Krise im Roten Meer / Operation Prosperity Guardian
Die Houthi haben ihre Friedensbemühungen wohl wieder aufgenommen... Dodgy
Zitat:Attack on Bulker Could Signal Restart of Houthis' Red Sea Campaign [...]

Yemen's Houthi rebels appear to have resumed their campaign of attacks on shipping after a long hiatus. This weekend, a Liberian-flagged bulker was attacked by small craft in the Red Sea, giving new justification for major ocean carriers' decision to continue to avoid the waterway.

On Sunday afternoon, the bulker Magic Seas was approached by about half a dozen small craft at a position about 51 nautical miles southwest of Hodeidah. The personnel aboard these boats were carrying rocket-propelled grenades and small arms, and the armed security team aboard the bulker returned fire. An RPG reportedly hit the bridge, according to maritime risk consultancy Vanguard Tech.
https://maritime-executive.com/article/h...-on-bulker

Bei der Magic Seas handelt es sich um einen 200-m-Bulker von ca. 35.000 BRZ: https://www.vesselfinder.com/de/vessels/details/9736169

Schneemann
Zitieren
Warum die Houthis mitten in den Wiederaufnahmeverhandlungen zu Gaza ein Schiff angegriffen haben
OLJ (französisch)
Während sich die Region noch immer mit den Folgen des Krieges zwischen Iran und Israel auseinandersetzt, versucht die Rebellengruppe, ihre seit dem 7. Oktober 2023 errungene Position zu festigen.
Von Dany MOUDALLAL, am 7. Juli 2025 um 23:00 Uhr
[Bild: https://s.lorientlejour.com/storage/atta...682157.jpg]
Mitglieder der jemenitischen Sicherheitskräfte stehen vor einem Großbildschirm, auf dem die Worte des Houthi-Führers Abdul-Malik al-Houthi während einer Gedenkfeier zum Aschura-Fest in Sanaa am 6. Juli 2025 übertragen werden. Mohammad Huwais/AFP

Weniger als zwei Wochen nach dem Ende des Krieges zwischen Iran und Israel kehren die Houthis auf die regionale Bühne zurück. Am Sonntag wurde ein Schiff im Roten Meer bei einer Operation angegriffen, zu der sich zunächst niemand bekannte. Israel reagierte umgehend und bombardierte Häfen und andere Infrastrukturen, die unter der Kontrolle der jemenitischen Rebellen stehen. Am nächsten Tag brach die Gruppe schließlich ihr Schweigen. „Wir haben das Schiff Magic Seas mit zwei unbemannten Booten, fünf ballistischen Raketen und Marschflugkörpern sowie drei Drohnen angegriffen“, erklärte ihr Militärsprecher Yahya Saree in einem Video.

Der unter liberianischer Flagge fahrende Frachter, der einer griechischen Gesellschaft gehört, wurde etwa 94 Kilometer südwestlich des Hafens von Hodeida getroffen. Die Besatzung, die das brennende Schiff verlassen musste, wurde laut der britischen Agentur UK Maritime Trade Operations von einem vorbeifahrenden Handelsschiff gerettet. Dieser Angriff ist der erste dieser Art in dieser strategisch wichtigen Seestraße seit April, als Washington den Jemen bombardierte, um die Houthis daran zu hindern, die Freiheit der Schifffahrt zu stören.

Ein neuer Vorstoß, um Druck auf die regionalen Verhandlungen auszuüben

Für Thomas Juneau, Professor an der Universität von Ottawa, ist dieser Zeitpunkt kein Zufall. „Die Houthis wollen den Druck auf Israel aufrechterhalten, während die Verhandlungen zwischen Israel und der Hamas, aber auch zwischen Israel und den Vereinigten Staaten, in Katar an Intensität zu gewinnen scheinen. Sie versuchen, sich in diesen Prozess einzuschalten. “ Dieser Angriff fällt in der Tat mit einer Wiederaufnahme der diplomatischen Verhandlungen an mehreren Fronten zusammen. In Doha zielen indirekte Gespräche zwischen Israel und der Hamas auf einen Waffenstillstand und einen Austausch von Geiseln und Gefangenen ab.

Gleichzeitig erwägt Teheran eine Wiederaufnahme der Atomgespräche nach den israelisch-amerikanischen Angriffen im Juni, bei denen sensible Nuklearinfrastrukturen im Iran beschädigt wurden. Vor diesem Hintergrund scheinen die Houthis entschlossen, ihre Bedeutung und die regionale Position, die sie seit dem 7. Oktober 2023 erlangt haben, zu bekräftigen.
Lesen Sie auch Gaza: Waffenstillstand ist keine Illusion mehr

„Der Krieg in Gaza hat es den Houthis auch ermöglicht, ihren regionalen Einfluss auszuweiten, insbesondere im Roten Meer. Ihr eigentliches Ziel ist es, ihre Macht zu festigen und sich als vollwertiger regionaler Akteur zu etablieren“, erklärt Thomas Juneau. Diese Strategie ist seit dem Blitzkrieg zwischen Israel und dem Iran noch deutlicher geworden. Während sich die anderen Mitglieder der „Achse des Widerstands“ zurückhielten, feuerten die Houthis zwei Tage nach Beginn der israelischen Operation „Der Löwe steht auf“ gegen Teheran eine ballistische Rakete auf Jaffa ab. „Die Houthis sind eine Ausnahme“, meint der Forscher.

„Sie gehen gestärkt aus dem Konflikt hervor und versuchen, sich als dominierende Kraft innerhalb der Achse zu etablieren. Die Gruppe hat in der Region an Popularität gewonnen, indem sie sich als Unterstützer der Palästinenser präsentiert. Seit November 2023 hatten die jemenitischen Rebellen mehr als hundert Angriffe auf Schiffe verübt, die ihrer Meinung nach Verbindungen zu Israel haben. Damit wollten sie Druck auf den Abschluss eines Waffenstillstands in Gaza ausüben, indem sie den internationalen Schiffsverkehr störten.

Wird Washington eingreifen?

Die Angriffe wurden während der beiden kurzen Waffenruhen, die im November 2023 und im Januar 2025 begannen, ausgesetzt. Angesichts der israelischen Blockade der Enklave seit Anfang März, mitten in der Waffenruhe, kündigten die Houthis jedoch an, ihre Angriffe im Roten Meer wieder aufzunehmen. Dies hat die USA unter Donald Trump auf den Plan gerufen, die daraufhin die Operation „Rough Rider” mit dem erklärten Ziel starteten, die Freiheit der Schifffahrt zu gewährleisten, da Washington eine Inflation infolge steigender Transportkosten befürchtet.

Der im Mai geschlossene informelle Waffenstillstand verpflichtete die jemenitischen Rebellen zwar, keine internationalen Schiffe mehr anzugreifen, aber sie behielten sich das Recht vor, Israel mit ihren Raketen und Drohnen anzugreifen, und erklärten alle israelischen Schiffe oder Schiffe, die in Richtung des jüdischen Staates kreuzten, zu legitimen Zielen. Die Angriffe der Houthis auf israelisches Gebiet wurden daher seitdem fortgesetzt, ohne dass es oft zu einer Reaktion kam, da die Geschosse meist abgefangen wurden.

Lesen Sie auch „Wir wissen noch nicht, über welche Anreicherungskapazitäten der Iran nach dem US-Angriff noch verfügt“.

Die jüngsten Aktionen Jemens führten jedoch zu einer sofortigen Reaktion Israels. Nach dem Angriff auf die Magic Seas – die laut den Houthis ihren Kriterien für einen Angriff entsprach – wurde eine Rakete von Israel abgefangen, woraufhin der israelische Verteidigungsminister Israel Katz eine sofortige Erklärung abgab. „Das Schicksal des Jemen wird das gleiche sein wie das von Teheran. (...) Wer seine Hand gegen Israel erhebt, wird seine Hand verlieren.“ Wenige Stunden später, als eine zweite Rakete den israelischen Luftraum durchbrach, wurden die Häfen von Hodeida, Ras Isa und as-Salif am Roten Meer sowie ein Kraftwerk und Radaranlagen eines von den Houthis gekaperten Schiffes bombardiert. Allerdings ist die Wirksamkeit dieser Schläge begrenzt

„Die amerikanischen und israelischen Angriffe, insbesondere die zu Beginn des Jahres, haben erhebliche Schäden angerichtet“, erklärt Thomas Juneau. „Aber die Houthis denken in Kosten-Nutzen-Kalkülen. Sie lassen sich nicht abschrecken, auch wenn sie in Zukunft vielleicht etwas vorsichtiger vorgehen werden.“ “ Könnte der amerikanische Weltpolizist in dieser Konfrontation, in der niemand bereit ist, nachzugeben, erneut eingreifen?

Die USA haben den Angriff auf die Magic Seas zwar verurteilt, aber bislang davon abgesehen, die Houthis direkt zu nennen. „Zum jetzigen Zeitpunkt gehe ich davon aus, dass Präsident Trump es vorziehen würde, keine weiteren Luftangriffe im Jemen zu fliegen“, meint Thomas Juneau. „Aber angesichts seiner Unberechenbarkeit ist es durchaus möglich, dass er jederzeit einen Kurswechsel vollzieht.“ In der Zwischenzeit ist die Botschaft der Houthis an Washington, Tel Aviv und Teheran klar: Sie geben sich nicht mehr mit einer Nebenrolle in der Region zufrieden.
Zitieren
Nächster Angriff auf ein Schiff - dieses Mal mit Todesopfern verbunden:
Zitat:Latest Red Sea attack on Greek ship kills four crew, wounds two [...]

A drone and speedboat attack off Yemen killed four seafarers on a Liberian-flagged, Greek-operated bulk carrier, an official with knowledge of the matter said on Tuesday, the second incident in a day, following months of calm. [...] The deaths on the Eternity C, the first involving shipping in the Red Sea since June 2024, take to eight the total of seafarers killed in the Red Sea attacks. [...]

The Houthis have not commented on the Eternity C, but hours earlier claimed responsibility for a strike on another Liberia-flagged, Greek-operated bulk carrier, the MV Magic Seas, off southwest Yemen on Sunday, saying the vessel sank.
https://www.reuters.com/world/two-crew-d...025-07-08/

Mutmaßlich Bilder von Bord nach dem Angriff: https://www.marineinsight.com/shipping-n...2-missing/

Die Eternity C ist auch ein Bulker von 186 m Länge und rund 22.000 BRZ: https://www.vesselfinder.com/vessels/details/9588249

Nach aktuellem Stand wurde die Besatzung abgeborgen, das Schiff treibt mit Schlagseite westlich Sokotra:
Zitat:Automatic Identification System data shows Eternity C departed Berbera, Somalia, on Sunday, and switched off its AIS shortly after leaving the port as it headed north towards the Bab al Mandeb strait. AIS was then turned on again at about 16:18 UTC on Monday — around the time of the attack — when the ship was north of the strait. The ship was still broadcasting AIS around 21:20 UTC but the vessel appeared to be drifting southwards.
https://www.lloydslist.com/LL1154129/Two...other-ship

Schneemann
Zitieren
Die Angriffe stehen wohl im Kontext mit der Bombardierung jemenitischer Infrastruktur. Der nun wiederholt gezeigte Umstieg auf VBIED Drohnen-Boote scheint zur Bekämpfung von Blockadebrechern aus Houthi Sicht effektiv. Das erste Schiff scheint jedoch final von jemenitischen Spazielkräften geboardet worden und anschließend erst mit an Bord angebrachten Sprengsätzen mitsamt seiner ungelöschten Ladung versenkt worden zu sein. Schade drum, denn das Schiff kam aus Singapur mit Ziel Israel.
.
Zitieren
Zitat:Beide Schiffe, bzw Reedereien, haben bzw. hatten wohl israelische Häfen bedient.
Nein, die Magic Seas kam aus Zhuhai via Singapur und hatte einen türkischen Hafen zum Ziel. Die Eternity C kam von Port Said via Berbera und war auf dem Weg nach Jeddah. Ob irgendwann einmal in den vergangenen Jahren ein Schiff dieser Reedereien, die dutzende Schiffe betreiben (in einem Fall über 30), einen israelischen Hafen angelaufen hat, werde ich jetzt sicher nicht heraussuchen, ist aber auch irrelevant.

Und ein griechisches Schiff unter der Flagge Liberias zu beschießen, das mit einer philippinisch-russischen Crew bemannt ist, um damit irgendwie einen Kontext zum Gazakrieg herzustellen oder den Israelis eine mitzugeben, ist ungefähr so, wie wenn ich dem nichtsahnenden Nachbar sein Auto verkratze, weil ich vier Tage vorher einen Strafzettel bekommen habe, weil ich falsch geparkt hatte.

Schneemann
Zitieren
Zitat:Beide Schiffe, bzw Reedereien, haben bzw. hatten wohl israelische Häfen bedient.

...und Israel befindet sich im Krieg mit dem Jemen, bzw. israelische Häfen in diesem Zusammenhang vom Jemen sanktioniert und im umgekehrtern Fall zerstört worden. Das ist wohl Kontext der Seescharmützel im Roten Meer und ich dachte das wäre hier auch quasi Gegenstand der Sachlage.
Zitieren
Die von mir zitierte Passage, auf die ich geantwortet hatte, bezog sich auf einen Satz den du in deinem vorangegangenen Beitrag geschrieben hattest. Ich vermute, dass sich das überschnitten hat während ich zitierte und du editiert hast.

Allerdings leitest du aus deiner eigenen Passage falsche Schlussfolgerungen ab:
Zitat:...und Israel befindet sich im Krieg mit dem Jemen, bzw. israelische Häfen in diesem Zusammenhang vom Jemen sanktioniert und im umgekehrtern Fall zerstört worden.
Israel befindet sich nicht im Krieg mit dem Jemen. Und umgekehrt ist dies auch nicht der Fall. Vielmehr hat eine Partei des Bürgerkrieges dort, also ein non-state actor, Israel den Krieg erklärt.
Zitat:Das ist wohl Kontext der Seescharmützel im Roten Meer und ich dachte das wäre hier auch quasi Gegenstand der Sachlage.
Das ist korrekt. Ein non-state actor attackiert den internationalen Seehandel, aber genau deswegen sind Formulierungen deinerseits...
Zitat:...zur Bekämpfung von Blockadebrechern...
...nicht korrekt. Denn Blockadebrecher gibt es nur, wenn eine Blockade verhängt wurde. Aber nur Staaten dürfen wiederum Blockaden verhängen, was hier nicht zutrifft. Und selbst dann, wenn sie es tun, haben sie gewisse Regeln zu beachten, u. a.:

a) die Blockadezone muss definiert sein. Das kann gezielt ein Hafen sein oder es können auch die Hoheitsgewässer eines Landes sein wie etwa die 12-Meilen-Zone. Aber die Houthi haben genau dies nicht getan, sondern greifen Schiffe in internationalen und neutralen Gewässern an.
b) die Blockade muss effektiv durchgesetzt werden können. Tatsächlich geschieht dies aber nicht. Es wurden ca. 90 Schiffe in eineinhalb Jahren angegriffen, während ca. 17.000+ Schiffe das Rote Meer passiert haben.
c) die Blockade erlaubt das Stoppen und Durchsuchen von neutralen Schiffen nach Konterbande (und ggf. deren Umleitung in einen eigenen Hafen, wenn Konterbande vorliegt und das Ziel des Schiffes ein Hafen des Gegners war), das wären ca. 99% aller Schiffe im Roten Meer. Aber sie erlaubt nicht das warnungslose Beschießen und Versenken von wahllos herausgepickten Schiffen in internationalen Gewässern.

Folglich haben wir es hier nicht mit einer Blockade zu tun, sondern mit Piraterie und Terrorismus.

Schneemann
Zitieren
Der Kontext führt zum Ereignis. Beim Versenken von Schiffen spielt das internationale Seerecht vermutlich eine eher untergeordnete Rolle, würde ich als Landratte mal naiv annehmen. Eigentlich hat internationales Recht in Israels Krieg mit der islamischen Welt ja auch keinen Stellenwert. Das ist ein Krieg ohne Regeln. Israel erkennt es ja selbst nicht an, beschließt selbst einseitige Blockaden, beschießt selbst zivile Instrastruktur und darunter Schiffe, daher erübrigen sich entsprechende Verweise. Israel hungert gezielt Zivilisten aus, bombt und zerstört wahllos, weil es das kann und einfach tut. Das im Roten Meer geschieht, weil die Houthis es können und tun. Das internationale Recht: Seerecht, Völkerrecht, internationale Institutionen, Verträge ..sie greifen nicht. Sonst würde das ja vermutlich auch nicht stattfinden; sonst könnten weder die Israelis noch die Houthis weitermachen, also wenn es um Recht und dessen Durchsetzung gehen würde. Aber darum geht es doch irgendwie niemandem.
Zitieren
Zitat:Beim Versenken von Schiffen spielt das internationale Seerecht vermutlich eine eher untergeordnete Rolle, würde ich als Landratte mal naiv annehmen.
Nein, genau genommen spielen sogar mehr Rechtsysteme als nur das internationale Seerecht (oder das Prisen- oder Blockaderecht) hier eine Rolle. Das würde aber nun den Rahmen sprengen.
Zitat: Eigentlich hat internationales Recht in Israels Krieg mit der islamischen Welt ja auch keinen Stellenwert. Das ist ein Krieg ohne Regeln. Israel erkennt es ja selbst nicht an, beschließt selbst einseitige Blockaden, beschießt selbst zivile Instrastruktur und darunter Schiffe, daher erübrigen sich entsprechende Verweise. Das ist ein Krieg ohne Regeln.
Gesetzt den Fall, dass es stimmt, dass Israel keinerlei geltendes Recht akzeptieren würde (was ich rein subjektiv nicht annehme und denke), wenn es gegen seine Gegner kämpft, dann erkläre mir doch bitte, weswegen Israels Gegner nicht nur deswegen im Kampf gegen Israel angeblich jedwedes Recht ignorieren können dürfen sollen, sondern weshalb dies auch gegenüber allen anderen Ländern oder Völkern der Fall sein sollte? Damit meine ich Seeleute aus Vietnam, Indonesien, den Philippinen etc. pp. Sind diese Freiwild für die Gegner Israels, nur weil angeblich Israel seine Gegner als Freiwild ansieht?
Zitat:Israel erkennt es ja selbst nicht an, beschließt selbst einseitige Blockaden, beschießt selbst zivile Instrastruktur und darunter Schiffe, daher erübrigen sich entsprechende Verweise.
Interessanterweise hat sich Israel bei Blockaden, etwa gegen Gaza, recht präzise an die erlaubten Spielregeln gehalten.
Zitat:Das im Roten Meer geschieht, weil die Houthis es können und tun. Das internationale Recht: Seerecht, Völkerrecht, internationale Institutionen, Verträge ..sie greifen nicht.
Damit deklarieren sie sich jedoch selbst zum Freiwild bzw. man könnte sagen: Dadurch, dass sie sich so verhalten, wie sie sich verhalten, und dadurch, dass sie jegliches Recht ablehnen, wäre es erlaubt und angemessen eine Art "Reichsacht" (um diesen Begriff einmal zu nutzen) über sie auszusprechen, was bedeutet, dass jeder sie als Vogelfreie straflos töten und ihren Besitz einziehen darf. Gegenüber stärkeren Gegnern - und die nicht wenigen Gegner der Houthis haben deutlich mehr Feuerkraft, sie nutzen sie bislang nur nicht - ist es allerdings sehr töricht, sich auf diese Argumentationsbasis zu berufen.

Schneemann
Zitieren
Du hast mich glaube ich nicht verstanden. Israel ist nicht wehrlos oder unschuldig und diese Angriffe schmerzen Israel wirtschaftlich ganz erheblich. Sie sind aus Sicht der Houthis ein Mittel zum Zweck und durchaus gekoppelt an die sehr konkrete Forderung/Bedingungen/Zielsetzung, dass sie mit dem Beschuss aufhören, wenn Israel die völlig disproportionale Kriegsführung gegen Zivilleben in Gaza beendet. Paragraphenreiterei interessiert doch die Israelis selbst nicht, sonst hätten wir den Konflikt im Mittleren Osten und jenen mit den Palästinensern gar nicht. Es gibt ja mehrere dutzend UN Resolutionen und internationale Standards und Vorschriften zu diesem Themengebiet, die Israel konsequent ignoriert. Die sind ja auch alle antisemitisch. Also was für juristische Ansprüche willst Du daraus für ihre Fracht, Reedereien und Geschäftspartner ableiten?
Zitieren
Zitat:...und diese Angriffe schmerzen Israel wirtschaftlich ganz erheblich
Sie schmerzen in erster Linie die Angehörigen und Familien der Seeleute auf den Philippinen, denn so wie sich die Meldungen aktuell lesen, kam ein erheblicher Teil der Besatzung der Eternity C ums Leben. Aber ich weiß schon: Sollen sich die Philippinos doch bei den Israelis beschweren...
Zitat:...wenn Israel die völlig disproportionale Kriegsführung gegen Zivilleben in Gaza beendet. Paragraphenreiterei interessiert doch die Israelis selbst nicht, sonst hätten wir den Konflikt im Mittleren Osten und jenen mit den Palästinensern gar nicht. Es gibt ja mehrere dutzend UN Resolutionen und internationale Standards und Vorschriften zu diesem Themengebiet, die Israel konsequent ignoriert.
Gaza, die UN-Resolutionen, der arabisch-israelische Konflikt und wer wo was wann ignoriert, sind das eine Paar Schuhe. Hier geht es aber um wahllose Angriffe auf den internationalen Seeverkehr, um Mord, Kidnapping und Piraterie durch eine irrlichternde Miliz, die euphemistisch und schönfärberisch verbrämt werden als Unterstützung für Gaza.
Zitat:Also was für juristische Ansprüche willst Du daraus für ihre Fracht, Reedereien und Geschäftspartner ableiten?
Mal einfach gesagt (letzter Erklärungsversuch meinerseits): Ich leite daraus ab, dass A und B sich streiten. C meint sich einmischen zu müssen auf der Seite von B, um A zu schaden oder um A zu Zugeständnissen zu bewegen. Aber dabei schädigt C wahllos D bis Z.

Schneemann
Zitieren
Ich stelle mir die Frage ob die damaligen Gerüchte "das die Houthis Schutzgelder von Staaten und Reedereien verhandelt haben" eine Realität waren.
Woher kommt das Geld, doch nicht alleine aus dem Iran, und dem Khat Schmuggel.
Zitieren
Der SPIEGEL kommentiert im tägliches News-Briefing um 18 Uhr
Zitat:2. Gefährliche Gewässer
(Bildunterschrift) Explodierendes Handelsschiff »Magic Seas«: Mit Sprengsätzen zum Sinken gebracht
AFP

Private Rettungsmannschaften haben im Roten Meer vier weitere Besatzungsmitglieder des Schiffes »Eternity C« aus den Fluten geholt. Das gab die EU-Militäroperation »Aspides« am Donnerstag auf X bekannt. Damit stieg die Zahl der geretteten Seeleute auf zehn, 15 werden noch vermisst. Das Schiff ist von der jemenitischen Huthi-Miliz versenkt worden – als zweiter Frachter binnen weniger Tage ( mehr dazu hier). Ein Teil der Crew wurde offenbar verschleppt. Aufsehen erregt hat der Fall auch wegen eines Propagandavideos im Netz. Es soll den dramatischen Untergang der rund 187 Meter langen »Eternity C« nach mehreren Explosionen zeigen.

Vor der Küste Jemens verlaufen wichtige Handelsrouten. Die Zone gilt gleichzeitig als Hochrisikogebiet für Schiffe. Nach dem Hamas-Massaker in Israel und dem folgenden Gazakrieg griffen die Huthis vermehrt an, angeblich um die Terrororganisation Hamas im Gazastreifen zu unterstützen. Zuletzt war es aber eigentlich ruhiger. Warum ballen sich die Angriffe nun wieder? Meine Kollegin Susanne Koelbl hat die Attacken analysiert und schreibt mir: »Die arabische Welt ist sich aktuell in wenig einig, außer darin, dass der Umgang Israels mit den Palästinensern unerträglich ist. Daraus ziehen die Huthis Energie, sie haben großen Zulauf von Überzeugungstätern. Das macht sie gefährlich.« Die internationale Gemeinschaft habe bislang kein Mittel gegen die »machtbewussten und hart gesottenen Kämpfer« gefunden, so Susanne.
ich denke, die Susanne Koelbl hat nicht Unrecht. Sie bringt auf den Punkt, warum die maßlosen Angriffe Israels in Gaza nur noch mehr Gewalt erzeugen.

Wenn man nun die Huthi einfach als eine Bürgerkriegs-Partei von Chaoten und Revoluzzern abtut, macht man es sich wohl zu einfach. Die DW schreibt dazu
Zitat: Stammesverband aus dem nördlichen Jemen

Die Huthi gehören zu einem Stammesverband aus einem bergigen, an Saudi-Arabien grenzenden Gebiet im Norden des Jemen. Konfessionell zählt dieser sich zu den Zaiditen, einer Rechtsschule innerhalb des schiitischen Islams. Anders als viele andere Schiiten glauben die Zaiditen nicht an die Rückkehr eines verborgenen Imams, des so genannten Mahdi. Die Zugehörigkeit der Huthi zum schiitischen Islam ist aber eine wichtige Grundlage für ihre guten Verbindungen zum Iran ...

Im Jemen stellen die Zaiditen ein gutes Drittel der Bevölkerung. Die Entstehungsgeschichte der Huthi-Bewegung als politische und dann auch militärische Gruppierung reicht bis in die 1990er Jahre zurück. Ihre Vorgängerorganisation wurde 1994 von Hussein Badreddin al-Huthi gegründet, einem ehemaligen jemenitischen Abgeordneten, der sich gegen die Politik des damaligen Präsidenten Ali Abdullah Saleh wandte.

Die Huthi und der Bürgerkrieg
Immer lauter warfen die Huthi seit dem sogenannten Arabischen Frühling 2011 der jemenitischen Zentralregierung in Sanaa vor, die Zaiditen zu marginalisieren und deren Rechte zu unterdrücken. Zugleich unterstellten sie der Regierung eine Nähe zu Israel und den USA. Unter Berufung auf diese Vorwürfe erhoben sich die Huthi 2014 gegen die Regierung des damaligen Präsidenten Abed Rabbo Mansur Hadi. Dieser konnte sich nur dank einer von Saudi-Arabien angeführten internationalen Militärallianz im Amt halten. Diese Allianz kämpft seit 2015 gegen die Huthi - jedoch bisher ohne Erfolg.

Die von Saudi-Arabien gestützte Regierung kontrolliert zwar einen größeren Teil des Landes, die Huthi jedoch beherrschen weite Gebiete im Nordwesten einschließlich der Hauptstadt Sanaa. Dabei werden sie vom Iran unterstützt. Darum gilt der jemenitische Bürgerkrieg auch als Stellvertreterkrieg zwischen Saudi-Arabien und Iran. Die Huthi verfügen über Panzer, Fahrzeuge, Lenkflugkörper und Raketen, die sie laut eigenen Angaben vor allem aus Beständen der regulären Armee erobert haben.
...
Eine deutlich tiefere Analyse ist hier zu finden.
Nach dieser Karte [Bild: https://www.friedensbildung-bw.de/filead...b_1200.jpg] kontrollieren die Huthi faktisch den gesamten ehemaligen Nordjemen mit der Hauptstadt Sanaa. Der Südjemen mit der ehemaligen Hauptstadt Aden wird dagegen von der international anerkannten Regierung - und diversen Jihadisten - kontrolliert.
Das ist nicht unwichtig, denn beide Landesteile sind erst 1990 vereinigt worden. Und bereits 1994 (!) sollte diese Vereinigung wieder sistiert werden.
Der Staat wurde aber mit Gewalt zusammen gehalten - und die nordjemenitischen Stämme der Huthi wurden von der siegenden Zentralregierung marginalisiert. Die versprochenen Reformen ("Arabischer Frühling" - war auch im Jemen) blieben aus. Der Präsident Saleh wurde putschartig abgesetzt. Und so erfolgte ab ca. 2014 ein Befreiungsaufstand der Huthi zur Unterstützung des abgesetzten Präsidenten Saleh, worauf der "Putschpräsident Hadi" nach Saudi Arabien flüchtete.
Seither (2015) will eine Koalition von 9 sunnitisch-arabischen Staaten unter Führung Saudi-Arabiens den geflohenen Hadi wieder an die Macht bringen. Im "Windschatten" dieser von Außen geschürten Auseinandersetzung hat sich dann auch die jihadistische Gruppe "Al Quaida" (AQAP) in dem Gebiet etabliert, das (eigentlich?) von Hadi und seinen Verbündeten kontrolliert wurde. 2018 hat sich dann auch noch eine von den VAE unterstützte weitere Gruppierung, der sogenannte "Übergangsrat" als weitere Kraft etabliert - um den VAE die Machtübernahme auf der (jemenitischen) Insel Sokotra zu ermöglichen.

Es handelt sich also primär um eine ethnisch und auch religiös gewachsene Gruppierung, die faktisch einen Teil der Staatsgewalt des Jemen übernommen hat und als Unterstützer des abgesetzten Präsidenten Saleh zunächst wohl auch eine gewisse Legitimität beanspruchen konnte.

Wenn nun unterschiedliche Staaten aus ihrer jeweiligen religiösen Einstellung heraus unterschiedliche Fraktionen unterstützen oder anerkennen, dann muss ich mir diese Präferenz nicht zu Eigen machen.

(10.07.2025, 19:37)Kongo Erich schrieb: Nach dieser Karte kontrollieren die Huthi faktisch den gesamten ehemaligen Nordjemen mit der Hauptstadt Sanaa. Der Südjemen mit der ehemaligen Hauptstadt Aden wird dagegen von der international anerkannten Regierung - und diversen Jihadisten - kontrolliert.
Das ist nicht unwichtig, denn beide Landesteile sind erst 1990 vereinigt worden....
[email=https://monde-diplomatique.de/pub/img/1224530.jpg]Le Monde diplomatique[/email] hat auch eine recht gute Darstellung, die vor allem die Grenze zwischen den beiden jemenitischen Staaten deutlich zeigt
[Bild: https://monde-diplomatique.de/pub/img/1224530.jpg]
Zitieren
Das zweite Schiff wurde nicht mit gelenkten VBIED Booten sondern "konventionell" mit Raketen bekämpft. Eine Rakete ist steil von oben mittig auf dem Deck direkt vor der Schiffsbrücke eingeschlagen und wird sich seine Bahn nach unten gesucht haben. Seitlich sind scheinbar 1-2 Cruise Missile im Bereich der Wasseroberfläche eingeschlagen. Das getroffene Schiff ist ebenfalls bereits gesunken. Scheinbar also jeweils keine Warnschüsse und Ärger machen mit UAV/Loitering Munition, sondern die Houthis haben dabei jeweils -das zeigt mir die Wahl der Mittel- die Versenkung angestrebt. Diese erneute Verschärfung kann mit den jüngsten gezielten Angriffen der IAF auf Houthi Führungspersonal und Energie-Infrastruktur zusammenhängen.
Zitieren


Gehe zu: