04.01.2010, 14:30
Ingenieur schrieb:
Im schlimmsten Falle kommt dann eine linksterroristische Denke daraus hervor, die sich gegen Juden richtet, so wie es 1976 geschah, als deutsche Linksterroristen und Palästinenser der PFLP eine Air-France-Maschine nach Entebbe entführten und die deutschen Terroristen die jüdischen Flugreisenden von den nichtjüdischen selektierten, fast so wie es die Nazis 35 Jahre früher getan hatten.
Zu dem Problem des Israels, dass im Weltbild mancher als verlängerter Arm amerikanischer „Imperialisten“ angesehen wird, kommt hinzu, dass sich Israel selbst mit den vor allem ab den 90er Jahren stark ins Land gekommenen, zumeist osteuropäischen Siedlern, die ein teils äußerst fundamentalistisches und gegenüber Palästinensern intolerantes bis hasserfülltes Weltbild besitzen, eine Gesinnung ins Land geholt hat, die die israelische Gesellschaft vor eine erhebliche Zerreißprobe stellt zwischen Gemäßigten und Radikalen. Selbst der jetzige Außenminister Lieberman, dessen araberfeindlicher Tenor einem die Haare zu Berge stehen lassen müsste, ist kein gebürtiger Israeli, sondern stammt aus der früheren UdSSR und wanderte erst in den frühen 80er Jahren nach Israel ein.
Ich persönlich konnte die Erfahrung machen, dass die Israelis, die seit vielen Jahrzehnten im Lande leben, gemäßigter sind als die Nachgezogenen der letzten zwei Jahrezehnte aus dem früheren Osteuropa, und dass diese auch wissen, dass man einen Ausgleich mit den Palästinensern suchen muss, um Frieden zu erreichen. Nur kommt hinzu, dass diese Israelis neuerdings angesichts der Atom-Drohungen aus Teheran und des Terrors von Hamas, Hisbollah und Co. ziemlich verunsichert sind und dann, vor dem Hintergrund eigener Schutzbedürfnisse und Ängste, lieber auch einer Mitte-Rechts-Regierung unter Netanjahu bereit sind zu akzeptieren, wo politische Hardliner wie Herr Lieberman dann plötzlich mitreden dürfen. Und dann allerdings, wenn dies wie derzeit geschieht, kommen bei uns plötzlich die ehemaligen oder neuen Linken oder „Antiimperialisten“, die eh sowieso gerne Israel als verlängerten Arm Washingtons sehen, aus der Deckung und faseln vom Warschauer Ghetto in Gaza oder von SA-Methoden, wenn sie gegen Israel wettern wollen. Und damit meine ich nicht nur jetzt User Erichs Beiträge, nein, es gab vor nicht allzu langer Zeit sogar eine Talkshow in der ARD, wo z. B. „Nahostexperte“ Ulrich Kienzle, der manchen Usern vielleicht noch wegen seiner Sendung mit Bodo Hauser ein Begriff ist, ungeniert von „Einsatzgruppen“-Methoden sprach...
Insofern: Wer kann denn da Erich ein Vorwurf machen, wenn selbst erklärte Journalisten und „Nahostexperten“ wie Herr Kienzle sich so versteigen? Aber gut, Herr Kienzle wusste ja nicht mal im Anschluss, dass die „verbotene Stadt“ – nach der er gefragt wurde – in Peking liegt. Da weiß man ja dann, was man von seinen anderen Aussagen zu halten hat, bzw. wie man sie einschätzen sollte. Nur sollte man solchen Leuten dann nicht die moralisch-verurteilende Oberhoheit samt Berufsempörung überlassen.
Schneemann.
Zitat: aber eine Anspruchshaltung an Israel und in Schutz nehmen der Palästinenser kommt zumindest in deutschen Medien und Foren, vor allem der politischen Mitte bis Linken zugeordnet doch recht häufig vor, wie es mir erscheint.Das trifft auch teils zu. Wobei die Gründe verschieden sind, von einer einfachen antiisraelischen Grundhaltung oder gar einem plumpen Antisemitismus kann man nicht direkt sprechen, wobei es natürlich aber auch solche Einflüsse geben mag (es sollte insofern nicht angenommen werden, dass Judenhass eine klassische Disziplin rechtsradikaler Gesinnungen wäre). Eher ist dies z. T. auf eine seltsame Mischung zurückzuführen, die sich aus den Resten antiamerikanischer und antiimperialistischer Grundstimmungen zusammensetzt. Was sich früher in Demonstrationen gegen den Krieg in Vietnam und in Studentenprotesten gegen den Schah oder für den Vietcong entlud, hat sich, da Israel vom Westen, besonders den USA, stark unterstützt wird, von den USA in weiten Teilen auf Israel umgelenkt, das man als verlängerten Arm der amerikanischen „Imperialisten“ in Nahost zu deuten bereit ist. Mixt man dazu noch mangelnde Kenntnisse, eigene religiöse oder politische Ideale oder stumpf-bereitwilligen Glauben an arabische Meldungen aus diesem Gebiet – wo natürlich die Palästinenser als Opfer eines imperialistischen Zionismus gezeigt werden und wo die Terrortaten fanatischer Palästinenser als Befreiungskampf heroisiert werden –, die man infolge der eigenen Abneigung gegen vieles amerikanische, inklusive dem selbst schon von Scholl-Latour angeführten „CNN-Syndrom“, bereit ist gerne aufzunehmen (einfach, weil es nur nicht von der nicht gerade geliebten Supermacht kommt), dann kann sich daraus ein seltsames Konglomerat bilden, dass eine eindeutig antiisraelische Grundhaltung formt.
Im schlimmsten Falle kommt dann eine linksterroristische Denke daraus hervor, die sich gegen Juden richtet, so wie es 1976 geschah, als deutsche Linksterroristen und Palästinenser der PFLP eine Air-France-Maschine nach Entebbe entführten und die deutschen Terroristen die jüdischen Flugreisenden von den nichtjüdischen selektierten, fast so wie es die Nazis 35 Jahre früher getan hatten.
Zu dem Problem des Israels, dass im Weltbild mancher als verlängerter Arm amerikanischer „Imperialisten“ angesehen wird, kommt hinzu, dass sich Israel selbst mit den vor allem ab den 90er Jahren stark ins Land gekommenen, zumeist osteuropäischen Siedlern, die ein teils äußerst fundamentalistisches und gegenüber Palästinensern intolerantes bis hasserfülltes Weltbild besitzen, eine Gesinnung ins Land geholt hat, die die israelische Gesellschaft vor eine erhebliche Zerreißprobe stellt zwischen Gemäßigten und Radikalen. Selbst der jetzige Außenminister Lieberman, dessen araberfeindlicher Tenor einem die Haare zu Berge stehen lassen müsste, ist kein gebürtiger Israeli, sondern stammt aus der früheren UdSSR und wanderte erst in den frühen 80er Jahren nach Israel ein.
Ich persönlich konnte die Erfahrung machen, dass die Israelis, die seit vielen Jahrzehnten im Lande leben, gemäßigter sind als die Nachgezogenen der letzten zwei Jahrezehnte aus dem früheren Osteuropa, und dass diese auch wissen, dass man einen Ausgleich mit den Palästinensern suchen muss, um Frieden zu erreichen. Nur kommt hinzu, dass diese Israelis neuerdings angesichts der Atom-Drohungen aus Teheran und des Terrors von Hamas, Hisbollah und Co. ziemlich verunsichert sind und dann, vor dem Hintergrund eigener Schutzbedürfnisse und Ängste, lieber auch einer Mitte-Rechts-Regierung unter Netanjahu bereit sind zu akzeptieren, wo politische Hardliner wie Herr Lieberman dann plötzlich mitreden dürfen. Und dann allerdings, wenn dies wie derzeit geschieht, kommen bei uns plötzlich die ehemaligen oder neuen Linken oder „Antiimperialisten“, die eh sowieso gerne Israel als verlängerten Arm Washingtons sehen, aus der Deckung und faseln vom Warschauer Ghetto in Gaza oder von SA-Methoden, wenn sie gegen Israel wettern wollen. Und damit meine ich nicht nur jetzt User Erichs Beiträge, nein, es gab vor nicht allzu langer Zeit sogar eine Talkshow in der ARD, wo z. B. „Nahostexperte“ Ulrich Kienzle, der manchen Usern vielleicht noch wegen seiner Sendung mit Bodo Hauser ein Begriff ist, ungeniert von „Einsatzgruppen“-Methoden sprach...
Insofern: Wer kann denn da Erich ein Vorwurf machen, wenn selbst erklärte Journalisten und „Nahostexperten“ wie Herr Kienzle sich so versteigen? Aber gut, Herr Kienzle wusste ja nicht mal im Anschluss, dass die „verbotene Stadt“ – nach der er gefragt wurde – in Peking liegt. Da weiß man ja dann, was man von seinen anderen Aussagen zu halten hat, bzw. wie man sie einschätzen sollte. Nur sollte man solchen Leuten dann nicht die moralisch-verurteilende Oberhoheit samt Berufsempörung überlassen.
Schneemann.