04.08.2009, 01:31
Zitat:Dass die russischen Medien genauso reflektiert und selbstkritisch sind wie die westlichen Medien und daher "genauso nationalistisch" halte ich überdies für einen schlechten Witz. Wer immer und überall nur den bösen Westen schlecht macht und am liebten das nahe Ausland bis zur Oder beherrschen würde, kann wohl kaum anders als nationalistisch bezeichnet werden....Pauschalisierung, welche Medien nun genau machen den Westen generel schnell oder das nahe Ausland beherrschen wollen?
Und da kann man eben nicht pauschale Vergleiche zu anderen osteuropäischen Ländern ziehen: Zum einen, weil die Lage von Land zu Land sehr unterschiedlich ist, zum anderen weil in fast allen Ländern außer Russland im ehemaligen Osten eine freier Presse und größere politische Parteien- und Meinungsvielfalt herrscht, die daher auch sich in diversen politischen Meinungsbildern in diesen Ländern verdeutlicht.
Wie unfreie Presse hin oder her, in Russland existiert eben die Presse welche Kritik ausübt.
Alle freie Presse hat sowas wie Entstehung der Nicht Bürger in baltischen Staaten nicht verhindert, denn freie Presse heißt keineswegs von radikalen Nationalismus freie Presse.
Zitat:Aber gerade aufgrund dieser historischen Variabilität lach ich mir einen weg, wenn ich die russische Selbstbeschreibung und die daraus resultierenden Machtansprüche höre. Die Ukraine russisch??! Die Hälfte der Geschichte wohl nicht, das, was heute die westliche Ukraine ist, hatte mit Russland so viel zu tun wie Budapest mit Deutschland.wer bitte redet von Machtanspruch für Westukraine?
Es geht um Krim und Ostukraine, vorallem aber um ganz aktuelle politische und wirtschaftliche Streitpunkte.......
Zitat:Denn was ist daran russophob, wenn sich Länder und Nationalitäten nach einer längerne Periode russischen Drucks nun befreien wollen? Das, mein lieber Kosmos, ist ein emanzipatorischer, befreiender Nationalismus, denn du nicht einfach so mit einem imperialen, herrschaftssüchtigen Nationalismus verwechseln darfst. Daher sind auch deine Kommentare eben zu Ostmitteleuropa sehr verklärt und haben mit der Realität dort nicht so viel zu tun.ich verwechsle das nicht, ergänze nur dass dieser Nationalismus auch gegen Minderheiten und potentielle Schutzmacht dieser Minderheiten gerichtet ist. Da potentielle Schutzmacht russischer Minderheiten ist Russland, darauf sind die grundzüge der durch Nationalismus geprägter Politik vieler osteuropäischen Staaten nachvollziehbar.
Zitat:Polen braucht beispielsweise nicht erst die USA um Russland so weit wie möglich nach Osten abzudrängen, sie haben das mit sehr viel Erfolg bis 1700 auch ohne die USA getan und auch danach ohne die USA dem russischen Vormarsch immer wieder versucht etwas dagegenzusetzen.interessant ob du ein Einverleiben polnischer Gebiet durch Zarenreich nach 1700 etwa als ein "Abdrängen Polens" bezeichnen würdest...
Zitat:Anders als 1918/1919 verstieg man sich zu neuem nationalen Chauvinismus, sondern baute einen demokratischen und wirtschaftlichen Staat, suchte mit den Nachbarn Verständigung. Trotz kleinerer Reibereien sind die polnisch-litauischen und polnish-ukrainischen Beziehungen ganz gut. Hier ist eben kein Nationalismus am Werk, sondern das Bewusstsein für die Selbstbestimmung des eigenen Schicksals und für die Freiheit. Und das ist eben etwas ganz, ganz anderes als die russischen Wehklagen über den Verlust des "nahen Auslands".Polen hatte einfach nach 1990 Minimum an Einfluß und Möglichkeiten für Chauvinismus, aber das bissle hat man auch genutzt.
Kleine Stiche von Zeit zur Zeit Richtung Russland oder manchmal auch Deutschland ist für Polen einfach das Maximum machbaren.
Verstehst du es wirklich nicht?
Polen, Balten und etwa deine geliebte Westukrainer haben Selbstständigkeit erhalten, eigene nationalle Staaten, keiner unterdrückt sie und schränkt ihre kulturelle Entwicklung ein.
Sehr schön, nur haben gleichzeitig Millionen Russen ihren Nationalstaat verloren, kamen in die Situation wo sie nicht frei eigene Kuktur weiterentwickeln können, sie stehen praktisch dort wo Balten und Ukrainer vor 1990 standen.........
Ist es in dieser Sitution wirklich so schwer nachvollziehbar dass viele Russen und auch viele russische Politiker diese Entwicklung anprangern?
Ist das wirklich latente und bösartiger imperiale Nationalismus?
Feindschaft zu Russland wurde bei vielen Staaten in Osteuropa zu einer Art politischen MUSS erhoben, kein Mensch hat sie gezwungen während des Krieges georgischen Präsidenten persönlich durch Staatschefs Beistand zu versichern.
Das kann man auch in Ukraine sehen wo der armen Timoschenko Staatsverrat vorgeworfen wurde nur weil sie etwas leiser als der Präsident Russland alle Sünden an Kaukasuskrieg vorwarf.
Zitat:Das unterscheidet eben heute den plumpen, revisionistischen russischen Nationalismus von dem Erwachen des nationalen Freiheitsdrangs an denbitte Belege für plumpen revisionistischen russischen Nationalismus
Zitat:Und hier komme ich auf den Film 1612 und die in meinen Augen lächerliche Kritik Kosmos am Spiegelartikel. Kosmos, der Fluch der Karibik versteigt sich nicht in der Fiktionalisierung historischer Ereignisse, sowie deren Verzerrung und kommt auch nicht gerade pünktlich zum neuen Nationalfeiertag heraus, schlicht, weil Fluch der Karibik "nicht nationalisiert" ist, sprich nicht aus der Geschichte eines Volkes eine verzerrende und mythische Geschichte macht. Da streckt viel zu viel Pathos drin, da werden die polnischen Pans, die katholische Kirche als böse Invasoren verdammt, die tatsächlich herrschende auch innerrussische Auseinandersetzung ausgeblendet und viel Pathos und Ethos auf die Bewahrung der russischen Erde gesetzt, zusammen mit Fiktion und Knalleffekten (und so unfreundlichen Details, wie das ein polnischer Hetman eine russ. Prinzessin raubt und sogar vergewaltigt, was eben nicht stimmte...).wieso sollte man so einen Film nicht pünktlich zum Nationalfeiertag in die Kinos bringen?
Da ist eben kein Pathos drin, Pathos haben Filme die Anspruch auf Widergabe der realen historischen Ereignisse haben, etwa "Der Patriot" mit Mel Gibson hat sowas wie Pathos.
1612, Film hat diesen Anspruch nicht, Drehbuch, Darstellung, all das beinhaltet keinen Pathos, hier wurde einfach ein historischer Hindergrund für ein Action Kini genommen.
Zitat:Ich denke, du solltest schlicht weniger russ. Medien schauen, dann könntest vielleicht auch du dich von deiner Weltanschauung ab und ab mal etwas distanzieren...ne man sollte sich schon in der Materie auskennen bevor man sich anmaßt zu urteilen.
Meine Weltanschaung ist einfach, freundschaftliche Beziehungen zu Nachbarstaaten wenn diese Nachbarstaaten Wert auf solche Beziehungen legen.