08.08.2007, 14:08
Zitat:Wir haben gar nicht richtig realisiert - oder verdrängt - dass seinerzeit sogar ein Präsident der Bundesbank aus Protest gegen diese Wechselkurs-Entscheidung zurück getreten ist.Wobei man aber anfügen könnte, dass die Wechselkurs-Entscheidung vermutlich nicht der einzige Grund war. Es gab wohl noch andere Differenzen zwischen Kohl und Pöhl.
@Topic
Ich weiß nicht mehr genau, wer es geschrieben hat, aber ich möchte behaupten, dass nicht alleine die Jelzin-Zeit für die russischen Probleme in den 90er Jahren verantwortlich war. Die eklatanten Schwächen des Systems waren bereits in den 80er Jahren sichtbar geworden, als sich die UdSSR noch unter der Herrschaft der Politdinosauriere Tschernenko, Andropov u. a. befand und an ihren eigenen Rüstungsausgaben zu ersticken drohte. Der innere Zerfall hat bereits in dieser Zeit begonnen (die Katastrophe von Tschernobyl 1986 soll ja auch auf Konstruktionsmängel und schlechte Ausbildungsstandards sowie "Rekordversuche" im Rahmen eines Planprogramms zurückzuführen sein) und erreichte nur in den 90ern den Höhepunkt. Und: Die Masse der Hilfslieferungen aus dem Westen an Russland erfolgte Anfang der 90er Jahre, als Jelzin erst gerade an die Regierung kam (nach dem Putsch gegen Gorbatschow). Kohl hat ja zu Beginn der 90er Jahre - auch als Gegenleistung nach der Wiedervereinigung - sofort umfangreiche Hilfen angeboten, als die Ernten in Russland denkbar schlecht ausfielen. Insofern: Jelzin hat sicher erheblich dazu beigetragen, Russland in den 90ern zu destabilisieren - und ja, vielleicht wird er im Westen tatsächlich zu hoch gelobt -, aber die ganze Misere in Gang gesetzt haben bereits die altersschwachen Sowjetzaren in den 80er Jahren mit ihren eklatant hohen Militärausgaben.
Die Oligarchen-Debatte werden ich nicht kommentieren, da mich das an die gefährliche "Tätervolk"-Rede von Herrn Hohmann von der Union 2003 erinnert und das ganze meistens von Leuten angegangen wird, die nicht verantwortunsgbewusst damit umzugehen wissen.
Schneemann.