04.07.2008, 23:10
Zitat:Wenn die Dauerhaftigkeit aber bejaht wird, dann ist die erste Frage mit der Kooperation mit der örtlichen Bevölkerung zu beantworten, denn Dauerhaftigkeit lässt sich nur mit und nicht gegen die Bevölkerung erreichen (und, bei allem Respekt, die Amerikaner haben sehr viel getan, um sich gerade dort unbeliebt zu machen).Ich habe eben das Gefühl, es ist ein bisschen von beidem. Ok, "Gefühl" ist grotesk als Mittel zum Beweis. Man hört schliesslich vor allem Schlechtes, z.B. Abu Ghraib, Haditha-Massaker, Umgang der US-Truppen mit der Lokalbevölkerung (z.B. Durchsuchung mit Hunden im islamischen Raum), etc. Die "vertrauensbildenden Massnahmen" werden mMn zu wenig beleuchtet. Die Erweckungsräte (heissen die so?) in Anbar gehören für mich auch zu diesen Massnahmen, genauso wie Infrastrukturprojekte und nicht zuletzt die einzige wirklich gute Tat der Amis im Irak: die Entmachtung von Saddam Hussein. In der Summe mögen solche Aktionen oder Ereignisse die Iraker vielleicht umstimmen. Zudem hat man sich evtl. nach 5 Jahren Besatzung auch ein Stück weit an die Fremden gewöhnt. Von den Extremisten aus den eigenen Reihen (z.B. die Kaida) kann man auch nichts Gutes erwarten, vielleicht nimmt man dagegen die Besatzer als kleineres Übel in Kauf und vergisst, unter welchen Lügenvorwänden diese ins Land gekommen sind und welches Leid sie gebracht haben. Eine solche Umstimmung im Geist funktioniert aber nicht ohne militärische Erfolge. Wenn die Widerstandskämpfer schalten und walten könnten, wie sie wollten, dann wären alle psychologischen Erfolge der Besatzer gar nicht vorhanden. In den ersten Jahren nach der Invasion hat es auch (insbesondere in den Medien) sehr danach ausgesehen, als wäre es tatsächlich so. Der "surge" hat also tatsächlich einiges bewirkt: durch die Schwächung der Widerstandsbewegung ist es, so denke ich, erst möglich, auch im zivilen Irak Fortschritte zu machen. Die irakischen Sicherheitskräfte müssen einfach das entstehende Vakuum füllen (bzw. ihre "Stellvertreterorganisationen", wie eben die sunnitischen Milizen in Anbar). Und dazu sind sie inzwischen besser in der Lage, als noch vor ein, zwei Jahren.
Fazit: die kurzfristigen militärischen Erfolge seit dem "surge" können durch längerfristige Sicherheiten und eine bessere Stabilität gedeckt werden. Patisanenbekämpfung ist schliesslich allein militärisch nicht erfolgreich, aber ohne Militär geht gar nichts.
Im Moment sieht es so aus, als könnten die Amerikaner im Irak nur noch scheitern, wenn sie das Öl nicht bekommen. Denn falls die Iraker ihre Ressourcen z.B. den Chinesen anstatt den Amerikanern anbieten, haben letzere nur zwei Möglichkeiten: 1. sie nehmen sich das Öl mit Gewalt, was einen Konflikt mit ihren irakischen Verbündeten (Zentralregierung) zur Folge hätte. Oder 2) sie ziehen irgendwann ab, weil die geopolitische Lage zwar nett ist, aber ohne Öl auch ersetzbar (US-Basen gibts schon einige am Golf).