Justus_MH:
Nicht ganz. Es gäbe keine Division mittlerer Kräfte und auch keine Brigade mittlerer Kräfte.
Sondern die Divisionstruppen, und etwaig manche der Brigadetruppen wären mittlere Kräfte. Das heißt, man legt die Divisionsartillerie, Divisions-Luftraumverteidigung, Divisions-Aufklärer usw. als mittlere Kräfte aus. Das heißt wir sprechen hier von Bataillonen, etwaig Kampfgruppen / Regimentern mittlerer Kräfte, nicht von Brigaden oder Divisionen.
Gerade um als Panzerkavallerie agieren zu können, müssen mittlere Kräfte in kompaktere Einheiten als eine Brigade. Entsprechend gäbe es beispielsweise ein Bataillon mittlerer Panzerkavallerie auf Divisions-Ebene etc.
Zitat:Wie müssten denn die mittleren Kräfte aufgestellt und ausgestattet werden um als Panzerkavallerie im Verbund mit schweren Kräften agieren zu können?
Hier stellt sich konkret die Frage, wie sie als mittlere Panzerkavallerie überhaupt mit schweren Kräften zusammen arbeiten könnten. Viele denken sich heute Panzerkavallerie vor allem als eine Art Aufklärungseinheit, als Panzeraufklärung, als Panzerspäher etc. dass ist völlig veraltet und grundfalsch. Denn schon früher war der Anteil der Aufklärung erstaunlich gering und der Kampfauftrag oft viel wesentlicher. Viele dieser Verbände krankten (und kranken immer noch) daran, dass man versucht hier Kampfkraft und Aufklärung vollumfänglich miteinander zu verbinden. Das führt dann zu Strukturen, die zu kleinteilig verschieden zusammen gesetzt sind und zu viele verschiedene Typen von Untereinheiten und Systemen aufweist, im Verhältnis zur Größe. Desweiteren stellt sich bei solchen Einheiten, insbesondere wenn sie kompakt sind das Problem wie man dort eine ausreichende Organisationsreserve vorhält. Heute wird Aufklärung weitgehend von Drohnen, Gefechtsfeldradar usw usf geliefert und darüber hinaus sind auch alle anderen Einheiten sehr weitgehend zur Aufklärung befähigt, dass wird immer heillos unterschätzt, wie sehr Aufklärung vor allem auf der taktischen Ebene eine Sache aller eingestzten Kräfte ist. Moderne geschüttzte Kommunikation erzeugt hier Möglichkeiten die man früher einfach so nicht hatte. Entsprechend ist es auch offizielle BW Doktrin, dass die unmittelbare Aufklärung auf dem Gefechtsfeld eben nicht von spezialisierten Panzerspähern / Aufklärern geleistet wird, sondern die Truppe diese selber leistet. Das in Verbindung mit der modernen Technologie bedeutet aber, dass Panzerkavallerie erst recht wenig Sinn für die Aufklärung macht, und diese wird als Auftrag meiner Einschätzung nach nur in ganz seltenen Fällen überhaupt sinnvoll sein. Das zeigte sich meiner Wahrnehmung auch in den Kriegen der letzten 30 Jahre, dass viele der bisherigen Konzepte der Aufklärung einfach überholt sind.
Daher wäre es meine Idee dazu, Panzerkavallerie primär mit einem Kampfauftrag zu versehen. Aufklärung würde sie daher nur in dem Rahmen leisten, wie es auch andere Kampfeinheiten tun. Entsprechend kann man Panzerkavallerie dann viel mehr auf diesen Kampfauftrag hin ausrichten und spart sich damit einiges an spezialisierten Zusatzfähigkeiten. Zugleich löst dies das Problem der Reserve in der Panzerkavallerie und kann diese wiederum auf Divisionsebene als Organisationsreserve des Großkampfverbandes eingesetzt werden. Wir sprechen hier also von einer Einheit in Bataillonsgröße die primär einen Kampfauftrag hat und die nicht primär einen Aufklärungsauftrag hat ! Und die zugleich eine Reserve / Eingreiftruppe für die schweren Kräfte der Division darstellt. Daraus ergeben sich über die ganz normale Aufklärung wie sie alle Kampfeinheiten betreiben hinaus folgende Aufträge:
1. Eine Eingreifreserve zur Verfügung stellen, 2. Sicherungsaufgaben im Bereich der rückwärtigen Dienste, 3. Verschleierung, 4. Flankenschutz für schwere Verbände, 5. Verfolung des von den schweren Kräften zerschlagenen Feindes, 6. Exploration, insbesondere von Durchbrüchen und die Vernichtung fliehenden Feindes, 7. Tiefer Vorstoß in den rückwärtigen Raum des Gegners, insbesondere Angriff auf seine rückwärtigen Dienste und gegen strategisch relevante Ziele im Hinterland, 8. Aufklärung, insbesondere auf der operativen und strategischen Ebene, 9. Ablösen schwerer Kräfte wo diese wieder in Bewegung kommen müssen, 10. Verzögerung um schweren Kräften das Absetzen zu ermöglichen
Spezifisch in Bezug auf das Baltikum und die anfangs zweifelsohne defensive Kriegsführung dort gegen die offensiv vorgehenden Russen ergibt sich meiner Meinung nach sogar vor allem ein Primat der Verwendung als schnell verlegbare Reserve, noch vor dem Einsatz in der Verzögerung. Aufgrund der russischen Doktrin des Angriffes in die gesamte Tiefe des Kriegsraumes bei maximal möglicher Simultantität muss man dieses Wirken als Eingreifreserve nicht nur gegen vordringende Truppen des Gegners denken, sondern auch und insbesondere gegen Luftsturm, Luftlandungen, Sondereinheiten, irregulär kämpfende Gegner im rückwärtigen Raum. Das wird für Panzerkavallerie der wesentlichere Auftrag sein als die Verzögerung.
Die wichtigste Anforderung an mittlere Panzerkavallerie ist daher die Geschwindigkeit, vor allem anderen. Dazu müssen die Einheiten kompakt sein, sonst sind sie allein deswegen zu langsam weil sie zu groß sind, sie dürfen nicht zu heterogen aufgebaut sein und sie müssen von der ganzen Konzeption und Ausrüstung möglichst leicht sein, und trotzdem eine möglichst große Feuerkraft entfalten können. Damit entfällt jede Infanteriekomponente, und damit das defensive Halten von Gelände welches nur die Infanterie so hier leisten könnte. Damit die GTK in ihren verschiedenen Varianten hier ausreichend schnell und mobil sein können, bedarf es einer Ergänzung durch etliche leichtere Fahrzeuge bzw. müssen unterstützende Systeme (Drohnen, leichte Raketenartillerie, Mörser usw) möglichst auf leichtere und schnellere Fahrzeuge um den Verband insgesamt möglichst leicht und schnell machen zu können. Der Verband bedarf zudem möglichst starker Fähigkeiten in der Luftraumverteidigung in Form von Systemen die gleichermaßen vom gleichen Fahrzeug aus auch gegen Bodenziele eingesetzt werden können. Das betrifft hier sowohl MK als auch Raketen. Man stelle sich so etwas wie ADATS auf einem GTK Boxer vor, und dazu einen höheren Anteil von Skyranger Systemen auf GTK, die aber dezidiert auch gegen Bodenziele wirken sollen bei Bedarf.
Da die Einheit keine Infanterie ist und auch nicht sein soll, fällt sie automatisch von der Mannzahl her deutlich kleiner aus und muss daher auch keine Infanterie transportieren, womit der ansonsten dafür verwendete Transportraum anderweitig verwendet werden kann. Von der Grundgliederung her sollte die Einheit eine zweier- oder vierergliederung haben, um das überschlagene Vorgehen von Untereinheiten besser bewerkstelligen zu können. Um die Einheit so kompakt wie möglich zu halten, würde ich rein persönlich zwei Untereinheiten mit je zwei Untereinheiten vorsehen, was die bloßen Kampftruppen angeht, dazu aber wie geschrieben stärkere Unterstützungs-Elemente, wobei hier die Quadratur des Kreises die Typenreduzierung wäre. Dies geht nur wie schon oben beschrieben mit Typen die für mehrere verschiedene Aufgaben zugleich verwendet werden können, Systemen also die immer zumindest einen Dual Use haben.
Eine mögliche konkrete Gliederung einer Einheit der Panzerkavallerie welche zu den oben angeführten Ausführungen passt wäre:
1 Stabs- / Unterstützungskompanie (beinhaltet einen Pionierzug und auch einen Panzerkavalleriezug als Organisationsreserve)
1 Raketen- / Panzerjäger-Kompanie (System wie ADATS)
2 Panzerkavalleriekompanien (verstärkt), je 2 Panzerkavalleriezüge (verstärkt) - diese enthalten organisch auch Skyranger im gleichen Kaliber wie die MK der anderen Panzer
1 Drohnen- / Mörserkompanie (mit 4 Zügen wobei Mörser, zielsuchende Munition und Drohnen hier zusammen eingesetzt werden) - diese ist bewusst leichter aufgestellt als die Panzerkavalleriekompanien was die Fahrzeuge angeht
1 Versorgungskompanie
Damit wäre das im Prinzip ein verstärktes Bataillon.