Erdbeben erschüttert Südostiran
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Zitat:Begegnungen auf einem Todesacker, der einmal die Stadt Bam war: „Ich habe alles verloren, ich gehöre nirgends mehr hin“

Ein Beben, das auch ein Regime erschüttert

Verzweifelt versuchen die Menschen, Halt zu finden in einem unbeschreiblichen Chaos – von ihrer Regierung fühlen sich viele im Stich gelassen Von Stefan Ulrich
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Auch mit dem Zelt, das ihm der iranische Rote Halbmond zuteilte, mag der Mann in den verdreckten Jeans sich nicht abfinden. Dort also soll er mit seinen überlebenden Verwandten hausen, mit den kleinen Kindern zumal? Auf dem nackten Boden bei bis zu minus 15 Grad schlafen, nur mit ein paar Decken, ohne Heizung? Das Kerosinöfchen kann er drinnen nicht benutzen, der Qualm würde die Schlafenden vergiften. „Das ist also alles, was wir noch haben“, schnaubt er und blickt verächtlich auf das verwaschen-olivgrüne Zelt.
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Zugleich wird bitterer Enttäuschung über die eigene Regierung Luft gemacht. Selbst wenn Soldaten oder Polizisten daneben stehen, ebbt die Kritik nicht ab. „Ich habe nichts mehr zu verlieren, und daher habe ich keine Angst mehr vor Euch“, erwidert ein Alter auf die Ermahnung eines Regierungsmannes. Es ist, als ob das Beben auch Dämme der Repression gebrochen hat. Und manche in Bam mutmaßen sogar, dass die Ausläufer des Erdstoßes das Machtzentrum des Regimes in Teheran erschüttern werden.
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Dabei lässt sich nicht sagen, dass die Regierung nicht handelt. Im Nu wurden Tausende Freiwillige des Roten Halbmonds nach Bam geschickte, Zehntausende Zelte und Hunderttausende Decken verteilt, ausländische Helfer unbürokratisch ins Land gelassen, Verletzte ausgeflogen, Straßen geräumt, und Notlager am Rand der Stadt aufgebaut. Und natürlich ist auch die Mullah-Nomenklatura aus Teheran eingeflogen, um den Menschen Mut zuzusprechen. Doch sei es, dass vieles nicht bei den Bedürftigen ankommt, sei es, dass das Ausmaß des Desasters jede Hilfe überfordert – der Unmut in Bam wächst und wächst.
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