Szenario Iran vs. Türkei
Erich schrieb:Und weil wir im "Spekulationsthread" sind, möchte ich einige konkrete Fragen stellen:
a) wie schätzt Ihr die Möglichkeit ein, dass die Türkei einen solchen "Transit" zulässt?
Hoch - Erdogan hat eine große Klappe, würde aber nicht für den Iran in den Krieg gegen Israel ziehen.

Erich schrieb:b) wie schätzt Ihr die Möglichkeit ein, dass Aserbaidschan sich für eine solche Attacke hergibt?
Geirng - was hätten sie davon?
Wenn die Israelis Flugplätze in der Region suchen - und das halte ich mangelns militärischer Sinnhaftigkeit für unwahrscheinlich - würde ich eher auf Georgien tippen. Die schulden den Israelis eher was als Aserbaidschan.
Oder gleich Kurdistan. Das wäre sinnvoller.

Erich schrieb:c) welche Auswirkungen hätte das auf das "im Mächtedreick" liegende Armenien (das ja von Russland und dem Iran unterstützt wird, während andererseits die Türkei und Aserbaidschan wie gesagt zunehmend kooperieren)?
Wen interessiert das denn ernsthaft wenn sich Israel und Iran kloppen?
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Das aserische Regime muss man sicherlich im Auge bahalten, aber es hat ja auch nicht völlige Narrenfreiheit, sondern braucht gerade im Konfliktfall sein Volk welches in völlig anderen Welten lebt, wie die regierende Öl und Gasoligarchie unter EU-Gnaden. Die Aserbaidschaner sind vorwiegend Schiiten und kulturell stark iranisch geprägt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich viele finden, die auf ihre Nachbarn und Familie schießen.

Andersherum ebenso wenig. Dort leben nämlich mehrere Millionen aserbaidschanische Iraner sehr friedlich zusammen mit einigen hunderttausend armenischen Iranern, deren politische Lobby sicherlich überproportional stark erscheint. Ahmadinejad und Khamenei sind aber beispielsweise Aseris und die werden sicherlich keinen Krieg innerhalb ihres eigenen Volkes mittragen.

An einem ernsthaften Konflikt mit Aserbaidschan oder einer aktiven Beteiligung an einem neuerlichen Aserbaidschanisch-Armenischen Konflikt mag ich daher nicht so recht glauben. Da besteht keinerlei Motivation zu einem bewaffneten Konflikt. Die Pläne mit Aserbaidschan sind ähnlich langfristig angelegt wie mit anderen zentralasiatischen Staaten. Iraner haben -für wie Europäer oder Amerikaner- ein eigenwilliges Verhältnis zu Zeit und daher auch sehr viel Geduld und Ruhe in Bezug auf langfristige Pläne und Entwicklungen. Kurzfristige, unüberlegte Gewinne sind meist mit langfristige Verlusten verbunden. Das aserbaischanische Problem wird man insofern zwar nicht aussitzen, aber eher langfristig mit zu eigenen Gunsten beeinflussen wollen.

Was nichts damit zu tun hat, dass die Iranischen Militärs davon unbefangen jedes militärische Ziel (insb. israelische Flughäfen) bombardieren werden, wenn das aus militärischen Gesichtspunktern heraus notwendig ist. Ob das jetzt in Aserbaidschan, Nordirak, Qatar, Georgien oder sonstwo lliegt ist höchstwahrscheinlich unerheblich. Die iranischen Streitkräfte verfügen über die Möglichkeit sehr gezielte Schläge durchzuführen. Insofern sehe ich auch dadurch nicht die Gefahr einer Ausweitung des Konflikts auf weitere Parteien.
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Wer mit wem finde ich im moment ohnehin sehr schwer einzuschätzen.

Viele Nachrichten passen zu Szenarien mit dem Iran, Syrien oder auch China, Russland vs Nato oder USA.

Zb. werden gemeinsame Übungen von Syrien, Iran, China und Russland gemeinsam kolportiert in Syrischen Zeitungen oder Russland hilft Syrien(Stichwort Tartus-Flottenstützpunkt und Waffenlieferungen) oder Iran und Syrien treffen abkommen und treten häufig auf wie Bruderstaaten, die im ernstfall zusammenstehen bis zum Untergang und China hält ohnehin den Deckel auf all diesen dingen, die die USA/Nato schaden.
Kürzlich las ich gar, das Japan einen Weg prüft, die Sanktionen gegen den Iran zu umgehen, um so Vorteile daraus für sich zu erlangen.(Da ist Asiatisches Blut wohl dicker als die Bündnistreue zum Westen).
Hinzu kommt auch noch das ruhige Indien, welches scheinbar heimlich aber für jeden trotzdem sichtbar sein Militär mächtig aufrüstet und da von überall her das beste raussucht für sich. Wenn es aber um Diplomatie geht, ist Indien eher zur Zusammenarbeit mit Erzfeind Pakistan zu bewegen als mit der USA zu kuscheln.

Aserbaidschan spielt sicher auch eine Rolle insbesondere im Ränkespiel, ob sie eher zum Block Türkei/Israel/USA halten oder zu Iran, Russland, Syrien. Das kann niemand derzeit zuverlässig einschätzen. Ansonsten halte ich aber Aserbaidschan für Strategisch nicht so bedeutsam, so lange sich keiner der anderen mit denen einlässt(was aber sicher passiert)
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http://www.welt.de/print/die_welt/politi...einde.html

Zitat:Türkei und Iran - auf einmal sind sie Feinde

Ankara lässt Spione aus dem Nachbarland verhaften - obwohl man bislang kooperierte...

Zitat:Vor einigen Wochen war es zu spektakulären Kämpfen in der Region um den Ort Semdinli gekommen. Unbemerkt von den Türken waren 200 PKK-Kämpfer mit schweren Waffen eingesickert und lieferten den Sicherheitskräften über Wochen hinweg erstmals eine regelrechte Schlacht, statt nur schnell zuzuschlagen und dann zu verschwinden. Die Zeitung "Türkiye" zitierte Sicherheitsexperten mit der Auffassung, dass die 200 PKK-Kämpfer über die iranische statt wie sonst über die irakische Grenze gekommen waren und dass es "unmöglich" sei, dass der Iran darüber nichts gewusst habe. Es sei aber kein Hinweis aus Teheran gekommen. In den Medien kursieren zudem Gerüchte, die PKK benutze iranische Armeeaußenposten.
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Zu der reißerischen Überschrift sag ich mal nicht viel. Wären sie wirklich "Feinde", würden sie den Handel stark zurückfahren. Wer Welt/Bild liest wird aber vermutlich wissen worauf er sich einlässt.

Allerdings frage ich mich, warum nach Darstellung der Türken, die bösen Kurden (die es ja nach offizieller Darstellung gar nicht gibt) immer aus dem bösen Ausland einsickern. Irgendwie kam noch nie in kurdischer Kämpfer aus der Türkei, sondern stets aus dem Iran, dem Irak oder Syrien. Schon seltsam.

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Zitat:Turkey boosts lira bonds by selling record $6.2b gold to Iran [Times of Oman]
Bloomberg News(Bloomberg News) Al Bawaba Ltd.

ISTANBUL: Turkey is more than making up for a slide in exports to Europe with record gold sales to Iran, steadying its current-account deficit and boosting lira bonds.

Sales of precious metals to Iran jumped to $6.2 billion this year through July from $21.9 million in the same period last year, accounting for 70 per cent of Turkey's increase in exports this year
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<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.equities.com/news/headline-story?dt=2012-09-05&val=444771&cat=energy">http://www.equities.com/news/headline-s ... cat=energy</a><!-- m -->

Das Wachstum der türkischen Exporte in diesem Jahr geht also zu 70% auf das Konto der Geschäfte mit dem Iran. Das sind interessante Zahlen.
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Hierzu auch: Heute stand in der Print-Ausgabe der SZ, dass kürzlich mehrere Tonnen Goldbarren auf Lastwagen (!) über die türkisch-iranische Grenze gekarrt wurden. Schon arg seltsam. Einerseits schimpfen protürkische Kreise über Ahmadinedschad und proiranische über Erdogan, aber offenbar schlägt man zwei Fliegen mit einer Klappe, die Iraner können einerseits die Sanktionen mit Hilfe des NATO-Mitgliedes Türkei etwas umgehen, und andererseits kann die Türkei ihre Handelsbilanz schönen und den Energiebedarf absichern...
Zitat:Umstrittene Transaktion

Türkei kauft unauffällig iranisches Erdgas mit Gold

Die rohstoffarme Türkei bezahlt ihre Erdgasimporte aus Iran vor allem in Form von Gold. Diese Reaktion auf die Sanktionen gegen Iran haben der Türkei im laufenden Jahr einen trügerischen Exportboom beschert.

Wer die Handelsstatistiken der Türkei studiert, reibt sich die Augen. Überraschend ist nicht nur, wie stark sich das chronische Handelsbilanzdefizit in diesem Jahr verringert hat. Erstaunlich ist auch, dass dieser makroökonomisch durchaus willkommene Rückgang zu einem gewichtigen Teil auf den sprunghaften Anstieg von Goldexporten nach Iran zurückzuführen ist. So sind die entsprechenden Ausfuhren in den ersten neun Monaten des Jahres auf 6,4 Mrd. $ geklettert, nach nur 54 Mio. $ im gesamten Vorjahr 2011. Über die Hintergründe dieses wundersam anmutenden Goldexport-Booms wird seit März, als erstmals solche Ausschläge registriert worden waren, heftig spekuliert. [...]

Warum dieser archaisch anmutende Gütertausch? Der wichtigste Grund ist Irans Atomprogramm, hinter dem der Westen nicht nur zivile, sondern vor allem auch militärische Motive vermutet. Aufgrund dieses Programms sieht sich Irans Wirtschaft mit Sanktionen belegt, die das Land vom internationalen Banken- und Zahlungssystem praktisch ausschliessen. Geldtransfers in Dollars oder Euro sind kaum noch möglich. Also bezahlt Ankara für das Erdgas in türkischer Lira. Da diese Währung auf dem internationalen Markt aber nur von beschränktem Nutzen und ebenfalls nur schwer auf iranische Banken transferierbar ist, werden die Devisen noch in der Türkei in Gold umgetauscht.
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.nzz.ch/aktuell/wirtschaft/wirtschaftsnachrichten/tuerkei-kauft-unauffaelligiranisches-erdgas-mit-gold-1.17864886">http://www.nzz.ch/aktuell/wirtschaft/wi ... 1.17864886</a><!-- m -->

Schneemann.
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Im Gegensatz zur Handelssituation, sind die diplomatischen Beziehungen auf einem neuen Tiefpunkt:

Zitat:17 DECEMBER 2012 - 11H53
Iran's Ahmadinejad cancels Turkey visit: officials
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Ahmadinejad cancelled his visit because of a "busy schedule," Mehr news agency quoted the head of his international office, Mohammad Reza Forghani, as saying.

The cancellation came a day after Iranian Foreign Minister Ali Akbar Salehi warned Turkey over plans to deploy NATO-controlled US-made Patriot missiles along its border with Syria amid tensions with President Bashar al-Assad's regime.
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On Saturday, the joint chief of Iran's armed forces General Hassan Firouzabadi warned that the Patriot deployment was part of a plot to "create a world war."
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<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.france24.com/en/20121217-irans-ahmadinejad-cancels-turkey-visit-officials">http://www.france24.com/en/20121217-ira ... -officials</a><!-- m -->
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Demonstration der armenischen Minderheit in Teheran anlässlich des Gedenktags des Völkermords in der Türkei: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.rajanews.com/detail.asp?id=155712">http://www.rajanews.com/detail.asp?id=155712</a><!-- m -->

Video: <!-- m --><a class="postlink" href="http://youtu.be/9RVl93enxhg">http://youtu.be/9RVl93enxhg</a><!-- m -->

"Tod den türkischen Faschisten". Das dürfte man in der türkischen Botschaft nicht überhört haben.
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Speichellecker Iran klingt schon global in allen Ohren. Schade eigentlich.

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/politik/ausland/patten-kritik-wahre-freunde-sind-keine-speichellecker-a-182453.html">http://www.spiegel.de/politik/ausland/p ... 82453.html</a><!-- m -->
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Zitat:Was passierte mit Serena Shim?

Sie war auf dem Heimweg von einer Reportage von der türkischen Grenzstadt Suruc, als sie mit einem schweren Fahrzeug kollidierte. Nun ist Reporterin Serena Shim tot. Wirklich nur ein Unfall?

Die Reporterin des iranischen TV-Senders Press TV, Serena Shim, interessierte sich für den Konflikt in Kobane an der türkisch-syrischen Grenze. Sie war dort an der Arbeit, als sie am Sonntag von der Grenzstadt Suruc – auf der türkischen Seite der syrischen Stadt Kobane – zurückkehren wollte. Bei einem Unfall mit einem schweren Fahrzeug kam sie am Sonntag ums Leben.
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Noch am Freitag sagte Serena Shim, sie sei vom türkischen Geheimdienst als Spionin beschuldigt worden. Dies vermutlich wegen Berichten, welche sie über mögliche Verknüpfungen zwischen dem IS und der Türkei gemacht habe. Shim sagte damals, sie befürchte, eingesperrt zu werden.
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Shim erklärte zuvor, sie gehöre zu den wenigen Journalisten, die über Jihadisten schreiben, welche über die türkisch-syrische Grenze in die Konfliktgebiete geschleust würden. Sie sagte, sie hätte sogar Bildmaterial erhalten, welches zeige, wie Militante in Lastwagen von NGOs über die Grenze gelangen.
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<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.tagesanzeiger.ch/ausland/naher-osten-und-afrika/Was-passierte-mit-Serena-Shim/story/13569971">http://www.tagesanzeiger.ch/ausland/nah ... y/13569971</a><!-- m -->

Auch der Guardian berichtet: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.theguardian.com/media/greenslade/2014/oct/20/journalist-safety-turkey">http://www.theguardian.com/media/greens ... ety-turkey</a><!-- m -->
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