Entfremdung in der Nato - der große Graben
Erich schrieb:
Zitat: Schneemann, es geht nicht um den Wechsel Jelzin ./. Putin sondern den Zusammenbruch der Sowjetunion.
Das habe ich Ingenieurs Post aber anders entnommen.
Zitat:Das war nicht nur ein Systemwechsel in Form der Abkehr von der Sowjetdiktatur, nicht nur ein Systemwechsel in wirtschaftlicher Form, da sind sämtliche Strukturen und Regeln aufgelöst worden - ohne dass der korrupte Chaotiker und Alki Jelzin etwas attraktives Neues eingeführt hätte.
Nein, es sind beileibe nicht sämtliche Strukturen aufgelöst worden. Der Warschauer Pakt fiel auseinander, aber aus der Sowjetunion wurde das Vehikel GUS, in welchem man die alten Strukturen irgendwie zusammenhalten wollte, was sogar teils geklappt hat. Des weiteren war auch Jelzin ein Apparatschik, nur einer, der rechtzeitig die Fronten gewechselt hat, der aber schlussendlich den Bruch mit dem alten Regime mit der Ernennung Putins zu seinem Nachfolger wieder ad absurdum geführt hat.
Zitat:Diese gigantische Umwälzung betrifft drei kompletten Systemwechseln
- von der Dktatur zur Demokratie mit völlig neuen politischen Strukturen
- von der Plan- zur Marktwirtschaft und
- vom Sowjetimperium zum Nationalstaat.
Nein. Russland wurde genauso wenig eine Demokratie wie China; nur weil man der Wirtschaft ein wenig freie Hand lässt, heißt dies noch lange nicht, dass man die Demokratie nun besitzt. Und eine richtige Marktwirtschaft wurde Russland auch nie. Aufkäufe russischer Firmen sind nach wie vor äußerst schwer und werden von Regierungskreisen aus unterbunden. Investoren müssen sich nach eigenen, russischen Regeln orientieren, die meist mit den internationalen nichts am Hut haben. Nicht ohne Grund beklagen viele Firmen die „Rechtsunsicherheit“ in Russland und wenden sich wieder ab. Abgesehen davon hat man z. B. mit Gazprom einen Monopolisten, der sich nicht nach der Marktwirtschaft richtet, sondern den Wünschen der russischen Regierung folgt. Ohne die Öl- und Gasressourcen wäre die russische Wirtschaft heute am Ende, weil man bislang (in fast 20 Jahren seit der „Wende“) keine wirklich großartig konkurrenzfähigen Produkte für den Weltmarkt entwickeln hat können (außer vielleicht Waffensystemen, aber das ist auch kein Ruhmesblatt). Und: Unliebsame Unternehmer wandern in Russland auch schnell mal ins Gefängnis und müssen sich wegen angeblicher „Steuervergehen“ oder anderen konstruierten Vorwürfen rechtfertigen; in Wahrheit allerdings waren sie einfach nur dem Kreml nicht genehm.

Außerdem: Mag sein, dass Russland vom Imperium zum Nationalstaat sich gewandelt hat. Aber: Dies geschah aus Zwang, weil es keine andere Möglichkeit gab, das System war am Ende, man konnte gar nicht mehr anders als vom Sowjetimperium abzukommen (womit man auch wieder eine Parallele zur Geschichte sieht: Freiwillig geschah der Wandel nicht, vielmehr kam der Anstoß von außen, durch den Ost-West-Gegensatz, der wiederum das System endgültig überfordert hat). Und die Folge sieht man: Der Nationalstaat versucht sein Imperium wieder herzustellen. D. h. es findet eine Rückbesinnung auf die Zeit vor der „Wende“ statt. Nur geht das eben nicht, haben sich doch fast alle ehemaligen Satelliten und zwangsweise angegliederten Gebiete selbstständig gemacht und mittlerweile bemerkt, wie viel besser eine demokratisch-marktwirtschaftliche Grundordnung westlicher Prägung doch ist. Und da besteht eben ein „Verständnisproblem“...
Zitat:Was wäre denn vergleichbar, im Westen? Die USA plötzlich ohne weltweiten Einfluss, die NATO aufgelöst und ein Drittel des amerikanischen Territoriums unabhängig?
Da übersiehst du aber was. Selbst wenn man von „einem amerikanischen Imperium“ ausgehen würde (das impliziert ja deine Formulierung), so muss man sagen, dass fast alle Staaten, die mit diesem verbündet sind, freiwillig dieses Bündnis gesucht haben. Deswegen kann es auch ein Auseinanderfallen so wie mit dem Ostblock, der ein zusammengezwungenes Imperium war, nicht geben. Zwar gibt es Meinungsverschiedenheiten, aber a) ein Zerbrechen aufgrund von Unterdrückung, dem zentralen Grund des Zerfalls des Ostblocks, sowie b) eine hundsmiserable Lebenssituation, so wie vor der „Wende“ im Ostblock, die Revolten hervorrufen könnte, sehe ich nicht, trotz aller Krisenauswirkungen. Ich halte deinen Vgl. insofern für sehr konstruiert und deplaziert.

Schneemann.
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