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Irak
Hunter, du und andere haben natürlich Recht, wenn sie eine gewisse, punktuell markante Verbesserung der Lage im Irak konstatieren. Das kann man an verschiedenen Indikatoren ablesen und bei allen üblichen schlechten News kann man sich darüber durchaus freuen.

Allerdings bedarf es neben der Aufmerksamkeit für bestimmte Indikatoren, die glücklicherweise einen relativen Rückgang der Gewaltakte indizieren, auch den kritischen Blick auf die Gesamtlage und die strukturelle Seite und da darf man eben bestenfalls "gedämpft optimistisch sein".
Vor allem würde ich mir drei mal überlegen, ob ich denproamerikanischen Hypes eines Nightwatch mitmachen würde.
Zitat:Schon erstaunlich wie sich der Irak vom Desaster zu einem Textbookcase der Partisanenbekämpfung wandelt.

Solch eine Aussage ist einfach schlicht verfehlt derzeit. Ganz davon abgesehen, dass Partisanenbekämpfung, asymmetrische Konflikte ein Thema für sich sind, die man bestenfalls Einzelfall für Einzellfall sich adäquat in ihren Details anschauen kann, ist die verminderte Gewalt nur eine Momentaufnahme.

Schauen wir uns mögliche, neue Gewaltquellen an:
(1) Die sunnitischen Erweckungsräte, die "Söhne Iraks". Das sind die bewaffneten sunnitischen Stammesverbände, die insbesondere in der Anbarprovinz mehr oder minder fast alleinverantwortlich sind für das Zurückdrängen und die Schwächung Al-Quaidas. Das ist positiv, aber dafür hat man nun eine fast 100.000 Mann starke Miliz/paramilitäre Truppe. Kein kleiner Machtfaktor. Und hier wird abzuwarten bleiben, ob, inwiefern und in welchem Umfang diese Kräfte in die schiitisch dominierten Sicherheitskräfte integriert werden können. Schon jetzt gibt es viel Reiberen zwischen den Sicherheitskräften der schiitischen Zentralregierung und diesen regionalen Sicherheitskräften. Hier liegt eine große Eskalationsquelle für einen schiitisch-sunnitischen Konflikt bzw. genauer zwischen schiitischer Zentralregierung und den sunnitischen Provinzen. Insbesondere dürfte dies auch recht bald akut werden, da Anbar als 10. Provinz in die Verantwortung der Iraker gegeben werden soll. Frage dürfte sein: In welche irakischen Hände wird Anbar fallen?

(2) Die innerschiitischen Konflikte dürften, ähnlich wie erst 2007 oder besonders akut im Frühjahr 2008 wieder spannungsreicher werden.
Die vermeintliche Schwächung der Mahdi-Armee dürfte da sogar eher katalysierend für den Konflikt wirken als konflikthemmend. Schließlich verschwindet die Mahdi-Armee nicht, sie zerfällt nur und dies ist übrigens schon lange der Fall. Die Amerikaner diskutieren dies schon länger und auch in den amerikanischen Qualitätsmedien die ich kenne (FT, IHT) ist dies schon länger diskutiert wurden, dass Al-Sadr schon länger die Kontrolle und die Führung über gewisse/nun weite Teile seiner sowieso eher lose strukturierten Bewegung verloren hat. Dies ist aber wie gesagt kein Vorteil für die Lage (auch wenn es manche gerne glauben :roll: ), weil so radikale Elemente aus der Mahdi-Bewegung ohne Zurückhaltung agieren werden und so vermehrt wieder lokal und regional im Süden und in der Mitte des Iraks es zu blutigen Kämpfen kommen wird.

(3) Die kurdisch-arabische Konfliktlinie. Hier dürfte es weiterhin um Kirkuk noch viel Konfliktstoff geben.

Verschärfende Bedingungen:
(a) Die Regionalwahlen im Herbst rücken näher und dies dürfte insbesondere für die innerschiitischen Konflikte viel Eskalationspotenzial bieten, zumal die innere Fragilität der Mahdi-Bewegung viele radikale Elemente und Grüppchen zum losschlagen bewegen könnte
(b) Politische Struktur des Landes ist und bleibt ungeklärt, hier muss man besonders die Frage der Öleinnahmen sehen. Diese Frage bzw. die dazu geplanten Gesetze werden im irakischen Politiksystem nun schon mehr als 3 Jahre diskutiert, passiert ist nichts. Diese Frage wird, vor allem wenn die Wirtschaft langsam wieder stärker wird und die Vergabe der Ölförderung ansteht (siehe Meldungen, dass internationale Konzerne nun wieder irakische Ölfelder übernehmen)brand aktuell werden.

Conclusio: Momentan gibt es weniger Gewalt, insbesondere gegen die Besatzungstruppen aber auch gegen Zivilisten (auch wenn absolut die Zahlen zu hoch sind...). Schön, aber letztlich ist das nur eine Momentaufnahme, die auf verschiedenen Faktoren beruht (u.a. auch dass die Amerikaner vermehrt Provinzen an die Iraker abgeben, einige Provinzen dank lokaler Gruppen sicherer geworden sind und weil sich die politische Struktur der irakischen Parteien/Bewegungen neu ausrichtet, einpendelt). Aber sieht man sich die zahllosen offenen Fragen an, dann drohen jederzeit neue, noch blutigere Auseinandersetzungen...
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