Dollar als weltweite Leitwährung?
Ich will nicht sagen, dass dein Vergleich völlig deplatziert ist, aber in meinen Augen geht er an der Schwere der Thematik und an der inhaltlichen Spezifik bissel, naja, eigentlich ziemlich stark vorbei. Meine grundsetzlich eher linke politische Einstellung ist nunmal nicht stark genug, um mich am Scheitern dieses turbokapitalistischen Wahnsinns zu erfreuen, denn leider ist trotz der inneren-funktionalen Abkopplung des Finanzsystems von den Geschehnissen der Realwirtschaft eben jene immer noch stark mit der Finanzwelt verwoben. Mir fehlt der Sinn dafür, in Schadenfreude und ideologischem Trotz sich zu ergehen, wenn real die Wirtschaft in der Welt und damit viele Lebensverläufe und Lebensschicksale (auch einfacher Leute, auch in den Entwicklungsländern) gegen dem Baum fahren.
Für mich ist sowas ideologischer Starrsinn.

Die Finanzsysteme mehr oder minder freier kapitalistischer Welten waren immer mit Spekulation und Risiko behaftet. Das ging oft nicht gut, man kann da auch schon anfangen mit den Spekulationsblasen um Tulpen in den Niederlanden im 17. Jahrhundert oder rund ums Papiergeld im Frankreich des späten Ludwig XIV. Alles schon dagewesen. Allerdings hat der Kapitalismus und der Finanzsektor bei allem deutlichen Versagen auch unserer Wohlstandsentwicklung mit möglich gemacht. Ergo kann ich damit deinem Pauschalurteil gegen das Finanzsystem, gegen das kapitalistische Finanzsystem so nicht ganz zustimmen.
Wir sehen es inzwischen auch in Europa wie die Banken abschmieren. Die Finanzwelt ist nunmal auf Wahrnehmungen, auf Einschätzungen gebaut. Hier geht es um Psychologie und Stimmungen. Wenn die staatl. Gelder nicht kommen destabilisiert sich das System immer weiter und mit Pech stürzt das ganze Kartenhaus im fatalen Domonieffekt zusammen. Wie gesagt, die Folgen für die Realwirtschaft, für die einfachen Leute könnte auch verheerend sein.
Ergo: Hier geht es nicht um Feuer oder Öl, sondern um Garantien, um Liquidität und Absicherung. Das gebeutelte Finanzsystem braucht für die eigene Funktionalität wieder Bestandsgarantien, damit das ganze Kartenhaus nicht einstürzt. Und das ist leider nunmal tatsächlich im Allgemeinwohl....
Oder wer erinnert sich nicht an die Folgen der Krise von 1929? Ich möchte diese mit all ihren verheerenden politischen Folgen nicht haben. Da ist mir politischer Pragmatismus (meinetwegen auch Oppurtunismus) lieber als ideologische Starrsinn (meinetwegen auch Prinzipientreue).
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