30.08.2009, 09:37
revan schrieb:@Erich,...Es geht nicht um die Frage ob altes oder neues Porzellan - das hast Du mit Deiner Aussage von Russland von 1997 oder des Jahres 2009 auch in zweierlei Aspekte angesprochen.
Ingenieur hat recht mit seiner Aussage das Obama altes Porzellan zerschlägt um ganz altes zu kitten. Was man dabei aber vergisst ist das man hier nicht von Russland von 1997 redet sondern vom Neoimperialen Russlands des Jahres 2009 !
1.
a)
Es geht um die Frage, wie Großmächte und großte Staatengemeinschaften - also die wichtigsten Mächte der Welt, diejenigen, "die die Welt beherrschen" - miteinander umgehen.
Wenn das Verhältnis zwischen diesen Machtgruppierungen halbwegs "im Reinen" ist, dann haben auch die kleineren Mitspieler nichts zu befürchten.
Und in diesem Sinne ist das Verhältnis zwischen den USA und Russland - das unzweifelhaft schon alleine wegen seiner Ressourcen zu den Großmächten zählt - sowohl für den globalen Frieden wie auch für die Sicherheit Polens, Israels oder aller anderen Staaten wesentlich (!) wichtiger als das Verhältnis zwischen den USA und Polen.
b)
Polen ist für sich alleine (das sage ich, gerade weil mich emotional sehr viel mit dem Land meiner Familie verbindet) ohne jede Chance, und es hat überhaupt nur die Möglichkeit, sich Sicherheit und Handlungsfreiheit zu erhalten, wenn es sich der befreundeten Staatengemeinschaft in seiner Nachbarschaft, der EU, anschließt und dort seine Interessen einbringt.
Polen muss lernen, dass es als Verbündeter einer Großmacht jenseits des Großen Teiches nur der Spielball der Interessen dieses Verbündeten ist. Das war unter Bush jr. so und ist unter Obama nicht anders.
c)
Denn - das ist Realität - wir Europäer haben (trotz der Lachnummer, die das Empire inzwischen darstellt) nur eine Chance, im Konzert der Großmächte unsere gemeinsamen Interessen zu vertreten, wenn wir gemeinsam auftreten.
Selbst Frankreich, GB oder Deutschland wären mit der Orientierung auf eine andere Großmacht letztlich - wie Revan so schön forumuliert, die "Sklaven" - ich würde sagen, die nachkolonialen Erfüllungsgehilfen anderer Interessen.
2.
In diesem Sinne ist es auch egal, ob das chaotische Russland von Jelzin oder das wieder erstarkende und selbstbewusster (und damit berechenbarere) Russland von Putin auf dem Globus agiert.
Ganz im Gegenteil - das Russland von 2009 is mir lieber als das von 1997:
zwei Großmächte, die von Alkoholikern geführt werden (der eine war Boris, der andere, Georgie, hat Wahnvorstellungen von göttlichen Eingebungen gehabt und war ansonsten ein Kriegshetzer, der nur vom Namen seines Vaters, eines großen Präsidenten provitierte) sind bei gleichzeitigem Auftreten der Alptraum jedes vernünftigen Menschen (!)
Jetzt (!) ist Russland wieder berechenbarer, vernünftiger und damit zuverlässiger als vor einigen Jahren.
Nur zur Zeit von Russland unter Boris:
der ist durch Petersburg gefahren und hat eine - einem Deutschen (ich kenne Herrn Sedlm. inzwischen persönlich - gehörende Villa einfach mal so durch "Präsidialukas" für sich enteignet. Das Ergebnis ist, dass in ganz Deutschland russisches Vermögen gepfändet und zwangsversteigert wird.
Auf die Pfändung des Vermögens - so peinlich das für den russischen Staat ist - kommt es mir nicht an, sondern auf die Unzuverlässigkeit Russlands unter Boris.
Insofern bin ich froh, dass dieser lallende Alkolholiker von 1997 mit seinem Koffer mit rotem Knopf inzwischen durch wesentlich vernünftigere Realpolitiker abgelöst wurde.