22.02.2009, 16:30
Zitat: Die Kosovointervention, mag sie auch letztlich in ihren Motiven bezweifelt werden, passierte 1999! Das Morden und Töten rund um den allmählichen Zerfall des Gebildes, was einstmals die sozialistische Republik Jugoslawiens war, begann aber schon 1991! Die Europäer erwiesen sich in der ersten Hälfte der 1990er Jahren als ärmlicher Haufen von Gaffer, die bis auf ein paar diplomatische Initiativen dem Morden insbesondere im Bosnienkrieg tatenlos zuschaun. Auch der Kosovokonflikt lief seit 1997 und die westliche Gemeinschaft unter der Führung Großbritanniens und der USA intervenierte erst 1999!natürlich mussten europäische Länder und auch USA sich erst auch mental an neue politische Gegebenheiten anpassen, das bestreite ich nicht.
Aber diese Anpassung wurde eben vollzogen, es kam 1999 zu diem Eingreifen in Kosovo.
Zitat: Man mag sicher streiten, was die Motive waren, aber dein Argument, dass Russland nur die Atomwaffen rettet ist unbegründete und absolut falsche Kreml-Paranoia, die mich an die Angst verkalkter Kremlherren Anfang der 1980er Jahren erinnert, die damals Angst hatten, dass die NATO sie angreift. Europa ist auch heute trotz aller ESVP (Europäische Sicherheits- und Verteidigungspolitik im Rahmen der EU) und GASP (Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik) kein wirklich eigenständiger Akteur. Außerdem ist doch gerade Europa das beste Beispiel für die "postheroische Mentalität", für eine allgemeine Null-Bock-Stimmung auf Krieg. Da droht keine Gefahr, das ist purste russische Einbildung.zuerst, es gibt USA als Führungsmacht, auf ihre Initiative hin ist jede europäische Beteiligung denkbar.
Dann sieht man an Georgien sehr gut wie es zu einer Eskalation kommen kann und da kommt sehr schnell die Frage nach Möglichkeit des militärischen Eingreifens. Ich habe ja die Presse hier in Deutschland und stellenweise in USA verfolgt, eines klang sehr oft warum militärische Reaktion seitens USA nicht möglich war, weil Russland eine Atommacht ist.
Europäische Länder sind mobil wenn sie der Meinung sind das es ihren Interessen entspricht, beim ZWeiten Golfkrieg waren an der Seite der USA ja auch die strotzigen Franzosen dabei.
Wir leben nun mal in einer Welt wo USA und je nachdem auch europäische Länder laufend Kriege führen und mit Androhung militärischen Gewalt versuchen außenpolitische Ziele durchzusetzen, gestützte auf weltweit größte und beste Streitkräfte.
Warum USA und EU nun bei einem hypothetischen Russland ohne Nuklearstreitkräfte es anders handhaben sollen als sonst könntest du vielleicht mal erläutern.
Zitat:Man kann schlicht den "imperial rollback" nicht verkraften, den Verlust zwischenzeitlich dominierter Territorien. Das müssen die russischen Eliten, aber auch die russ. Volksseele noch verkraften. Mein historisches Lieblingsbeispiel ist da immer eine Stadt wie Lemberg, die bis auf die sowjetische Herrschaft nach dem Zerfall des Kiewer Rus nie mehr einem Reich unterstand, das von Moskau oder St. Petersburg beherrscht wurde. Der Verlust der Ukraine oder des Baltikums bedeutet nicht das Ende Russlands oder eine Gefahr für Russland selbst, sondern es schlicht nur das Ende für die russische Supermacht bzw. Hegemonialmacht in dieser Region. Das musst du unterscheiden.ich bestreite ja gar nicht das es Nachtrauen und imperielle Träumer gibt, auch unter einflußreichen Politikern.
Tatsächlich ist es aber komplizierter als du das darstellst, neben Nachtrauen gibt es aber handfeste aktuelle Probleme, hatten wir schon diskutiert, Lage russischer Minderheit, direkte Feindselligkeit neuer nationallen Eliten, einfach wirtschaftliche Streitfragen, dies alles kann man eben auch bei gänzlichen Verzicht auf imperialle Ambitionen nicht ignorieren, diese Probleme existieren sogar unabhängig von politischen System in Russland.
Und was Ukraine angeht, Lemberg will in Russland slebst bei Nationalisten kaum einer zurück, allerdings fragen sich recht viele dass wenn es falsch war dass die SU sich z.B. baltische Länder einverleibt hat warum es dann richtig sei dass SU der sowjetischen Republik Ukraine Krim und einige Gebiete in Ostukreine die mehrheitlich von Russen bewohnt waren "geschenkt" hat, nach Auflösung der SU wäre es doch sinnvoll auch diese Taten der Kommunisten rückgängig zu machen...... :roll:
Zitat:Dass die USA nun dieses Vakuum mit füllt, ist letztlich fast genauso sehr Wunsch der früheren russischen Vassallen wie amerikanisches Streben, ja, in manchen Punkten wurden die Amerikaner gegen eigene, innenpolitische Widerstände geradezu von den Ostmitteleuropäern gebettelt. Sieht man sich nochmal die innenpolitische Debatte in den USA z. Bsp. zur NATO-Osterweiterung an, dann gab es zuerst genauso wie in Westeuropa Anfang der 1990er Jahren erheblichen Widerstand und Widerstreben. Erst allmählich und mit dem erheblichen Druck der Ostmitteleuropäer machten sich die USA dann dieses Porjekt zu eigen. Aber es gab und gibt auch Stimmen in den USA, die auch fragen würden: Mourir pour Danzig? (ist ne historische Anspielung auf das im Stich lassen Polens 1939 seitens Frankreich und Großbritanniens, übersetzt: Sterben für Danzig?).das ist ja klar, aber das die Osterweiterung letztendlich durchgeführt wird zeigt welche politische Richtung sich in USA durchgesetzt hat, mit dieser Richtung muss heutiges Russland klarkommen.