Falkland Krieg
#33
Meiner Meinung nach kann man den Plan eines chilenischen Angriffs so gut wie ausschließen. Dieser wäre vollkommen unlogisch, und das gleich aus mehreren Gründen. Ein argentinischer Angriff hingegen hätte eine gewisse Logik gehabt, ich werde das kurz darlegen:

Hauptstreitpunkt zwischen Chile und Argentinien waren die Inseln im Beagle-Kanal, die von beiden Ländern beansprucht wurden. Bei allen Differenzen versuchte man jedoch, einen bewaffneten Konflikt zu vermeiden, unter anderem dadurch, dass man im Zweifelsfall den Schiedsspruch eines dritten Landes akzeptieren würde. Diese Politik, Ende des 19. Jahrhunderts begonnen, erreichte mit der Drago-Doktrin, dem totalen Gewaltverzicht von argentinischer Seite, sicher ihren Höhepunkt. In den folgenden Jahrzehnten verabschiedete man sich zwar langsam von der Drago-Doktrin, die friedliche Politik hielt allerdings an, auf beiden Seiten, und selbst als in beiden Ländern die Militärdiktaturen etabliert wurden. Allerdings bröckelte sie immer mehr und geriet in Argentinien mit der Doktrin der Nationalen Sicherheit in Konflikt, die als oberstes Ziel die durchsetzung sämtlicher argentinischer Gebietsansprüche vorsah. Bei der sehr schweren Krise 1978/79 zeigte sich ein letztes mal die friedlichen Bemühungen zur Abwendung eines Konfliktes. Wieder einmal ging es um die Beagle-Kanal-Inseln, und es war Großbritannien dass eine wichtige Rolle spielte, als es in der Funktion des unabhängigen Schiedsgerichts die drei Inseln Chile zusprach. Argentinien war daraufhin kurz davor, Chile den Krieg zu erklären, und nur durch die entscheidende Intervention des Vatikans konnte dieser Krieg noch verhindert werden. Im Nachhinein erscheint dies fast wie ein Wunder, so angespannt war die Lage. Aber der Vatikan hat es ja sowieso mit den Wundern Wink . In der erneuten Schiedsrichterlichen Anhörung, diesmal vor dem Vatikan, wurden die Inseln wiederrum Chile zugesprochen. Das war 1980, also knapp zwei Jahre vor dem Falklandkrieg.
Noch vor der eigentlichen Aktionen hatte der chilenische Geheimdienst die Puzzleteile zusammengelegt und kam zu dem Ergebnis, dass ein Argentinischer Angriff auf die Falklandinseln am 1.April, ein Angriff auf Chile im Oktober geplant sei, worüber nicht nur das chilenische Militär, sondern auch das britische informiert wurden. Zu dieser Zeit konnte man von britischer Seite aus über Chile von einem heimlichen Verbündeten sprechen, der zwar im Konflikt Neutral blieb, jedoch im geheimen die Briten unterstützte (wobei gerade hier Spekulation und Fakten zu einem Gesamtbild zusammenfließen). Die argentinische Invasion startete am 2.April, genutzt wurden dafür die gut ausgebildeten Spezialeinheiten, die man nach dem erfolgreichen Angriff wieder abzog und durch einfache Einheiten ersetzte. Sie wurden, wie schon erwähnt an die Grenze zu Chile verlegt.
Das nur als kurzer Abriß zur Beurteilung der Vorgeschichte. Wie stellte sich die Lage nun dar:
Argentinien glaubte vor und während der Invasion nicht an ein eingreifen Großbritanniens. Durch die Eroberung der Inseln hatte sich die strategische Situation verbessert, gemäß der eigenen Doktrin (der Durchsetzung der Gebietsansprüche) wäre ein Ziel erreicht, ein weiteres wartet. Die besten Einheiten sind an der Grenze stationiert, bei einem Krieg mit Chile hätte man keine Gefahr (Ozean gesichert, entspanntes Verhältnis zu Brasilien), der Gegner ist unterlegen.
Aus sicht der Chilenen sah die Situation anders aus. Beim Hauptstreitpunkt hatten sie bisher immer gewonnen, die Inselns befanden sich in ihrem Besitz. Militärisch waren sie unterlegen, Hilfe konnten sie im Grunde kaum erwarten (dank der hausgemachten südamerikanischen Isolation. Als letzter Verbündeter distanzierte sich Brasilien Ende der siebziger immer weiter und stand zur betreffenden Zeit nurmehr neutral zu Chile), der einzige Quasi-Verbündete Großbritannien hat eine strategische Position verloren und damit genug eigene Probleme. Bei einem Angriff auf das stärkere Argentinien könnte sehr schnell ein Zweifrontenkrieg entwickeln, da Bolivien seine Chance nutzen könnte um endlich den 1883 verlorenen Pazifikzugang wieder zu erobern. Außerdem wurde die wohl beste Chance zum Angriff, wenn nämlich die besten argentinischen Einheiten mit den Falklands und Südgeorgien beschäftigt waren, nicht genutzt.
Somit komme ich zu dem Schluss, dass einzig durch das eingreifen Großbritanniens ein argentinisch-chilenischer Krieg, der von Argentinien ausgegangen wäre, verhindert wurde.
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