Papua Neuguinea
#2
Erich schrieb:Papua Neuguinea - der "Pufferstaat" zwischen den beiden potentiellen Kontrahenten - droht in einen solchen Konflikt einbezogen zu werden. Der Konflikt um Ost-Timor zeigt exemplarisch auf, was passieren könnte - und er wäre nur ein kleines Vorspiel zu einem Krieg, der sich ähnlich, aber in weit größerem Ausmaß, auf Neuguinea entwickeln könnte.
"Auf Neuguinea" sehe ich weniger das Potential für einen separatistischen Konflikt wie in Osttimor. Denn Neuguinea ist zweigeteilt, in einen indonesischen und einen ehemals australischen Teil (heute Papua-Neuguinea). In Papua-Neuguinea halte ich einen separatistischen Konflikt für unwahrscheinlich (dazu gleich mehr). Im indonesischen Teil gibt es tatsächlich Reibereien zwischen den Indigenen und der indonesischen Regierung, insbesondere deshalb, weil sich durch das Transmigrasi-Programm viele malayischen Indonesier in Irian Jaya ansiedelten und dort auf die kulturell völlig anderen (und unter sich ebenfalls extrem heterogenen) Papua trafen und deren Kulturen zu bedrohen begannen. Aufgrund des Rohstoffreichtums und einer generellen Allergie gegen Separatismus wird die indonesische Regierung Irian Jaya niemals hergeben. Bewaffnete Konflikte mit den Indigenen sind also durchaus möglich (und vielleicht auch schon vorgekommen). Das wäre dann aber eine inner-indonesische Angelegenheit und müsste auch dort diskutiert werden.

Nun zur Frage, warum ich einen separatistischen Konflikt in Papua-Neuguinea für unwahrscheinlich halte: er ist schlicht nicht nötig (abgesehen von Bougainville). PNG verfügt über wenig Staatsmacht in einigen seiner Gebiete (z.B. in den Hochlandprovinzen), somit ist de facto eine weitreichende Autonomie für zahllose indigene Gruppen bereits gegeben. In dem Zusammenhang ist auch die Frage interessant, ob sich die Bewohner von PNG überhaupt an einer nationalen Identität orientieren können (von der sie sich dann lösen könnten/müssten).
Der Fall von Bougainville ist natürlich speziell. Die Insel ist, wie das Festland, ethnisch sehr heterogen. Warum es zur Sezession kam, kann ich nicht sagen, aber das Berufen auf eine gemeinsame Identität kann es nicht gewesen sein. Vielleicht ist die Distanz zum Festland - überhaupt die Insellage - schon gross genug, um einen Alleingang zu begünstigen.

Konflikte um Bodenschätze halte ich für möglich, da PNG ziemlich reich an solchen ist. Ob aber Australien und Indonesien darüber einen Krieg vom Zaun brechen müssen, ist ungewiss. Solange PNG ein schwacher Staat ist, kann sich das Ausland relativ ungestört an seinem natürlichen Reichtum bedienen. D.h., die beiden grossen Nachbarstaaten können sich auch einfach absprechen, wer was kriegt.
Tribale Konflikte, also innerethnische Kleinkriege, sind in PNG allerdings an der Tagesordnung, vor allem in den Hochlandprovinzen (oder waren es bis vor wenigen Jahren, bin da nicht auf dem aktuellsten Stand). Auch dies ist eine Folge des schwachen Staates.

Erich schrieb:(slideshow)
Danke, genau das Richtige für einen Sonntag! Leider ist der Erzähler die absolute Schlaftablette, einfach nur unglaublich schlecht...
Aber den Ethnologen störts natürlich nicht, weil die Trobriander und Malinowski vorkommen, zwei zwingende Meilensteine eines jeden Ethnologiestudiums :wink:
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