Israel-Palästina
Erich schrieb:
Zitat: und normalerweise müsste sich jeder Soldat mit Moral weigern, solche Waffen in der Nähe von Zivilisten einzusetzen. Alleine die Anordnung, diese Waffen in dem Umfeld anzuwenden ist m.E. nach schon ein Kriegsverbrechen.
Das mag stimmen. Aber ich kann mich weiterhin erinnern, dass wir bei unseren Schulungssitzungen bei der Bundeswehr, als die Frage aufkam, wie denn reagiert werden soll, wenn man aus normalerweise schützenswerten Einrichtungen (z. B. Kirchen, Hospize, Schulen) heraus beschossen wird, die Richtlinie von den Vorgesetzten kam, dass man i. d. Fall das betreffende Gebäude auch beschießen darf. Wenn man sich nun vor Augen führt, dass die Israelis ständig einen solchen asymmetrischen Krieg führen müssen, so ist es auch nicht verwunderlich, dass sie genauso, ja wenn nicht noch härter vorgehen. Das ist eine logische Konsequenz. Im Übrigen gibt es – sogar von internationalen Menschenrechtsgruppen – Hinweise darauf, dass die Hamas schon während der Zeit der Machtübernahme und während der innerpalästinensischen Kämpfe Waffen in Krankenhäusern und TV-Stationen versteckt hat und sie keine Skrupel hatte, auch selbst in Krankenhäusern zu kämpfen (bzw. Leute von den Dächern dieser Häuser zu werfen, was aber letztlich auch keinen Unterschied mehr macht).
Zitat: Raketen, die zumeist harmlos irgendwo in der Prärie gelandet sind und die Israeli haben entgegen der Vereinbarung den Gazah-Streifen nicht geöffnet sondern (in trauter Zusammenarbeit mit den Ägyptern) zum größten Gefängnis auf Erden ausgebaut.
Also: Immer so recht nett harmlos in der Prärie gelandet sind die palästinensischen Raketen auch nicht. In den Gaza-nahen israelischen Städten lebten tausende, wenn nicht zehntausende Menschen in ständiger Angst, die teils auch begründet war und ist, wie immer wieder Vorfälle mit hunderten Verletzten und auch dutzenden Toten zeigen. Natürlich waren dies jetzt Opferzahlen, die die jetzigen in Gaza nicht erreichen, aber es gab und gibt sie – und das ist nicht tragbar und sollte man auch nicht wegreden. Abgesehen davon: Gaza wurde erst dann zum Gefängnis, als sich eine radikale Gruppierung im innerpalästinensischen Machtkampf durchsetzte, nämlich die Hamas. Und gegenüber dieser wiederum, die Israel – zumindest indirekt – ein Existenzrecht abspricht, haben die Israelis dann Boykottmaßnahmen verhängt. Was wiederum meiner M. nach durchaus verständlich ist. Will ich denn einem Land, dass mir am liebsten an die Gurgel gehen will, auch noch den freien Warenaustausch ermöglichen? Das wäre doch unlogisch-idiotisch und im höchsten Grade gefährlich bis naiv. Ferner hat es recht lange gedauert, bis die Israelis aus Gaza eine boykottierte Zone gemacht haben! Nachdem sie sich 2005 zurückgezogen hatten, haben die Palästinenser erst einmal Schießereien um die verlassenen Gebiete geliefert (und nebenbei die leerstehenden jüdischen Synagogen niedergebrannt) und ihren Raketenkrieg aufflammen lassen. Die Israelis reagierten erst einmal mit der Schaffung einer (nutzlosen) Sicherheitszone, mehr noch nicht. Erst nachdem die Hamas im Juni 2007 die Macht an sich gerissen hatte, erklärte Israel im Herbst 2007 Gaza zum feindlichen Gebiet und schränkte u. a. die Elektrizitäts- und Öllieferungen ein. Das muss man einfach akzeptieren. Ohne den Putsch und die Radikalität der Hamas hätte es eine derartige Blockade wie heute nicht gegeben und die Lage der Zivilbevölkerung wäre eine andere.
Zitat: Die Israeli sollen endlich - wie vom obersten Gerichtshof entschieden - unabhängige Journalisten nach Gaza lassen.
Solange das nicht passiert muß ich vermuten, dass Israel etwas zu verbergen hat und daher weder israelischen Mundrednern und bestellten Klaqueuren glauben noch Israel weiter als "Rechtsstaat" akzeptieren...
Wieso? Du widersprichst dir doch, wenn du einerseits den obersten Gerichtshof als Rechtfertigungsgremium anführst, andererseits aber den Rechtsstaat bezweifelst. Ich würde es so formulieren: An dem israelischen Rechtsstaat habe ich keine Zweifel, nur die Informationspolitik des Militärs finde ich teils zweifelhaft.

Zum Thema der Presse/Pressemanipulation: Heute habe ich zufällig in RTL reingezappt und einen Beitrag über unseren lieben Herrn Gilbert gesehen (s. vorhergehende Seiten). Er war nicht sonderlich anti-israelisch oder linksradikal in seinen Statements, das möchte ich gleich vorneweg sagen, ja er war sehr neutral. Interessant war hingegen nur, wie der RTL-Kommentator dessen Arbeit kommentierte und vor allem, wie er die Lage in den Krankenhäusern in Gaza in höchsten Tönen als katastrophal schilderte; es gab nämlich durchaus schlimme Bilder von zwei verletzten Kindern, aber ansonsten sah es im Krankenhaus (ich weiß nicht welches genau, aber man sprach vom größten in Gaza) sehr professionell aus, d. h. keine Blutlachen in den Gängen, kein Mangel an Tropfen, Binden, etc. oder Notoperationen auf dem Boden oder Stromausfall. Nein, zwar herrschte Hektik (wie teils in jeder Notaufnahme), aber es war alles sauber und lief recht koordiniert ab und auch die Patienten – zumindest die, die man sah – wirkten sehr gut versorgt. Ich habe mir das Gerede des RTL-Korrespondenten bewusst nicht angetan, sondern auf lautlos gestellt und das Krankenhaus-Ambiente im Hintergrund beobachtet. Fazit: Von den immer wieder genannten Horrorszenarien konnte man so gut wie nichts sehen (obwohl der Film bewusst verletzte palästinensische Kinder zeigte – und ja, ich finde es auch gut, dass man diesen eine Stimme gibt), lediglich eine von einer gewissen Hektik geprägte, aber sehr professionell wirkende Krankenhausatmosphäre, die keinerlei Mangel an Versorgungsmitteln für Verletzte zeigte.

Zwar wurden sicher nicht alle Teile des Krankenhauses gezeigt, aber selbst die Teile, welche gezeigt wurden, mühten sich, das Leid und das – vermeintliche – Chaos zu zeigen, das es aber so schlicht auf den Bildern kaum gegeben hat (in dem Sinne: Ein Lob an die Helfer in den dortigen Krankenhäusern). M. M. nach wird insofern mit den Horrormeldungen aus Gaza über die Lage der Verletzten auch das eine oder andere Schindluder getrieben. Die Lage der Verletzten ist evtl. doch nicht so schlecht, wie die eine oder andere Pressemeldung suggerieren möchte. Naja, aber wie gesagt: Es war nur ein Krankenhaus in Gaza und eine Momentaufnahme aus diesem...

Thomas schrieb:
Zitat: Willkommen in der realen Welt, in der der ältere Assad 1982 20.000 Moslemsbrüder erbarmungslos tötet und dann die Hamas bei sich aufnimmt und beherbergt.
Mal die provokative Ironie beiseite: Deine Ausführung hat auch einen wahren Kern, nämlich den, dass Assad die Bruderschaft zunächst weitestgehend ignoriert hat, da er ihren Nutzen gegen Israel zu sehen glaubte. Erst als die Muslimbrüder Anschläge verübten, Militärpersonal ermordeten und sich anschickten, einen Staat im Staate aufzubauen, ließ er seinen Unterdrückungsapparat anlaufen und letztlich die Stadt Hama quasi ausradieren – eine Reaktion, die man sich an allen zehn Fingern hätte abzählen können, wenn man sich einen cholerischen Diktator wie Assad anschaut, dessen Armee zudem etliche Male stärker ist/war als die eigenen Kräfte. Dies ist – neben dem Schwarzen September 1970 in Jordanien, wo die PFLP/PLO de facto König Hussein mit einem Staat im Staate herauszufordern versuchte, bzw. gar die Macht im Lande übernehmen wollte, und von diesem dann zusammengeschossen wurde (obwohl dieser oft genug seinen guten Willen gegenüber den Palästinensern gezeigt hatte) – ein weiteres Bsp., wie wenig die radikalislamischen Gruppierungen sich selbst und ihre Gegner einschätzen können – und wie die Folgen der fehlerbehafteten Entscheidungen dann ihr normales Gefolge treffen. Und ähnlich ist es auch heute wieder mit der Hamas.

Shahab3 schrieb:
Zitat: Klar, irgendwann hört man auch einfach auf zu zählen...
Oh nein, ich zähle recht aufmerksam mit...
Zitat: Weil ich Kollektivmaßnahmen als Foulspiel betrachte.
Es sei denn, es sind arabische Kollektivmaßnahmen, dann bist du immer auffallend zurückhaltend!

Meldungen:
Zitat: GAZA-KRIEG

Israel droht mit noch härterer Gangart gegen Hamas

Trotz des zunehmenden internationalen Drucks ist kein schnelles Ende der Kämpfe im Gaza-Streifen in Sicht. Im Gegenteil: Israel drohte mit noch härteren Schlägen gegen die Hamas und lieferte sich in der Stadt Gaza schwere Kämpfe mit militanten Palästinensern.
Link: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,601103,00.html">http://www.spiegel.de/politik/ausland/0 ... 03,00.html</a><!-- m -->

…und…
Zitat: Regierung im Gaza-Krieg uneins

Israels Außenministerin Livni unter Druck

Mehr als zwei Wochen nach Beginn des Gaza-Kriegs gibt es offenbar tiefe Differenzen innerhalb der israelischen Regierung. Im Zentrum der Kritik steht dabei Außenministerin Livni. Die geht ihrerseits in die Offensive - vor allem über die Medien.
Link: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.tagesschau.de/ausland/israel496.html">http://www.tagesschau.de/ausland/israel496.html</a><!-- m -->

Schneemann.
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Israel-Palästina - von Helios - 23.05.2004, 14:06
RE: Israel-Palästina - von Quintus Fabius - 11.05.2021, 23:01
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RE: Israel-Palästina - von Quintus Fabius - 15.05.2021, 15:36
RE: Israel-Palästina - von Schneemann - 07.08.2022, 08:44

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