29.06.2010, 12:24
Nasenbaer schrieb:Die Schiffsbesatzung ist aus zwei Gründen so groß. Nuklearschiffe benötigen mehr Besatzung als solche mit Gasturbinen. Die operativen Vorteile des Nuklearantriebs sind aber enorm. Außerdem sind die Nimitz mehr als 30 Jahre alt. Schaue Dir an, wie die Besatzungstärke bei anderen Einheiten in den letzten 30 Jahren abgenommen hat.- Die operativen Vorteile des CVN sind laut einer Studie von RAND geringer als gedacht (ich muß den Link zuhause suchen und reiche ihn später nach), zumal sie ja mit konventionellen Eskorten unterwegs sind und in der Regel 2- bis 3x die Woche Flugbenzin und Equipment nachtanken.
Ich glaube, daß ein Supercarrier kostengünstiger ist als zwei oder drei CVF, die zusammen die gleiche Kampfkraft bringen. Bleiben zwei Fragen:
a) Wird die Kampfkraft benötigt
b) Gibt es mehr Stationen, die mit Trägern besetzt werden müssen als es Träger gibt?
Zu a) Wenn die USA weiter den Anspruch haben, China einzudämmen und gleichzeitig einen Krieg gegen Mittelmächte wie Iran schnell gewinnen wollen, ja.
Zu b) Das wird mit 10 Supercarriern eng, aber es geht gerade noch. Die schnelle Verlegefähigkeit von CVN hilft dabei. Drittklassige Schauplätze kann man notfalls den Europäern oder den amphibischen Trägern in Kombination mit AEGIS-Schiffen überlassen.
Bei der ganzen Kapazitätsplanung ist wichtig, daß man sich nicht an den aktuellen Einsätzen orientiert, sondern daran, welche Einsätze nötig sein könnten.
- Zur Kosteneffizienz: Laut Fact File der US Navy (Link -hier-) wird für die CVN-78 "Gerald R. Ford" eine "Total Cost of Ownership" (TCO) von 26,8 Mrd US-$ erwartet, wovon die Hälfte für Besatzungskosten draufgehen soll. Dabei wird es als Quantensprung verkauft, daß die Besatzung auf 4.700 Mann verringert wird. Demgegenüber sollen die CVF mit 1.450 Mann auskommen, die mit 36 Jets an Bord 108 Einsätze pro Tag ("sorties") gewährleisten sollen (Link -hier-). Dennoch generiert der CVF mit einem Drittel der Crew etwa 50% der Kapazität des CVN. Teilweise kommt das durch die Katapultcrew, aber trotzdem liegen bei der Automatisierung offenbar Welten zwischen CVN-78 und CVF.
- Der größte Kostenpunkt einer Trägerkampfgruppe sind aber die Flugzeuge, und durch die gesteigerte Effizienz der Waffen braucht man einfach nicht mehr so viele wie früher, um eine Mission durchzuführen und die Verteidigung kann inzwischen besser durch Raketen erfolgen.
Also könnte man m.E. den Air Wing verkleinern und bräuchte dafür nur noch kleinere Träger.
Das Ganze schreibe ich natürlich im Wissen, daß die US Navy in den nächsten 30 Jahren ihr Schwergewicht auf jeden Fall bei den CVN haben wird, selbst wenn das Bauprogramm nach CVN-78 für eine Denkpause auf Eis gelegt werden sollte.
Edit: den Link zur RAND-Studie habe ich in der Mittagspause nicht gefunden, aber einen Bericht des US-Rechnungsprüfungsamtes (GAO) -hier- zu den Trägereinsätzen bei Desert Storm:
Zitat:Desert Storm did not reveal any significant differences between the nuclear-powered carrier U.S.S. Theodore Roosevelt (CVN-71) and five conventionally powered carriers, including the World War II-vintage U.S.S. Midway (CV-41), that could be attributed to nuclear propulsion. Although aircraft from the Roosevelt flew more missions than any other Desert Storm carrier, this was due to several factors independent of the propulsion system, including the distance to targets and the number and mix of aircraft aboard each carrier. When the number of assigned aircraft is considered, the number of sorties generated by each carrier is almost identical.Demnach bestand zwischen CV und CVN bei Operation "Desert Storm" der einzige größere Unterschied im Betrieb in der Zahl der verfügbaren Flugzeuge.
Our analysis also indicated that the Navy supported all six carriers in essentially the same manner. Despite the nuclear carrier's greater jet fuel and ordnance capacity, and its reduced reliance on logistics support, the Roosevelt did not operate for longer intervals between replenishment actions than the conventional carriers. Instead, all of the carriers were replenished at about the same frequency, well before fuel and ordnance reached critical levels.