21.08.2010, 19:19
Dazu ein zwar schon fast ein Jahr alter, aber immer noch aktueller Bericht von Le Monde deplomatique:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.monde-diplomatique.de/pm/2009/10/09.mondeText.artikel,a0007.idx,1">http://www.monde-diplomatique.de/pm/200 ... 0007.idx,1</a><!-- m -->
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.monde-diplomatique.de/pm/2009/10/09.mondeText.artikel,a0007.idx,1">http://www.monde-diplomatique.de/pm/200 ... 0007.idx,1</a><!-- m -->
Zitat:Ausgabe vom 9.10.2009
Indien macht sich stark
von Olivier Zajec
Vor kurzem lief das erste indische Atom-U-Boot vom Stapel, die indische Luftwaffe sucht ein Kampfflugzeug der vierten Generation. Neu-Delhi baut sein konventionelles Militärpotenzial zügig aus. Die ehemalige Führungsmacht der blockfreien Bewegung will sich heute als Großmacht etablieren - den Konkurrenten China fest im Blick.
...
Die Indian Air Force (IAF) ist zweifellos die brillanteste und auch verwöhnteste Waffengattung. Die 1933 von den Briten gegründete Luftwaffe war von den vorsichtigen Kolonialherren zunächst nur für taktische Einsätze ausgestattet worden. Als die IAF nach der Unabhängigkeit US-amerikanische Jagdflugzeuge vom Typ F-104 anschaffen wollte, stand dem das Militärbündnis zwischen Pakistan und den USA im Wege. Das trieb die indische Luftwaffe für lange Zeit in die Arme der russischen Rüstungsindustrie, was zugleich die Übernahme der eher defensiven Strategie der russischen Luftwaffe bedeutete, deren Symbol die MiG-21 als Rückgrat der indischen Luftverteidigung ist. Heute strebt die indische Luftwaffe die Fähigkeit zum strategischen "Angriff in die Tiefe" (deep attack) an und fordert deshalb Flugzeuge, die mit denen moderner westlicher Streitkräfte vergleichbar sind. Für die IAF hat diese Anschaffung so hohe Priorität, dass sie heute weltweit der einzige Kunde ist, dem die Russen Systeme verkaufen, die moderner sind als die ihrer eigenen Luftwaffe, und dass die Russen gemeinsam mit den Indern Prototypen der fünften Generation entwickeln.(9)
Doch das reicht der IAF nicht mehr aus. Heute umwirbt sie vor allem Israel, Frankreich und - trotz des nach wie vor starken traditionellen Antiamerikanismus - sogar die Vereinigten Staaten. Zum Beispiel hat die indische Luftwaffe einen Bieterwettbewerb für 26 Rüstungsprogramme ausgeschrieben. Das wichtigste ist das Medium Multi-Role Combat Aircraft (MMRCA) als Kampfflugzeug der vierten Generation, von dem Indien 126 Stück für fast zwölf Milliarden Dollar anschaffen will. Um diesen "Jahrhundertvertrag" bewerben sich die europäischen Hersteller Dassault, Saab und European Aeronautic Defence and Space (EADS), der russische MiG-Konzern und die US-amerikanischen Flugzeugbauer Boeing und Lockheed Martin.(10)
Allerdings sitzt das Trauma der "technologischen Apartheid" des Kalten Krieges - wie es IAF-Luftwaffengenerals V. K. Verna nennt - so tief, dass die Inder letzten Endes eine vollkommen unabhängige Luftfahrtindustrie aufbauen wollen. Sie wollen also ihre engen Verbindungen zu den Russen, mit denen sie inzwischen sehr vertraut sind, nicht Hals über Kopf gegen eine Abhängigkeit von westlichen Lieferanten eintauschen, die zu unberechenbaren Kehrtwendungen neigen. Das Unternehmen, das die MMRCA-Ausschreibung gewinnt, muss deshalb strenge Auflagen in Sachen Technologietransfer einhalten: Die ersten 18 Flugzeuge müssen bis 2012 ausgeliefert werden, die übrigen 108 werden dann in Indien von Hindustan Aeronautics Limited (HAL) gebaut. Zudem muss das ausgewählte Unternehmen die Hälfte des Auftragsvolumens wieder in die indische Wirtschaft investieren, das sind mindestens sechs Milliarden Dollar.
Die Luftwaffe will eine nationale Flugzeugindustrie
Zumindest die Luftwaffe und die Marine haben das berühmte Improvisations- und Bastlergeschick (jugaad), auf das die indischen Militärs früher so stolz waren, weit hinter sich gelassen. Ihr Drang nach neuen Waffensystemen und Reformen belegt vielmehr den Ehrgeiz der indischen Regierung, die Fähigkeit zu Operationen über große Entfernungen zu erwerben.
...