17.01.2010, 13:50
Schneemann schrieb:....das halte ich mittel- und langfristig für die einzige realistische Perspektive.
D. h. während die internationalen Einheiten versuchen, die Zivilisten mehr zu schonen und sorgsamer bei der Vorgehensweise zu agieren, was sich in niedrigeren Verlusten bei Nichtbeteiligten ausdrückt, morden die Taliban, die Qaida und die regionalen Drogenbarone und Warlords scheinbar umso enthemmter, weil die Gesamtopferzahlen ja ansteigen. Vielleicht ist dies der Beginn einer Entwicklung wie im Irak, wo die regionalen Führer das wahllose Morden der Islamisten nach einer Phase der Wirren irgendwann nicht mehr ertrugen und sich sogar mit den eigentlich ungeliebten Amerikanern zusammen taten, um eine Stabilisierung zu erreichen (was dann auch geschah, auch wenn noch nicht beileibe eine Befriedung zur Gänze eingesetzt hat). Letztlich könnte es also sein, dass sich die Taliban- und Qaida-Fraktionen so ihr eigenes Grab schaufeln. Wünschenswert wäre es.
....
Schneemann.
Trotz aller Härte (oder vielleicht sogar gerade deswegen), die von Seite der Alliierten im Süden Afghanistans ausgeübt wurde und wird, sind dort die Taliban nicht geschwächt sondern gestärkt worden, sie sind sogar inzwischen so stark, dass die Taliban-Umtriebe bis in den bislang eher ruhigeren Norden ausstrahlen.
Allerdings gibt es eine interessante Entwicklung:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.tagesschau.de/ausland/mudschaheddin100.html">http://www.tagesschau.de/ausland/mudschaheddin100.html</a><!-- m -->
Zitat:Weltspiegelbericht aus Afghanistan(Video - Die Sendung kommt heute Abend um 19:20 Uhr im Ersten)
Die Mudschaheddin-Milizen kehren zurück
In Afghanistan sind die Mudschaheddin-Milizen wieder auf dem Vormarsch. Vielerorts springen sie in die Lücke, die staatliche Stellen hinterlassen. Die Mudschaheddin bieten dort das, was Polizei und Armee nicht gewährleisten: Schutz - wenn auch mit alten Waffen.
und dazu passt das Interview der FAZ:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.faz.net/s/RubDDBDABB9457A437BAA85A49C26FB23A0/Doc~EAA704D5536794494B69BE6696C06E3FC~ATpl~Ecommon~Scontent.html">http://www.faz.net/s/RubDDBDABB9457A437 ... ntent.html</a><!-- m -->
Zitat:17. Januar 2010 Herr Koenigs, Sie ... waren viel für die Vereinten Nationen tätig, zuletzt in Afghanistan. Teilen Sie die Kritik, die Bischöfin Margot Käßman am Militäreinsatz dort geäußert hat?
Nein. Frau Käßmann sagt, man könne Krieg nicht rechtfertigen. Gerade wir Deutschen, die von einem kriegerischen Terrorregime mit Waffengewalt und unter unsäglichen Verlusten befreit worden sind, sollten nicht die Fehler der amerikanischen Pazifisten der Vorkriegszeit wiederholen. Das hat Obama in seiner Friedensnobelpreisrede in Oslo richtig erklärt. Die Taliban werden nicht mit guten Worten und schon gar nicht mit christlichen Predigten am Morden gehindert werden.
...
Da die Verluste der afghanischen Polizei gegenwärtig sehr viel höher sind als die der Armee, müsste diese besser ausgerüstet und besser ausgebildet werden. Nach einem bewaffneten Konflikt braucht man vor Ort Polizei, und zwar Polizei, die sich wehren kann - also nicht der freundliche Kontaktbereichsbeamte, sondern robuste Gendarmerie oder Carabinieri. Wenn ihr denn Truppen aufstocken müsst, stockt die Feldjäger auf, nicht die Kampftruppen. ...