Bürgerkrieg in Syrien
(09.12.2024, 15:56)lime schrieb: Ca. 35% des Gebietes und die einträchtigen Ölquellen sind in der Hand der SDF, die eindeutig säkulär und demokratisch ist.
35% ist halt nicht die Mehrheit, geschweige denn das ganze Land. Also muss man jetzt damit leben, dass man das Land mehrheitlich eben anderen Kräften überlassen hat.
Zitat: Es gibt also keinerlei Grund für Säkuläre aus dem HTS Gebiet nicht in das Territorium der SDF zu fliehen und sich dort anzusiedeln. Diese begrüßt das sogar ausdrücklich, weil sie weitere Bürger dringend brauchen.
Tja, so gesehen wäre das Optimum natürlich Abkommen, sowohl mit HTS, als auch mit SDF. Allerdings glaube ich kaum, dass für Alawiten u.a. ein Leben in den SDF/YPG-Gebieten allzu erstrebenswert sein dürfte. Das wäre nur für säkulare Araber eine Alternative.
Zitat:Man sollte einfach der Wahrheit ins Auge sehen. Die meisten syrischen Sunniten wollen sichtlich unter der Sharia Gesetzgebung leben
Ja, das wird der Westen einsehen müssen. Bleiben nur ein paar Punkte, die man dabei nicht aus den Augen lassen darf:
- Wann wird ein Regime über den eigenen Herrschaftsbereich hinaus zum Problem? (Terrorcamps, Vertreibungen, Angriffe auf Nachbarn/Israel)
- Wie stark sind Minderheiten gefährdet? (Völkermord)
- Verselbstständigen und radikalisieren sich Herrschaftssysteme über das vom Volk gewünschte Maß hinaus? (ISIS, Iran)
Zitat:Eine SDF Herrschaft wäre für diese syrische Personengruppe nicht tragbar und sie würden lieber weiter in der EU verbleiben.
Wer hier ist, wird eh hier bleiben wollen, darum kann es nicht gehen.
Aber unter einer gesicherten SDF-Herrschaft über ganz Syrien, hätte es keine anerkannten Asylgründe mehr gegeben und man hätte Syrien als sicheres Herkunftsland definieren können. Allerdings ist natürlich sehr fragwürdig, ob das tatsächlich so gekommen wäre und die SDF gehalten hätte, was man sich von ihr versprochen hat. Im Zweifelsfall vermutlich eher nicht. Zumal eben eine freiheitliche Demokratie nach westlichem Vorbild in der arabischen Welt sich selbst zwangsläufig abschaffen muss, weil sie eben nicht vom Volk gewünscht ist. Dort können auf absehbare Zeit nur "islamistische Demokratien" Bestand haben. Daher sollte "der Westen" sich allmählich damit abfinden und eben solche Herrschaften auch zu einem gewissen Maße unterstützen oder zumindest anerkennen, so wie sie es früher mit den säkularen Diktaturen getan hat.
Zitieren
(09.12.2024, 17:58)Broensen schrieb: Wer hier ist, wird eh hier bleiben wollen, darum kann es nicht gehen.

Wollen und dürfen sind aber zwei paar Schuhe.
Zitieren
(09.12.2024, 16:18)KheibarShekan schrieb: (...) Btw..waren nicht eigentlich in den USA 10 Mio.$ auf den Kopf von al-Jolani ausgesetzt? Also weil er als Anführer einer Islamistischen Terrororganisation ist ää..war? Haben die den nicht gefunden? Achja..

Angefunden hat er sich inzwischen schon. Ist aber ein lupenreiner Demokrat geworden...

Auf Wikipedia kann man seine militärische Karriere noch sehen, mal sehen wann das "angepasst" wird.

[Bild: https://i.ibb.co/bdkQT0R/Unbenannt.jpg]

https://en.wikipedia.org/wiki/Abu_Mohammad_al-Julani
Zitieren
Ist eigentlich schon ein Haftbefehl draußen?
Zitieren
(09.12.2024, 18:21)lime schrieb: Wollen und dürfen sind aber zwei paar Schuhe.
Schon, du schriebst aber:
Zitat:sie würden lieber weiter in der EU verbleiben.
Und darauf habe ich mich bezogen.
Zitieren
Israel hat übrigens heute Abend den Hafen von Latakia heftig bombardiert. Es ging aber nicht um russische Truppen oder Systeme, sondern anscheinend nur um Einrichtungen der syrischen Marine.

Die Russen versuchen derweilen weiter alles was nur ausfliegbar und ausschiffbar ist aus Syrien heraus zu schaffen. Der Stützpunkt Tartus wurde anscheinend weitestgehend geräumt, ebenso die russische Stellung in Hmeimim. Die meisten russischen Kriegsschiffe haben abgelegt und sind ins Mittelmeer geflohen.

Die sogenannten Weißhelme in Syrien durchsuchen derweilen die Foltergefängnisse Assads. Angeblich gibt es dort auch unterirdische geheime Zellen in welchen noch Gefangene sitzen sollen die man jetzt zu retten versucht. Die Zustände in den syrischen Folterstätten waren derart schlimm, dass sie ihresgleichen in der Menschheitsgeschichte suchen. Zumal Folter dort nicht als ein Mittel der Befragung eingesetzt wurde, sondern nur um Terror zu verbreiten, also als Akt des Terrorismus gegen die Bevölkerung. Entsprechend wurden die Insassen zu Tode gefoltert oder bis sie wahnsinnig wurden, ohne sie überhaupt irgend etwas zu fragen.
Zitieren
Israel schafft es gerade die Feindschaft auf eine neue Ebene zu heben . Selbst kleine küstenschutzschiffe werden bombardiert . Damaskus wurde ebenfalls bombardiert am Abend

https://x.com/Hanzpal2/status/1866199689...%2Fpage-55


Eine reaper wurde angeblich auch außer Dienst gestellt heute

https://x.com/temmuz1919/status/18661860...%2Fpage-55
Zitieren
In Damaskus tanzen Bewaffnete und erklären, dass sie als Nächstes nach Jerusalem marschieren werden. Warum sollten die Israelis tatenlos zusehen, wie militärisches Gerät unbewacht herumsteht und vielleicht gegen sie verwendet werden könnte?
Und bei dem Angriff auf Latakia dürfte es eher um die dort stationierten Anti-Schiff-Flugkörper gegangen sein als um die alten Osas.
Zitieren
(10.12.2024, 01:07)muck schrieb: In Damaskus tanzen Bewaffnete und erklären, dass sie als Nächstes nach Jerusalem marschieren werden. Warum sollten die Israelis tatenlos zusehen, wie militärisches Gerät unbewacht herumsteht und vielleicht gegen sie verwendet werden könnte?
Sie sollten der Führung dieser Tänzer aber nicht noch zusätzliche Gründe liefern. Es gibt gerade eine historische Chance für Israel, den Feind im Nordwesten von dem im Osten abzuschneiden, einfach in dem sie es sich mit dem neuen im Nordosten nicht allzu sehr verscherzen. So sehr man auch die Bombardements militärischen Materials nachvollziehen kann, aber Panzer, die vom Golan nach Syrien herein rollen, sind wenig hilfreich.
Zitieren
Da gibt es nichts zu verscherzen, fürchte ich. Islamisten brauchen keinen Anlass, keine Rechtfertigung, um Israel zu hassen und ihm schaden zu wollen.
Zitieren
Zitat:Die sogenannten Weißhelme in Syrien durchsuchen derweilen die Foltergefängnisse Assads.
Das ist übrigens ein gewichtiger Punkt, der bei aller möglichen Schelte gegenüber islamistischen Umtrieben etwas untergeht derweilen.

Ich habe gerade wenig Zeit: Aber alleine was man über das Sednaya-Gefängnis (https://en.wikipedia.org/wiki/Sednaya_Prison) so lesen kann, sprengt den Rahmen. Wir reden hier nicht nur von etwas "ruppigeren" Verhören mit ein paar Ohrfeigen oder Schlägen in die Leiste, sondern vom Absägen von Gliedmaßen, Häutungen, Vergewaltigungen mit Stangen etc. - das ist nicht mal mehr mit der Absicht verbunden, ein wie auch immer geartetes Geständnis zu erzwingen, sondern das ist einfach viehischer, abartiger Sadismus und eine kaum beschreibbare, perverse Barbarei, die selbst für orientalische Verhältnisse total aus dem Raster fällt.

Alleine im Sednaya-Gefängnis sollen zehntausende schlicht bestialisch ermordet worden sein. Und das betraf 65-Jährige ebenso wie Kinder...

Aber immerhin, manche kann man wohl auch retten:
Zitat:Seit 1981 weggesperrt

Syrischer Pilot kommt nach 43 Jahren in Assads Kerkern frei [...]

Nach dem Sturz des Assad-Regimes in Syrien öffnen sich für Tausende Menschen die Gefängnistore. Unter den Befreiten soll auch der am längsten in Syrien inhaftierte politische Gefangene sein. Ragheed Ahmad al-Tatari verbrachte 43 Jahre in Assads Gefängnissen. [...]

Videos, die in sozialen Medien verbreitet wurden, zeigen Dutzende Gefangene, die jubelnd aus Gefängnissen und Sicherheitseinrichtungen kommen, nachdem sie freigelassen wurden. Manche sind barfuß, andere tragen kaum Kleidung. Unter Assads Regime sind Hunderttausende von Menschen verschwunden und ermordet worden, viele wurden zu Tode gefoltert.
https://www.n-tv.de/politik/Syrischer-Pi...19118.html

Schneemann
Zitieren
(10.12.2024, 02:05)muck schrieb: Da gibt es nichts zu verscherzen, fürchte ich. Islamisten brauchen keinen Anlass, keine Rechtfertigung, um Israel zu hassen und ihm schaden zu wollen.

Ja so ist es leider. Ca. 80% der aktuellen Bombardierungen sind aber nicht nachzuvollziehen. Da wird zu großen Teilen für Israel eigentlich ungefährlicher Schrott zerstört.
Tatsächlich könnten die Islamisten mit einem klaren Friedensangebot (auf Dauer sicher nicht ernst gemeint) Israel jetzt am ehesten vor Probleme stellen, in dem sie die Golanhöhen damit verknüpfen.
Zitieren
@schneemann

Die Bilder aus dem Sednaya-Gefängnis sind wirklich entsetzlich. Ich dachte erst, @Quintus habe übertrieben, als er von in der Menschheitsgeschichte einmaligen Gräueltaten sprach. Wie es aussieht, wurden jedoch allein in diesem Gefängnis und allein seit 2011 mehrere zehntausend Menschen ermordet.

Und der Sadismus der Folterer dürfte wirklich mehr oder weniger einzigartig sein. Menschen über Jahrzehnte hinweg zu foltern und sorgsam darauf zu achten, dass sie am Leben bleiben, ist ein Stoff, aus dem Horrorfilme gemacht sind.
Zitieren
(10.12.2024, 02:05)muck schrieb: Da gibt es nichts zu verscherzen, fürchte ich. Islamisten brauchen keinen Anlass, keine Rechtfertigung, um Israel zu hassen und ihm schaden zu wollen.

Nein, das ist nicht korrekt. Insbesondere die radikal-sunnitischen Salafisten sind noch nie gegen Israel in Aktion getreten, haben sich auch in ihrer propagandistischen Stoßrichtung sich nie großartig an den Israelis gestört. Tatsächlich können die Israelis insofern mit den Radikalsunniten viel besser auskommen, als mit Arabischen Nationalisten.
Zitieren
(10.12.2024, 02:05)muck schrieb: Islamisten brauchen keinen Anlass, keine Rechtfertigung, um Israel zu hassen und ihm schaden zu wollen.
Aber eine islamistische Staatsführung, die darauf aus sein wird, dass internationale Sanktionen fallen und äußere Einmischung in innere Angelegenheiten reduziert werden, kann den Hass auf Israel in den eigenen Reihen im Griff halten, sofern eben keine akuten Anlässe gegeben sind, aufgrund derer sie zum Handeln gezwungen sind, um den Rückhalt unter den eigenen Leuten zu sichern.
Und ja - sie hassen Israel - aber das tun die anderen sunnitischen Araber auch und die halten sich in der Region zunehmend zurück. Im Gegensatz zu Ihren schiitischen Erzfeinden Glaubensbrüdern.
Zitieren


Gehe zu: