14.04.2011, 19:50
Zitat:Mit der Begründung, die so quasi jede von der UN abgesegnete Intervention liefert: Verbrechen gegen die Zivilbevölkerung verhindern, Frieden im Rahmen der Menschenrechte wiederherstellen. Die Alternative ist Wegschauen. Dann können wir unsere Werte aber auch gleich vergessen und nirgends mehr intervenieren. Und dann gilt einfach das Recht des Stärkeren. So eine Welt brauch ich nicht.Ach komm, diese Begründung ist Propaganda für westliche Gesellschaften. Verbrechen gegen die Zivilbevölkerung zu verhindern war noch nie allein ausschlaggebend für eine Intervention. Glücklicherweise nicht, da müssten wir ja dem halben Planeten den Krieg erklären.
Wir sollten intervenieren wenn es unseren Interessen dient (und meistens ist das ja auch so). Wenn dadurch Verbrechen verhindert werden ist das schön und gut, aber damit hat es sich dann auch.
Zitat:Das verurteile ich auch. Es bezweifelt wohl auch niemand, dass für eine Intervention immer die Eigeninteressen der Beteiligten stimmen müssen, und dass die beteiligten europäischen Regierungen in Libyen massive Eigeninteressen verfolgen. Aber wenn sich schon mal die Gelegenheit bietet, einen Gadhafi ohne irgendwelche vorgeschobenen und fadenscheinigen Gründe zu entmachten, ist es richtig, diese auch zu nutzen. Asad und das bahrainische Regime liefern dieselben Gründe wie Gadhafi, um zu intervenieren und wir müssten das auch tun. Es ist eine Tragödie, dass es nur eine Intervention in Libyen gibt, aber ich bin schon froh, dass es dort überhaupt zu einer gekommen ist.Ich sehe das fundamental anders. Unser Auftreten und Handeln in diesem Arabischen Frühling steht vollkommen konträr zu unseren legitimen Sicherheitsinteressen.
Bei unseren Nachbarn brennt das Haus und wir laufen Gefahr das es unsere Scheune gleich mitabfackelt. Anstatt aber das Löschen zu beginnen kippen wir Benzin ins Feuer und jubeln dabei.
Wir haben uns schon ohne Not in Ägypten in ein Abendteuer gestürzt. Allein das ist geopolitisch mindestens so kritisch wie der Irak und damit schon wesentlich mehr als wir uns jetzt aufhalsen sollten. Da obendrauf noch nen Krieg gegen Libyen zu setzen ist eigentlich wahnwitzig.
Ganz besonders da wir Reserven für den Fall vorhalten müssen das es in Saudi Arabien losgeht.
Da ist momentan so viel im Fluss, es kann so viel schief gehen, auch ohne das wir noch selbst irgendwo Bomben werfen.
Zitat:Eine Forderung gibt es ja, sowohl von den Rebellen als auch von den Interventionsmächten: Gadhafi muss weg. Von der UNO kommt die Forderung, dass der Krieg aufhört. Damit kann man was anfangen. Was danach kommt, steht richtigerweise in den Sternen. Also muss man halt vonseiten der UNO Druck auf die Rebellen ausüben: präsentiert ein politisches Konzept, dann wird entschieden, wie die Hilfe aussieht.Wir sind die UNO. Von der UN kommt etwas weil wir es gewollt haben. Ansonsten kann sie die Rebellen zu genau gar nichts zwingen.
Mit ganz ehrlichen Konzepten ging man übrigens auch in Afghanistan und Irak ans Werk. Ich verstehe wirklich nicht, wieso wir nach diesen Aktionen das nächste Fass aufmachen müssen.
Zitat:Na grossartig. Das ist de facto das Gutheissen von Gadhafis Diktatur. Meinen Glückwunsch.Gutheißen müssen wir gar nichts. Wir müssen uns aber arrangieren.
Zitat:Damit bleibt Deine Behauptung einfach eine Behauptung.Und? Die können uns erzählen was sie wollen. Wenn Gaddafi weg ist können wir nicht darauf bauen das sie sich dran halten.
Die Ereignisse haben aber gezeigt, dass die NATO die Rebellen ganz leicht unter Druck setzen könnte: entweder die Rebellen bekennen Farbe und kriegen weiter Hilfe, oder sie verlieren.
Zitat:Eine Demokratie hat strukturell den Auftrag, das nationale Vermögen ans Volk zu verteilen und gleiche Chancen für alle zu schaffen.Dieses Modell funktioniert vielleicht in Ansätzen in den zivilisierten Wohlstandsgesellschaften des Westens.
Aber sicher nicht dort unten. Demokratie ist mehr als ein die Abhaltung leidlich freier Wahlen. Das sollten wir nach Afghanistan und Irak eigentlich gelernt haben.