(Europa) Die russische Marine
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Zitat:Deutliche Differenz zwischen Ankündigungen und tatsächlich durchgeführten Vorhaben sowie eine extrem „dürftige“ Medienarbeit lassen vermuten, dass bei den derzeitigen Auslandsreisen der russischen Marine vieles nicht so läuft wie eigentlich geplant.

Das betrifft zum einen den Nordflottenverband um den Flugzeugträger ADMIRAL KUZNETSOV. Am 30. Oktober hatte die russische Marine die Verlegung ins Mittelmeer zu gemeinsamen Übungen mit einem größeren Verband der Schwarzmeerflotte angekündigt. Auf der Agenda stünden u.a. „simulierte Gefechte zweier verfeindeter Marinen“. Tatsächlich hat dann auch das Flaggschiff der Schwarzmeerflotte, der FK-Kreuzer MOSKVA, ins Mittelmeer verlegt. Weitere Kampfschiffe blieben allerdings aus, und ob die angekündigte Übung stattgefunden hat, ist sehr fraglich. Während die russische Marine nahezu jeden einzelnen Start eines Flugzeuges oder Hubschraubers auf der KUZNETSOV vermeldete und sogar berichtete, dass die MOSKVA auf ihrem Marsch ins Mittelmeer „FK-Schüsse simuliert“ habe, gibt es keinerlei Meldung, dass beide Schiffe sich auch nur getroffen geschweige denn miteinander geübt hätten.

Die ADMIRAL KUZNETSOV hat inzwischen das Mittelmeer wieder verlassen und befindet sich offenbar auf dem Rückmarsch zur Nordflotte. Die MOSKVA operiert wohl noch im Mittelmeer, dürfte dann aber demnächst auch zur Schwarzmeerflotte zurück kehren. Ihre von der russischen Marine gemeldeten Aktivitäten beschränkten sich auf einen Besuch im italienischen Messina mit einem anschließenden kurzen Passex mit einem italienischen Zerstörer.

Fragen wirft auch aktuelle Teil der Reise des FK-Kreuzers PETR VELIKIY auf. Angekündigt war zunächst eine „größere“ bilaterale Übung eines Verbandes der Pazifikflotte mit der indischen Marine. Teilnehmen sollte ursprünglich der FK-Kreuzer VARYAG. Dann wurde die Teilnehmerliste „überarbeitet“, und als einziges Kampfschiff (neben einigen Hilfsschiffen) der Pazifikflotte verlegte nur der Zerstörer ADMIRAL VINOGRADOV in den Indik. Dafür wurde dann überraschend die (auf Karibikreise befindliche) PETR VELIKIY als Übungsteilnehmer benannt. Die Übung INDRA-2009 hat inzwischen stattgefunden; sie blieb weit hinter den Erwartungen zurück und fand wider Erwarten auch fast kein Echo in den Medien. Phase 1 bestand lediglich aus einem kurzen Passex der PETR VELIKIY mit dem indischen Zerstörer DELHI (vor Goa). Die hier eigentlich auch eingeplante ADMIRAL VINOGRADOV habe wegen angeblicher „technischer Probleme“ nicht nach Indien verlegen können. Groß können diese Probleme nicht gewesen sein, denn zur gleichen Zeit führte das Schiff – in russischen Medien stolz verkündet und ganz offenbar ohne jegliche technische Einschränkungen – Anti-Piraterie Operationen am Horn von Afrika durch.

Die Phase 2 von INDRA-2009 soll aus etwa einer Woche gemeinsamen indisch-russischen Anti-Piraterie Operationen vor Somalia („Üben in der Praxis“) bestanden haben. Mit dem Auslaufen aus Goa zu dieser Übung verschwand die PETR VELIKIY völlig aus dem Medienbild, und auch zur Übung blieben die Medien stumm. Erst nach Ende der Phase 2 (11 Feb) meldete man sich wieder, teilte aber nur lakonisch mit, dass auf russischer Seite die PETR VELIKIY sowie die Zerstörer ADMIRAL VINOGRADOV und ADMIRAL LEVCHENO teilgenommen hätten; die indische Marine sei mit der Fregatte TABAR beteiligt gewesen. Nun berichtet allerdings die russische Marine exakt während der Zeit dieser Übung mehrfach über Konvoigeleit durch die ADMIRAL VINOGRADOV, verkündet auch stolz deren gute Kooperation mit dem Kreuzer VELLA GULF der US-Navy. Die US-Navy zeigte dazu einige gelungene Fotos. Von der indisch-russischen Übung mit dem doch deutlich spektakuläreren PETR VELIKIY war in all diesen Tagen keine Rede. Erst nach Übungsende erschien der Kreuzer in den Schlagzeilen, als er am 12. Februar vor Somalia einen Piratenüberfall vereitelte und Piraten festnahm.

Über die Hintergründe der deutlichen Schere zwischen Ankündigung und Realität mag man spekulieren. Technische Probleme scheinen aber wohl keine Rolle zu spielen; Geheimhaltungswahn wohl eher auch nicht. Am wahrscheinlichsten scheint noch, dass die russische Marine aufgrund erheblicher Finanzsorgen ihre geplanten Aktivitäten deutlich beschneiden musste und sich nun mit einem abgespeckten Rumpfprogramm begnügt, bei dem sich Schiffe nur noch mit dem geringstmöglichen Aufwand in See bewegen - etwas, das man natürlich nicht öffentlich verkünden mag.
(ganzer Text, da Marineforum und nur kurz im Netz)
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