(Allgemein) Bundeswehr – quo vadis?
Dass das auch nicht meine Favoritin war, sollte klar sein.
Tatsächlich muss man aber sagen, dass sie zumindest die beste verfügbare SPD-Frau ist, was die Führung eines Bundesministeriums angeht. Positiv kann man auch anrechnen, dass sie nicht mehr im Bundestag sitzt und auch eigentlich gar keine politischen Ambitionen mehr hatte. Das kann ihr zugute kommen, wenn es darum geht, auch mal unabhängig von Partei und Fraktion zu agieren. Kritisch dürfte allerdings ihre Verortung in der SPD-Linken werden.
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Könnte (rein theoretisch) auch eine Chance sein. Frau Lamprecht entstammt im Prinzip einer Bundeswehr-feindlichen Gruppierung innerhalb der SPD, und diese eher skeptische / negative Einstellung zur Sache ist in Wahrheit vorteilhaft dahin gehend, dass sie (hoffentlich) in geringerem Maße der Staatssekretär und Generalskaste im Ministerium und deren Potemkinschen Dörfern zum Opfer fällt. Desweiteren ist sie eine erfahrene Polit-Juristin (sicherlich äußerst nützlich im Umgang mit dieser Clique, mit den Unternehmen und den sonstigen Rechtsverdrehern welche da kreisen), und gehört dem linken Flügel der SPD an und: sie hat keinerlei politische Ambitionen mehr, wollte eigentlich sogar schon aufhören. Damit hat sie (rein theoretisch) viel mehr Handlungsfreiheit und könnte (rein theoretisch) mit entschlossener Härte durchfegen und tatsächlich Veränderungen anstoßen welche sich dann positiv auswirken.

Und schlechter kann es ja auch gar nicht mehr werden, wir haben also rein gar nichts zu verlieren und vieles zu gewinnen. Von da wo die Bundeswehr ist geht es eigentlich in jede Richtung steil bergauf (Kunststück).
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Hier hätte Frau Lamprecht die Gelegenheit, zeitnah einzuschreiten:

"Die Bundeswehr hält an dem Plan fest, eine in der Truppe wenig akzeptierte Nässeschutzbekleidung beschaffen zu wollen, die vor über 30 Jahren entwickelt wurde. Und das, obwohl sich schon längst ein Nachfolgebekleidungssystem in der Einführung befindet."

https://soldat-und-technik.de/2021/12/au...lCiIg1wAZ0
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Nun ja, mit allzu viel Sensibilität scheint sie nicht vorzugehen, jetzt müsste es bloß noch in die richtige Richtung ("Ausmisten") gehen - und Ansätze gibt es wohl...
Zitat:Lambrecht sorgt für Unmut

Der Machtwechsel ist friedlich verlaufen, teils sogar harmonisch. Nur in drei Ministerien gab es Verstimmungen. Zwei davon führte Lambrecht vormals, eins hat sie gerade übernommen. [...] Nur in drei Häusern der Bundesregierung wurde der friedliche Machtübergang nicht im Beisein der scheidenden und neuen Minister zelebriert: [...] Wie die F.A.Z. erfuhr, nahm die SPD-Politikerin Christine Lambrecht, die in den vergangenen Monaten beide Ministerien geleitet hatte, an den Feierstunden am Donnerstag nicht teil. Auch im Verteidigungsministerium wurde gegen die Tradition verstoßen: Lam­brecht war bei ihrer eigenen Amtseinführung mit militärischen Ehren ebenfalls allein. [...]

Im Bendlerblock gab es Unmut darüber, dass aus dem Umfeld der neuen Ministerin noch vor ihrer Ernennung langjährigen Mitarbeitern des Verteidigungsministeriums, darunter Staatssekretär Gerd Hoofe, mitgeteilt worden war, sie hätten bis Donnerstag ihre Büros zu räumen. Ähnlich robust war Lambrecht im Justizministerium vorgegangen, das sie im Juni 2019 in der laufenden Legislaturperiode von ihrer Parteifreundin Katarina Barley übernommen hatte. Einige Mitarbeiter mussten sofort gehen.
https://www.faz.net/aktuell/politik/inla...78556.html

Schneemann
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@ Schneeman: Den FAZ-Beitrag wollte ich auch gerade posten.
Ich habe ja auch so einige Übergaben erlebt oder auch gestaltet.
Dabei war es nie eine gute Idee, einen Funktionsträger rauszuwerfen, noch bevor er zumindest in groben Zügen seinen Nachfolger einweisen konnte.
Aber vielleicht gibt es im Umkreis von Frau Lamprecht ja Leute, die sich bestens im Bereich Verteidigung auskennen und aus dem Stand sofort abliefern.
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In Frankreich kocht man auch nur mit Wasser. Vor allem die Einsatzverfügbarkeiten von A400M, Tiger und Rafale sind mit Verweis auf die Kritik der Einsatzverfügbarkeiten der Bundeswehr ebenfalls sehr niedrig.

[Bild: https://pbs.twimg.com/media/FIgyFhAXIAAL...ame=medium]
https://twitter.com/HerveGrandjean/statu...13/photo/1
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(10.01.2022, 08:26)GermanMilitaryPower schrieb: In Frankreich kocht man auch nur mit Wasser.

Der Rasen der Nachbarn erscheint immer Grüner, tatsächlich wird aber überall nur mit Wasser gekocht, egal ob in Deutschland, Frankreich oder den USA. Wichtig ist halt die genaue Prüfung der Grundlagen, wenn man veröffentlichte Zahlen vergleichen will. Eine Verfügbarkeit von 50 bis 60% etwa bei der Rafale würde ich nicht als sehr niedrig bezeichnen, wenn sie sich tatsächlich auf alle Flugzeuge bezieht. Die 35% bei A400M und Tiger wären Verbesserungswürdig, aber man sollte nicht glauben, andere Muster wären da signifikant besser (das betrifft auch den hier so begehrten Apache Wink ). Das Problem ist halt immer: wenn man die richtigen Grundlagen verwendet, kann man die Zahlen beliebig "variieren". Die Verfügbarkeit von einsatzgebundenen Maschinen ist etwas anderes als die Verfügbarkeit aller zugewiesenen Maschinen, und das wiederum etwas anderes als die Verfügbarkeit des Gesamtbestands.
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Man sollte da meiner Meinung nach auch immer zwischen Friedensbetrieb und Kriegsbetrieb unterscheiden. Im Frieden gilt vieles als nicht verfügbar was im Krieg unter den exakt gleichen Zuständen des Systems trotzdem eingesetzt werden würde.

Deshalb wäre es meiner Meinung nach die entscheidende Frage, wie hoch der Anteil der unter Kriegsbedingungen einsetzbaren Systeme ist. Dazu müsste man definieren was man im Kriegsfall trotzdem einsetzen würde und wo man da die Grenze zieht und dann nachsehen wie hoch der Anteil der tatsächlich im Krieg verfügbaren Systeme ist.

Und gerade die Bundeswehr würde hier dann meiner Meinung nach deutlich besser aussehen als es die aktuellen Zahlen sugerieren, weil bei der Bundeswehr aus überbordender Bürokratie, einem Übermaß an Vorschriften und übertriebenem Sicherheitsdenken und völlig inakzeptabler Risikoaversion, der ganzen Vollkaskomentalität, Eigensicherungs- und Absicherungsunkultur vieles als nicht verfügbar / nicht einsetzbar deklariert wird, was bei einer anderen militärischen Kultur bzw. anderen Umständen durchaus einsetzbar wäre.

PS: In Südkorea ist das Gras sehr viel grüner (aus eigener Anschauung). Die haben aber ja auch einen anderen Druck im Nacken als unsereiner.
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(10.01.2022, 10:16)Quintus Fabius schrieb: Und gerade die Bundeswehr (...)

... sieht auch in dem Punkt "Bürokratie" und "Risikomanagement" nicht signifikant schlechter aus als andere, von denen bekommt man es nur seltener (oder gar nicht) zu hören.
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Als einige andere westliche Armeen in Europa vielleicht.

Aber selbst viele westliche Streitkräfte haben im Vergleich zur Bundeswehr eine wesentlich bessere Risiko- und Fehlerkultur und deutlich weniger Beschränkungen. Das Übermaß in diesem Bereich ist bei der Bundeswehr schon besonders ausgeprägt. Und außerhalb des Westens gibt es Armeen welche ein völlig anderes Verständnis von Risikomanagement haben, teilweise auch ins andere Extrem übertrieben.
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Nö, nicht nur in Westeuropa, auch beispielsweise in Russland (selbst im Bereich Risikomanagement, auch wenn das manchmal einen anderen Eindruck vermittelt). Das es auch anders geht und andere gibt, klar, aber mir kommt gerade im deutschsprachigen Raum die Bundeswehr häufig in vieler Hinsicht viel zu schlecht weg. Das merkt man auch hier im Forum.
Umgekehrt bedeutet dies ja nicht, dass alles in Ordnung wäre, geht mir ja nicht ums Relativieren von Problemen, sondern im Gegenteil um eine offene, aber sachbezogene Diskussion darüber. Und dabei wird eben meines Erachtens zu sehr auf den Kunstrasen in Nachbars Vorgarten geschaut, anstatt sich mal den Naturrasen hinterm Haus anzuschauen (um bei dem Bild zu bleiben). Das ist selten zielführend. Viele Medien sind leider auch nicht in der Lage, fachliche Aussagen korrekt einzuordnen, und während selten positive "Wasserstandsmeldungen" weitergegeben werden, erhält jede negative oder auch nur vermeintlich negative eine Schlagzeile.
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Die Kritik am Übermaß an Bürokratisierung, Überregulierung und Absicherungsdenken bei der Bundeswehr ist definitiv berechtigt. Die Klage darüber kommt auch nicht von den Medien, sondern sie kommt vor allem aus der Truppe selbst. Die sehr schlechte Risikio- und Fehlerkultur wurde und wird von der Truppe selbst kritisiert, sie wurde sogar seitens des Verteidigungsministeriums bereits als Problem eingeräumt.

Dieser Fakt ist nicht dadurch relativierbar, dass es bei anderen Armeen auch schlecht läuft und die genannten Faktoren ebenso vorhanden sind. Man muss dass meiner Meinung nach frei vom Vergleich zu anderen betrachten und nur in Bezug auf die Sache selbst. Es ist gar nicht relevant, ob andere Armeen hier besser oder schlechter sind, sondern relevant ist nur, ob die Bundeswehr hier in Bezug auf die Auftragserfüllung dadurch zu sehr eingeschränkt wird oder nicht, ob das die Kampfkraft signifikant mindert oder nicht.

Und ich wollte nicht auf Russland hinaus, gerade dort ist die lähmende Bürokratisierung auch so ein Problem welches eher als warnendes Beispiel dienen sollte.

Der aktuelle Zustand ist auf jeden Fall für die Frage der militärischen Leistungsfähigkeit inakzeptabel. Ganz allgemein entwickeln sich zur Zeit im Westen Armeen immer weiter weg von der Befähigung zu ernsthafter Kriegsführung und immer weitergehend in Richtung einer lediglich nebenbei bewaffneten Beamtenbürokratie deren primäres Ziel es ist um sich selbst zu kreisen und sich selbst überzuverwalten.

Deshalb habe ich keineswegs einen verklärten Blick auf andere Armeen, sondern sehe dort zunehmend die gleichen Probleme welche schließlich zur Kriegsunfähigkeit führen. Und genau da sind wir inzwischen angelangt. Das Ausmaß in dem heute versucht wird den Krieg durch Regulierung einzuschränken, dass also, was ich immer mit ritualisierter Kriegsführung meine, läuft derart der Natur des Krieges selbst zu wieder, dass jeder der einen solchen Weg verfolgt gegenüber dem der dies nicht tut erhebliche militärische Nachteile hat.

Ich kann dir zustimmen, dass man zu sehr auf den Rasen im Nachbargrundstück sieht, aber völlig unabhängig davon hat die Bundeswehr in diesem Bereich ein erhebliches Problem. Völlig unabhängig davon wird dieses Problem auch in der Bundeswehr selbst so gesehen und benannt (wenn auch mit unterschiedlich weit reichenden Schlußfolgerungen und Forderungen daraus, bei denen ich sicher eine Extremposition einnehme).

Wir benötigen Streitkräfte ! - keine auf bloße Eigensicherung hin optimierte Vollkaskobürokratie.
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Und nun ist es so weit und der Sieger heißt: Einpersonenpackung

https://augengeradeaus.net/2022/01/neuer...enpackung/

Zitat:Zur Findung der neuen Bezeichnung wurde ein Ideenwettbewerb ins Leben gerufen, rund 3.000 Mails mit Vorschlägen gingen ein. Das Ergebnis steht nun fest. Die künftige Bezeichnung wird Einpersonenpackung sein. Der neue Name wird damit der sprachlichen Gleichbehandlung gerecht und behält dabei gleichzeitig die allgemein bekannte Abkürzung EPa.

Bei dem Ideenwettbewerb gab es drei Gewinner*innen. Als Preis erhalten sie nach Angaben des BAIUD jeweils zehn dieser Einpersonenpackungen.

Der Inhalt der Kampfrationen, laut Bundeswehr eine der sichersten Formen von Notverpflegungen der Welt, bleibt dagegen unverändert.

Den das wichtigste gleich nach der eigenen Karriere ist die Sicherheit. Den der Krieg an sich dreht sich ja vollständig nur um die Sicherheit, wie der Name Sicherheitspolitik es ja schon so schön umreißt.

Aber vielleicht ganz interessant: in dem Kontext wurde auch verlautbart keine Packungen in verschweißten Kunststoffbeuteln mehr zu beschaffen, sondern wieder auf Karton zurück zu greifen. Und zwar (Trommelwirbel) vor allem auch aus Umweltschutzgründen. Den im Krieg geht es um Sicherheit, das Retten von Menschenleben und Umweltschutz. Aber in Wahrheit geht es natürlich darum dass in den Pouches (welch Deutsches Wort) zu viel Luft ist und man damit per Pouch bis zu 15% mehr Luft transportiert, so weit der Factencheck (welch Deutsches Wort).
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Aber da ich ja nicht immer nur schlechtes schreiben soll:

https://www.bundeswehr.de/de/aktuelles/m...us-5325102

Zitat:Bürokratismus gezielt bekämpfen und nachhaltig vermeiden: Das ist das Ziel des Projektes Adminimum®, mit dem so auch die Berufszufriedenheit innerhalb der Bundeswehr gesteigert werden soll. Die Kampagne richtet sich gleichermaßen an administrativ Handelnde wie auch an alle, die mit übermäßiger Bürokratie zu tun haben.

Wenig bekannt und müsste eigentlich massiv gefördert, weitreichend ausgebaut und absolut priorisiert werden. Und bezeichnend dass eine solch sinnvolle Entwicklung mal wieder von der Marine her kommt.

Im Vergleich zum "Empauerment Prodschägt" des Ministeriums ist sogar der Name regelrecht elegant.

Zitat:Das Projektteam abschließend: „Jeder Beitrag zur Entbürokratisierung der Bundeswehr zählt — von Betroffenen wie auch Zuständigen.
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Lamprecht will die Reformpläne von AKK auf Eis legen.
Die Umstrukturierung von Sanitätsdienst und Streitkräftebasis ist erst einmal vom Tisch.
Schwerpunkte sollen dafür Modernisierungen beim Beschaffungswesen sein.

https://www.businessinsider.de/politik/d...1642662101
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