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Untergang von Kulturen
#15
Im Endeffekt endete das römische Reich nicht, wenn man kulturell, verwaltungstechnisch und als Idee nimmt. Die Nachfolgestaaten verstanden sich oft als Rechtsnachfolger und versuchten die Idee des Reiches weiter aufrecht zu erhalten. Der Übergang war meistens fließend, und kein Abriß. Es gibt davon natürlich einige Ausnahmen wie beispielsweise das deutsche Voralpenland, aber ingesamt gab es keinen Abriß sondern eine organische fließende und langsame Veränderung.

Auch nach dem Ende des Kaisers im Westen und der Zentralverwaltung bestanden in den meisten Gebieten die römischen Verwaltungen einfach weiter und dienten dann ihren neuen Herren, am ausgeprägetesten im Bereich der Franken.

Warum aber ging die Zentralverwaltung und der Staat insgesamt verloren?

Der Grund sind meiner Ansicht nach primär Wirtschaftliche Gründe. Das Reich scheiterte aufgrund der Wirtschaft.

Auch wenn mich wie geschrieben Rom sehr interesseriert so muß man doch die Frage ob die Römische Kultur untergegangen ist eher verneinen. Noch heute prägt die römische Kultur über den Umweg der Angloamerikanischen Welt inzwischen die gesamte Menschheit. Insbesondere was die Frage der Rechtskultur angeht, unser gesamtes heutiges Recht und damit auch alles was darauf aufbaut (Rechtsstaat, Wirtschaft, Kapitalismus an sich) beruhen auf der römischen Kultur.

Wenn also für lange Zeit die Wirtschaftsordnung Roms scheiterte, unterging, und damit das Reich an sich, so läßt sich insbesondere daraus meiner Ansicht nach ableiten, das unsere heutige Weltordnung ebenfalls für eine bestimmte Zeit überraschend und schnell zusammen brechen kann. Und damit die damit zusammenhängenden Staaten, insbesondere die USA, aber auch inzwischen der Gros der Welt, da ja die Welt insgesamt schon in der Falle des Kapitalismus sitzt.
Alle Anzeichen die damals da waren, zeigen sich auch heute wieder.

Entwicklungen verlaufen in der Geschichte nicht Linear, vorhersehbar. Sie verfolgen oft in Sprüngen, plötzlich und unberechenbar.

Ich denke, daß dies die Hauptsache ist, die wir aus dem Untergang früherer Systeme lernen könnten. Warum aber ist das so?

Meiner Meinung nach gibt es wie damals für die Römer auch folgende primäre Gründe:

1 Strukturextrapolation, das heißt, man stellt sich kommende Sachverhalte so vor wie bereits bekannte und folgert daher aus geschehenem auf kommendes.

Der daraus resultierende Effekt wird in seiner negativen Wirkung unterschätzt. Die Menschen stellen sich die Zukunft zu sehr als eine Fortschreibung der Gegenwart vor. Daher können Systemzusammenbrüche oft nicht vorhergesehen werden.

Ich betone nochmal, daß es um Erkenntnisse der Gegenwart geht, der Mensch überbewertet bei der Vorhersage der Zukunft die Erfahrungen der Gegenwart.

2 Magisches Denken, daß heißt der Mensch ist in Wahrheit nicht in der Lage, wirklich nur mit dem Verstand logisch und nüchtern zu agieren. Er ist kein Computer im Gegenteil. Auch dieser Effekt wird drastisch unterschätzt. Tatsächlich wird dieses Denken heute in der Welt versteckt da es seit der Aufklärung scheinbar keine Grundlage mehr hat. Tatsächlich aber beherrscht es immer noch weite Teile der Menschheit. Ein Beispiel: es gibt tatsächlich selbst in großen Unternehmen immer noch Personalchefs die insgeheim neue Mitarbeiter auch bezüglich ihrer Sternzeichen überprüfen.

Mit magischem Denken meine ich aber nicht nur solche, völlig offenkundigen Vorgänge sondern alle Irrationalität, die Nicht - Existenz des Freien Willens und die Nicht - Existenz des Homo Ökonomikus.

Der Mensch handelt überwiegend aufgrund von Trieben und vorherbestimmten Mechanismen, er ist im höchsten Grade unfrei und vorher bestimmt, glaubt aber Freiheit zu haben. Dabei ist diese geistige Freiheit nur eine Illusion.

3 Dämpfung, darunter verstehe ich Mechanismen, Regelkreise die Abläufe dämpfen. Der Mensch an sich ist nicht ausreichend in der Lage solche Dämpfung zu erkennen, einzuschätzen, ausreichend zu berücksichtigen. Dazu ist unser Gehirn und Fühlen an sich ungeeignet. Daher werden die plötzlichen Umschwünge die beim Ausfall der Dämpfung entstehen in ihrem Umfang immer völlig unterschätzt.

4 Kompetenzillusion, das heißt insbesondere daß Menschen dazu neigen, ihr Können heillos zu überschätzen und an Lösungen zu glauben die Praktisch nicht umsetzbar sind. Der Mensch glaubt das es geht weil es ja theoretisch vom Verstand her tatsächlich geht. Noch darüber hinaus überschätzen Menschen die Folgen von Entscheidungen, sie überschätzen daher die Bedeutung der Entscheidung an sich gegenüber dem Prozeß.

5 Komplexität, damit meine ich, daß die gewachsene Struktur der Menschheit heute insgesamt zu komplex ist als das der Mensch sie gedanklich beherrschen könnte. Bedingt durch die Komplexität genügt es nicht, ein Ziel oder einige Ziele anzustreben, sondern eigentlich müsste man meistens viele Ziele gleichzeitig verfolgen. Dadurch entsteht das Problem Kontradiktischer Ziele, das bedeutet das das eine Ziel das andere behindert. Menschen sind in besonderem Maße ungeeignet kontradiktische Ziele zu verfolgen. Widersprüchliche Ziele sind aber die Regel, insbesondere in der Wirtschaft. Unübersichtlichkeit schafft aber wieder Unbestimmtheit und dadurch wird widerum magisches Denken befördert.

Wodurch die Wirtschaft trotz aller Pseudowissenschaftlichkeit überwiegend religiös begründet ist und ebenso agiert. Insbesondere gilt dies für die Vereinfachungen, die der Mensch immer vornimmt, er nützt um sich nicht in der Komplexität zu verlieren vereinfachende Annahmen, die meistens auf falschen Zuordnungen basieren. Zwei Dinge geschehen und hängen scheinbar miteinander zusammen, also hängen sie miteinander zusammen. Man spricht in der Verhaltenspsychologie von reduktiven Hypothesen. Diese finden nicht nur bei Mißerfolgen Anwendung und verhindern damit Lösungen und Vorbeugung, sondern ebenso im Erfolg und verstellen dabei den Blick auf systeminhärente Fehler die schon bald denselben zunichte machen werden.

Alle diese Probleme potenzieren sich am stärksten im Bereich der Wirtschaft. Dort treten sie am häufigsten auf, dort kumulieren sie sich, dort haben sie die meisten Wechselwirkungen in andere Systeme.

Daher ist der Grund für den Untergang der allermeisten Kulturen, Reiche und Völker fast immer wirtschaftlicher Natur. So weit meine Hypothese.
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