(Zweiter Weltkrieg) Die rote Armee
#10
Kosmos schrieb:
Zitat: USA und Russland waren aber in gänzlich verschiedenen Situationen.
In Russland verhungerten die Menschen selbst in von der Front entfernten Gebieten weil es einfach zu wenig zu essen gab im Land, trotzdem fand man noch etwas für deutsche Gefangene, und Härte des Krieges war auch ganz andere, Amerikaner beobachteten italienische, französische zerstörte Dörfer und getötete Zivilisten, keine amerikanische, daher verwundet mich nicht das deutsche Gefangene im Osten viel härter behandelt wurden. Diese deutsche Soldaten waren hauptverantwortlich für den Tod von etwa 20 Millionen Russen. Und Verweildauer in den Lagern war ebenfalls ganz andere was zwangsläufig an der Sterblichkeit niederschlagen musste.
Das sie in unterschiedlichen Situationen waren, bestreitet sicher niemand. Und gerade deshalb macht ein Vgl. zum Thema des Umgangs mit Gefangenen keinen großen Sinn. Wohl aber macht es Sinn, die Zahlen zu den umgekommenen Gefangenen im Vgl. zu betrachten. Des weiteren: Die Rote Armee war ab 1942/43, also jenen Jahren, in welchen der Umschwung des Kriegsgeschehens zu Gunsten der Sowjets/Alliierten zu beobachten war, gar nicht so schlecht versorgt, wie manch einer vielleicht denkt, da sich die westalliierte Hilfe auszuwirken begann. Waren viele russische Soldaten 1941/42 teils mit Hungerrationen unterwegs oder mit gar keinen [!] (berüchtigt war z. B. der Befehl während der sowjetischen Winteroffensive 1941/42 vor Moskau, wo die Stosstruppen mit der Order ins Gefecht geschickt wurden, dass sie – wenn sie etwas zu essen haben wollen – sich ihre Verpflegung bei den Deutschen holen sollten [sozusagen ein archaischer Rückfall ins Mittelalter, bzw. den Dreißigjährigen Krieg]), so war die Verpflegungslage ab 1943 doch deutlich besser (natürlich noch nicht auf westalliiertem Niveau, aber immerhin besser), vor allem durch amerikanische Getreidelieferungen. Im Übrigen: Plünderungen in Bezug auf Lebensmittel gab es in den deutschen Ostgebieten 1944/45 eher weniger. Meistens ging es um materielle Dinge – oder Frauen...

Tiger schrieb:
Zitat: Die US-amerikanischen Kriegsverbrechen im 2.Weltkrieg - etwas das Massaker von Biscari an 75 italienischen Kriegsgefangenen - sind einfach weniger bekannt.
Aber wie bereits angesprochen: Im Pazifik-Raum haben die US-Truppen viel heftiger getobt. Es war dort ganz üblich, japanische Kriegsgefangene zu erschiessen und tote japanische Soldaten zu verstümmeln.
Auch begingen US-Truppen zumindest im Fall der Eroberung von Okinawa zahlreiche Vergewaltigungen. Während der nach Kriegsende erfolgten Besetzung von Japan begingen US-Fallschirmjäger in Sappora sogar eine regelrechte Plünderungs- und Vergewaltigungsorgie.
Mag sein. Nur: Wenn es bei den Amerikanern ein oder zwei Biscaris oder sonst was gab (im Übrigen: Bei dem Massaker von Biscari gab es wenigstens eine Untersuchung, bei der einige US-Offiziere – trotz Pattons Abwiegelungsversuchen - belangt wurden; wäre mir im Vgl. hierzu nicht bekannt, dass deutsche oder sowjetische Gerichte Offiziere angeklagt haben, weil sie gegnerische Gefangene umgebracht haben, genau genommen spielte dies keine Rolle), so gab es dies bei Sowjets und auch bei den Deutschen eben in vielfacher Potenz, und dies macht den Unterschied aus. Insofern: Es gab bei den Amerikanern Vergewaltiger, bei den Franzosen (die vor allem 1945 in Süddeutschland mit ihren schwarzen Kolonial-Truppen keinen Ruhm auf sich luden), aber eben vor allem und gerade bei den Sowjets. D. h. aber nicht, dass man sie miteinander vergleichen kann und sollte, wenn es um derartige Verbrechen geht. Ansonsten könnte man auch sagen: In der Normandie hat die SS bspw. am Ort X 45 Kanadier erschossen, die Amerikaner in Biscari 75 Italiener. Folglich müssen SS und Amerikaner gleich schlimm gewesen sein. Jeder normale Mensch würde da den Kopf schütteln und dies verneinen. Und genau so kann man die Argumentation deshalb eben nicht aufziehen. Weil: Was beim einen Teil fast normal war, bzw. häufig geschah, war beim anderen Teil eine eher einzelne verbrecherische Handlung, die noch einen Einzelfall-Charakter innehatte und die (leider) in jeder Armee irgendwo schon einmal passiert ist.

Ich habe gerade nochmal nach Vergewaltigungen in Japan gesucht. Also es gibt da eine Zahl von ca. 1.400 Fällen (lt. Schrijvers: The War Against Japan). Okay, ich will diese Zahl (gesetzt den Fall, sie stimmt so) nicht schönreden – 1.400 Vergewaltigungen sind 1.400 zuviel. Keine Frage. Hierzu muss man gerechterweise noch sagen, dass die Dunkelziffer höchstwahrscheinlich höher anzusiedeln ist (ca. 10.000?). Aber es waren Millionen von US-Soldaten in Japan oder gegen Japan im Einsatz – und es sind im Verhältnis, das behaupte ich jetzt einfach mal, wesentlich weniger Vergewaltigungen als Deutsche in Russland und erst recht Russen in Deutschland begangen haben; alleine in den ehemaligen deutschen Ostgebieten sollen es über 1,3 Millionen Frauen gewesen sein, die Opfer einer Vergewaltigung wurden, von denen ca. 10% (also 130.000) die Vergewaltigung nicht überlebt haben. Wer mag da noch Sowjets und Amerikaner vergleichen wollen? Im Übrigen: Was mancher mit dem (nachvollziehbaren) Hass der Sowjets auf die Deutschen zu (v)erklären versucht, sollte beachten, dass die Rote Armee auch in Ostpolen, das sie von 1939 bis 1941 – gemäß des Hitler-Stalin-Paktes – beherrschte, massenweise mordete und vergewaltigte. Dunkelziffern schwanken zwischen 500.000 und 1,2 Millionen polnischen Opfern. Hat sie dies auch wg. des Hasses auf die Wehrmacht getan? Natürlich nicht. Man kann also eine gewisse Systematik erkennen, die nicht zwingend etwas mit an der russischen Bevölkerung begangenen Verbrechen zu tun hat.

Quintus Fabius schrieb:
Zitat: Die Rote Armee tötete die deutschen Kriegsgefangenen nicht in so großem Ausmaß direkt. Die starben überwiegend dann aufgrund von schlechter Versorgung später bzw deutlich später.
Naja, das ist aber auch eine etwas fadenscheinige Erklärung. Die Masse der Sowjetsoldaten in deutscher Hand starb auch nicht direkt durch sofortige Ermordung (wenn man mal die Politkommissare außen vor lässt, die von den Deutschen häufig erschossen wurden). Die Masse der 3,5 Mio. toten sowjetischen Gefangenen verhungerte auch, fiel auf Verlegungsmärschen vor Erschöpfung tot um oder wurde durch Arbeit vernichtet, einige Zehntausend kamen auch in KZs um, teils sogar vergast, teils bei Experimenten irgendwelcher verbrecherischer Ärzte. Macht es das nun besser?

Noch ein Auszug:
Zitat: In den ersten beiden Jahren nach Beginn des Angriffs auf die Sowjetunion kamen über 90 Prozent der gefangenen Soldaten der Achsenmächte ums Leben. So wurden beispielsweise 1941 notgelandete deutsche Flugzeugbesatzungen häufig nach der Gefangennahme erschossen. Folterungen, Verstümmelungen, Morde und andere Völkerrechtsverletzungen waren seit Juni 1941 an der Tagesordnung.
Link: <!-- m --><a class="postlink" href="http://de.wikipedia.org/wiki/Verbrechen_der_Roten_Armee_im_Zweiten_Weltkrieg">http://de.wikipedia.org/wiki/Verbrechen ... _Weltkrieg</a><!-- m -->

Selbst bei kritischer Betrachtung dieses Artikels bleibt m. E. ein Wahrheitsgehalt, auch wenn man voreingenommen ist. Im Kern deckt sich die Aussage oben auch mit den Darstellungen in fast allen mir bekannten Büchern darüber...

Quintus Fabius schrieb:
Zitat: Die US Armee exekutierte sogar wenn man den Pazifik Raum mit einrechnet mehr Kriegsgefangene als die Rote Armee!
Stimmt nicht! Es stimmt, das teils japanische Gefallene verstümmelt wurden (besonders teilweise auf den Marianen 1944 und auf Guadalcanal) oder es das eine oder andere Massaker gegeben hat (das hatten wir ja auch schon), aber diese Behauptung ist falsch – und trägt zur Legendenbildung und verzerrten Wahrnehmung bei. Vor allem: Bis 1944/45 nahmen die USA kaum nennenswerte Kontingente an Japanern gefangen, erst im letzten Kriegsjahr war das Verhältnis von Gefallenen zu Gefangenen etwa 1:7 (davor fast 1:100!), weil die Gefangennahme für die Japaner einfach keine Option, ja allenfalls eine Schande war. Die niedrigen Gefangenenzahlen erklären sich nicht daraus, dass die Amerikaner einfach die Gefangenen ermordet haben, sondern dadurch, dass die Japaner in oftmals sinnlosen Angriffen sich umgebracht haben. Die Amerikaner nahmen dementsprechend auch während des ganzen Krieges nur ca. 210.000 japanische Soldaten gefangen (die meisten 1944/45). Das sind weniger Gefangene insgesamt, als bei den Russen alleine umkamen/umgebracht wurden.

Schneemann.
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