Piraterie
revan schrieb:.... Deutschland ist nicht perfekt und alle anderen EU Länder auch nicht. Das perfekte Land bzw. System gibt es nicht doch wär die USA mit Saudi Arabien oder den Iran relativiert ist einfach nicht mehr ernst zu nehmen.
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Das bloße aufzählen von Bilanzen, wie z.b wie viele Personen in China hingerichtet werden wie viele im Iran und wie viele in den USA gibt keine Aufschluss über die Natur. ....

...
, was du aber tuchen solltest wäre mal die gründe miteinander zu vergleichen wegen was man in denn Staaten getötet wird. ....
Genau - den perfekten Staat gibt es nicht; und um jetzt zurück zum Ausgangspost zu kommen: Seleukos hat - von Dir heftig unterstützt, die These aufgestellt:
Zitat:Gut ist, wer Demokrat ist und ohne Ausnahme alle Menschenrechte achtet. Der Rest ist schlecht, mit unterschiedlichen Abstufungen.
und ich habe an einem einfachen Beispiel erläutert, dass dann auch die USA, die Todesstrafe und Folter anwenden, nach Eurer Definition schlecht sind - in unterschiedlicher Abstufung zu anderen Staaten. Todesstrafe und Folter sind barbarisch und ein Verbrechen gegen die Menschenreche. Es ist traurig, dass sich die westliche Führungsmacht hier moralisch auf die gleiche Stufe von Iran oder Saudi-Arabien stellt.
Ich gebe zu, das ist nur ein - wenn auch für mich sehr wesentlicher - Aspekt. Ja, auch in den Staaten gibt es sehr viel positives - um nur den Begriff "Freiheit" in die Debatte zu werfen, und die unendliche Gastfreundschaft der US-Bürger.
Aber dieses eine Beispiel zeigt bereits, dass man relativieren muss - und damit Eure These bereits ad absurdum geführt ist.
Nur am Rande sei erwähnt, dass die Todesstrafe in den Staaten nicht nur aufgrund der von Dir genannten Verbrechen verhängt wurde, dass sehr viele Unschuldige bereits staatlicherseits ermordet wurden (einige andere sind nach Jahren noch kurz vor der Exekution als unschuldig entlastet worden) und dass die Verhängung der Todesstrafe wohl auch davon abhängig ist, welche Hautfarbe der/die Beschuldigte hat.

revan schrieb:So zu den Piraten.
.... Die Piraten werden immer ein Opfer finden mit Militär wird man das Problem nur eindämmen können, interessant ist auch das die Piraten nicht nur aus Somalia kommen sie erhalten Unterstützung auch aus den Jemen.

Zitat:... wäre da - ich frag nur - ein stabiles Staatswesen nicht die bessere Alternative ?

Hier sind wir einer Meinung, aber wie willst du das nun Bewerkstelligen, es hört sich ja schön an, ein stabiles Staatswesen schaffen doch die Praxis ist da denke ich ein Problem. Dazu müssten na nämlich in Somalia mit Truppen reingehen die Islamischen Mörderbanden niedermachen und einige Jahre biss Jahrzehnte Nation building betreiben. Ah ja wer soll das machen sollen wir es machen (USA) ... ?
Nein, da muss man in Somalia nicht mit Truppen rein gehen. Genau das ist der Trugschluss, der dem typischen US-Denken entspricht. "Man" (und schon gar nicht die USA oder ein anderer christlicher Staat) muss nicht intervenieren, und wenn, dann wäre das eine Sache der arabischen Liga. Somalia ist Mitglied der Liga, und die arabischen Staaten (angefangen von Ägypten bis Saudi Arabien) am Roten Meer sind leidtragende der Situation in Somalia. Wenn überhaupt, dann wäre es deren Angelegenheit, eine Ordnungstruppe zu stellen.
Diese Überlegung wäre aber gar nicht notwendig geworden, wenn sich nicht ein christlicher Staat eingemischt hätte.

Durch die so genannten "islamischen" Gerichte, die in Somalia tief verwurzelt und anerkannt sind (gerade weil es keine staatliche Autorität gibt bleibt eben nur die religiöse Autorität ausserhalb der Clanwirtschaft) wurde "Recht und Ordnung" geschaffen. Mit vielen, in westlichen Augen problematischen Zügen, wie der "Scharia". Und diesen vom Volk getragenen Gerichten ist es gelungen, die Warlords zurück zu drängen und in ihrem Herschaftsbereich stabile Verhältnisse zu schaffen - und auch die Piraterie, die von Clans gestützt wird, auszumerzen.

In Deiner Scherenschnittmentalität müsste man einmal klären, wer die "islamischen Mörderbanden" sind. Du wirfst einen Begriff in den Raum und hinterfragtst zunächst einmal gar nicht, dass die gesamte Bevölkerung islamisch ist. Damit kann also jede Gruppierung in Somalia als "islamische Möderbande" bezeichnet werden. Wir müssen also, wenn schon, dann die "Mörderbande" hinterfragen.
Und die "Mörderbanden" sind nachgewiesenermaßen die Milizen der Kriegsherren, der Warldords und Stammesfürsten.
Mit der Gleichstellung der von der Bevölkerung akzeptierten "islamischen Gerichte" und der "islamischen Mörderbande" betreibst Du einen manipulativen Etikettenschwindel, mit dem Du die Gruppierungen genau in ihr Gegenteil verkehrst.

Das Geschwafel von "al Quaida" in Verbindung mit "islamischen Gerichten" ist genauso haltlos wie die Massenvernichtungswaffen von Saddam und dessen Beziehung zu "al Quaida". Aber mit diesem Gequarke hat sich eine Räuberbande von Warlords zur somalischen Regierung erklärt und mit direkter Unterstützung Äthiopiens (das ganz eigene, regionale Interessen hat) und indirekter Unterstützung einiger westlicher Länder das Gebiet von Somalia wieder ins Chaos gestürzt.

Das Ergebnis sehen wir - die Piraterie nimmt masiv zu, wobei im Hintergrund wohl die Warlords an der Strippe ziehen, die eine sogenannte "somalische Regierung" bilden; dazu aus der Schweiz
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.tagblatt.ch/aktuell/international/tb-au/art141,1133706">http://www.tagblatt.ch/aktuell/internat ... 41,1133706</a><!-- m -->
Zitat:International: 21. November 2008, 01:00
Piraterie und die Logik des Westens

.... Im von den USA angeführten globalen Krieg gegen den Terrorismus gab es keine Duldung mehr für eine islamistische Ordnungsmacht, die allzu sehr an die Taliban in Afghanistan erinnerte: rigide Islamisten, die nach der Macht griffen, vom Volk einzig deshalb gestützt, weil sie glaubhaft die Perspektive von öffentlicher Sicherheit personifizierten.

Zweiter «Afghanistan»-Irrtum

Sie mussten weg. Bevor sie eine neue Basis für jihadistischen Terror errichten konnten und bevor sich beweisen liess, dass sie dies auch wirklich im Sinn hatten. So viel Zeit war nicht mehr – mitten im Krieg gegen den Terrorismus.

Mit Rückendeckung der USA übernahmen im Winter 2006/ 2007 die Machthaber in Äthiopien die «Säuberung» Somalias. Die Aktion schien erfolgreich, war aber von der gleichen Illusion getragen wie der Sturz der Taliban in Afghanistan im Spätherbst 2001.

Der schnelle, fast kampflose Rückzug der «islamischen Gerichte» war ebenfalls nur Episode. Er führte zudem zu einer Verschärfung des Problems, das die USA gelöst zu haben meinten. Heute greifen nicht die Kämpfer der Union islamischer Gerichte, sondern die Miliz Al Shabaab (die Jungen) nach der Macht in Somalia: weit radikalere Islamisten als ihre Vorgänger. Plakatiert hat dies vergangene Woche die Steinigung eines 13jährigen Mädchens. ....

... der mörderische Kleinkrieg in Somalia schafft erst den rechtlosen Raum, in dem die somalischen Piraten und ihre internationalen Hintermänner ihren Geschäften nachgehen.
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Tatsache: Laut Nicole Stracke vom Anti-terrorismus-Zentrum «Gulf Research Centre» unterhalten die Islamisten, welche die vom Westen gestützte somalische Übergangsregierung bedrohen, keine direkten Kontakte zu den Piraten. Im Gegensatz zu Abdullahi Yusuf Ahmed, dem Übergangspräsidenten: Dieser schützt die Piraten gewollt oder ungewollt, denn er gehört zum Clan der Darod, aus dem viele der Piraten stammen. Selbst wenn er wollte, könnte Abdullahi aber nicht gegen Angehörige seines Stammes vorgehen. Er braucht dessen Milizionäre im Kampf um die Hauptstadt Mogadiscio gegen die Al-Shabaab-Islamisten.
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edit:
Wenn man "auf See" gegen die Piraten vorgeht stell sich doch die Frage, was mit denen geschehen soll, wenn man sie überwältigt hat.
Dazu bringt die Tagesschau eine interessante Analyse:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.tagesschau.de/ausland/piraten162.html">http://www.tagesschau.de/ausland/piraten162.html</a><!-- m -->
Zitat:Komplizierte Rechtslage bei EU-Einsatz
Was tun mit gefangenen Piraten?

Die Meldungen über gekaperte Schiffe überschlagen sich. Vor knapp zwei Wochen hat sich die EU auf einen Einsatz gegen Piraterie geeinigt. Aber was soll mit den gefangenen Seeräubern eigentlich passieren? Die Rechtslage ist mehr als undurchsichtig.
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Die Dänen entschlossen sich kurzum, die Piraten irgendwo am Strand auszusetzen - und das Schiff zu versenken. Als die französische Marine eine Privatyacht aus der Hand von Piraten befreit hatte, ließen die Franzosen die meisten Piraten laufen - auch sie wussten nicht, was sie mit ihnen anfangen sollten.
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Und die Briten fackelten nicht lange und übergaben die Piraten, die sie festgenommen hatten, den Behörden in Kenia - aus dem einfachen Grund, weil sie befürchteten, ein britisches Gericht würde mit ihnen nichts anfangen können.
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Anfang Dezember sollen die ersten Schiffe der EU-Flotte im Einsatz sein. Bis dahin müssen die juristischen Probleme gelöst sein - alles andere würde zweifelsohne sehr zur Erheiterung der Piraten am Golf von Aden beitragen.

Stand: 21.11.2008 18:16 Uhr
ich hätte da ja eine pragmatische Idee - die Piraten in Somalia den Kräften übergeben, die sich dort als Gegner bzw. Feinde der Piraten betätigen;
dazu <!-- m --><a class="postlink" href="http://news.de.msn.com/politik/Article.aspx?cp-documentid=11155885">http://news.de.msn.com/politik/Article. ... d=11155885</a><!-- m -->
Zitat:Welt Online, 21.11.2008
Seeräuberei: Somalische Piraten offenbar von Islamisten gejagt

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