30.01.2010, 11:18
Schneemann schrieb:Erich schrieb:soll ich das so verstehen, dass Analphabetismus und mangelnde humanistische Bildung ausreichen, ein Land zu besetzen - denn:
Zitat: Wir (und ich meine damit den gesamten Westen, nicht nur die Europäer oder Deutschland) haben 2001 überall erklärt, dass wir eine terroristische Bedrohung zurück drängen wollen - den "Krieg gegen den Terror" führen.Nö, war es nicht. Die Taliban und die von ihnen versteckte Clique um Bin Laden waren Banausen, Verbrecher und verblendete Religionsschüler, die zwar Leute wegen Banalitäten grausamst hinrichten, Buddha-Statuen sprengen und Terrorakte begehen konnten, die aber teils nicht mal ihren Namen korrekt schreiben konnten. ... Der Angriff auf Afghanistan 2001 war nach dem 11. September überfällig, weil das Maß voll war.
Das war damals schon "an den Haaren herbeigezogen".
Zitat:Und es sei daran erinnert, dass der Terror sich schon viel früher entlud oder anbahnte zu entladen, noch ehe der Westen in Afghanistan Fuss gefasst hatte, sei es bei dem geplanten Anschlag auf den Straßburger Weihnachtsmarkt 1999 oder den Anschlägen 1998 in Ostafrika.diese von Dir aufgeführten Anschläge waren kein Werk der "Taliban", die sich an keinem Anschlag im Wesen beteiligt hatten (s.o.), können also auch nicht als Begründung für einen Angriff gegen die Taliban herangezogen werden.
Schneemann schrieb:...Dazu
Erich schrieb:Nicht ein einziger Taliban war in den 11. September involviert. Die haben sich für eine Stärkung der Paschtunen in Afghanistan und Pakistan engagiert - Amerika war den Tailiban ziemlich "schnurz".Es war sicher kein Zufall, dass man kurz vor dem 11. September Ahmed Schah Massud in die Luft sprengte und internationale Mitarbeiter von „Shelter Now“ in Geiselhaft nahm. Und das waren Taliban!
1.
Der Tadschike (Perser) Massoud war der Führer der "Nordallianz" und damit der innerafghanische Gegner der Paschtunen, aber:
2.
ob deshalb die "Taliban" Massoud umbrachten ist nach wie vor umstritten.
Nach WIKIPEDIA sollen es arabische Selbstmordattentäter von Al Quaida (und eben nicht die Taliban) gewesen sein, und die Al Quaida hätte durchaus wissen dürfen "was kommt".
Aber WIKIPEIDA ist keine Quelle - und darüber hinaus gibt es noch ganz andere Theorien.
Da greife ich jetzt nicht auf abstruse Verschwörungstheorien zurück (wie die, dass die US-Geheimdienste schon vor dem 11. September wussten, dass ein verheerender Anschlag bevor stand) sondern auf die Fragestellung einer deutschen Universität:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.uni-kassel.de/fb5/frieden/regionen/Afghanistan/schiffer.html">http://www.uni-kassel.de/fb5/frieden/re ... iffer.html</a><!-- m -->
Zitat:Wer hat Ahmed Shah Massud ermordet - zwei Tage vor dem 11. September 2001?Was darin angedeutet wird ist genauso Spekulation (wer war damals eigentlich am Personenschutz von Massoud beteiligt - es gibt Gerüchte, das wäre einer der späteren Spitzenmanager von Blackwater, Cofer Black und eine von der International Bodyguard Association ausgebildete Schutzeskorte gewesen) wie Deine folgende Aussage.
Erinneren Sie sich noch an Ahmed Shah Massud? Er war nicht einer von unzähligen Mudschaheddin der Nordallianz Afghanistans, sondern der designierte Führer eines geeinten afghanischen Volkes - wenn es denn jemals eines hätte geben sollen. Als langjähriger Kämpfer gegen die Sodaten der Sowjetunion und später gegen die Taliban hat er sich in Afghanistan und international einen Namen gemacht. Ausländische Delegationen besuchten den charismatischen Mann, der in der Lage war, die zerstrittenen Gruppen des Landes an einen Tisch zu bringen. Selbst Hekmatyar zählte zu seinen Gesprächspartnern und bei Massud trafen sich die Führer der zerstrittensten Clans.
Es war klar, dass Massud der Kopf Afghanistans sein würde, wenn die Taliban - einst von den Gegnern der Sowjetunion hofiert und protegiert - erst vertrieben sein würden. Das war das gemeinsame Ziel Massuds und seiner Wegbegleiter.
...
Zwei Tage vor dem berühmt gewordenen 11. September und im Schatten desselben. Welch ein Zufall - vor allem, wenn man die Entwicklung seither Revue passieren lässt.
Als Aufenthaltsort des schnell deklarierten Drahtziehers Osama bin Laden hinter den verheerenden Anschlägen des 11. Septembers war Afghanistan das erste Ziel auf der neu zu schreibenden Landkarte. Massud als idealistischer Souverän der Afghanen, die darauf bauen, einer Person ihres Vertrauens die Führung ihres Landes anzuvertrauen, hätte im folgenden Szenario wohl eher gestört. Statt dessen tritt ein bis dahin völlig unbekannter Karsai auf die internationale Plattform, dessen ölkonzernige Vergangenheit auch nicht unbedingt an die große Glocke gehängt werden sollte. Inzwischen gibt es in Afghanistan die gewünschte Pipeline, deren Bau die Taliban nicht zugestimmt hatten und deren Genehmigung vielleicht auch Massud nicht ohne weiteres hingenommen hätte.
...
Du schreibst:
Schneemann schrieb:Sie wussten, was kommt, und haben deswegen sich vorbereitet, bzw. haben versucht, sich ein Faustpfand zu sichern und ihren erbittertsten Gegner aus dem Weg zu räumen, weil sie damit rechneten (wie auch geschehen), dass die NATO sich auf die Nordallianz stützen würde, wenn sie in Afghanistan angreift.dass das so ist wurde nie bewiesen - auch wenn durchaus möglich ist, dass Al Quaida (aber deshalb nicht zwingend die Taliban) wussten, was am 11. September kommt.
Es ist eine schön zusammen gepuzelte Spekulation - und die gegenteilige Spekulation, dass Geheimdienste und/oder private Söldnerfirmen einen starken nationalen Führer beseitigten (zumindest zugeschaut haben) und dann durch eine Marionette ersetzen ist genauso erlaubt.
Letzteres wäre sogar durchaus in der Tradition.
1838 ersetzen die Briten dem Emir Dost Mohammed durch die Marionette Schah Schoja.
In der Folge von 1878 haben die Briten Abdur Rahman als Emir installiert, 1973 putschten Moskau-treue Offiziere (im Sept. 1979 durch einen neuen Putsch verdrängt), 1979 wird der Putschist und "Bluthund" Amin durch Moskau gestürtz und von Babra Karmal ersetzt ...
Zitat:Zudem haben sie viele der Attentäter des 11. September, darunter auch Mohammed Atta und Ziad Jarrah, zeitweilig beherbergt und sie in Terrorcamps ausgebildet. Sie haben insofern die Qaida nicht nur beherbergt, sondern sie auch unterstützt. Wie du also zu deiner Meinung kommst, ist mir schleierhaft.aua - wenn das bei uns als Asylrecht (bei den Paschtunen "Gastrecht") bezeichnete System als Begründung für eine Invasion dienen darf, dann könnte (z.B.) China damit einen Angriff auf Deutschland begründen; schließlich erhalten Menschen aus Xinjiang ("Ostturkestan"), die den Chinesen mit "teroristischen Methoden" (so die offizielle chinesische Wahrnehmung) Widerstand leisten, auch bei uns Asyl.
Ja, ich gehe sogar weiter: Atta und seine Qlique waren längere Zeit in Deutschland! Wir haben sie zeitweilig beherbergt, es gibt sogar gute Gründe für die Annahme, dass der Anschlag vom 11. September in Deutschland mit vorbereitet wurde. Mit Deiner Begründung hätten die USA jederzeit (! einen Angriff auf Deutschland starten können.
Da haben sich also - mit Verlaub - die Wertmaßstäbe etwas verschoben.
Zitat: ...davon bist Du überzeugt - ich bin es nicht, aber mit "wäre" und "hätte" kann natürlich trefflich spekuliert werden!
Erich schrieb:Die Paschtunen waren bereit, Bin-Laden und seine Clique das "Gastrecht" zu entziehen, sie auszuliefern - aber eben nicht an die USA oder ein anderes christliches Land, sondern an ein islamisches Land, das Bin Laden vor ein ordentliches Gericht gestellt hätte.Es gab angesichts der Situation keine andere Wahl als ein Ultimatum, alles andere wäre lachhaft gewesen. Eine Auslieferung hätte man immer wieder verzögert (vor allem auch, weil die Türkei in der NATO ist, sich also im Bündnisfall befunden hätte, und Ägypten mit Mubarak die Amerikaner sicher auch unterstützt hätte), ja man hätte immer neue Argumente gefunden, den finanzstarken Unterstützer nicht ans Messer liefern zu müssen. Man konnte insofern nur eingreifen.
Ägypten - oder auch die Türkei - waren entsprechende Vorstellungen.
Dass Bush jr. entgegen dem Ehrenkodex der Paschtunen darauf nicht eingegangen ist, sondern ultimativ ein "unehrenhaftes Verhalten" forderte, war ein Fehler - und wir haben da alle mitgemacht.
....
Schneemann.
Edit:
das trägt antürlich auch nicht zur Verbesserung bei - wie können solche Kommunikationspannen passieren? Doch nur, wenn es getrennte Einsätze ohne Abstimmung untereinander gibt - oder?
Die Holländer machens wieder vor - die begleiten die Afghanen.
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,675027,00.html">http://www.spiegel.de/politik/ausland/0 ... 27,00.html</a><!-- m -->
Zitat: 30.01.2010
Nächtlicher Einsatz
Nato-Soldaten töten aus Versehen afghanische Kollegen
Nato-Truppen haben bei einem nächtlichen Luftangriff versehentlich vier afghanische Soldaten getötet. Isaf-Einsatzkräfte waren bei einem Einsatz beschossen worden und hatten daraufhin Verstärkung angefordert. Dass sie sich ein Gefecht mit den Verbündeten lieferten, bemerkten sie zu spät.
Kabul - Rätselhafter Zwischenfall mit fatalen Folgen: Soldaten der Nato-Schutztruppe Isaf haben in Afghanistan versehentlich vier afghanische Soldaten getötet. Bei dem Zwischenfall in der Nacht zum Samstag in der Provinz Wardak südwestlich von Kabul wurden sechs weitere afghanische Einsatzkräfte verletzt.
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