21.10.2010, 22:24
Ich sehe weder einen "Determinismus eines Menschenschlachtens" noch Potentiale einer Afghanistan von außen dominierenden Macht. Darüber hinaus sehe ich auch in der Existenz unterschiedlicher Volksgruppen weder ein grundsätzliches Problem, geschweige denn ein aktuell brisantes Problem für Afghanistan.
Zunächst einmal sind die Afghanen nicht wirklich in Volksgruppen organisiert. Bündnisse im Bürgerkrieg waren dort immer ein mehr oder weniger loser Stammes- oder Interessensverbund, der alles andere als ein homogenes Konstrukt war. Diese Bündnisse waren stets stammesübergreifend und sie waren multiethnisch! Übrigens ist gerade auch der Widerstand gegen die Besatzung zunehmend multiethnisch geprägt. Keinesfalls hat man es heute nur mit Pashtunen zu tun.
Konfliktpotential besteht in Afghanistan also weniger durch Ethnien, sondern vor allem durch die grassierende Kriminalität, korrupte Regionalfürsten, Söldnertruppen, die auf Basis von hohen Geldsummen, Versprechungen, Waffen und Macht ihre Dienste im Kern recht unabhängig von einer rassisch geprägten Ideologie offerieren. Exakt dies war auch im Bürgerkrieg zu sehen. Die NATO spielt da heute ebenso fleissig in diesem Spiel mit, wie andere auch. Nicht zufällig grassiert die Drogenkriminalität, fliessen Gelder und Waffen an alle möglichen Parteien, sogar an Gegner. Insoweit lässt sich hier eine Parallele zum letzten afghanischen Bürgerkrieg tatsächlich ziehen. Das wahre Problem Afghanistans ist der Missbrauch der Leute.
Dies verhindert das Einkehren von Ruhe. Das dies passiert ist kein afghanisches Naturgesetz. Ohne diesen äußeren Einfluss, dem Missbrauch zu Proxies, ließe sich kein Geld mit dem Krieg verdienen und die Lage könnte vergleichsweise ruhig sein. Eben weil keine großartigen Grenzstreitigkeiten und ehtnischer Zwist in besonderem Maße besteht. Dort liegt kein massives ethnisches Problem vor, sondern ein sehr urkapitalistisches Problem, bei dem verschiedene Milizenführer gegeinander für Macht und Geld eine Zeit lang ausgespielt werden. Gerade die Bedrohung die eine Macht darstellt, ermöglicht den Aufbau und die Stärkung einer Zweiten oder Dritten. Der Zustand, dass dabei ein Milizenführer alle anderen neutralisiert, wird dabei nur schwerlich herzustellen, geschweige denn aufrecht zu erhalten sein. Genau dann werden gerade andere äußere Mächte diese Chance nutzen, unterdrückte Verbündete zu finden und Chaos zu stiften. Um Macht in der Peripherie auszuüben und diese zu halten, bedarf es auch ein wenig mehr als "einfacher Mittel". Hier kommt man mit einfachen Mitteln (Geld, Waffen, Gewalt) nicht zum Ziel einer Befriedung und kontrollierten Situation. Hier kommt man garnicht umhin, Strukturen zu etablieren, zu deren Schaffung und Organisation man in der Lage sein muss. Dazu muss man die Leute auf eine gewisse Weise erreichen, die über das Angstspektrum weit hinausgeht. Hier sind bottom-up Ansätze gefragt, deren Komplexität westliche Mächte in Asien und Afrika teilweise stark überfordert. Genau das macht diese Madrassen gestützte Talibanbewegung aber so mächtig. Sie versucht sich recht erfolgreich im Volk zu verankern und alle Schichten zu durchdringen. Es ist längst nicht nur die reine Gewalt die dieses Fundament nährt. Wenn das der Fall wäre, wären die Taliban nicht ansatzweise so gefährlich. Militärisch sind sie irrelevant, in der Schlacht in jedem Scharmützel leicht zu besiegen. Man bräuchte sie garnicht zu beachten. Wenn ihre Macht einzig auf der Ausübung von Gewalt basieren würde hätten sie neben Afghanistn, nicht auch den saudischen, jemenitischen und pakistanischen Staat bereits völlig unterwandert. Die staatlichen und geheimdienstlichen Organe dieser Staaten sind innerhalb ihrer Ländern weitaus mächtiger, in der Tiefe durchdringender und vor allem brutaler, als es die NATO in Afghanisten je war und sein könnte. Hier kommen also Aspekte zum Tragen, die Quintus mit seinem stolzen Holzhammer vollkommen unterschätzt, nicht bekämpfen kann, ja erst recht befördert.
Gerade für die Idee einer Kantonisierung bräuchte es geeignete Gegenpole und lokale Anführer, die dieses Spiel mitmachen. Ähnlich, wie beim letzten afghanischen Bürgerkrieg, müsste sich dies auf der Basis eines hinterlassenen Machtvakuums und hochgerüsteter und motivierter Kämpfer/Milizen gegenseitig hochschaukeln. Wenn man Afghanistan als Staat zerschlagen und Alternativen etablieren will müssten Gegenpole in Afghanistan bottom-up (statt top-down) gefördert werden an denen man gerade dort aus wirtschaftlichen Interessen (->Kriegsziel) wohl eher nicht interessiert ist. Es gibt zudem keine derartige überregionale, regionale und innerafghanische Konstellation dafür. Also mal davon abgesehen, dass das blanker und unverantwortlicher Wahnsinn wäre, der Gewalt, Terror vllt. sogar ein neuen Bürgerkrieg massiv befördern könnte.
Zunächst einmal sind die Afghanen nicht wirklich in Volksgruppen organisiert. Bündnisse im Bürgerkrieg waren dort immer ein mehr oder weniger loser Stammes- oder Interessensverbund, der alles andere als ein homogenes Konstrukt war. Diese Bündnisse waren stets stammesübergreifend und sie waren multiethnisch! Übrigens ist gerade auch der Widerstand gegen die Besatzung zunehmend multiethnisch geprägt. Keinesfalls hat man es heute nur mit Pashtunen zu tun.
Konfliktpotential besteht in Afghanistan also weniger durch Ethnien, sondern vor allem durch die grassierende Kriminalität, korrupte Regionalfürsten, Söldnertruppen, die auf Basis von hohen Geldsummen, Versprechungen, Waffen und Macht ihre Dienste im Kern recht unabhängig von einer rassisch geprägten Ideologie offerieren. Exakt dies war auch im Bürgerkrieg zu sehen. Die NATO spielt da heute ebenso fleissig in diesem Spiel mit, wie andere auch. Nicht zufällig grassiert die Drogenkriminalität, fliessen Gelder und Waffen an alle möglichen Parteien, sogar an Gegner. Insoweit lässt sich hier eine Parallele zum letzten afghanischen Bürgerkrieg tatsächlich ziehen. Das wahre Problem Afghanistans ist der Missbrauch der Leute.
Dies verhindert das Einkehren von Ruhe. Das dies passiert ist kein afghanisches Naturgesetz. Ohne diesen äußeren Einfluss, dem Missbrauch zu Proxies, ließe sich kein Geld mit dem Krieg verdienen und die Lage könnte vergleichsweise ruhig sein. Eben weil keine großartigen Grenzstreitigkeiten und ehtnischer Zwist in besonderem Maße besteht. Dort liegt kein massives ethnisches Problem vor, sondern ein sehr urkapitalistisches Problem, bei dem verschiedene Milizenführer gegeinander für Macht und Geld eine Zeit lang ausgespielt werden. Gerade die Bedrohung die eine Macht darstellt, ermöglicht den Aufbau und die Stärkung einer Zweiten oder Dritten. Der Zustand, dass dabei ein Milizenführer alle anderen neutralisiert, wird dabei nur schwerlich herzustellen, geschweige denn aufrecht zu erhalten sein. Genau dann werden gerade andere äußere Mächte diese Chance nutzen, unterdrückte Verbündete zu finden und Chaos zu stiften. Um Macht in der Peripherie auszuüben und diese zu halten, bedarf es auch ein wenig mehr als "einfacher Mittel". Hier kommt man mit einfachen Mitteln (Geld, Waffen, Gewalt) nicht zum Ziel einer Befriedung und kontrollierten Situation. Hier kommt man garnicht umhin, Strukturen zu etablieren, zu deren Schaffung und Organisation man in der Lage sein muss. Dazu muss man die Leute auf eine gewisse Weise erreichen, die über das Angstspektrum weit hinausgeht. Hier sind bottom-up Ansätze gefragt, deren Komplexität westliche Mächte in Asien und Afrika teilweise stark überfordert. Genau das macht diese Madrassen gestützte Talibanbewegung aber so mächtig. Sie versucht sich recht erfolgreich im Volk zu verankern und alle Schichten zu durchdringen. Es ist längst nicht nur die reine Gewalt die dieses Fundament nährt. Wenn das der Fall wäre, wären die Taliban nicht ansatzweise so gefährlich. Militärisch sind sie irrelevant, in der Schlacht in jedem Scharmützel leicht zu besiegen. Man bräuchte sie garnicht zu beachten. Wenn ihre Macht einzig auf der Ausübung von Gewalt basieren würde hätten sie neben Afghanistn, nicht auch den saudischen, jemenitischen und pakistanischen Staat bereits völlig unterwandert. Die staatlichen und geheimdienstlichen Organe dieser Staaten sind innerhalb ihrer Ländern weitaus mächtiger, in der Tiefe durchdringender und vor allem brutaler, als es die NATO in Afghanisten je war und sein könnte. Hier kommen also Aspekte zum Tragen, die Quintus mit seinem stolzen Holzhammer vollkommen unterschätzt, nicht bekämpfen kann, ja erst recht befördert.
Gerade für die Idee einer Kantonisierung bräuchte es geeignete Gegenpole und lokale Anführer, die dieses Spiel mitmachen. Ähnlich, wie beim letzten afghanischen Bürgerkrieg, müsste sich dies auf der Basis eines hinterlassenen Machtvakuums und hochgerüsteter und motivierter Kämpfer/Milizen gegenseitig hochschaukeln. Wenn man Afghanistan als Staat zerschlagen und Alternativen etablieren will müssten Gegenpole in Afghanistan bottom-up (statt top-down) gefördert werden an denen man gerade dort aus wirtschaftlichen Interessen (->Kriegsziel) wohl eher nicht interessiert ist. Es gibt zudem keine derartige überregionale, regionale und innerafghanische Konstellation dafür. Also mal davon abgesehen, dass das blanker und unverantwortlicher Wahnsinn wäre, der Gewalt, Terror vllt. sogar ein neuen Bürgerkrieg massiv befördern könnte.