04.02.2011, 23:25
Thomas Wach schrieb:
Wenn man hier kein - nennen wir es mal vorsichtig so - "Risiko" erkennen mag, muss man schon arg "gutmütig" sein... :roll:
Schneemann.
Zitat:Die Moslembrüderschaft ist vor allem eine ägyptische Partei, die sich für Ägypten interessiert. Der Mainstream ist schon lange weg vom Weg der Gewalt und es ist eine absolute Illusion, dass die nichts Besseres zu tun hätten, als sofort gegen Israel zu hetzen oder Politik zu machen. [...]Jein. So alleine stimmt es auch nicht. Bereits während der Gründung und in den Jahren danach (1928 - 1936) haben die Muslimbrüder, obwohl Palästina damals noch britisch war, ganz eindeutig zu Palästina Stellung bezogen und auch festgelegt, dass der bewaffnete Kampf gegen Juden in Palästina EIN Schwerpunkt der Aktivitäten der Organisation sein soll. Bereits 1931 haben sich al-Banna und der Mufti von Jerusalem, al-Husseini, der später noch eine sehr unrühmliche Rolle gespielt hat, in Jerusalem getroffen, um gemeinsam die Basis für einen Kampf gegen die Juden in Palästina auszuarbeiten. Die Hamas beruft sich teils noch heute darauf. 1936 erging dann der erste Aufruf der Bruderschaft für einen Dschihad gegen die Juden in Palästina (vermutlich als Trittbrettfahrerei bezüglich des ab April 1936 dort ausbrechenden palästinensischen Aufstandes gegen die britische Mandatsmacht). Zum dem Zeitpunkt gab es die heutigen Siedlungen, geschweige denn den Staat Israel noch überhaupt nicht. 1938 erfolgte dann die Ausgabe der Devise "Sieg oder Märtyrertod" bezüglich der Auseinandersetzungen in Palästina (berufend auf al-Qassam, der 1935 von den Briten erschossen worden war), wobei sich dies aber explizit auf Briten UND Juden bezog. Diese Standpunkte wurden nie revidiert. Und ich bin mir auch nicht sicher, ob sie revidiert werden.
...dass die Moslembrüder durchaus da zu Konzessionen und Verhandlungen bereit sind. [...]
Zitat:Und da bin ich mir inzwischen relativ sicher, dass die Moslembrüder nach den Erfahrungen der 1980er und 1990er Jahre schlicht gelernt haben, dass extremistische Politik und Gewalt ihnen und ihren Verbündeten kein Gewinn bringt.Gerade in dieser Zeit agitierte die Bruderschaft besonders stark in Gaza. Einer der dickesten Freunde von Sayyat Qutb (1966 hingerichtet), dem radikalen "Obermagier" der Bruderschaft, war Hamas-Gründer Ahmed Yassin, der diesbezüglich bereits in den 60ern wg. Verbindungen zu Qutb eingebuchtet wurde. In den 80ern wurde er erneut wg. Waffensammlungen verhaftet. Mit dem Ausbruch der 1. Intifada gründete er dann 1987 die Hamas, die er selbst als den "palästinensischen Arm" der Muslimbrüder bezeichnete.
Wenn man hier kein - nennen wir es mal vorsichtig so - "Risiko" erkennen mag, muss man schon arg "gutmütig" sein... :roll:
Schneemann.