24.12.2007, 13:46
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Zitat:Am 14. Dezember wurde bei Sevmash in Severodvinsk ein neues, bisher einzigartiges U-Boot aus der Bauhalle gerollt.ganzer Text, da MF und nur kurzfristig im Netz
Schon seit geraumer Zeit gab es immer wieder Gerüchte über ein angeblich im Bau befindliches „nukleares KILO“. Im September fand sich dieses streng geheim gehaltene U-Boot mit dem Namen SAROV dann kurzzeitig auf den Internetseiten der Patenstadt Sarov – ein peinliches Versehen, das sofort korrigiert wurde und dem allenthalben offizielle Dementis folgten. Zwei Monate später ist nun aber zweifelsfrei klar, dass es die SAROV tatsächlich gibt.
Das Design für Projekt 20120 wurde bereits seit 1989 bei Rubin entwickelt. Baubeginn (?) war dann bei der Krasnoye Sormovo in Nizhni Novgorod, wo auch einige der ersten Atom-U-Boote der sowjetischen Marine gebaut worden waren. Später wurde der Rumpf auf Binnenwasserwegen ans Weiße Meer geschafft und die SAROV bei Sevmash fertig gestellt.
Äußerlich soll der Neubau den U-Booten der KILO-I-Klasse gleichen (Fotos gibt es bisher nicht), ist mit einer Tauchverdrängung von 3950 ts aber deutlich größer als diese (3050ts) – vermutlich durch Einfügen einer zusätzlichen Rumpfsektion. Besonderheit ist aber nicht die Größe, sondern die Antriebsanlage. Erstmals in der Geschichte des U-Bootbaus werden bei der SAROV diesel-elektrischer und nuklearer Antrieb kombiniert. So verfügt das neue U-Boot über die von den U-Booten der KILO-Klasse bekannten, herkömmlichen Dieselmotoren und Batteriebänke. Zusätzlich zu diesen wird Strom aber auch durch eine nukleare Anlage erzeugt.
Folgt man den derzeit zu SAROV kursierenden Mutmaßungen, dann handelt es sich dabei aber offenbar nicht um einen im U-Bootbau bisher üblichen Reaktor, bei dem die Hitze des radioaktiven Prozesses Dampf erzeugt, der dann Turbinen antreibt. Genutzt wird vielmehr ein so genannter Radioisotope Thermal Generator (RTG). Hier wirkt die durch radioaktiven Zerfall entstehende Temperatur in einem geschlossenen System direkt auf unterschiedliche Metalle, zwischen denen dann elektrische Spannung entsteht (Thermoelektrizität, Seebeck-Effekt). Ein RTG erzeugt also keinen Dampf, sondern direkt Elektrizität und funktioniert damit im Grunde wie eine Batterie. Vorteil ist vor allem die mögliche Miniaturisierung einer solchen Anlage, die einzig die beim radioaktiven Zerfall bestimmter Elemente (Plutonium, Strontium) entstehende Wärme, nicht aber die Kernspaltung üblicher Reaktoren nutzt.
Radioisotope Thermal Generator (Grafik: Wikipedia)
Das Verfahren ist keinesfalls neu. RTG finden seit Jahrzehnten in der internationalen Raumfahrt Verwendung. Sie liefern die Stromversorgung für Satelliten, die zu weit von der Sonne entfernt sind, um Sonnensegel effektiv nutzen zu können (z.B. Raumsonden Voyager 1 und Cassini). In der früheren Sowjetunion kamen RTG auch schon bei der langfristigen Stromversorgung von Seezeichen in abgelegenen, nicht jederzeit erreichbaren Gebieten (Arktis) zum Einsatz – von Umweltschützern heftig kritisiert. Erstmals wird nun aber eine solche Anlage zur Stromerzeugung in einem Kriegsschiff genutzt. Unklar ist, ob Russland damit einen neuen Weg ausschließlich für U-Bootantriebe (möglw. absolut geräuschlos ?) beschreitet, oder in RTG vielleicht sogar einen Weg für einen voll-elektrischen Antrieb von auch Überwassereinheiten sieht.
Die SAROV soll als Einzelboot zunächst Erprobungsplattform für U-Bootwaffen und Systeme sowie natürlich die Antriebsanlage werden. Ihr Design ist für eine lange Lebensdauer ausgelegt und sieht speziell die Möglichkeit kurzfristiger Upgrades und Modifizierungen vor. Erste Probefahrten sind für 2008 angekündigt.