(Zweiter Weltkrieg) Gründe für japans Niederlage im Pazifikkrieg
#49
blasrohr:

Zitat:Was Zusammenwirken der Teilstreitkräftet und Infanterieausbildung angeht schien es ja geklappt zu haben

Gerade dort hat es beispielsweise nicht geklappt. Die Japanischen Teilstreitkräfte agierten dermaßen gegeneinander, daß das Japanische Heer sogar gezwungen war, eigene Landungsboote zu bauen und zu betreiben. Selbst im Krieg hielten sich die Teilstreitkräfte gegenseitig Informationen vor und behinderten sich gegenseitig selbst dann wenn deshalb Soldaten starben.

Innerhalb der verschiedenen Waffengattungen des japanischen Heeres nun dominierte die Infanterie absolut, alles andere wurde der Infanterie nach geordnet.

Die Japaner entwickelten aus dem Krieg gegen das Zaristische Russland und dem Ersten Weltkrieg einfach eine ganz andere Militärdoktrin als alle anderen militärischen Großmächte. Die Japaner gingen davon aus, daß auch der moderne Krieg durch Willen, Fanatismus und hervorragende Infanterietaktik entschieden werden kann. Die Voraussetzung dafür war nach Ansicht der japanischen Militärführung einfach eine höhere Opferbereitschaft und ein wesentlich besseres Können des einzelnen Infanteristen.

Die Japaner wollten dadurch zwei Dinge erreichen: Zum einen ihre Industrielle und Materielle Unterlegenheit gegenüber den anderen Mächten ausgleichen, zum anderen den Krieg als Bewegungskrieg führen, obwohl es ihnen an Panzern, gepanzerten Fahrzeugen und Transportmöglichkeiten mangelte.

Hintergrund war auch die Erfahrungen die sich aus den besonderen Kriegsschauplätzen der Mandschurei, Inneren Mongolei und Ostsibiren ergaben. Die Japaner gingen davon aus, daß nur eine Armee die ganz klar auf Infanterie hin ausgerichtet sei in diesem Gelände einen länger andauernden Kampf gewinnen könne, schlicht und einfach aus den Versorgungsproblemen und der Größe und mangelnden Erschließung des Raumes heraus.

Aus diesem Grund bauten die Japaner beispielsweise ihre Artillerie ab und verringerten die Artillerie und ersetzten Schwere Geschütze durch viel Leichtere Geschütze.

Um Beweglicher zu werden, um Versorgungs- und Transportschwierigkeiten auszuschalten und Unabhängig von langsamen und Versorgungsintensiven Einheiten zu werden.

Genau genommen waren die Japaner einfach absolut konsequent was die Umsetzung ihrer Erfahrungen aus den Kämpfen in der Mandschurei und in Ostsibiren angeht.

So wurde gezielt auf PAK verzichtet und stattdessen mit vollem Bewusstsein einfach eine viel höhere eigene Verlustrate durch feindliche Panzer akzeptiert.

Diese Strategie wies aber zwei entscheidende Fehler auf:

1 Man unterschätzte den Kampfgeist kommunistischer Verbände heillos. Das resultiert aus der Zeit des russischen Bürgerkrieges und der Japanischen Intervention in Ostsibirien. Die Japaner gingen davon aus, das Einheiten der Roten Armee einem fanatischen japanischen Angriff nicht standhalten könnten, sondern sich bei den ersten größeren Verlusten auflösen und fliehen würden.

2 Unterschätzten die Japaner die Logistischen Möglichkeiten der Sowjetunion und die enomen Leistungen der Sowjets beim Bau von Eisenbahnlinien, Straßen usw, die Sowjets verbesserten die Infrastruktur in ihren Ostgebieten seit dem Bürgerkrieg ganz massiv, diese Entwickung blieb den Japanern aber völlig verborgen.

Zitat:Es fehlt einfach das Bindeglied der schlagkräftigen Panzerwaffe und sonstiger Mittel für einen beweglichen Bodenkrieg.

Die Japanische Panzerwaffe war zu dieser Zeit eigentlich durchaus schlagkräftig. Bei Khalkhin Gol wurden beispielsweise gleich im ersten Angriff der Japaner zwei komplette japanische Panzerregimenter eingesetzt. Und beide wurden im Endeffekt von der sowjetischen PAK abgeschlachtet.

Der Bodenkrieg sollte aber eben nicht durch die Panzerwaffe beweglich sein, sondern durch die Überbetonung der Infanterie. Die Japaner gingen davon aus, daß sie in der Mongolei und in Ostsibirien einen Bewegungskrieg nur mit Infanterie betreiben könnten aufgrund des Geländes und der Versorgungsschwierigkeiten.

Folgerichtig verlangten die Japaner von ihrer Infanterie viel größere Marschleistungen und bewaffneten ihre Infanterie im Vergleich nur leicht. Wille und Fanatischer Kampfgeist sollten dann den Mangel an schweren Wafen ausgleichen.

Zitat:Aber in Chalchin-Gol haben sie die Initiative verloren.

Die Japaner verloren meiner Ansicht nach nicht die Initivative sondern ihre ganze Strategie scheiterte einfach daran, daß der Kern des ganzen, die Grundidee mit Fanatischem Kampfgeist den Mangel an schweren Waffen auszugleichen einfach scheiterte.

Die Japaner agierten bei Khalkhin Gol trotz ihres Mangels an Fahrzeugen wesentlich mobiler als die Sowjets. Die Japanische Infanterie marschierte und stürmte mit erstaunlicher Geschwindigkeit, aber sie verblutete einfach im sowjetischen Feuer. Die Japaner gingen dann davon aus, daß die Sowjets dieses Feuervolumen aus logistischen Gründen nicht aufrecht erhalten könnten, tatsächlich aber konnten die Sowjets dies sehr wohl.

Primär deshalb scheiterten die Japaner gegen die Rote Armee. Weil ihre ganze Denkweise, ihre ganze Militärdoktrin auf Atavistischen, Überkommenen Vorstellungen beruhte über das was militärisch durch bloßen Kampfwillen möglich sei.
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