13.02.2010, 21:23
Zitat:Denn Fakt ist: der Einmarsch der Alliierten hat erst dazu geführt, dass Drogen zur "Kriegsfinanzierung" >entdeckt< wurden
Das stimmt nicht. Die Herstellung von Rohopium diente schon vor dem Einmarsch der Alliierten der Kriegsfinanzierung. Die Taliban bezogen schon vor unserem Einmarsch den größten Teil ihrer Finanzen aus dem Handel mit Rohopium.
Dieser Handel wurde nur ausgeweitet dadurch, daß wir weiteren Gruppen in Afghanistan ermöglicht haben ebenfalls massiv Drogen anzubauen, etwas was die Taliban vorher deshalb unterbunden haben, damit ihre Gegner daraus keine Einnahmen hatten.
Zitat:Damit bleibt nur ein Weg:
alle Nachbarn mit einer grenzüberschreitenenden Bevölkerung - Usbeken und Tadjiken, Pakistaner und Iraner - müssen in einen Friedensprozess einbezogen werden
Was diese Nachbarn aber nicht tun werden bzw nicht tun können.
Sie haben gar nicht die Fertigkeiten dazu. Und bei anderen fehlt die Motivation.
Die Mehrzahl der Nachbarn hat überhaupt kein Interesse an Frieden in Afghanistan.
Es gibt vielleicht sogar gar keinen Weg, daß halte ich für durchaus wahrscheinlich. Man kann nicht jedes Problem lösen, viele Probleme kann man gar nicht lösen.
Für Afghanistan gibt es nur einen (unwahrscheinlichen) Weg hin zu einer Stabilen Herrschaft:
Man braucht eine bestimmte Gruppe in Afghanistan die ausreichend mächtig ist die dort eine Gewaltherrschaft über die anderen Gruppen ausübt und diese niederhält.
Genau so war die Herrschaft in Afghanistan früher beschaffen.
Zur Zeit aber gibt es eine solche Gruppe nicht bzw die einzige Gruppe mit dem Potential dazu sind die Taliban selbst.
Zitat:Aber: eine solche Offensive löst kein politisches Ursachenproblem, die überhaupt zur Gegnerschaft führten, sondern das "Abtauchen des Gegners" verdeckt allenfalls die Symptome einer viel tiefer angelegten Ursachenproblematik
Natürlich. Absolut richtig.
Bevor man aber überhaupt auch nur an eine Lösung der Politischen Probleme denken kann ist es erstmal notwendig den Gegner zum Abtauchen zu bringen.
Erst dann hat man überhaupt eine (sehr geringe) Chance, die tatsächlichen Ursachen anzugehen, die tatsächlichen Probleme zu lösen.
Die Offensive sollte ja eben nicht für sich allein stehen, sie ist nur ein Teil einer ganzen Reihe von notwendigen Maßnahmen.
Aber sie ist eben durchaus ein notwendiger Teil. Zwar nur ein Teil von mehreren, nichtsdestoweniger ebenso notwendig wie die anderen Teile.
Natürlich bekämpft man damit nur die Symptome, aber das macht man bei vielen Krankheiten auch zunächst bevor man überhaupt die eigentliche Ursache der Krankheit angehen kann.
Ohne Offensive kann man die tatsächlichen Ursachen der Probleme dort überhaupt nicht angehen.