08.01.2010, 10:00
I. Wirtschaftliche Entwicklung als Voraussetzung für Demokratie:
Bevor ich auf China näher eingehe möche ich noch vorab auf ein Buch des Politologen Vali Nasr (einem der anerkannten Iran-Experten der USA) eingehen:
"Forces of Fortune"
a) konkret zum Iran:
Was Nasr dort für den Iran analysiert gilt im Grundsatz überall auf der Welt:
Das Anwachsen einer bürgerlichen Mittelschicht mit wachsendem Wohlstand korrespondiert mit Forderungen nach größerer politischer Freiheit, weniger staatlichen Einschränkungen und gesellschaftlicher Liberalisierung sowie einer stärkeren Verknüpfung mit der Weltwirtschaft.
Die wirtschaftliche Liberalisierung beschleunigt die Forderung nach politischen Reformen. Die ökonomische Modernisierung führt zum Erstarken zivilgesellschaftlicher Elemete und spiegelt die Were und das Lebensgefühl der wachsenden Mittelschicht.
Hierbei muss es sich aber nicht um eine vom Staat abhängige Nomenklatur und Bürokratie sondern eine wirtschaftlich unabhängige bürgerliche Mittelschicht handeln, die nicht vom Staat sondern von den Märkten abhängig ist, deren Interessen mit der Weltwirtschafft verknüpft sind und die damit kulturelle und politische Wertvorstellungen vertritt, die den eigenen ökonomischen Interessen dienen.
Diese bürgerliche Mittelklasse ist der Motor für die Entwicklung von Marktwirtschaft und Demokratie, für Stabilität und den Nedergang radikaler Ideologien."
Mein Eindruck - wir erleben gerade im Iran einen Machtkampf zwischen der bürgerlichen Mittelklasse (auf Seite der Opposition) und der vom Staat abhängigen Mittelklasse, deren Entwicklung und Fortkommen auf der Treue zur Regierung beruht.
b) zu China und anderen Schwellenländern:
Was Nasr hier anhand der bürgerlichen Mittelschicht im Iran analysiert, die sich seit der wirtschaftlichen Reformbewegung der späten 1090er Jahre entwickelt hat, gilt gleichermaßen für alle Länder, insbesondere auch für Schwellenländer wie China.
In China erleben wir gerade einen "Kulturkampf um Chinas Mittelschicht" (wie die Süddeutsche gestern, am 7. Januar berichtete).
Hier stehen sich Befürworter der "Schlacht gegen mafiöse Syndikate" (Korruption - siehe China-Strang) und Verfechter einer rechtsstaatlichen "Verfahrensgerechtigkeit" gegenüber. Soll diese Mittelschicht
Internet, TV-Satelliten, E-Mail, SMS .... die neue Mittelschicht hat Zugang zu unterschiedlichsten Informationsquellen, und nutzt diese auch.
Nu gehts weiter - nochmals unter Verweis auf:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.globaldefence.net/kulturen_im_konflikt/geopolitische_weltordnung/geaendertes_geopolitisches_verstaendnis_5491_27.html">http://www.globaldefence.net/kulturen_i ... 91_27.html</a><!-- m --> hinweisen:
II. Folgen für die Entwicklung der globalen Machtbalance:
Wenn man nun den angesprochenen Maßstab anspricht, dann ergibt sich laut "Wikipedia" <!-- m --><a class="postlink" href="http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_L%C3%A4nder_nach_Bruttoinlandsprodukt_pro_Kopf">http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_ ... t_pro_Kopf</a><!-- m --> (einfach, um eine gemeinsame Quelle zu haben) folgender Stand (kaufkraftbereinigt):
Damit liegen folgende Länder im "Schwellenbereich"
Mit grün hab ich jetzt die EU-Mitglieder und (potentiellen) EU-Beitrittsländer angemerkt, nicht alle diese Staaten wären demnach "EU-Demokratiereif", wobei die wirtschaftliche Situation der Kandidaten interessanter Weise auch mit ein Aufnahmekriterium ist.
Und weiter - um zu unserem Thema zurück zu kommen -
mit rot Russland, also nur vom Charakteristikum "BIP/Einwohner" auf dem Sprung zur Demokratie,
mit blau den Iran mit einer starken Mittelschicht, die zunehmend (Basar) auch politischen Einfluss nimmt und die Regierung unter Druck setzt,
mit olive Brasilien, das bei wirtschaftlichen Schwierigkeiten leicht wieder in eine (Militär-?)Diktatur rutschen könnte,
mit orange China, dessen städtische Mittelschicht sich zunehmend bemerkbar macht,
mit indigo Indien, die "größte Demokratie der Welt", die mit internen Aufständen zu kämpfen hat, und
mit braun den Irak und Afghanistan - wo die USA ausgezogen sind, um "Demokratie zu installieren". Wenn man alleine den Maßstab "Einkommen" nimmt, dann ist das in beiden Ländern derzeit ein aussichtsloses Unterfangen.
In den "BRIC-Staaten" - insbesonderen in China und Indien - erscheint mir aber die wirtschaftlich unabhängige Mittelschicht insgesamt so zahlreich zu sein, daß es für die Regierenden sehr schwer werden wird, sich gegen die Masse dieser Bürgerschicht durchzusetzen, wenngleich das derzeit noch nicht ausgeschlossen ist.
Auch wenn man im Detail über das Kriterium "Einkommen als Basis für Demokratie" streiten kann. Ein Trend bestätigt diese These. Es ist ja auch einleuchtend. Wer um sein Überleben kämpfen muss, hat keine Zeit für demokratische Auseinandersetzungen. Wer dagegen sein Leben wirtschaftlich gestalten kann, also zur "wirtschaftlichen Bourgeoisie" gehört, der möchte auch die politische Gestaltungsfreiheit einfordern.
So und nun zurück zum Kern unseres Themas:
III. Welchen Nationen gehört das 21.jahrhundert??
Nur vom BIP / Einwohner aus gesehen
1.
Russland gehört dazu - und ist nach diesem Kriterium auf der Schwelle zur Demokratie
2.
Im Iran wird die bürgerliche Mittelschicht, die Demokratie einfordert, immer stärker. Sie ist jetzt schon erstaunlich stark, aber noch nicht ganz durchsetzungsfähig. Damit verliert die Entwicklung im Iran ihren Schrecken. Und der Iran ist jetzt schon ein Magnet, ein Anziehungspunkt für die Bewohner von Tadschikistan (Nr. 146) und Afghanistan (Nr. 173 auf der Liste).
Der Iran hat also das Potential für eine regionale (Mittel-)Macht.
3.
Brasilien (Nr. 78 der Liste) Chile (Nr. 57) und Argentienien (Nr. 59) bilden mit Uruguay (Nr. 62)Venezuela (Nr. 65) und benachbarten Staaten insbesondere aus dem Bereich der Karabik einen weiteren "Cluster" für eine - mit wachsender Wirschaftskraft - zunehmend demokratisch strukturiere Gesellschaft.
4.
Die Turksprachigen Staaten um die Türkei (Nr. 63), Kasachstan (Nr. 70), und Aerbaidschan haben das Potential, aufzuschließen.
5.
Die arabischen Staaten sind noch weit von einer demokratischen Entwicklung entfernt. Saudi Arabien verfügt zwar über hohes Einkommen, ist aber durch seine rigide Ausformung des Islam (Wahabismus) selbst gelähmt.
Der Oman (Nr. 37), Libyen (Nr. 56) der Libanon (Nr. 64) oder Tunesien (Nr. 89) sind zu klein, um die arabische Welt zu beeinflussen. Dazu wären Algerien (Nr. 97) oder Ägypten (Nr. 102) in der Lage. Für diese Länder ist aber wieder das durchschnittliche Einkommen zu niedrig, als dass hier eine positive Entwicklung zu erwarten wäre.
6.
Bei China (Nr. 101) und Indien (Nr. 130) besteht alleine schon aufgrund der Bevölkerungsmasse eine so hohe Zahl an Mitgliedern einer "Mittelschicht", dass die Regierungen zunehmend auf diese Bevölkerungsanteile Rücksicht nehmen müssen. Dazu trägt die wirtschaftliche Entwicklung zu einer Verbreiterung der Mittelschicht bei.
Hier ist mit zuenhmendem Wohlstand eine immer demokratischere Entwicklung zu erwarten.
7.
Die "asiatischen Tigerstaaten" (ASEAN) mit Malaysia (Nr. 61), Indonesien (Nr. 122) und den Philippinen (Nr. 124) sind dagegen abgeschlagen und vor Erschütterungen nicht gefeit.
Diesen Staaten Zugang zu Waffensysteme großer Zerstörungskraft zu geben wäre fatal.
IV. Zusammenfassung in provokanten Thesen:
Neben den BRIC Staaten - Brasilien, Russland, Indien und China und deren Umfeld - ist also insbesondere zu erwarten, dass der Iran und die turksprachichen Staaten Zentralasiens in den kommenden Jahrzehnten zu der Staatengruppe gehören, die sich zumindest den Hegemonialbestrebungen anderer Staaten entziehen können.
In diesen Staaten ist auch das durchschnittliche Einkommen so groß, dass zunehmend ein Einfluss der bürgerlichen Mittelschicht auf die Politik und damit auch - soweit noch nicht geschehen - eine Demokratisierung zu erwarten ist.
Russland, Iran, Brasilien, China und Indien - aber auch die genannten turksprachigen Staaten, Algerien und Ägypten sind in diesem Prozess aber vor Rückschlägen nicht gefeit, die insbesondere bei wirtschaftlichen Rückschlägen zu erwarten sind.
Daher wäre es - auch im Sicherheitsinteresse des Westens - kontraproduktiv, in diesen Staaten durch Wirtschaftsembargos oder Handelsblockaden wirtschaftliche und damit politische Erschütterungen auszulösen, die den Bestand der demokratisch orientierten Mittelschicht bedrohen könnten.
Vielmehr müsste es im Interesse des Westens allgemein und der Nachbarstaaten insbesondere sein, durch Wirtschaftsförderung das Wachstum in diesen Ländern zu fördern und damit die bürgerliche Bourgouisie zu stärken, was letztendlich zur verstärkten Demokratisierung dieser "Schwellenländer" beitragen wird.
V. Müssen wir eine wirtschaftliche Stärkung der Schwellenländer (z.B. Chinas) fürchten?
Nein, denn wenn die These stimmt - und ein Vergleich der "Einkommens-Rangliste" mit der demokratischen Entwicklung eines Staates bestätigt den Trend aus dieser These - dann geht die wirtschaftliche Stärkung mit einer stärkung der bürgerlichen Mittelklasse und mit einer Stärkung der Demokratie in diesen Staaten einher.
Damit verlieren wirtschaftlich erstarkende Staaten aber zugleich an "Drohpotential", denn - demokratische Staaten haben untereinander noch nie Krieg geführt.
Oder - mit anderen Worten:
Wirtschaftliche Stärkung des vermeintlichen Feindes und dessen bürgerlichen Mittelstandes ist die beste Friedenspolitik, die es geben kann - und weitaus effektiver als jedes eigene Aufrüstungsprogramm.
Bevor ich auf China näher eingehe möche ich noch vorab auf ein Buch des Politologen Vali Nasr (einem der anerkannten Iran-Experten der USA) eingehen:
"Forces of Fortune"
a) konkret zum Iran:
Was Nasr dort für den Iran analysiert gilt im Grundsatz überall auf der Welt:
Das Anwachsen einer bürgerlichen Mittelschicht mit wachsendem Wohlstand korrespondiert mit Forderungen nach größerer politischer Freiheit, weniger staatlichen Einschränkungen und gesellschaftlicher Liberalisierung sowie einer stärkeren Verknüpfung mit der Weltwirtschaft.
Die wirtschaftliche Liberalisierung beschleunigt die Forderung nach politischen Reformen. Die ökonomische Modernisierung führt zum Erstarken zivilgesellschaftlicher Elemete und spiegelt die Were und das Lebensgefühl der wachsenden Mittelschicht.
Hierbei muss es sich aber nicht um eine vom Staat abhängige Nomenklatur und Bürokratie sondern eine wirtschaftlich unabhängige bürgerliche Mittelschicht handeln, die nicht vom Staat sondern von den Märkten abhängig ist, deren Interessen mit der Weltwirtschafft verknüpft sind und die damit kulturelle und politische Wertvorstellungen vertritt, die den eigenen ökonomischen Interessen dienen.
Diese bürgerliche Mittelklasse ist der Motor für die Entwicklung von Marktwirtschaft und Demokratie, für Stabilität und den Nedergang radikaler Ideologien."
Mein Eindruck - wir erleben gerade im Iran einen Machtkampf zwischen der bürgerlichen Mittelklasse (auf Seite der Opposition) und der vom Staat abhängigen Mittelklasse, deren Entwicklung und Fortkommen auf der Treue zur Regierung beruht.
b) zu China und anderen Schwellenländern:
Was Nasr hier anhand der bürgerlichen Mittelschicht im Iran analysiert, die sich seit der wirtschaftlichen Reformbewegung der späten 1090er Jahre entwickelt hat, gilt gleichermaßen für alle Länder, insbesondere auch für Schwellenländer wie China.
In China erleben wir gerade einen "Kulturkampf um Chinas Mittelschicht" (wie die Süddeutsche gestern, am 7. Januar berichtete).
Hier stehen sich Befürworter der "Schlacht gegen mafiöse Syndikate" (Korruption - siehe China-Strang) und Verfechter einer rechtsstaatlichen "Verfahrensgerechtigkeit" gegenüber. Soll diese Mittelschicht
Zitat:auf die harte, gerechte Hand charistmatischer Staatenlenker setzen? Oder ... auf Experten vertrauen und sich juristisch gegen die Staatswillkür zur Wehr setzen?"Dieser Streit wird auch im Internet durch Blogger u.ä. ausgetragen, und ist deshalb so gut verfolgbar. Zugleich zeigt sich aber damit auch, dass diese neuen Medien eben auch das Informationsmonopol einer diktatorischen Autokratie untergraben.
Internet, TV-Satelliten, E-Mail, SMS .... die neue Mittelschicht hat Zugang zu unterschiedlichsten Informationsquellen, und nutzt diese auch.
Nu gehts weiter - nochmals unter Verweis auf:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.globaldefence.net/kulturen_im_konflikt/geopolitische_weltordnung/geaendertes_geopolitisches_verstaendnis_5491_27.html">http://www.globaldefence.net/kulturen_i ... 91_27.html</a><!-- m --> hinweisen:
Zitat:...
Nach neuesten wissenschaftlichen Untersuchungen, die von der Wirtschaftswoche (WiWo) am 21. Januar 2008 zitiert wurden ("Two Views in Institutions of Development: The Grand Traisition versus the Primacy of Institutions") sei belegbar, dass erst steigender Wohlstand in vielen Ländern demokratische Strukturen hervorgebracht habe. Die Einkommensschwelle, von der an sich demokratische Strukturen etablierten, läge dabei historisch gesehen meist zwischen 32 und 50 % des Pro-Kopf-Einkommens der USA. Herausgegriffen hat die WiWo das Beispiel Spaniens, dessen Wechsel von der Franco-Dikatatur zu demokratischen Strukuren Mitte der Siebzigerjahre einsetzte, "als das Pro-Kopf-Einkommen das Niveau von 50 % erreicht hatte". Die Entwicklungspolitik müsse "sich daher stärker um die Beseitigung der Wachstumsbremsen kümmern. Dazu gehöre neben der Krankheitsbekämpfung auch die bessere Ausstattung der Entwicklungsländer mit technischem Know-how."
...
II. Folgen für die Entwicklung der globalen Machtbalance:
Wenn man nun den angesprochenen Maßstab anspricht, dann ergibt sich laut "Wikipedia" <!-- m --><a class="postlink" href="http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_L%C3%A4nder_nach_Bruttoinlandsprodukt_pro_Kopf">http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_ ... t_pro_Kopf</a><!-- m --> (einfach, um eine gemeinsame Quelle zu haben) folgender Stand (kaufkraftbereinigt):
Zitat:Rang Land 2008 BIP pro Kopf in US-$- 32 - 50 % wären also ~ 15.000 - 23.450 $
6. Vereinigte Staaten 46.859
Damit liegen folgende Länder im "Schwellenbereich"
Zitat:37 Oman 24.153und die nachfolgenden Staaten wären "noch nicht ganz so weit"
38 Saudi-Arabien 23.834
39 Malta 23.760
40 Portugal 22.190
41 Slowakei 22.040
42 Seychellen 21.910
43 Trinidad und Tobago 20.723
44 Estland 20.259
45 Antigua und Barbuda 19.572
46 Ungarn 19.499
47 Barbados 19.026
48 Litauen 18.946
49 Kroatien 18.545
50 Äquatorialguinea 18.029
51 Polen 17.482
52 Lettland 17.071
53 Russland 15.922
Zitat:54 Botsuana 14.882Einige Länder habe ich hervorgehoben, weil ich darauf nock kurz eingehen will.
55 Mexiko 14.560
56 Libyen 14.533
57 Chile 14.510
58 Gabun 14.478
59 Argentinien 14.413
60 St. Kitts und Nevis 14.169
61 Malaysia 14.072
62 Uruguay 13.295
63 Türkei 13.138
64 Libanon 13.032
65 Venezuela 12.785
66 Rumänien 12.580
67 Bulgarien 12.341
68 Weißrussland 12.291
69 Mauritius 11.992
70 Kasachstan 11.416
71 Panama 11.343
72 Iran 11.250
73 Montenegro 11.092
74 Grenada 10.843
75 St. Lucia 10.819
76 Serbien 10.792
77 Costa Rica 10.752
78 Brasilien 10.326
79 St. Vincent und die Grenadinen 10.150
80 Südafrika 10.119
81 Dominica 10.046
82 Mazedonien 9.157
83 Aserbaidschan 8.620
84 Peru 8.580
85 Dominikanische Republik 8.571
86 Suriname 8.324
87 Thailand 8.225
88 Kolumbien 8.215
89 Tunesien 7.963
90 Belize 7.882
91 Jamaika 7.766
92 Ecuador 7.685
93 Bosnien und Herzegowina 7.611
94 El Salvador 7.552
95 Ukraine 7.347
96 Albanien 6.859
97 Algerien 6.698
98 Namibia 6.578
99 Angola 6.331
100 Kiribati 6.112
101 China 5.963
102 Ägypten 5.898
103 Samoa 5.733
104 Turkmenistan 5.733
105 Swasiland 5.635
106 Tonga 5.373
107 Jordanien 5.314
108 Armenien 5.273
109 Bhutan 5.238
110 Malediven 4.951
111 Guatemala 4.899
112 Georgien 4.863
113 Paraguay 4.778
114 Syrien 4.749
115 Sri Lanka 4.581
116 Marokko 4.394
117 Bolivien 4.330
118 Honduras 4.268
119 Vanuatu 4.244
120 Fidschi 4.185
121 Guyana 4.035
122 Indonesien 3.987
123 Republik Kongo 3.913
124 Philippinen 3.546
125 Mongolei 3.541
126 Kap Verde 3.499
127 Irak 3.479
128 Moldawien 3.174
129 Vietnam 2.784
130 Indien 2.762
131 Pakistan 2.739
132 Nicaragua 2.688
133 Usbekistan 2.630
134 Jemen 2.412
135 Dschibuti 2.392
136 Osttimor 2.365
137 Sudan 2.305
138 Laos 2.204
139 Kirgisistan 2.180
140 Kamerun 2.153
141 Nigeria 2.134
142 Papua-Neuguinea 2.105
143 Kambodscha 2.066
144 Mauretanien 2.052
145 Salomonen 2.047
146 Tadschikistan 2.019
147 São Tomé und Príncipe 1.749
148 Senegal 1.736
149 Kenia 1.713
150 Tschad 1.657
151 Elfenbeinküste 1.640
152 Benin 1.605
153 Ghana 1.520
154 Sambia 1.399
155 Gambia 1.389
156 Bangladesch 1.389
157 Tansania 1.352
158 Haiti 1.316
159 Lesotho 1.302
160 Burkina Faso 1.266
161 Myanmar 1.160
162 Komoren 1.155
163 Uganda 1.152
164 Nepal 1.142
165 Mali 1.126
166 Ruanda 1.126
167 Guinea 1.003
168 Madagaskar 976
169 Äthiopien 897
170 Mosambik 897
171 Malawi 834
172 Togo 810
173 Afghanistan 758
174 Eritrea 747
175 Zentralafrikanische Republik 739
176 Niger 738
177 Sierra Leone 725
178 Guinea-Bissau 485
179 Burundi 389
180 Liberia 373
181 Demokratische Republik Kongo 328
Mit grün hab ich jetzt die EU-Mitglieder und (potentiellen) EU-Beitrittsländer angemerkt, nicht alle diese Staaten wären demnach "EU-Demokratiereif", wobei die wirtschaftliche Situation der Kandidaten interessanter Weise auch mit ein Aufnahmekriterium ist.
Und weiter - um zu unserem Thema zurück zu kommen -
mit rot Russland, also nur vom Charakteristikum "BIP/Einwohner" auf dem Sprung zur Demokratie,
mit blau den Iran mit einer starken Mittelschicht, die zunehmend (Basar) auch politischen Einfluss nimmt und die Regierung unter Druck setzt,
mit olive Brasilien, das bei wirtschaftlichen Schwierigkeiten leicht wieder in eine (Militär-?)Diktatur rutschen könnte,
mit orange China, dessen städtische Mittelschicht sich zunehmend bemerkbar macht,
mit indigo Indien, die "größte Demokratie der Welt", die mit internen Aufständen zu kämpfen hat, und
mit braun den Irak und Afghanistan - wo die USA ausgezogen sind, um "Demokratie zu installieren". Wenn man alleine den Maßstab "Einkommen" nimmt, dann ist das in beiden Ländern derzeit ein aussichtsloses Unterfangen.
In den "BRIC-Staaten" - insbesonderen in China und Indien - erscheint mir aber die wirtschaftlich unabhängige Mittelschicht insgesamt so zahlreich zu sein, daß es für die Regierenden sehr schwer werden wird, sich gegen die Masse dieser Bürgerschicht durchzusetzen, wenngleich das derzeit noch nicht ausgeschlossen ist.
Auch wenn man im Detail über das Kriterium "Einkommen als Basis für Demokratie" streiten kann. Ein Trend bestätigt diese These. Es ist ja auch einleuchtend. Wer um sein Überleben kämpfen muss, hat keine Zeit für demokratische Auseinandersetzungen. Wer dagegen sein Leben wirtschaftlich gestalten kann, also zur "wirtschaftlichen Bourgeoisie" gehört, der möchte auch die politische Gestaltungsfreiheit einfordern.
So und nun zurück zum Kern unseres Themas:
III. Welchen Nationen gehört das 21.jahrhundert??
Nur vom BIP / Einwohner aus gesehen
1.
Russland gehört dazu - und ist nach diesem Kriterium auf der Schwelle zur Demokratie
2.
Im Iran wird die bürgerliche Mittelschicht, die Demokratie einfordert, immer stärker. Sie ist jetzt schon erstaunlich stark, aber noch nicht ganz durchsetzungsfähig. Damit verliert die Entwicklung im Iran ihren Schrecken. Und der Iran ist jetzt schon ein Magnet, ein Anziehungspunkt für die Bewohner von Tadschikistan (Nr. 146) und Afghanistan (Nr. 173 auf der Liste).
Der Iran hat also das Potential für eine regionale (Mittel-)Macht.
3.
Brasilien (Nr. 78 der Liste) Chile (Nr. 57) und Argentienien (Nr. 59) bilden mit Uruguay (Nr. 62)Venezuela (Nr. 65) und benachbarten Staaten insbesondere aus dem Bereich der Karabik einen weiteren "Cluster" für eine - mit wachsender Wirschaftskraft - zunehmend demokratisch strukturiere Gesellschaft.
4.
Die Turksprachigen Staaten um die Türkei (Nr. 63), Kasachstan (Nr. 70), und Aerbaidschan haben das Potential, aufzuschließen.
5.
Die arabischen Staaten sind noch weit von einer demokratischen Entwicklung entfernt. Saudi Arabien verfügt zwar über hohes Einkommen, ist aber durch seine rigide Ausformung des Islam (Wahabismus) selbst gelähmt.
Der Oman (Nr. 37), Libyen (Nr. 56) der Libanon (Nr. 64) oder Tunesien (Nr. 89) sind zu klein, um die arabische Welt zu beeinflussen. Dazu wären Algerien (Nr. 97) oder Ägypten (Nr. 102) in der Lage. Für diese Länder ist aber wieder das durchschnittliche Einkommen zu niedrig, als dass hier eine positive Entwicklung zu erwarten wäre.
6.
Bei China (Nr. 101) und Indien (Nr. 130) besteht alleine schon aufgrund der Bevölkerungsmasse eine so hohe Zahl an Mitgliedern einer "Mittelschicht", dass die Regierungen zunehmend auf diese Bevölkerungsanteile Rücksicht nehmen müssen. Dazu trägt die wirtschaftliche Entwicklung zu einer Verbreiterung der Mittelschicht bei.
Hier ist mit zuenhmendem Wohlstand eine immer demokratischere Entwicklung zu erwarten.
7.
Die "asiatischen Tigerstaaten" (ASEAN) mit Malaysia (Nr. 61), Indonesien (Nr. 122) und den Philippinen (Nr. 124) sind dagegen abgeschlagen und vor Erschütterungen nicht gefeit.
Diesen Staaten Zugang zu Waffensysteme großer Zerstörungskraft zu geben wäre fatal.
IV. Zusammenfassung in provokanten Thesen:
Neben den BRIC Staaten - Brasilien, Russland, Indien und China und deren Umfeld - ist also insbesondere zu erwarten, dass der Iran und die turksprachichen Staaten Zentralasiens in den kommenden Jahrzehnten zu der Staatengruppe gehören, die sich zumindest den Hegemonialbestrebungen anderer Staaten entziehen können.
In diesen Staaten ist auch das durchschnittliche Einkommen so groß, dass zunehmend ein Einfluss der bürgerlichen Mittelschicht auf die Politik und damit auch - soweit noch nicht geschehen - eine Demokratisierung zu erwarten ist.
Russland, Iran, Brasilien, China und Indien - aber auch die genannten turksprachigen Staaten, Algerien und Ägypten sind in diesem Prozess aber vor Rückschlägen nicht gefeit, die insbesondere bei wirtschaftlichen Rückschlägen zu erwarten sind.
Daher wäre es - auch im Sicherheitsinteresse des Westens - kontraproduktiv, in diesen Staaten durch Wirtschaftsembargos oder Handelsblockaden wirtschaftliche und damit politische Erschütterungen auszulösen, die den Bestand der demokratisch orientierten Mittelschicht bedrohen könnten.
Vielmehr müsste es im Interesse des Westens allgemein und der Nachbarstaaten insbesondere sein, durch Wirtschaftsförderung das Wachstum in diesen Ländern zu fördern und damit die bürgerliche Bourgouisie zu stärken, was letztendlich zur verstärkten Demokratisierung dieser "Schwellenländer" beitragen wird.
V. Müssen wir eine wirtschaftliche Stärkung der Schwellenländer (z.B. Chinas) fürchten?
Nein, denn wenn die These stimmt - und ein Vergleich der "Einkommens-Rangliste" mit der demokratischen Entwicklung eines Staates bestätigt den Trend aus dieser These - dann geht die wirtschaftliche Stärkung mit einer stärkung der bürgerlichen Mittelklasse und mit einer Stärkung der Demokratie in diesen Staaten einher.
Damit verlieren wirtschaftlich erstarkende Staaten aber zugleich an "Drohpotential", denn - demokratische Staaten haben untereinander noch nie Krieg geführt.
Oder - mit anderen Worten:
Wirtschaftliche Stärkung des vermeintlichen Feindes und dessen bürgerlichen Mittelstandes ist die beste Friedenspolitik, die es geben kann - und weitaus effektiver als jedes eigene Aufrüstungsprogramm.