04.12.2007, 23:05
Das mit der selektiven Wahrnehmung ist schon so eine Sache. Dummerweise ist leider jede Wahrnehmung selektiv (muss sie auch sein) und jede Wahrnehmung ist entsprechend vorgeprägt.
Natürlich kann und soll man die Fragen stellen, die vor allem Nightwatch, aber auch Bastian stellen, inwiefern man jetzt wirklich Entwarnung geben kann und den Iran als ungefährlich einstufen kann.
Allerdings kann man umgekehrt auch fragen: Was wäre gewesen, wenn die US-Geheimdienste bedingungslos der Administration gefolgt wären in ihrer Einschätzung, und Iran zu der Bedrohung stilisiert hätten, die Bush und die Israelis immer skizziert haben und auch von einer drohenden Bombe 2009 oder 2010 geschrieben hätten? Hätte denn Nightwatch denn plötzlich auch so viele Zweifel gehabt ob der Verläßlichkeit der Geheimdienste und ihrer Einschätzung? Hätte er denn da auch herumgeunkt, ob man denn nun nach dem Debakel mit dem Irak den US-Geheimdiensten und ihren Einschätzungen trauen darf? Oder hätte das Bastian so getan? Ich denke, gerade bei Nightwatch hätte man auch hören und lesen können: Da seht ihr es mal wieder! Der Iran ist die Gefahr! Nun aber paßt ihm die neue Linie der Geheimdienste nichts ins Konzept und schon wird der Unglaubwürdigkeitsverdacht herausgeholt, vor allem deshalb, weil die Israelis ja auch anderes sagen.
Gerade die Israelis, eine Macht, die absolut neutral in diesem Konflikt ist und die geradezu bekannt ist, für nüchterne, sachliche, unparteiliche und umsichtige Politik, werden da als Quelle genutzt. (Ps: das war Ironie!) Die Militarisierung ihrer Außenpolitik ist lange bekannt und sorhgt auch nicht immer für umsichtige Politik seitens Tel Aviv. Aber genauso könnte man auch argumentieren bezüglich eurer Zweifel und Skepsis.
Wahrnehmungen sind immer selektiv und manchmal gefällt das einem, manchmal nicht.
Aber zum Thema jetzt mal selbst:
Letztlich geht es hier immer noch um Spekulationen. Es geht hier um zukünftige Fakten und Realitäten, ergo rein definitorisch um Ungewissheiten, die mir füllen, indem wir mögliche Trends in die Zukunft verlängern. Momentan hat der Iran keine Atombombe, sondern nur ein eigenes Nuklearprogramm, was irgendwie ein Zwitter zwischen rein zivil und etwas militärisch ist. Wahrscheinlich wissen die Iraner selbstnicht mal so genau, was eigentlich sein wird. Wie gesagt, jeder sollte sich verdeutlichen: Die Iraner haben die Bombe net, sie haben ein Programm, diverse Anlagen, einige Komplexe (Kaskaden) an Zentrifugen, mit denen sie jetzt nur schwach angereichertes Uran produzieren können und das nur in geringen Mengen. Bevor da mal ne Bombe draus wird, müssen die Zentrifugen verbessert werden, noch mehr davon genutzt werden um damit hochangereichertes Uran zu gewinnen. Dann muss das in ne Bombe umgesetzt werden und letztlich alles derart verkleinert werden, dass das auf ne Shahab3 oder ne noch zu entwickelnde Shabab4 oder Shahab 5 paßt. Alle letzteren Schritte sind aber alles noch/nur zukünftige, mögliche Entwicklungen. Es sind wie zuerst gesagt, Spekulationen, Vermutungen, Verlängerungen von heute unterstellten Verhaltensweisen, Absichten und Trends. Liest man das genau, analysiert man das genau, dann sieht man gleich mehrere Punkte, wo man irren kann, ja geradezu irren muss. Natürlich kann man wie Nightwatch drangehen und von sich glauben, man sei allwissend wie Gott, ähm Jahwe und wisse genau, was alle diese Akteure [b] in Zukunft [b] machen werden wollen und dass das alles so kommen wird, wie man das vorstellt. Geschichte lehrt aber, dass Wahrnehmungen generell oft falsch sind und solche Erwartungen meistens nicht zutreffen.
Es gibt eben natürlich im Fall Irans nicht einfach nur die beiden Optionen: Bomben wir den Iran oder die Bombe für Iran. Das ist schon eine ideologische Engführung seiner Person, eine Folge seiner vorgeprägten Weltsicht (die sich oft mit isrealischen Wahrnehmungen im übrigen deckt - was ja natürlich völlig legitim ist - nur das ist eben nicht die Wahrheit, sondern einfach nur eine Wahrnehmung unter vielen anderen, die auch bestimmte Ursachen und Bedingungen hat).
Es gibt in letzter Zeit vermehrt Zweifel inwiefern denn der Iran um jeden Preis die Bombe will. Schon der IAEA-Bericht machte hier einige Fragezeichen und daher ist der NIE-Bericht nicht völlig kontextlos, im Gegensatz zu den israelischen Berichten, denen man leicht absolute Parteilichkeit und politische Hintergedanken unterstellen kann (oder wer würde denn einem Bericht des National Interest, der offiziellen Neocon-Zeitung in diesem Punkt trauen...ähnlich ist es da auch mit der israelischen Haltung).
Sicher, der Iran spielt weiter Spielchen, versucht mit Absicht Unklarheiten zu schaffen und auch der IAEA-Bericht machte deutlich, dass hier Unklarheiten bleiben und bestehen. Nur was steckt dahinter? Der Iran will sich eben alle Optionen offen halten, will sich nicht dem Diktat und der Hegemonie der USA im Mittleren und Nahen Osten bedingunslos beugen. Das ist simple iranische Machtpolitik, das ist eben das machtpolitische Spiel. Solange man immer noch die Möglichkeit hat, mit der Entwicklung der Bombe zu drohen, hat man auch entsprechendes diplomatisches Droh-und Sanktionspotential, was man angesichts der Überlegenheit der USA einfach braucht als regionaler Herausforderer. Das Beispiel Nordkoreas, aber auch Lybiens ist in bestimmten Aspekten da sehr instruktiv. Es geht um symbolische und diplomatische Drohkulissen und Drohpotentiale, die der Iran ausrechterhalten will. Nicht zuletzt auch deshalb, weil die amerikanische Politik gegenüber dem Iran auch immer selbst sehr aggressiv war. Ergo, da man es beim Iran mit einer selbstbewussten, in Teilen sehr fanatischen und religiös überzeugten und radikalen Macht zu tun hat, ist der Gegenwind aus Teheran unvermeidlich.
Gerade die Amerikaner sollten für sowas Verständnis haben.
Daher sollte man hier weniger einfach nur die bloßen Schematismen: Bombe/nicht-Bombe oder bomben/ oder nicht-bomben nutzen, sondern sich die ganze Komplexität der iranisch-amerikanischen Beziehungen, ihrer Konflikt- und Berührungspunkte im Mittleren und Nahen Osten anschauen. Man muss also den Streit um das Atomprogramm in die gesamte Situation und politische Lage einbetten, nur so erhält man auch akkurate Prognosen bezüglich der weiteren Entwicklung anstatt sich auf ideologische Prophezeihungen verlassen zu müssen.
Iran bleibt deshalb gefährlich, weil dieser Staat zum einen innerlich radikalisiert ist und weil zum anderen die Amerikaner systematisch diesen Staat versucht haben kleinzuhalten und daher eine sehr dynamische und gefährliche Gegenbewegung aus Teheran seit einigen Jahren zu verzeichnen ist. Allerdings sollte man eben auch anfangen zu realisieren, dass der Iran weder Hitlerdeutschland ist, noch dass die Bombe jetzt schon da ist. Was daraus wird, hängt an der weiteren Politik und da geht es nicht nur um eine mögliche Bombardierung, sondern auch um direkte iranisch-amerikanische Dialoge.
Natürlich kann und soll man die Fragen stellen, die vor allem Nightwatch, aber auch Bastian stellen, inwiefern man jetzt wirklich Entwarnung geben kann und den Iran als ungefährlich einstufen kann.
Allerdings kann man umgekehrt auch fragen: Was wäre gewesen, wenn die US-Geheimdienste bedingungslos der Administration gefolgt wären in ihrer Einschätzung, und Iran zu der Bedrohung stilisiert hätten, die Bush und die Israelis immer skizziert haben und auch von einer drohenden Bombe 2009 oder 2010 geschrieben hätten? Hätte denn Nightwatch denn plötzlich auch so viele Zweifel gehabt ob der Verläßlichkeit der Geheimdienste und ihrer Einschätzung? Hätte er denn da auch herumgeunkt, ob man denn nun nach dem Debakel mit dem Irak den US-Geheimdiensten und ihren Einschätzungen trauen darf? Oder hätte das Bastian so getan? Ich denke, gerade bei Nightwatch hätte man auch hören und lesen können: Da seht ihr es mal wieder! Der Iran ist die Gefahr! Nun aber paßt ihm die neue Linie der Geheimdienste nichts ins Konzept und schon wird der Unglaubwürdigkeitsverdacht herausgeholt, vor allem deshalb, weil die Israelis ja auch anderes sagen.
Gerade die Israelis, eine Macht, die absolut neutral in diesem Konflikt ist und die geradezu bekannt ist, für nüchterne, sachliche, unparteiliche und umsichtige Politik, werden da als Quelle genutzt. (Ps: das war Ironie!) Die Militarisierung ihrer Außenpolitik ist lange bekannt und sorhgt auch nicht immer für umsichtige Politik seitens Tel Aviv. Aber genauso könnte man auch argumentieren bezüglich eurer Zweifel und Skepsis.
Wahrnehmungen sind immer selektiv und manchmal gefällt das einem, manchmal nicht.
Aber zum Thema jetzt mal selbst:
Letztlich geht es hier immer noch um Spekulationen. Es geht hier um zukünftige Fakten und Realitäten, ergo rein definitorisch um Ungewissheiten, die mir füllen, indem wir mögliche Trends in die Zukunft verlängern. Momentan hat der Iran keine Atombombe, sondern nur ein eigenes Nuklearprogramm, was irgendwie ein Zwitter zwischen rein zivil und etwas militärisch ist. Wahrscheinlich wissen die Iraner selbstnicht mal so genau, was eigentlich sein wird. Wie gesagt, jeder sollte sich verdeutlichen: Die Iraner haben die Bombe net, sie haben ein Programm, diverse Anlagen, einige Komplexe (Kaskaden) an Zentrifugen, mit denen sie jetzt nur schwach angereichertes Uran produzieren können und das nur in geringen Mengen. Bevor da mal ne Bombe draus wird, müssen die Zentrifugen verbessert werden, noch mehr davon genutzt werden um damit hochangereichertes Uran zu gewinnen. Dann muss das in ne Bombe umgesetzt werden und letztlich alles derart verkleinert werden, dass das auf ne Shahab3 oder ne noch zu entwickelnde Shabab4 oder Shahab 5 paßt. Alle letzteren Schritte sind aber alles noch/nur zukünftige, mögliche Entwicklungen. Es sind wie zuerst gesagt, Spekulationen, Vermutungen, Verlängerungen von heute unterstellten Verhaltensweisen, Absichten und Trends. Liest man das genau, analysiert man das genau, dann sieht man gleich mehrere Punkte, wo man irren kann, ja geradezu irren muss. Natürlich kann man wie Nightwatch drangehen und von sich glauben, man sei allwissend wie Gott, ähm Jahwe und wisse genau, was alle diese Akteure [b] in Zukunft [b] machen werden wollen und dass das alles so kommen wird, wie man das vorstellt. Geschichte lehrt aber, dass Wahrnehmungen generell oft falsch sind und solche Erwartungen meistens nicht zutreffen.
Es gibt eben natürlich im Fall Irans nicht einfach nur die beiden Optionen: Bomben wir den Iran oder die Bombe für Iran. Das ist schon eine ideologische Engführung seiner Person, eine Folge seiner vorgeprägten Weltsicht (die sich oft mit isrealischen Wahrnehmungen im übrigen deckt - was ja natürlich völlig legitim ist - nur das ist eben nicht die Wahrheit, sondern einfach nur eine Wahrnehmung unter vielen anderen, die auch bestimmte Ursachen und Bedingungen hat).
Es gibt in letzter Zeit vermehrt Zweifel inwiefern denn der Iran um jeden Preis die Bombe will. Schon der IAEA-Bericht machte hier einige Fragezeichen und daher ist der NIE-Bericht nicht völlig kontextlos, im Gegensatz zu den israelischen Berichten, denen man leicht absolute Parteilichkeit und politische Hintergedanken unterstellen kann (oder wer würde denn einem Bericht des National Interest, der offiziellen Neocon-Zeitung in diesem Punkt trauen...ähnlich ist es da auch mit der israelischen Haltung).
Sicher, der Iran spielt weiter Spielchen, versucht mit Absicht Unklarheiten zu schaffen und auch der IAEA-Bericht machte deutlich, dass hier Unklarheiten bleiben und bestehen. Nur was steckt dahinter? Der Iran will sich eben alle Optionen offen halten, will sich nicht dem Diktat und der Hegemonie der USA im Mittleren und Nahen Osten bedingunslos beugen. Das ist simple iranische Machtpolitik, das ist eben das machtpolitische Spiel. Solange man immer noch die Möglichkeit hat, mit der Entwicklung der Bombe zu drohen, hat man auch entsprechendes diplomatisches Droh-und Sanktionspotential, was man angesichts der Überlegenheit der USA einfach braucht als regionaler Herausforderer. Das Beispiel Nordkoreas, aber auch Lybiens ist in bestimmten Aspekten da sehr instruktiv. Es geht um symbolische und diplomatische Drohkulissen und Drohpotentiale, die der Iran ausrechterhalten will. Nicht zuletzt auch deshalb, weil die amerikanische Politik gegenüber dem Iran auch immer selbst sehr aggressiv war. Ergo, da man es beim Iran mit einer selbstbewussten, in Teilen sehr fanatischen und religiös überzeugten und radikalen Macht zu tun hat, ist der Gegenwind aus Teheran unvermeidlich.
Gerade die Amerikaner sollten für sowas Verständnis haben.
Daher sollte man hier weniger einfach nur die bloßen Schematismen: Bombe/nicht-Bombe oder bomben/ oder nicht-bomben nutzen, sondern sich die ganze Komplexität der iranisch-amerikanischen Beziehungen, ihrer Konflikt- und Berührungspunkte im Mittleren und Nahen Osten anschauen. Man muss also den Streit um das Atomprogramm in die gesamte Situation und politische Lage einbetten, nur so erhält man auch akkurate Prognosen bezüglich der weiteren Entwicklung anstatt sich auf ideologische Prophezeihungen verlassen zu müssen.
Iran bleibt deshalb gefährlich, weil dieser Staat zum einen innerlich radikalisiert ist und weil zum anderen die Amerikaner systematisch diesen Staat versucht haben kleinzuhalten und daher eine sehr dynamische und gefährliche Gegenbewegung aus Teheran seit einigen Jahren zu verzeichnen ist. Allerdings sollte man eben auch anfangen zu realisieren, dass der Iran weder Hitlerdeutschland ist, noch dass die Bombe jetzt schon da ist. Was daraus wird, hängt an der weiteren Politik und da geht es nicht nur um eine mögliche Bombardierung, sondern auch um direkte iranisch-amerikanische Dialoge.
