Vatikan
#28
Erich schrieb:
Zitat: Stop:
erst mal sind sowohl der Abt wie auch der Schulleiter von Ettal zurück getreten - für Dinge, die vor ihrer Amtszeit erfolgten;
Sicherlich, aber genau genommen hat noch kein höherer Kirchenmann seinen Hut genommen. Genau genommen sind dies Personen, die eigentlich nichts dafür können, aber zurücktreten, vermutlich um halbwegs Schaden von der Institution abzuwenden. Dabei sollten eigentlich die ursprünglich Verantwortlichen dingfest gemacht werden...
Zitat:dann möchte ich behaupten, dass etwas mehr Differenzierung sinnvoll wäre
a) Prügel und Missbrauch sind zweierlei
a1) geprügelt wurde noch zu meiner Zeit - "Tatzen", "Watschen", an den Haaren ziehen, Ohr umdrehen, Ecke stehen .....
a2) Missbrauch ist ein gesellschaftliches Problem - und kommt leider auch in der Kirche oder in "freien Eliteinternaten" (Odenwald) vor, noch viel öfter aber auch im Sportverein oder gar in der Famile (sind Extrembeispiele wie "Fritzl" schon vergessen?)

b) das darf die Fälle in kirchlichen Einrichtungen nicht relativieren - aber es sollte eine Versachlichung der Diskussion möglich sein
Naja, ich kann dir nicht ganz zustimmen. Die Forderung nach einer Differenzierung zwischen sadistischem Ausfall und Kindesmissbrauch kann man fordern, richtig. Vielleicht ist es auch angebracht. Und es mag sicher leider auch stimmen, dass „damals“ (grob 25 – 50 Jahre) vielleicht manche heute berechtigterweise verurteilte Erziehungsmethode normal war.

Aber dennoch bleibt jeder dieser Vorfälle bedenkenswert, und es ist so, dass Prügel und Missbrauch Kinder traumatisieren können, wenngleich die Auswirkungen unterschiedlich stark sein dürften, weil ein Missbrauch noch immer was anderes ist als eine Ohrfeige und Prügel auch nicht nur eine Ohrfeige, sondern auch ein Zuhauen mit dem Gürtel sein kann. Aber bestehen tun die Auswirkungen, sei es, dass die heutigen Erwachsenen ebenfalls prügeln oder dass sie wirklich (schlimmstenfalls) unter schweren psychischen Nachwirkungen wie Depressionen, Borderline-Syndrom oder Psychosen leiden. Genau genommen haben Erwachsene die Leben dieser Menschen teilweise prägend zerstört als sie noch Kinder waren.

Und alleine dafür, es geht ja schließlich auch um das Seelenheil der betreuten Kinder, sollten einige zumindest zurücktreten (bestrafen wird man sie wegen der sehr kurzen Verjährungsfrist wohl nicht mehr können). Und was auch bedenkenswert ist, ist, dass die Verantwortlichen teilweise sogar gar nicht die Vorkommnisse geklärt haben, sondern vielmehr die Täter einfach nur versetzt oder in die Rente geschickt haben und die Vorfälle so verschleiert haben.

Ärgerlich ist auch, wie z. B. hohe Kirchenobere dann auf die schicke Idee kommen, die 68er-Bewegung und die sexuelle Revolution für die Übergriffe verantwortlich zu machen, obwohl es derartige Übergriffe schon in den 50er und frühen 60er Jahren gab, noch ehe Hippies und freie Liebe gesellschaftlich eine Rolle spielten. Anstatt sich evtl. zu entschuldigen, kommt ein Seitenhieb auf eine wohl eher ungeliebte Gesellschaftsepisode. Und das ist irgendwie symptomatisch.

Es mag stimmen, dass es sexuellen Missbrauch leider überall in einer Gesellschaft gibt, aber gerade in der Obhut einer Kirche, die eine sehr restriktive Sexualmoral pflegt, sollte es das Undenkbare sein und nicht mit einem Hinweis auf die gesellschaftliche allgemeine Basis erklärt werden, wo es immer wieder solche Taten gab und gibt (die allerdings auch nichts mit der 68er-Bewegung am Hut hatten).

Schneemann.
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