06.12.2009, 15:03
Quintus Fabius schrieb:Der Vietnam Krieg der USA und der Krieg der Sowjets in Afghanistan sind beides Assymetrische Kriege gewesen. Damit hören die Ähnlichkeiten aber auch schon auf.sorry, Quintus, aber da vergaloppierst Du Dich:
Beide Kriege unterscheiden sich deutlich. Sowohl was die Truppen, wie auch deren Vorgehensweise, wie auch den Gegner, wie auch das Gelände und die Kultur und die politischen Vorgaben angeht.
Beide Kriege sind in keinem einzigen Punkt vergleichbar.
....
Beide Kriege sind asymtrische Kriege, richtig, und das beinhaltet
= dass die Gegenseite in der Bevölkerung "schwimmt wie der Fisch im Wasser"
= dass massive Truppeneinsätze verpuffen wie der berühmte "Schlag in die Luft", weil sich die Gegenseite versteckt,
= dass die Gegenseite "aus dem Hinterhalt" tätig wird, dort zuschlägt, wo sie gerade die Übermacht hat - und dann bei entsprechenden Gegenschlägen wieder verschwindet, sich "in Luft auflöst",
= in beiden Kriegen führen Schläge gegen die Zivilbevölkerung zur Stärkung der Gegenseite und zur Schwächung der "Heimatfront",
= in beiden Kriegen argumentiert die Gegenseite (offenbar mit Erfolg), sie würde einen Befreiungskrieg gegen fremde Besatzungsmächte betreiben
= in beiden Kriegen stellen die Alliierten einen kulturellen Fremdkörper dar,
= ....
Natürlich kann man sagen, dass der Dschungel von Vietnam mit den kahlen Gebirgsketten von Afghanistan nicht vergleichbar wäre, aber das ist ein oberflächlicher, an Äusserlichkeiten aufgezogener Vergleich.
Ob der Nachschub nun über den berühmten "Ho-Tschi-Minh-Pfad" (ein Netz von Pfaden und Pisten) oder über ein Netz von Gebirgswegen kommt, bleibt im Tenor gleich.
Es gibt ein Netzwerk von Versorgungspfaden aus einer praktisch nicht angreifbaren Grenzregion eines anderen Staates.
Die Macht der Regierung beschränkt sich auf die Hauptstadtregion (Karsai als Bürgermeister von Kabul, so wie früher in Saigon) oder die Gebiete, in denen massive Truppenpräsenz der Alliierten besteht - in allen anderen Gebieten haben die Gegner (Vietcong oder Taliban) einen zunehmenden Einfluss.
Und aus diesen Gebieten sickern die Gegner (Vietcon oder Taliban) auch in die Gebiete mit alliierter Besatzung ein und verstricken diese in ständige Scharmützel und führen der Alliierten Besatzung entsprechende Verluste zu (wie z.B. durch Bombenattentate).
Fakt ist auch, dass mit noch so massivem konventionellen Militäreinsatz der Gegenseite nicht beizukommen ist, das ist wie "Schattenboxen" - die Gegenseite duckt sich unter dem Schlag weg, taucht ab - und sobald "die Luft rein" ist, tauchen die Gegner wieder aus ihren Schlupflöchern auf.
Schon ein oberflächliches Betrachten zeigt also, dass die Gemeinsamkeiten wesentlich größer sind als man annimmt.
Die nähere Analyse zeigt weiter, dass mit konventionellen militärischen Gedankenspielen ein solcher Gegner nicht besiegbar ist. Im Gegenteil:
Jeder Verlust in der Zivilbevölkerung führt dem Gegner neue Kämpfer zu.
Der Kampf muss also auf politischer Ebene entschieden werden - und damit völlig anders als in klassischen militärischen Konflikten.
Aber das habe ich hier ja schon x-fach dargelegt ....
Quintus Fabius schrieb:...nöö,
Ferner verfolgen die USA heute in Afghanistan eine ganz andere Strategie als die Sowjets damals. Auch der Afghanistankrieg heute und der Afghanistankrieg früher sind zwei verschiedene Kriege.
die Amerikaner wie die Sowjets versuch(t)en, mit einer massiven Stärkung des eigenen Militärs der Lage Herr zu werden - das ist den Sowjets nicht gelungen und das wird den Amerikanern nicht gelingen, so einfach ist das.