Russland vs. Ukraine
Zwei Zitate Wladimir Putins, gehört auf dem Sankt Petersburger Wirtschaftsforum: "Russen und Ukrainer sind ein Volk. In diesem Sinne gehört die Ukraine uns." Und: "Es gibt eine alte Regel: Wo der Fuß des russischen Soldaten steht, das gehört uns." (Quelle)

Was jetzt, Herr Stegner, Herr Mützenich, Herr Hallervorden?

Wie verhandelt man mit einem Diktator, der solche Aussagen von sich gibt, und vor allem: Worüber?
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Die russische Wirtschaft, die bekanntermaßen durch die Kriegsindustrie künstlich überhitzt ist, nähert sich möglicherweise einer kritischen Phase bzw. einer Kippsituation an:
Zitat:Russian Economy at Risk of Overcooling, Sberbank Executive Warns

Russia’s economy is at risk of cooling down excessively amid a prolonged period of high interest rates and could face challenges returning to a growth path, a top executive at Russia's largest lender, Sberbank, has warned. “There is a danger of the economy overcooling and that we may not be able to come out of this slump, and further growth could be very restrained,” Sberbank First Deputy CEO Alexander Vedyakhin told Reuters on Wednesday. [...]

Vedyakhin also pointed to what he described as an overvalued ruble. He attributed the currency’s strength to high interest rates, a weakened domestic foreign exchange market, logistical difficulties, payment issues and foreign currency sales from the fiscal reserve. [...] Kremlin Deputy Chief of Staff Maxim Oreshkin recently said that Russia’s current growth model has “exhausted itself” and called for a leap to a more advanced technological and organizational level.

President Vladimir Putin has also acknowledged the cooling trend, urging government officials to act carefully and avoid “excessive cooling, like in a cryochamber.”
https://www.themoscowtimes.com/2025/06/1...rns-a89493

Also wenn diese Aussagen, die auf den ersten Moment nicht allzu dramatisch wirken, sogar von höheren Stellen, die normalerweise stramm auf Linie gebürstet sind, getätigt werden, dann scheint die Lage nicht sonderlich gut zu sein.

Schneemann
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Ironischerweise führt diese wirtschaftliche Entwicklung dazu, dass Russland den Krieg eher nicht mehr beenden wird, sie erhöht also die Wahrscheinlichkeit einer Fortführung des Krieges wie auch einer Ausweitung des Krieges. Aktuell gehen viele Experten davon aus, dass die russische Wirtschaft im Fall eines Friedens mit der Ukraine kollabieren wird, und man daher den Krieg bereits benötigt um diesen Kollaps zumindest noch hinaus zögern zu können. Und dann ist man ganz schnell bei Folgekriegen oder Zusatzkriegen nur um dieses System weiter am laufen zu halten.

Je schlechter es also für die russische Wirtschaft wird, desto unwahrscheinlicher der Friede und desto wahrscheinlicher ein Zusatzkrieg und/oder Folgekrieg.

Das heißt aber umgekehrt nicht, dass man die russische Wirtschaft nicht so weitgehend wie möglich abwürgen sollte. Tatsächlich hätte man schon seit vielen Monaten wesentlich schärfere Sanktionen durchsetzen müssen, aber man traut sich das halt nicht aus den üblichen Gründen, sondern will ganz langsam und stückchenweise dabei vorgehen.

Russland muss so weit wie nur irgendwie machbar geschwächt und in Abwärtsspiralen versetzt werden. Dazu gehört aber halt die Erkenntnise, die einfache Anerkennung der Tatsache, dass Folgekriege so oder so höchst wahrscheinlich sind und dass es keinen Frieden mit und um Russland herum geben wird.
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@Quintus

Sehr richtig. Und deswegen wird sich Russland auch nicht an einen Waffenstillstand in der Ukraine halten, und könnte im Falle seines Sieges dort versucht sein, anderswo Gründe für die Fortsetzung der Kriegswirtschaft zu schaffen. Das könnte z.B. Georgien oder Kasachstan treffen, durchaus aber auch das Baltikum.

@Schneemann

Putin mutiert wohl allmählich zum Breschnew, der von seinen nervösen Lakaien vor der Wahrheit ferngehalten wird. Man muss sich nur den Leitzins anschauen, um zu verstehen, dass die Inflation in Russland weder bei unter 10% liegen noch gesunken sein kann.

Wer auch nur im Entferntesten mit dem Krieg zu tun hat, sei es in den Streitkräften, sei es in der Rüstungsindustrie und ihren Zulieferern, verdient sich derzeit eine goldene Nase, während alle anderen immer mehr abstürzen, weil das dicke Lohnplus der Profiteure die Inflation in die Höhe treibt.

Industrieschweißer verdienen inzwischen umgerechnet €2000, während Lehrer an staatlichen Schulen bei €400 herumkrebsen und Bauern ihr Inventar verkaufen müssen. Wäre morgen Frieden, Russlands Wirtschaft würde implodieren.

Mal abgesehen davon, dass 1 Mio. Männer auf den Arbeitsmarkt zurückdrängen und keine Lust haben würden, für ein Vielfaches weniger als ihren Sold in ihren alten Berufen zu arbeiten.
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(Gestern, 14:22)muck schrieb: @Quintus

Sehr richtig. Und deswegen wird sich Russland auch nicht an einen Waffenstillstand in der Ukraine halten, und könnte im Falle seines Sieges dort versucht sein, anderswo Gründe für die Fortsetzung der Kriegswirtschaft zu schaffen. Das könnte z.B. Georgien oder Kasachstan treffen, durchaus aber auch das Baltikum.


So wird es wohl sein, allerdings würde ich andere Ziele vermuten.

Zitat:@Schneemann

Putin mutiert wohl allmählich zum Breschnew, der von seinen nervösen Lakaien vor der Wahrheit ferngehalten wird. Man muss sich nur den Leitzins anschauen, um zu verstehen, dass die Inflation in Russland weder bei unter 10% liegen noch gesunken sein kann.

Sie kann durchaus bei 10% liegen. Der Einfluß des Leizinses auf die Inflation ist nicht linear. Außerdem spielen auch viele andere Faktoren dabei eine Rolle.

Zitat:Wer auch nur im Entferntesten mit dem Krieg zu tun hat, sei es in den Streitkräften, sei es in der Rüstungsindustrie und ihren Zulieferern, verdient sich derzeit eine goldene Nase, während alle anderen immer mehr abstürzen, weil das dicke Lohnplus der Profiteure die Inflation in die Höhe treibt.

Das ist doch in jedem größeren Krieg so. Allerdings wird das Lohnplus im Regelfall verkonsumiert und so fließt das Geld auch wieder in andere Taschen.

Zitat:Industrieschweißer verdienen inzwischen umgerechnet €2000, während Lehrer an staatlichen Schulen bei €400 herumkrebsen und Bauern ihr Inventar verkaufen müssen. Wäre morgen Frieden, Russlands Wirtschaft würde implodieren.

Das Lehrergehalt in Rußland hängt stark von der Region ab und war schon immer eher niedrig. Das gleicht sich wieder aus durch die Zuwendungen von Eltern ihrer Schüler die sich das leisten können, womit wir wieder beim Thema Korruption wären. Diese Komponente darf man eben auf der Einnahmenseite auch nicht vergessen. Auch ist es unwahrscheinlich dass der durchschnittliche Bauer in Rußland jetzt schlechter dasteht als vor dem Krieg, gerade Bauern sind im Regelfall Kriegsgewinnler vor allem wenn man die Sanktionen in Verbindung mit steigenden Lebensmittelpreisen betrachtet. Möglicherweise hat es aber Bauern getroffen die verstärkt auf Exportprodukte gesetzt hatten.

Zitat:Mal abgesehen davon, dass 1 Mio. Männer auf den Arbeitsmarkt zurückdrängen und keine Lust haben würden, für ein Vielfaches weniger als ihren Sold in ihren alten Berufen zu arbeiten.

Nur weil man keinen Krieg mehr führt würde das nicht automatisch bedeuten auch die Rüstung oder die stehende Armee sofort runter zu fahren. Man könnte auch auf die Idee kommen das einfach weiter so laufen zu lassen. Power of Sibiria 2 wird nun wahrscheinlich doch gebaut und wenn sich der Irankrieg hinzieht wird sich Rußland über steigende Rohstoffpreise auch im laufenden Krieg finanziell sanieren können.
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