Russland vs. Ukraine
Wenn Trump das halt intelligent angehen würde, dann wäre das sogar eine brauchbare Strategie. Wenn die Rohstoffe in der Ukraine in Frontnähe praktisch gesehen den USA überschrieben wären, hätten die USA damit ja dann tatsächlich eine hohe Motivation dass ihre Rohstoffe nicht den Russen in die Hände fallen und damit für die Russen, spezifisch für Putin und dessen Denken ein glaubhaftes Motiv tatsächlich für die Ukraine einzutreten wenn die Russen den Vertragsbedingungen nicht zustimmen. Das passt eigentlich exakt in die Denke Putins von Einflusszonen und seinem Neo-Kolonialen Denken. Er würde sich dann eher zurückhalten in seinen Kriegszielen, weil er sich dann ja am Eigentum eines anderen, Stärkeren vergreifen würde.

Putin bezeichnete kurz vor Kriegsbeginn die Ukraine schlussendlich als eine Art junge Frau mit der man macht was man will (das bezieht sich auf ein Straßenlied aus St. Petersburg). Wenn diese Frau aber einen Freund hat, dann ist sie kein Freiwild. Aus seiner Sicht müsste man also die nocht nicht besetzte Ukraine zur Beute der USA machen, dann wäre sie sozusagen "vergeben" und damit sakrosankt. Schlussendlich will Putin meiner Überzeugung nach aktuell auf eine Teilung der Ukraine hinaus. Fehlt nur jemand, der dies offen so mitmacht, und den hat er jetzt anscheinend in Trump gefunden.

Man müsste es seitens der Amis halt einfach nur geschickter angehen.
Zitieren
(22.02.2025, 23:54)Zardo schrieb: Man muss nichts reininterpretieren, nur zuhören was sein Umfeld, aus dem er seine Ideen bezieht, sagt.

Hier geht es um Außenpolitik (Russland vs. Ukraine) und die Rolle der USA darin. Deshalb reicht eine Analyse der Außenpolitik aus.

Eine der wichtigsten Ideengeber ist die amerikanische paläokonservative Bewegung. Aus der speist sich die Trump'sche Realpolitik, eine neo-isolationistische, ideologiefreie und letztendlich amoralische Abwandlung des Mearsheimerischen offensiven Realismus.

Schlüsselkonzepte sind zunächst diverse traditionnelle christliche Werte (Familie in den tradierten Geschlechterrollen, Ablehnung von Abtreibung) sowie eine isolationistische Grundhaltung in der Aussenpolitik.

Letzteres ist hier interessant: man möchte keine Bündnisse eingehen, welche die USA zur Verteidung von Nationen verpflichten, die irgendwo jenseits des Atlantik ein erhöhtes Kriegsrisiko aufweisen und ohne Interesse für die isolationistische Vision der USA sind. D.h. die letzten NATO-Erweiterungen nach Osten werden für einen Fehler gehalten, und was die Mitgliedschaft der Ukraine in der NATO angeht, unterscheiden sich die Positionen nicht von jenen Putins: klare, nicht verhandelbare Ablehnung. Mit ideologiefrei ist gemeint, dass sich die "Great power politics" der neoisolationistischen Realpolitik nur nach transaktionnalen Interessen und nach wirtschaftlichen und militärischen Machtverhältnissen richtet, und keinesfalls irgendeinen missionarischen Anspruch enthält. D.h. es wird Handel im Interesse der USA getrieben, ohne damit einen demokratisch-missionarischen Auftrag zu verbinden. Auch werden die internationalen Beziehungen nicht schon deswegen in Frage gestellt, nur weil die ausländische Regierung einen Wandel hin zur Autokratie vollzogen hat.

Warum?

Weil es nicht im Interesse der Isolationisten ist, einen grossen Militärapparat zu unterhalten, der Macht in alle Ecken und Winkel des Globus projizieren kann. Entsprechend wird dieser Apparat reduziert und bilaterale bzw. insbesondere multilaterale Bündnisse nicht um weitere Mitglieder erweitert, vielmehr möchte man sich aus diesen Verpflichtungen zurückziehen. D.h. die Rolle der USA in der Außenpolitik ist eher das Gegenteil von "make America great again". Weiterhin werden interventionistische Militäraktionen à la "Regimewechsel" und "let's spread democracy" abgelehnt.

Das ist die Grundhaltung, die man verstehen muss, um die scheinbar "verrückten" Positionen, die sicherlich im Vergleich zur Vorgängeradministration extrem disruptiv sind, verstehen zu können.

Diese Positionen haben noch nichts mit Faschismus zu tun (wie gesagt, hier geht es um Aussenpolitik).

Allerdings hält sich Trump nicht zu 100 % an diese Positionen. Es kann spontan interventionistisch agieren (z.B. die Sache im Iran), auch kann er aufgrund seines übertrieben narzisstischen Egos erratisch und rachsüchtig erscheinen. Er scheint aber auch mit seinem Ruf als Mad Donald zu spielen und diesen bewusst zu seinem Vorteil einzusetzen (z.B. als unberechenbarer, mächtiger Verhandlungspartner), allerdings immer mit dem Risiko, das dabei Allianzen auch mal zerbrechen oder zumindest fragilisiert werden. Als POTUS kann er sich aufgrund der noch immer bestehenden wirtschaftlichen und militärischen Vormachtstellung der USA dies jedoch leisten.

So, und nun zurück zur Ukraine: für ihn scheint sie nur ein korrupter ost-europäischer Bettelstaat zu sein. Die Agrarprodukte der Ukraine sind für die USA ohne Bedeutung, ja machen der heimischen Produktion international tendenziell Konkurrenz (z.B. in Afrika). Jemand hat ihm von Bodenschätzen erzählt. Schon leuchten die Dollarzeichen in den Augen. Mit dem versuchten Deal wurde Zelenskij die Pistole auf die Brust gesetzt, nicht sehr ehrenhaft. Wie gesagt: ein amoralischer Transaktionismus.

Steht er Russland näher als Europa? Das ist keine ideologische Frage. Als Realist richtet er sich nach dem grössten Machtpol aus, und Putin herrscht über die grösste Landmasse mit den meisten Bodenschätzen, auch befehligt er die zweitgrösste Atommacht. Mit Europa bestehen via NATO bereits mehr als genug Allianzen, er "erschließt" daher dort, wo das Land noch "unbebaut" ist. Abgesehen davon trötet Mearsheimer auf allen konservativen Youtubekanälen seinen offensiven Realismus und empfiehlt sinngemäß, die Europäer hängen zu lassen, Mittel in den Ukrainekrieg zu investieren sei genauso wie die NATO-Erweiterungen nach Osten ein Fehler gewesen, vielmehr soll die USA sich nach China orientieren (pivot to Asia). Die Chinapolitik gehört hier aber nicht hin, das ist ein eigenes (und extrem komplexes) Thema.

Trump hat ein Interesse daran, den Ukrainekrieg rasch zu beenden, weil er in diesen Konfliktherd a) seitens USA nichts mehr investieren will b) in Europa gebundene Truppen frei machen möchte c) die unter Biden extrem schlechten Beziehungen mit Russland verbessern möchte und sehr wahrscheinlich auch die Sanktionen zumindest teilweise zurückfahren möchte.

Und er wird den Ukrainekrieg ohne "übermäßige" Rücksicht auf die Europäer und die Ukrainer beenden. Konkret wird er versuchen, deren Rolle am Verhandlungstisch so klein wie möglich zu gestalten. In der Vision der Realisten verhandelt man mit der Großmacht, und die Regionalmächte folgen.

So, das kann man nun für gut oder schlecht befinden. Aus Sicht der Europäer natürlich ganz klar ein Verlust. Andererseits macht ein "boiling the frog" irgendwann auch keinen Sinn mehr, wenn der Kochtopf in kleiner Flamme auf 30°C gehalten wird.

Man kann noch ergänzen, dass alles, was sich dieser Vision, den Ukrainekrieg relativ rasch zu beenden, in den Weg stellt, von den "US-Elefanten" voraussichtlich niedergetrampelt werden wird.

[Bild: https://ourwhitehouse.org/wp-content/upl...asNast.jpg]

Quelle

Trumps weltpolitisches Weltbild gehört wahrscheinlich mit zu den konstantesten in der US Politlandschaft. [1][2]
Man muss den Leuten auch einfach mal zu hören und ihnen dann auch glauben, was sie so sagen und nicht immer irgendwas reininterpretieren oder umdeuten. Amerika wird von der Welt ausgenutzt, hier dann vor allem von den 'Bündnispartnern' und das Selbstverständnis, dass dieselben Nationen grundsätzlich wie bessere Vasallen gegenüber den USA sich zu verhalten sollen. Darum funktioniert Appeasement mit Trump nicht, er wird nur noch mehr verlangen.

Trumps Ukrainepolitik kann einerseits durchaus aus persönlichen Gründen motiviert sein, russische Geschäftsbeziehungen (die er in den 00er Jahren bestätigt hat) oder die Verschwörungstheorien um Hunter Biden und Ukraine, und die Verweigerung der Ukraine da irgendwas zu erfinden, da steht er nachweißlich nicht drüber.
Davon abgesehen sind die amerikanischen Beteilungen an der Unterstützung auch nur 40% der kompletten Hilfsleistungen ausmachen (hier sollte man auch nicht unreflektiert die Behauptungen der Trump Regierung übernehmen), dessen monetären Umfang schlicht vernachlässigbar ist und jeder andere Präsident würde dies als ein Glücksfall feiern, einen globalen Konkurrenten mit Taschengeld zu schädigen und weiteres Handeln unmöglich zu machen.

Nun wird nicht nur die Ukraine fallen gelassen, sondern auch mit historischem und natürlichem Bündnispartner gebrochen und für was?
Zitieren
(23.02.2025, 20:56)Pmichael schrieb: jeder andere Präsident würde dies als ein Glücksfall feiern, einen globalen Konkurrenten mit Taschengeld zu schädigen und weiteres Handeln unmöglich zu machen.

Nun wird nicht nur die Ukraine fallen gelassen, sondern auch mit historischem und natürlichem Bündnispartner gebrochen und für was?

Jeder andere Präsident der geistig noch im kalten Krieg stecken geblieben ist vielleicht. Aber das 21. Jahrhundert hat neue Herausforderungen. Für die USA ist Rußland doch gar kein Konkurrent mehr. Eigentlich kommt man sich kaum ins Gehege weder wirtschaftlich noch weltpolitisch. Trump wird eher versuchen die USA und Rußland weiter anzunähren, weil sich die USA geostrategisch auf China konzentrieren wird. Ein paar Gebiete in Osteuropa die daraus folgend vielleicht den Besitzer wechseln werden spielen da für die USA keine Rolle. Die EU kann Trump nichts bieten da militärisch zu schwach und wirtschaftlich in Konkurrenz stehend. Einzelne Staaten aus der EU werden sich sowieso stärker an die USA anlehnen was die EU noch unwichtiger machen wird.
Zitieren
(23.02.2025, 22:05)lime schrieb: Jeder andere Präsident der geistig noch im kalten Krieg stecken geblieben ist vielleicht. Aber das 21. Jahrhundert hat neue Herausforderungen. Für die USA ist Rußland doch gar kein Konkurrent mehr. Eigentlich kommt man sich kaum ins Gehege weder wirtschaftlich noch weltpolitisch. Trump wird eher versuchen die USA und Rußland weiter anzunähren, weil sich die USA geostrategisch auf China konzentrieren wird. Ein paar Gebiete in Osteuropa die daraus folgend vielleicht den Besitzer wechseln werden spielen da für die USA keine Rolle. Die EU kann Trump nichts bieten da militärisch zu schwach und wirtschaftlich in Konkurrenz stehend. Einzelne Staaten aus der EU werden sich sowieso stärker an die USA anlehnen was die EU noch unwichtiger machen wird.

Russland liefert Waffen, Technologie und/oder entsendet Soldaten in allen (potenziellen) Konflikten gegen amerikanische Interessen: Naher Osten, Afrika, China. Es ist nicht richtig zu behaupten Russland sei ein gelöstes Problem oder nicht weiter relevant, vor allem da hier auch gerne behauptet wird dass die Russen aber sowas durch Europa durchmarschieren würde.

Wie gesagt es würde einigen gut tun nicht diese Rhetorik unreflektiert zu übernehmen. Es handelt sich um kindisches Powerplay um halt seine Hauptforderung von Straffzöllen gegen Europa auch von Europa bezahlt zu bekommen - obwohl das Konzept von Straffzölle so nicht funktioniert.
Zitieren
Zitat:Kiew. Vor den Augen der anwesenden EU-Kommission und mehrerer ausländischer Staatsoberhäupter ist im ukrainischen Parlament eine Resolution zur Unterstützung von Präsident Wolodymyr Selenskyj gescheitert.

In der zum dritten Jahrestag der russischen Invasion einberufenen Sondersitzung erhielt das entsprechende Dokument statt der notwendigen 226 nur 218 Stimmten. 54 im Sitzungssaal registrierte Abgeordnete beteiligten sich nicht an dem Votum. Darunter waren auch 38 Vertreter der Präsidentenpartei „Diener des Volkes“.

https://www.rnd.de/politik/ukraine-schma...BUQRQ.html
Zitieren
Strong Leadership:
[Video: https://www.youtube.com/watch?v=IWZU4zrO...BSNewsHour]

und weiter im Text: "Trump weigerte sich auf Reporter-Nachfragen, Putin als „Diktator” zu bezeichnen. Besagtes Etikett hatte er vor wenigen Tagen Selenskyj ohne langes Zögern angeheftet. Was die Rolle Europas bei der Konfliktlösung anbelangt, ließ Trump trotz der Anwesenheit Macrons vor allem eines durchscheinen: Desinteresse."
https://www.morgenpost.de/politik/articl...amera.html
Zitieren
Die Vereinten Nationen haben eine Resolution gefasst, die den vollständigen Rückzug der russischen Truppen fordert welche am Montag vor der generalvollversammlung zur Abstimmung kam. Dagegen stimmten nicht nur Russland sondern auch die USA .
Zitieren
Nicht interpretieren sondern einfach mal glauben dass was die USA da vor den Augen der Welt macht.
Zitieren
Damit ist die Stimmung in Deutschland wohl völlig gekippt

Zitat:Laut einer exklusiven Befragung des Meinungsforschungsinstituts Insa für „t-online“ wollen 46 Prozent der Deutschen, dass die nächste Bundesregierung die Ukraine weder mit Waffen noch mit Geld unterstützt. 28 Prozent wollen dagegen, dass die nächste Regierung dem von Russland angegriffenen Land sowohl Waffen als auch Geld schickt.

7 Prozent der Deutschen wollen der Ukraine derweil nur mit Geld, weitere 8 Prozent nur mit Waffen helfen. 6 Prozent sind unentschlossen, 3 Prozent der Deutschen ist das Thema egal.

https://www.focus.de/politik/ausland/ukr...75780.html
Zitieren


Gehe zu: