07.12.2009, 23:31
Zitat:Zuerst muss man die Taliban wieder zerschlagen, dann kann Aufbau stattfinden.Dem möchte ich ausdrücklich zustimmen. Ohne einen gravierenden Wandel im Einsatzkonzept für Afghanistan wird es keinen Erfolg geben. Und dieser Erfolg wird sicher nicht durch Zerreden und Rumverhandeln wegen 1.000 Soldaten oder dem grundsätzlichen Infragestellen des Einsatzes gegenwärtig erreicht werden. Diejenigen, die jetzt nicht dem Einsatz zusätzlicher Truppen zustimmen und sich in unpassende Vietnam-Vergleiche zum Erschrecken der Bürger stürzen, werden sich mitschuldig machen, wenn die westliche Allianz sang- und klang- und somit wohl auch erfolglos vom Hindukusch irgendwann abziehen muss und das Land ins Chaos zurückstürzt.
Wir brauchen einen ganz neuen Krieg. Ganz von vorne.
Oder wir ziehen ab.
Es gibt nur diese beiden Möglichkeiten.
Dabei sollte man sich auch nicht der Illusion hingeben, dass 30.000 GI's oder 1.000 Italiener oder 6 deutsche Polizisten die Lage retten werden. Man hat jetzt ca. 105.000 Mann vor Ort. 140.000 könnten es werden. Aber das reicht auch nicht. Um überhaupt einen Erfolg zu haben, müsste man 220.000 bis 270.000 Mann einsetzen und man müsste verdammt nochmal raus aus den befestigten Compounds und an den Feind ran. Die Taliban sind auch keine Übermenschen mit Tarnkappe, sie haben zwei Beine und eine AK. Man kommt ihnen aber eben durch Kreise fahren mit dem Dingo, im Zeltlager hocken und nettem Winken in einem Dorf nicht bei. Man muss sie jagen, wo immer sie auftauchen. Und dann auch keinen Luftangriff aus einem fernen Bunker ausführen, der von irgendwoher kommt und vielleicht auch Unschuldige trifft, sondern sie mit der Infanterie, in Kombination mit Drohnen, Artillerie und Hubschraubern, verfolgen, notfalls durch Täler und über Gipfel weg. Man darf ihnen keine Pause, keine Erholungsphase gönnen. Und dann auch keine "search & destroy"-Mission ausführen und nach der Jagd wieder "netterweise" abziehen (so wie es in Vietnam oft geschah, man hat ein Gebiet geräumt, zusammengebombt und danach ist man wieder abgezogen; einige Tage später waren die Vietcong wieder da), sondern die befriedeten Gebiete dauerhaft besetzen und kontrollieren. Und DAS geht nunmal nur durch viele, durch ausreichend viele Truppen; durch gute, professionelle Einheiten, die dann auch vor Ort mit der örtlichen Bevölkerung gut auskommen können und die dann die wichtige Aufbauarbeit unterstützen können.
Und man kann sich jetzt entscheiden, ob man dies und damit den Erfolg will. Oder ob man Rummeckern will wegen einer handvoll Truppen und man in zwei, drei Jahren, zum Schaden der NATO und des Westens und AUCH Afghanistans, kläglich abziehen will. Entweder man hört auf, diesen Krieg mit angezogener Handbremse zu führen, oder man zieht besser heute als morgen ab.
Schneemann.