03.09.2010, 14:22
Zitat:Dass die Ermordung von vier Menschen, noch dazu einer schwangeren Frau schlicht und einfach verdammenswerter Terrorismus ist, brauchen wir wohl auch nicht zu betonen.Richtig, bzw. hoffentlich ja. Nur hat sich bei mir teils der Eindruck eingestellt, dass das Ereignis an sich mit dem Verweisen auf Extremisten auf beiden Seiten verharmlosend erklärt werden soll. Und das sollte nicht der Fall sein, weil ansonsten kann ich noch viel mehr Tote auch gerade damit erklären, was wiederum eine (menschliche) Katastrophe wäre.
Zitat:Aber genauso wie Nightwatch die Handlungen der Israeli zu erklären versucht, genauso muss man auch die Handlungen von palästinensischen Terroristen in einen Kontext stellen.Das mag auch richtig sein. Jede Seite pflegt teils ihren Kontext leidlich, leider. Ob Nightwatch dies aber so gemeint hat (also erklärend für Übergriffe), stelle ich aber mal in Frage. Ich hatte eher den Eindruck, dass auch er sich an dem Erklären dieses feigen Anschlags mit gegenseitigem Hardliner-Gerede stört.
Zitat:Und Fakt ist nun mal, dass 1967 die Besetzung jordanisch / palästinensischen Territroiums durch Israel nicht nur zur Vertreibung von 300.000 Palästinensern geführt hat. Die bereits wenige Wochen nach dem Krieg aus den Schubladen gezogenen und lauthals verkündeten Annexionspläne für Jerusalem, Judäa und Samaria (Allon-Plan) haben doch erst dazu geführt, dass sich die PLO neu organisierte und 1968 die von Araft geführe Al Fatah dem Palästinensischen Nationalrat beigetreten ist, dass als Reaktion auf die Annexionspläne im Juli1968 die Palästinensiche Nationalcharta verabschiedet wurde und "nach dem Versagen der regulären arabischen Armeen" nun der "Volkskrieg als aternative Kriegsführung" - also der Terrorismus - auf die Fahnen der sich konstituierenden PLO geheftet wurde.Man hatte gerade einen Krieg verloren, und nicht nur den ersten. Das dies Konsequenzen haben kann, sollte man berücksichtigen. Und wie ich schon sagte, hat Israel nur wenige Gebiete von denjenigen, welche es ursprünglich erobert hatte, auch unter seiner Fuchtel gehalten (etwa 8%). Selten dürfte es wohl mildere Kriegsgewinner gegeben haben, gemessen an anderen Beispielen der Geschichte. Ich sehe also nicht wirklich ein Argument hierin.
Und abgesehen davon haben sich die Palästinenser selbst in den benachbarten arabischen Staaten mit ihren Verhaltensweisen, etwa die der PLO, nicht beliebt gemacht, sondern haben sich selbst teils massiv geschadet. Das darf man nicht ausblenden, wenn man schon von Flüchtlingen spricht, die sicherlich durch die verlorenen Kriege hervorgebracht wurden.
Zitat:Dabei war (und ist) deutlich erkennbar, dass es den Palästinensern relativ egal ist, was Israel in den Grenzen von 1967 macht. Die israelischen Siedlungen im Westjordanland, also in Palästina, sind das Problem.Fast alle palästinensischen Organisationen haben sich zeitweilig, egal ob kurz- oder langfristig, die Vernichtung Israelis auf die Fahnen geschrieben. Die PLO und die Fatah haben lange Zeit gemordet, ehe sie moderater wurden (und nachdem sie auch in angrenzenden Staaten für Unruhe gesorgt haben). Und selbst heute erkennt die Hamas etwa die Existenz Israels nicht an. Es geht also nicht um Siedlungen, über die man gerne streiten kann und die sicher auch einen Streitpunkt darstellen (wie Abbas ja auch sagt), nein, es geht um die Existenz des ganzen Staates Israel an sich. Und das kann niemals eine Option sein.
Zitat:Mit anderen Worten: immer, wenn die Israeli in der Westbank gebaut und damit die Annexionspläne verfestigt haben, haben, haben Palästinenser zum Terror als (einzig möglicher?) Gegenwehr gegriffen.Naja, den Terror gab es schon lange bevor großartige Bauvorhaben bekannt wurden oder durchgeführt wurden. In der Hochphase des Terrors in den 70er Jahren etwa waren die Siedlungen nur eine marginale Größe, wenn überhaupt. Die Masse der Siedlungen entstand nach Ende des Falls des Eisernen Vorhangs, den Terror aber gab es schon lange Jahre davor. Des weiteren gab es auch Terroranschläge, selbst wenn die Israelis zuvor Baustopps verhängt hatten oder gar illegale Außenposten der Siedler selbst geräumt haben. Insofern: Ein Zusammenhang zwischen Siedlungsbau und Terror mag vielleicht in Teilen für die letzten zehn Jahre zutreffen, aber nicht für den Zeitraum von drei, vier Jahrzehnten davor.
Zitat:So, und wenn man diesen Kontext einmal erkannt hat - Siedlugnsbau hier mit der Folge der terroristischen Aktivitäten dort - dann muss man feststellen, dass die Aufhebung des Baustops genauso kontraproduktiv ist wie der Terrorismus auf der anderen Seite.Ich denke, es ist verhängnisvoll, wenn man beides aneinander direkt koppelt. Selbst wenn die Israelis von heute auf morgen keine neuen Siedlungen mehr bauen würden, würde es dennoch weitere Anschläge geben, das beweist die Vergangenheit. Die Fatah dürfte schon evtl. ernsthaft an einer Art Ausgleich interessiert sein (da will ich auch mal nichts negatives unterstellen), aber die Radikalen von Hamas etc. würden weiter morden, egal wer wo was baut oder nicht baut.
Schneemann.