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@hunter1
Zitat:Von Sezessionsbewegungen, die die Abspaltung von der Schweiz zum Ziel haben, habe ich bisher noch nichts gehört. Worum gehts da?
Im Jura gibt es zwei Organisationen, das "Mouvement Independantiste Jurassien" und die Jugendorganisation "Groupe Belier", die offenbar die Unabhängigkeit des Jura von der Schweiz fordern.
Während die "Groupe Belier" in letzter Zeit wohl wenig Aktivität zeigte ist das "Mouvement Independantiste Jurassien" jüngeren Datums, es wurde 1990 gegründet. Ihr Ziel scheint die Wiederherstellung der raurachischen Republik zu sein.
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.diju.ch/d/notices/detail/4450">http://www.diju.ch/d/notices/detail/4450</a><!-- m -->
Im Tessin gibt es die "Lega dei Ticinesi" aka Tessiner Liga, die Verbindungen zur Lega Nord haben soll. Sie sieht sich als Vertreter der Interessen des Tessin und scheint mehr Autonomie für dieses zu fordern.
Darüber hinaus soll es in Genf vereinzelt Forderungen nach einer Unabhängigkeit als Stadtstaat geben.
Zitat:Aber warum kommst Du auf Rottweil? Wollen die dort nicht mehr mit Deutschland?
Na ja, Rottweil war mal ein zugewandter Ort, das nur durch Zwang zum damaligen Württemberg kam.
Zudem hat die Schweiz bis heute mit Rottweil ein unbefristetes Bündnis, das bis heute nicht aufgehoben wurde.
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Zitat:Ihr Ziel scheint die Wiederherstellung der raurachischen Republik zu sein.
Na, dann wünsch ich mal viel Erfolg. Der Jura ist die strukturschwächste Region in der Schweiz und täte gut daran, sich nicht mit den franz. Juraprovinzen zusammenzuschliessen, denen es wirtschaftlich wohl auch nicht grad blendend geht.
Was das Tessin angeht, so ist eine Angliederung an (Nord-)Italien sprachlich und geographisch zwar legitim; allerdings profitieren die Tessiner auch von der restschweizerischen Wirtschaft. Ob das in Italien dann so weiterginge, naja. Und den Gotthard würde die Restschweiz nicht rausrücken. Seinetwegen wurde das Tessin ja überhaupt von den Eidgenossen erobert. Und mehr Autonomie? Wie soll das gehen? Die Kantone sind an und für sich (auf dem Papier) schon autonom. Ich denke, der Wunsch nach einer grösseren Präsenz auf dem nationalen Parkett überwiegt im Tessin. Das Geschrei ist jedesmal gross, wenn ein neuer Bundesrat nicht von dort kommt oder eine nationale Institution nicht im Tessin angesiedelt wird. Aber solange auf diese Begehrlichkeiten ausreichend Rücksicht genommen wird, haben die Tessiner keinen wirklichen Grund, sich von der Schweiz abzuspalten.
Und Genf...ist Genf überhaupt ein Teil der Schweiz? Oder gehört Genf eher der UNO? Ich könnte mir vorstellen, dass man sich diese Fragen dort hin und wieder stellt :lol:
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@hunter1
Zitat:Der Jura ist die strukturschwächste Region in der Schweiz und täte gut daran, sich nicht mit den franz. Juraprovinzen zusammenzuschliessen, denen es wirtschaftlich wohl auch nicht grad blendend geht.
Für viele Separatisten wäre genau DAS der Grund...
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Zitat:Für viele Separatisten wäre genau DAS der Grund...
Jein. Ich sehe Strukturschwäche als möglichen Separatismus-Grund, wenn aus der Nation zu wenig Hilfe in die Region kommt. Wie es um den Schweizer Jura da steht, weiss ich nicht im Detail. Allerdings gibt es in der Schweiz einen nationalen (und kantonalen) Finanzausgleich, um die Peripherie zu unterstützen.
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<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.ftd.de/finanzen/maerkte/:schweizer-nothafen-euro-zum-franken-nahe-rekordtief/50209625.html">http://www.ftd.de/finanzen/maerkte/:sch ... 09625.html</a><!-- m -->
Zitat:28.12.2010, 18:12
Schweizer Nothafen
Euro zum Franken nahe Rekordtief
Er steigt und steigt und steigt. Seit Monaten kennt der Schweizer Franken zum Euro nur eine Richtung: aufwärts. Auch die Schweizer Nationalbank scheint die Rally nicht aufhalten zu können.
Philipp Hildebrand, Chef der Schweizerischen Nationalbank (SNB), ... bezeichnet (die Aufwertung des Franken) .. als Bürde. Denn durch die jüngsten Entwicklungen werden zum einen die Schweizer Exporte im Ausland teurer, was ihre Attraktivität für Kunden schmälert. Exporte stehen hinter rund 50 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Zudem verlieren die Fremdwährungsbestände der Nationalbank an Wert - allein in den ersten neun Monaten des Jahres um 21,2 Mrd. Franken. In der Folge musste die SNB für die ersten drei Quartale 2010 einen Verlust von 8,46 Mrd. Franken ausweisen. Noch ein Jahr zuvor hatte sie einen Gewinn von 6,89 Mrd. Franken berichten können. ...
die Schweizer müssen das erleiden, was Mark-Illusionäre den Deutschen gerne verordnen würden
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Die Themen Einwanderung und "Überfremdungsgefahr", wie es in rechtskonservativen und populistischen Kreisen (übrigens auch in Deutschland, dann aber auf Balkanstaaten gemünzt) gerne heißt, treiben unsere südlichen Nachbarn schon seit einiger Zeit um. Morgen wird deswegen u. a. in der Schweiz über eine Zuzugsbegrenzung abgestimmt. Vor dem Hintergrund manch schrillen Streits (man erinnere an einen F-18-Flugzeugabsturz im Oktober 2013, bei dem ein im Ausbildungs-Zweisitzer mitfliegender deutscher Luftwaffenarzt ums Leben kam, was die SVP zu einem wahren Protestgeschrei motivierte) bleibt dabei auf der Strecke, dass der Zuzug in die Schweiz - besonders auch aus Deutschland - derweilen abnimmt. Zudem, wenn man den Zahlen des Artikels traut, scheint die Zuwanderung zumindest aus Deutschland für die Schweiz eher von Vorteil hinsichtlich Ausbildungsstandards und Arbeitslosigkeit gewesen zu sein. Man könnte meinen, dass man auch bei den Eidgenossen, so wie es auch teils bei den Deutschen gegenüber Serben, Bulgaren etc. war und ist, den reinen Vorurteilen und eher der Angst vor der Überfremdung ebenso zu erliegen droht...
Zitat:Abstimmung über Zuzugsbegrenzung
Immer weniger Deutsche zieht es in die Schweiz
Am Sonntag stimmen die Schweizer darüber ab, ob die Zuwanderung in das Land begrenzt werden soll. Das trifft auch deutsche Auswanderungswillige. Aber nicht so sehr, wie gedacht: Die Schweiz ist gar nicht mehr das große Wunschziel der Deutschen. In den vergangenen Jahren galt die Schweiz gerade unter qualifizierten Deutschen als Wunschziel. Das südliche Nachbarland lockte mit hohen Gehältern und offenen Stellen Arbeitskräfte von Baden-Württemberg bis Mecklenburg-Vorpommern. Diese profitierten von der Personenfreizügigkeit, über deren Erhalt die Schweizer an diesem Sonntag abstimmen.
Doch unabhängig davon, ob die Zuwanderung erschwert wird, verliert die Schweiz zunehmend an Attraktivität für deutsche Arbeitnehmer. [...] Die Beschäftigungsquote von Zuwanderern in der Schweiz liegt laut OECD bei beachtlichen 83 Prozent. Deutsche schneiden mit 86 Prozent noch besser ab und ihre Arbeitslosenquote liegt mit 2 Prozent niedriger als die der Schweizer.
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.faz.net/aktuell/beruf-chance/arbeitswelt/abstimmung-ueber-zuzugsbegrenzung-immer-weniger-deutsche-zieht-es-in-die-schweiz-12790283.html">http://www.faz.net/aktuell/beruf-chance ... 90283.html</a><!-- m -->
Schneemann.
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Zitat:NEUTRALITÄT IM KRIEG
Wie nun auch die Schweiz über eine NATO-Annäherung nachdenkt
Eine Mehrheit der Schweizer spricht sich für eine engere Kooperation mit der Allianz aus. Auch die Armeeausgaben sollen erhöht werden. [...]
Weil die Schweiz seit Beginn des russischen Angriffskrieges in der Ukraine alle EU-Sanktionen gegen Moskau übernommen hatte, ist sie nach Ansicht von Christoph Blocher bereits Kriegspartei. „Die grausamste Waffe, die wir im Krieg haben, ist die Brotsperre“, sagte die nach wie vor prägende Persönlichkeit der nationalkonservativen Schweizerischen Volkspartei (SVP) unlängst in einer Podiumsdiskussion und zitierte dabei – ganz Blocher-typisch – den bekannten Zürcher Reformator Zwingli. Für Blocher ist die Schweiz nicht mehr neutral – und hat ihren allerheiligsten Grundsatz verraten.
Zu beschreiben, was Neutralität heißt, beansprucht in der Schweiz jedes politische Lager für sich. Entsprechend entbrannte durch Russlands Krieg ein neuer Deutungsstreit. Laut der früheren sozialdemokratischen Außenministerin Micheline Calmy-Rey entspricht Blochers Position eben nicht der Neutralität. Sie sprach ihren langjährigen Widersacher persönlich an: „Christoph! Keine Sanktionen zu übernehmen heißt, sich auf die Seite des Aggressors zu stellen. Das heißt Sympathien für Putin.“
https://www.faz.net/aktuell/politik/ausl...65900.html
Schneemann
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Die Schweizer bleiben bei ihrer neutralen Linie.
Auch wenn das Abstimmungsergebnis wesentlich "knapper" ausgefallen ist, als das noch vor einiger Zeit der Fall gewesen wäre (98 zu 75 Stimmen), verbietet das Schweizer Parlament weiterhin jedliche Weitergabe von Rüstungsgütern in die Ukraine.
https://www.n-tv.de/politik/Schweizer-Pa...62929.html
Das wird Ruag garnicht gefallen, wollen Sie doch 96 Leo 1 via Deutschland an die Ukraine verkaufen.
https://www.srf.ch/news/schweiz/exportge...-verkaufen
Schon recht bitter, wären knapp 100 zusätzliche Leo1 doch irgendwo eine nette Ergänzung zu den übrigen Lieferungen gewesen.
Die langfristigen Auswirkungen für die Schweizer Rüstungsindustrie werden sich wohl erst noch zeigen, wird sich wohl jeder Staat in Zukunft zweimal überlegen (Stichwort Gepard Munition), Schweizer Rüstungsgüter zu ordern.
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Die Schweiz will ihre Luftverteidigung mit Mittelstreckensystemen ergänzen.
OPEX 360 (französisch)
von Laurent Lagneau - 2. Mai 2024
[Bild: https://www.opex360.com/wp-content/uploa...171027.jpg]
Nachdem die Schweiz den Kauf von fünf Patriot-Feuereinheiten und Raketen des Typs GEM-T [Guidance Enhanced Missiles] von den USA für 1,2 Milliarden US-Dollar bestätigt hat, will sie ihre Fähigkeitslücken im Bereich der Boden-Luft-Mittelstreckenabwehr sehr schnell schließen. Zu diesem Zweck plant sie, im Rahmen des Programms "DSA MP" weitere 660 Millionen Schweizer Franken [675 Millionen Euro] zu investieren.
Am 30. April teilte das Bundesamt für Rüstung Armasuisse mit, dass es drei "potenzielle Lieferanten" für das künftige Mittelstrecken-Boden-Luft-Verteidigungssystem angefragt habe, nämlich Dielh Defence [Deutschland, IRIS-T SLM], das Tandem aus Kongsberg und Raytheon [NASAMS] und MBDA France [CAMM ER ?].
"Diese Hersteller werden nun aufgefordert, ein geeignetes System auf der Grundlage der Ausschreibungsunterlagen anzubieten", so Armasuisse, die sagte, dass sie vor allem eine Fähigkeit wolle, "die bereits erfolgreich eingesetzt wird". Es würden aber auch andere Überlegungen eine Rolle spielen.
"Bei der Auswahl nach dem Land des Herstellers wurden auch übergeordnete Kriterien berücksichtigt. Dies betrifft insbesondere das Potenzial für eine Zusammenarbeit in verschiedenen Bereichen wie Ausbildung, Training und Wartung. Die Einbindung der Schweizer Industrie ist von besonderer Bedeutung", betonte Armasuisse in der Tat.
Die angefragten Industrieunternehmen sollen "Kompensationsgeschäfte" und "Richtpreise als verbindlichen Ausgangspunkt für detaillierte Beschaffungsverhandlungen sowie Informationen zur Ermittlung der Lebenszykluskosten" anbieten. Ihre Antworten müssen bis Mitte Juli an Armasuisse übermittelt werden, wobei die Entscheidung für das System im dritten Quartal 2024 bekannt gegeben werden soll.
Da sich die Schweiz dem von Deutschland im Rahmen der NATO initiierten Raketenabwehrprojekt [ESSI - European Sky Shield Initiative] angeschlossen hat, gilt Diehl Defence als Favorit...
Zur Erinnerung: Die ESSI zielt darauf ab, die Beschaffung von Luftabwehrsystemen zwischen den teilnehmenden Ländern zu bündeln. Das IRIS-T SLM ist eines der drei ausgewählten Systeme, zusammen mit dem amerikanischen Patriot und dem israelischen Arrow 3. Armasuisse versichert jedoch, dass dies keinen Einfluss auf ihre Wahl haben wird.
"Die Teilnahme an der ESSI präjudiziert jedoch nicht die Wahl des Systems, zumal sie die nationalen Kompetenzen bei der Beschaffung nicht berührt. Das System wird auf der Grundlage der Evaluierung verschiedener DSA-Systeme mittlerer Reichweite ausgewählt", versicherte das Schweizer Bundesamt für Rüstung.
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Das Verteidigungsministerium, ein Reich am Rande der Implosion
Le Temps (Schweiz) (französisch)
LEITARTIKEL. Viola Amherd und die meisten ihrer Chefs verlassen ein Departement, das von Affären und Problemen aller Art gezeichnet zu sein scheint. Seit wann verlassen Kapitäne ein sinkendes Schiff?
[Bild: https://letemps-17455.kxcdn.com/photos/c...large.avif]
Der Chef der Schweizer Armee, Thomas Süssli, an der Seite von Bundesrätin Viola Amherd, am 31. Januar 2025 in Bern. (KEYSTONE/Peter Schneider) — © PETER SCHNEIDER / keystone-sda.ch
Nicole Lamon
Veröffentlicht am 25. Februar 2025 um 19:15 Uhr. / Geändert am 25. Februar 2025 um 19:35 Uhr.
2 Min. Lesezeit
Die dramatische Situation, in der sich das große Eidgenössische Departement für Verteidigung befindet – 12.000 Beschäftigte und ein Budget von 30 Milliarden über vier Jahre –, scheint kein Ende zu nehmen. Wie Dominosteine, die einstürzen, vermitteln die Rücktritte der Ministerin Viola Amherd, dann des Kommandanten der Schweizer Luftwaffe, Peter Merz, und nun des Armeechefs, Thomas Süssli, und des Chefs des Nachrichtendienstes, Christian Dussey, den Eindruck eines totalen Chaos, das in Bundesbern äußerst selten ist.
Der Bericht der Eidgenössischen Finanzkontrolle hat gerade eine schockierende Bilanz der Geschäftsführung von Ruag MRO gezogen, einem staatlichen Rüstungsunternehmen, das von Betrug, Korruption und eklatanter Intransparenz geprägt ist. Immer ernstere Zweifel bestehen an bestimmten Einkäufen, von israelischen Drohnen bis hin zu F-35-Kampfflugzeugen.
Niemand scheint mehr zu glauben, dass die Amerikaner diese Maschinen zu den vertraglich vereinbarten Bedingungen liefern werden, mehr als 6 Milliarden für 36 Flugzeuge. Viele glauben sogar, dass sie nie den Weg in die Schweiz finden werden. All dies und eine Vielzahl anderer Probleme betreffen direkt die Sicherheit des Landes, wenn die Zukunft der NATO plötzlich ungewiss ist. Soviel zur erschreckenden aktuellen Bilanz.
Lesen Sie auch: Sicherheit des Landes „enthauptet“, „Panik an Bord“: Die Krise im VBS beunruhigt die Politik zutiefst
Wenig gesprächige Akteure, wenig neugierige Kontrolleure
Die Parlamentarier suchen nach Ausreden oder Schuldigen, je nach politischer Ausrichtung. Viele von ihnen, Mitglieder der Geschäftsprüfungs- und Sicherheitspolitischen Kommissionen, hatten jedoch Zugang zu Informationen, die sie hätten alarmieren müssen. Dasselbe gilt für die Kollegen von Viola Amherd. Insbesondere die aufeinanderfolgenden Leiter des Finanzdepartements, das zusammen mit dem VBS die Interessen der Eidgenossenschaft gegenüber der Ruag vertritt.
Oder die Chefs des EDA und des Justiz- und Polizeidepartements, die zusammen mit der Walliserin die Sicherheitsdelegation des Bundesrates bilden. Viele Möglichkeiten zu kontrollieren, zu korrigieren, aber sehr wenige Fragen. Die Armee, die im 20. Jahrhundert festgefahren ist, hat vor allem eine unmäßige Vorliebe für Schweigen, mangelnde Transparenz und Kommunikationsdefizite bewahrt. Eine kulturelle Revolution steht noch aus.
Doch das internationale Umfeld verträgt sich nicht mehr mit dem schweizerischen Rhythmus. Die Schweiz muss sich auf eine starke Armee und einen hochmodernen Nachrichtendienst verlassen können. Die Milliarden, die das Parlament für die Verteidigung des Landes bewilligt, machen es erforderlich. Es braucht jetzt eine starke und klare Führung an der Spitze des VBS, ebenso wie in den Schlüsselpositionen der Sicherheit. Eine strategische Führung, die vorschreibt, dass die Verantwortlichen an ihrem Commandement bleiben, wenn das Schiff leckt.
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Oweh...
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Zitat:Panzer-Deals zu Spottpreisen – Millionenschaden für die Schweiz
Ein Ruag-Chef soll den Bund mit illegalen Deals um Millionen betrogen haben. Drei neue Berichte zeigen, wie das möglich war, obwohl seit Jahren Hinweise auf dem Tisch lagen.
Ein Skandal bei der Ruag erschüttert die Schweiz: Ein Kadermitglied betrog die Rüstungsfirma, die zu hundert Prozent dem Bund gehört, mutmasslich mit krummen Deals im internationalen Ersatzteilhandel. Ab 2014 baute der Mann die «fragwürdigen Panzergeschäfte» auf, die betrügerischen Geschäfte seien später erfolgt. Zu diesem Schluss kommt die Eidgenössische Finanzkontrolle (EFK) in einem von drei neuen Berichten zur Ruag.
Sie geht von einem Schaden in hoher zweistelliger Millionenhöhe aus. Der Bericht basiert auf den Erkenntnissen aus einer noch laufenden Untersuchung der Kanzlei Niederer Kraft Frey im Auftrag des Ruag-Verwaltungsrats.
«Millionenschaden für Bund und Steuerzahler»
Dass bei der Ruag vieles im Argen liegt, ist seit längerem bekannt. Vor einem Jahr berichtete die EFK über grobe Unstimmigkeiten um einen Panzerdeal mit Italien. 2017 hatte die Ruag 100 Panzer vom Typ Leopard 1 für 45’000 Franken pro Stück inklusive Ersatzteillager gekauft. Diese liess sie teuer einlagern – dann versuchte die Ruag, ein Viertel davon für 500 Franken pro Stück zu verkaufen.
Die Konsequenzen: Der damalige VR-Präsident Nicolas Perrin nahm den Hut. Die Personalie gab auch darum zu reden, weil es sich um den Schwager von Viola Amherds engster Mitarbeiterin Brigitte Hauser-Süess handelte.
Der nun publizierte Bericht zeigt: Das war kein Einzelfall, sondern Ausdruck von gravierenden Missständen und Verfehlungen. In der neuesten Untersuchung geht es dann auch nicht um die Panzer in Italien, sondern weiteres Kriegsgerät an anderen Standorten: «Es gibt starke Anhaltspunkte für Betrug mit Millionenschaden für den Bund und die Steuerzahler», schreibt die EFK. Sie verlangt, dass die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden. Es gilt die Unschuldsvermutung.
Wie funktionierten die betrügerischen Deals?
Die Ruag kaufte ausrangierte Panzer oder Teile davon zu einem Pauschalpreis ein. Oft war auch eine grössere Menge an Ersatzteilen dabei. Dies geschah stets unter der Verantwortung des gleichen ehemaligen Kadermitglieds. Er teilte die Einkäufe laut der EFK in vermeintlich «wertvolles» und «geringwertiges» Material ein, ersterem wies er den Grossteil des Kaufpreises zu.
Das vermeintlich «geringwertige» Material verkaufte er einem Geschäftspartner der Ruag in Deutschland. So ist es bei einem Weiterverkauf ausserhalb der Ruag möglich, einen «massiv höheren Preis» und «bedeutende Gewinne» zu erzielen. Ob und an wen die deutsche Firma verkauft hat, weiss die EFK nicht.
Mutmasslich seien auch Rechnungen gefälscht worden. Das Material bei der Ruag war effektiv weniger wert als in den Büchern ausgewiesen. Es musste zulasten der Rüstungsfirma wertberichtigt werden.
Bereits 2016 kam die EFK in einem Bericht zur Ruag zum Schluss, dass das Risiko für den Bund aus möglichen Korruptionsfällen beträchtlich sei und reduziert werden müsse. Heute schreibt die EFK: «Es bestehen schwerwiegende organisatorische Versäumnisse und Versagen innerhalb der damaligen Ruag Holding AG, der Ruag MRO und der Ruag GmbH in Deutschland.»
...
https://www.20min.ch/story/ersatzteil-ha...-103288535
Ein Leopard Panzer für 500 Franken und die Parkplatzprobleme sind für immer gelöst. 
Sehr unklar was da überhaupt vorgefallen ist. Liest sich zunächst erst einmal so, als wäre der Akteur ein Vertriebsmanager gewesen. Nehmen wir das mal an. Wenn es sich also nur um "eine" (1) Person handelte, dann muss dieser "Panzerverkäufer" ja i.d.R. trotzdem andere Abteilungen mit einbeziehen. Er braucht Freigaben von Finanzen, Compliance, Rechtsabteilung, Export/Zoll wo auch immer die aufgehangen sind. Mit anderen Worten müssten dem Vertriebler an verschiedenen Stellen Freigaben für seine Deals vorgelegen haben oder er konnte sie systematisch umgehen. Nicht zuletzt muss dieser Vertriebsmanager die Inhalte und Marge seiner Deals jemandem sowohl horizontal zur Prüfung vorlegen als auch weiter oben erklären und vorrechnen, zwecks OK/Unterschrift. Tatsächlich ließe sich dieser Teil geschickt umgehen oder steuern, wenn die Deals eine gewisse Schwelle kommerziell nicht überschreiten, was bei 500 Euro pro Stück nicht schwierig wäre. Hinreichendes Geschick und Unaufmerksamkeit alleine reichen aus meiner Sicht aber nicht aus, um das systematisch über Jahre wiederholt durchzuziehen. Da wurden ja Panzer verschoben und keine Waschmaschinen.
Es ist nicht wahrscheinlich, dass das ein Einzeltäter im Sinne einer persönlichen Bereicherung war. Aus der Sacher heraus halte ich das für schwer möglich. Daher hat hier wahrscheinlich etwas anderes stattgefunden. Irgendein krummer Deal zwischen Ruag CH und Ruag D, der irgendwie den Büchern und darüber hinaus irgendwem persönlich gut getan haben muss. Das halte ich für viel wahrscheinlicher.
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Wenn man sich in den Leserspalten der schweizer Medien umschaut, sind Amherd, Süssli und der Nachrichtendienstchef bei der politischen Rechten komplett untendurch. Was wirft man ihnen vor?
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Die Kritikpunkte sind verfehlte Beschaffungsprogramme, fehlgeschlagene oder verteuerte Projekte, Unterfinanzierung und Schönreden der Lage. Eigentlich der übliche politische Druck auf die üblichen Schwierigkeiten hätte ich fast gesagt. Der Bericht der Eidgenössischen Finanzkontrolle scheint nun einen Stein ins Rollen gebracht zu haben.
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Ich versteh' dabei ja eins nicht: Militärisches Großgerät gehört doch nun wirklich zu den am besten überwachten Warenbeständen überhaupt, zumindest in Europa. Wie kommt man da auf die Idee, man könnte mit solchen Aktionen durchkommen?
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