märkte propagiert", sagt der Sozialdemokrat. "Wenn wir das damals ernst gemeint haben, dann müssen wir es nun auch in Zeiten unseres Rückzugs akzeptieren."und auf Seite 6
China, da ist sich der Politveteran sicher, lässt sich ohnehin nicht mehr stoppen auf seinem Weg von der Regionalmacht zum neuen globalen Imperium.
In Reykjaviks Innenstadt sind die Asiaten schon heute deutlich sichtbar die Nummer eins. Gerade haben sie sich eine neue Botschaftszentrale zugelegt: Das Gebäude ist anderthalbmal so groß wie das isländische Außenministerium.
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Zitat: Übersicht zur Shopping-Tour
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Island - Währungstausch über 500 Mio. Dollar (abgeschlossen) - 43-Prozent-Beteiligung am Fischkonzern Stormur Seafood (abgeschlossen) - Übernahme einer Eisensiliziumfabrik (abgeschlossen) - Joint Venture zwischen Staatskonzern Sinopec und Geysir Green Energy im Bereich Geothermie (vereinbart) - Bau eines Tiefwasserhafens und Erweiterung des Flughafens Keflavik zu einem Logistikknotenpunkt (geplant)
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