(See) Eventueller Ersatz F126
@Broensen
Zitat:Das sind halt unterschiedliche Grundannahmen. Du und ich gehen davon aus, dass ein neu gebauter ASW-Kombatant auch ohne ihn begleitenden Verbandsflugabwehrzerstörer im Nordmeer überlebensfähig sein muss, die meisten anderen hier (und offensichtlich auch die BW) halten am althergebrachten Konzept des Verbandsschutzes fest. Dieser Widerspruch lässt sich nicht auflösen und deswegen werden auch die potentiellen Lösungen immer vollkommen unterschiedlich bewertet werden.
So siehts aus.
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@Leuco
Zitat:Was mir unlogisch erscheint, ist die Tatsache, dass die FDI mit ihrer erweiterten Fähigkeit in dem Bereich, für Fregatten in dieser Tonnage ein Exoten darstellt. Nun ist die Frage ob sie ein Vorreiter ist und künftige kleinere Fregatten solche Fähigkeiten allesamt eingerüstet bekommen oder es sich mehr um die Konsequenz handelt, dass mit Sylver die Aster 30 Standard ist und so diese Fähigkeit halt mitbringt.
Du musst bedenken, dass SeaFire das erste Radarsystem ist, das man überhaupt auf einer Fregatte in solch einer Größenordnung einrüsten kann. Von westlicher Seite her waren die einzigen Optionen bisher das SMART-L oder eben die AEGIS Palette. Ersteres ist relativ groß und nicht wirklich sinnvoll auf einer 4.500t einzusetzen und letzteres ist durch den am SPY hängenden Rattenschwanz so teuer, dass es diese Lösung üblicherweise bisher nur auf größeren Einheiten gibt.
Zitat:Wenn die Analyse der Bedrohung durch BMD für kleinere Fregatten stimmt. Warum sieht man hier bisher so wenige Reaktionen. Die F126 bringt nichts in dieser Hinsicht mit und ist trotz Zerstörergröße nur mit 64 ESSM bewaffnet. Ja, der Entwurf ist bereits etwas älter, aber warum wird dann nicht umgesteuert?
Das liegt mMn an einer Vielzahl an Faktoren die speziell auf europäische Marinen zutreffen.

First and Foremost: man hat die Bedrohungslage durch BM durchaus frühzeitig erkannt. Als sich die europäischen Marinen Anfang der 2000er alle SMART-L und S1850M ins Haus geholt haben, war BMD einer der treibenden Kräfte dahinter. Die entsprechenden Softwareupdates waren bereits in der Pipeline.

Aber warum baut man jetzt dennoch die „klassischen“ ESSM Fregatten?

Nun ja, etwas brauchen und etwas bekommen sind im Marinewesen zwei verschiedene Paar Schuhe.
Da spielt vor allem die Politik eine Rolle, denn militärische Investitionen in Friedenszeiten sind meist ein politisches Ärgerniss, dass das zu „umschiffen“ gilt, besonders Milliardenprojekte der Marine. Es darf bloß nix kosten und BMD Fähigkeiten kosten eben besonders. Weshalb man die Fähigkeit meist stumpf ignoriert hat, schließlich kann das ja schon xyz AAW-Einheit (/man will sich selber nicht mit dem Problem befassen). Da die Öffentlichkeit üblicherweise keinen blassen Schimmer hat, was BMD überhaupt ist und wie es sich von herkömmlichen AAW unterscheidet, gibt es entsprechend auch keinen Druck diesbezüglich.

Was da ebenfalls nicht hilft ist der Umstand, dass europäische Marinen oft selber nicht so richtig wissen, was sie überhaupt tun. Die Führungsposten dieser sind heute hauptsächlich von Altgedienten Karrieresoldaten besetzt, die ihre „Blütezeit“ gegen Ende des Kalten Krieges erlebt haben. Teilweise verstehen diese die aktuelle strategische oder doktrinale Realität nicht oder wollen sich dieser nicht „beugen“, weil sie in ihren Denkmustern völlig festgefahren sind. Bestes Beispiel dürften wohl Torpedowerfer auf neuen Fregatten sein, die nicht etwas da sind, weil man sie realistisch einsetzten könnte sondern, gelinde gesagt, weil sie schon immer da waren. Admiräle sind Menschen wie du und ich mit den selben unbegründeten Denkmustern wie du und ich.
Diese „Weisheit“ hat uns auch die F125 und die F126 beschert, sowie eine F127 mit 64x VLS Zellen. Da wär ich äußerst vorsichtig.

Auch muss man hier verschiedene Doktrinen berücksichtigen. Eine Royal Navy bspw hat deutlich weniger Bedarf für eine allgemeine BMD Fähigkeit als wir, da diese hauptsächlich um Trägergruppen herum gebaut ist, bei denen auch immer ein T45/T83 dabei ist (wobei auch da die fehlenden BMD Fähigkeiten von T26 und T31 im Rahmen von Littoral Strike Groups immer stärker kritisiert werden).

Dazu kommt hier speziell bei europäischen Marinen der Umstand, dass man sich bisher beim Thema BMD und Hypersonic Defense auf den USA ausgeruht hat. Die haben ihre Fähigkeiten in dem Bereich mit SM-2ER, SM-6 und SM-3 sowie der SPY Serie konsequent auf allen ihren Major Surface Combatants weiterentwickelt, was hier oft zu Aussagen wie „xyz brauchen wir nicht, das können schon die Amerikaner“ geführt hat. Selbst hier im Forum kann man das bei früheren Beiträgen oft noch sehen, besonders was BMD angeht.
Da wir jetzt potenziell ohne die USA auskommen müssen, gucken wir jetzt doof in die Röhre, weil unsere Schiffe dafür nicht gedacht sind.
Zitat:Die russische Schwarzmeerflotte traut sich nicht mal aus dem Hafen. Müssen wir die Bedrohungslage für die ASW Einheiten im Nordmeer ganzheitlicher denken? z.B. Könnten wir Europäer mit unseren Uboote die russischen Überwasser Einheiten vollständig aus dem Spiel nehmen?
Was soll das nützen? Russische ASCM verfügen oftmals über operative Reichweiten von 1.000km+, die müssen den Hafen überhaupt nicht verlassen um NATO Schiffen gefährlich zu werden. Zumal die meisten davon nicht einmal auf den schiffsgestützten Start angewiesen sind, da es diese oftmals auch in boden- und luftgestützten Versionen gibt.
Zitat:Wie sieht es im Südchinesischen Meer aus. Da baut keiner ASW Fregatten ohne BMD Eigenschutz?
Das Südchinesische Meer ist ein grundlegend anderer Operationsraum als das europäische Nordmeer. Der Pazifik ist zu groß und die Bedrohung durch die PLAN zu potent, als das man dort außerhalb des Task Force Modells operieren könnte. Area ASW macht dort keinen Sinn, weil du so viele Fregatten überhaupt nicht unterhalten könntest wie dafür vonnöten wären. Die Situation dort ist da eher vergleichbar mit der Situation im offenen Atlantik, in dem ASW nur im Kontext von Verbandsschutz (mit begleitender AAW-Einheit) stattfindet.
Zitat:Auf was basiert diese absolute Annahme, dass mindestens die Fähigkeiten einer FDI benötigt werden?
Teils Vorbild aus den USA, teils Erfahrungen aus dem Roten Meer, teils Erfahrungen aus der Ukraine und teils logische Herleitungen modelliert anhand der zu erwartenden Bedrohungslage in Europa und Weltweit.

Wenn du aber ein praktischeres Beispiel willst, kannst du hier die französische und italienische Marine nehmen. Die statten mittlerweile sämtliche ihre neuen Fregatten mit BMD und Hypersonic Defense Capabilities in verschiedenen Tiefen aus. Siehe bspw FDI, FREMM A (die AAW FREMM die dann aus Kostengründen gestrichen wurde) oder bspw auch die FREMM EVO.
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@Kul144
Zitat:Natürlich heißt das nicht das Iris-T SLM die ideale Wahl für BMD ist, aber es zeigt, wenn wir nur über Selbstverteidigung gegen TBMs sprechen, dann muss es nicht gleich das 2000km BMD Radar und der 1,5t Effektor sein.
Wovon ja auch keiner redet? Wie reden hier von SeaFire und ASTER (oder Äquivalenten), nicht von SMART-L und exoatmosphärischen Interceptor.
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(01.08.2025, 19:14)spooky schrieb: ENS Al-Aziz 904 (2021)
Man beachte auch die offene Luke links.

Danke dir! Genau so ein Bild habe ich gesucht!
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Bitte fasst das nochmal alles kurz für dummys zusammen…
warum hier alle die FDI so geil finden!?
Das Radar ist besser?
und in Kombination mit Aster30 besser gegen ballistische Bedrohungen geeignet als ESSM Block2?
und ein Schleppsonar kommt ab Werk mit statt wie bei Meko A200 nur fitted for?
stimmt das so grob?

Gerade Richtung Aster30 würde ich halt argumentieren dass diese in der Ukraine aktuell nicht besonders gut abliefern… und massive Engpässe bzgl Produktion haben…
abgesehen davon dass die ESSM Block2 bzgl Leistung deutlich über Aster15 und leicht unter Aster30 liegt…
Ich aber dafür Pro VLS Schacht 4 mal so viele FK mitführen kann
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(Gestern, 09:35)ObiBiber schrieb: Bitte fasst das nochmal alles kurz für dummys zusammen…
warum hier alle die FDI so geil finden!?
Das Radar ist besser?
und in Kombination mit Aster30 besser gegen ballistische Bedrohungen geeignet als ESSM Block2?
und ein Schleppsonar kommt ab Werk mit statt wie bei Meko A200 nur fitted for?
stimmt das so grob?

Das Hauptthema bei der FDI ist das Radar bzw. Software, welches eingeschränkt BMD fähig ist. So etwas gab es in dieser Gewichts bzw. Größenklasse bisher nicht. Das Ganze dann auch noch europäisch. Die FDI hat aber auch gravierende Nachteile, da Sylver nicht Quadpack fähig ist. Das bedeutet dass du zwar 32 Aster einrüsten kannst, aber auch nicht mehr.

Bei einem MK41 könnte man dagegen 16 Aster und 64 ESSM rüsten.

Potenter aber auch wesentlich größer wäre die Fremm Evo, welche wenige Wünsche offen lässt. In der Art könnte man sich dann wohl auch den diskutierten ASW Zerstörer vorstellen.
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(Gestern, 09:57)Leuco schrieb: Die FDI hat aber auch gravierende Nachteile, da Sylver nicht Quadpack fähig ist. Das bedeutet dass du zwar 32 Aster einrüsten kannst, aber auch nicht mehr.

CAMM ist in Sylver Quad Pack fähig, liegt aber halt in der Leistung unterhalb von ESSM Block 2. Eher so in der Mitte zwischen RAM und ESSM, darüber kann man jetzt streiten, wie operativ wichtig dies ist.

CAMM-ER ist zumindest Dual Pack fähig.

Die FDI-Variante KIMON hat 3 x 8 Sylver A-50 und 1 x 8 Sylver A-70, man könnte also 16 x Aster-30 und bis zu 16 x 2 = 32 CAMM-ER oder 16 x 4 = 64 CAMM mitführen.

In Summe wären das:

- 16 x Aster-30
- 32 x CAMM-ER
- 21 RAM

Ggf. könnte man auch eine Mischbeladung aus CAMM Quad Pack und CAMM-ER Dual Pack fahren. So wenig Lfk sind das jetzt nicht an Bord.
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Das Sea Fire Radar ist doch völlig ungeeignet für BMD in jeglicher weise.
Man darf nicht vergessen das Aster 30 Standard hier deutlich unterhalb einer SM2 anzusiedeln ist.
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(Gestern, 10:14)Pmichael schrieb: Das Sea Fire Radar ist doch völlig ungeeignet für BMD in jeglicher weise.
Man darf nicht vergessen das Aster 30 Standard hier deutlich unterhalb einer SM2 anzusiedeln ist.

Wir sprechen von Aster 30 B1 ng und auch nur über Eigenschutz.
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(Gestern, 10:14)Pmichael schrieb: Das Sea Fire Radar ist doch völlig ungeeignet für BMD in jeglicher weise.

Und das stört uns im Kontext eines Ersatzes der F126 warum? Mit der TRS-4D/NR, die derzeit für F126 geplant ist, wird doch noch weniger "BMD" möglich sein, als mit dem S-Band Sea Fire von Thales.

Wenn wir BMD oberhalb von Hypersonic Missile oder ASBM machen wollen, landen wir doch gleich wieder bei AEGIS und AN/SPY.
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Haben wir bereits das Kronos Dual Band in Zusammenhang mit dem 126 Ersatz durchgekaut? Was haltet ihr von der Performance im Vergleich zu Seafire und dem Aegis komplex? Dieses Radar in Saab 9LV integrieren, wäre doch auch ein Gedanke wert.

Eine Fregatte im Bereich der Meko A210 wird hier wohl zu klein sein.
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(Gestern, 10:23)Leuco schrieb: Wir sprechen von Aster 30 B1 ng und auch nur über Eigenschutz.

Obwohl beide unter den Namen Aster 30 laufen sind es doch deutlich unterschiedliche Lenkflugkörper, die auch weiterhin von den Nutzerstaaten jeweils bestellt und eingesetzt werden.

(Gestern, 10:24)DeltaR95 schrieb: Und das stört uns im Kontext eines Ersatzes der F126 warum? Mit der TRS-4D/NR, die derzeit für F126 geplant ist, wird doch noch weniger "BMD" möglich sein, als mit dem S-Band Sea Fire von Thales.

Wenn wir BMD oberhalb von Hypersonic Missile oder ASBM machen wollen, landen wir doch gleich wieder bei AEGIS und AN/SPY.

Die Frage dürfte sein was stoppt die F126 hier irgendwas jenseits von ESSM einzusetzen - beim FDI dürfte es das Radar sein. Obwohl man in der Tat statt TRS-4d ein L-Band Radar hätte nutzen sollen
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(Gestern, 11:16)Pmichael schrieb: Die Frage dürfte sein was stoppt die F126 hier irgendwas jenseits von ESSM einzusetzen - beim FDI dürfte es das Radar sein.

Im Zweifel, weil keiner derzeit weiß, welche Standard Missile-Typen das APAR Block 2 leiten kann. Mit APAR Block 2 ist man wieder den Weg des "exotischen" X-Band-Feuerleitradars gegangen, welches die Flugkörpertypen erheblich limitiert, die man leiten kann.

Aster funktioniert soweit mir bekannt im C-Band, CAMM und CAMM-ER sind im S-Band unterwegs.
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@Leuco: Die Fremm liest sich echt sehr gut. Vor allem "Mit dem VLS-System Sylver A70 können die GP/LA-Schiffe Marschflugkörper vom Typ MdCN einsetzen" hört sich gut an, die Reichweite beträgt 1.000km.

Da haben wir Bedarf!
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Glaubt tatsächlich jemand, dass wir beim Kauf einer Fregatte in Frankreich oder Großbritannien Zeit gegenüber der verspäteten F126 gewinnen?

Bei uns dauern einfachste Auswahlverfahren mit 2 Kandidaten mehrere Jahre, wie man beim CH-53 Ersatz gesehen hat.

Nehmen wir an, es werden zwei Angebote eingeholt, dann dauert es mindestens 3 Jahre bis zum ersten Schweißpunkt. Und dann nochmal gute 2 bis 3 Jahre bis zur Lieferung.

DAS ist aber momentan auch der Zeitpunkt für die F126.

Was gewinnen wir also?
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(Gestern, 10:13)DeltaR95 schrieb: CAMM ist in Sylver Quad Pack fähig, liegt aber halt in der Leistung unterhalb von ESSM Block 2. Eher so in der Mitte zwischen RAM und ESSM, darüber kann man jetzt streiten, wie operativ wichtig dies ist.

CAMM-ER ist zumindest Dual Pack fähig.
...
- 16 x Aster-30
- 32 x CAMM-ER
- 21 RAM
Hatten wir eigentlich schon die Frage, ob eine navalisierte IRIS-T-SL in Sylver quadpack-fähig und somit eine sinnvolle CAMM/ESSM-Alternative sein könnte?

(Gestern, 11:16)Pmichael schrieb: Die Frage dürfte sein was stoppt die F126 hier irgendwas jenseits von ESSM einzusetzen
Beim aktuellen F126-Design u.a. auch die Anzahl der VLS-Zellen.
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(Vor 11 Stunden)Bairbus schrieb: Glaubt tatsächlich jemand, dass wir beim Kauf einer Fregatte in Frankreich oder Großbritannien Zeit gegenüber der verspäteten F126 gewinnen?

Bei uns dauern einfachste Auswahlverfahren mit 2 Kandidaten mehrere Jahre, wie man beim CH-53 Ersatz gesehen hat.

Nehmen wir an, es werden zwei Angebote eingeholt, dann dauert es mindestens 3 Jahre bis zum ersten Schweißpunkt. Und dann nochmal gute 2 bis 3 Jahre bis zur Lieferung.

DAS ist aber momentan auch der Zeitpunkt für die F126.

Was gewinnen wir also?

Bezüglich Zeit würde vermutlich nur FDI und Meko 200 etwas bringen. Das setzt voraus dass dieses Jahr ein Vertrag geschlossen wird. Zeitenwenden eben.

Macht man es etwas ambitionierter und nimmt einen späteren Zulauf in Kauf, bliebe immer noch der Fakt, dass der aktuelle F126 Entwurf nicht wirklich zukunftsfähig ist. Auch muss man sehen, dass im Moment von X Jahren Verspätung ausgegangen wird. Was kommt da noch drauf, der Bau hat noch gar nicht begonnen.

Ob Notfallfregatte oder etwas ambitionierter. Ich bin für einen bodenständigen Entwurf, welcher auf bereits im einsatzbefindlichen Komponenten beruht. Hier wäre für mich z.B. Saab 9LV gesetzt.

(Vor 11 Stunden)Broensen schrieb: Hatten wir eigentlich schon die Frage, ob eine navalisierte IRIS-T-SL in Sylver quadpack-fähig und somit eine sinnvolle CAMM/ESSM-Alternative sein könnte?

Ja, da gab es von mehreren Forenmitgliedern ein Nein. Ich kann aber nicht beurteilen wie valide diese Aussagen sind.
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