12.07.2007, 21:49
Aus dem Aritkel:
Schade das es diejenigen nicht lesen die heute ohne weiter nachzudenken einen sofortigen Rückzug fordern. Das wird noch spaßig wenn der Westen dafür die Quittung bekommt.
Zitat:Die ratlose politische Massenflucht entspricht einem tiefen Wählerwunsch, und sie gefällt einer müde gewordenen Öffentlichkeit, die nicht mehr nachvollziehen mag, welches strategische Kalkül ihre Regierung in diesem fernen Krieg verfolgt. Alle Durchhalteparolen aus dem Weißen Haus verhallen, Amerika will die Entscheidung jetzt, obwohl Bush sie nur zu gerne seinem Nachfolger überlassen würde.Auch wenn es mitunter etwa dick aufgetragen klingt – das sind wahre Worte. Genauso wird es kommen.
Dieses überwältigende Bedürfnis nach einer Zäsur trägt nicht nur gefährliche isolationistische Züge, sondern es leitet das zweite strategische Desaster ein, das Amerika binnen weniger Jahre erleiden wird. Nach der fatalen Entscheidung zum Einmarsch in den Irak wird der panikartige Truppenabzug unkalkulierbare Folgen für das regionale Gleichgewicht haben. Die islamistischen Terrorpaten werden sich über neuen Zulauf freuen.
Amerikas Glaubwürdigkeit (und damit die des Westens überhaupt) wird noch weiter schwinden. Der Rückzug ist das Eingeständnis der Niederlage, der Konzeptionslosigkeit. Er offenbart einen eklatanten Mangel an strategischer und politischer Beweglichkeit in den Ländern der westlichen Welt.
Die Konsequenzen für die Region werden fatal sein: Der schiitisch-sunnitische Bürgerkrieg im Irak wird in voller Brutalität entbrennen, Irans regionale Hegemonie-Gelüste werden die Golfregion destabilisieren, und das Terrornetzwerk al-Qaida darf sich aufgefordert sehen, sein zerstörerisches Werk auch in Afghanistan zu Ende zu führen.
Europa hat sich zu lange weggeduckt
All das wird unendlich viele Menschenleben und auch ein paar politische Opfer fordern, bis letztlich auch der Nato-Generalsekretär seinen Hut genommen haben wird, weil er das Schicksal der Allianz an ihr Überleben in Afghanistan geknüpft hat.
Niemand kann dieses Szenario gutheißen. Niemand sollte schadenfroh auf Bush deuten oder hämisch den alten Spruch aus dem Porzellanladen aufsagen: Wer etwas zerbricht, der zahlt. Zu lange hat sich auch Europa vor dem Post-Saddam-Irak weggeduckt. Zu lange haben die Vereinten Nationen ihre Verantwortung beim Aufbau des neuen Staates gescheut. Der Irak ist zum exterritorialen Gebiet für die wichtigen Akteure der Geopolitik geworden.
Das Problem aber ist: Für Amerikas Niederlage zahlen nicht nur die moderaten Kräfte in den islamischen Ländern, die Rechnung wird überall präsentiert werden, auch in Europa. 17 Monate bleibt Bush noch im Weißen Haus. Sein außenpolitisches Kapital ist aufgebraucht, eine innenpolitische Agenda gibt es nicht mehr. Die lange Dämmerung hat begonnen.
Schade das es diejenigen nicht lesen die heute ohne weiter nachzudenken einen sofortigen Rückzug fordern. Das wird noch spaßig wenn der Westen dafür die Quittung bekommt.
