Russland vs. Ukraine
Wobei man - bezogen auf den ntv-Artikel - auch ein wenig aufpassen muss, denn wenn man einerseits von 300.000 eingezogenen Personen und andererseits von 100.000 Anklagen redet, so hinterlässt dies den Eindruck, als sei ein Drittel aller Eingezogenen quasi fahnenflüchtig geworden. Das stimmt aber nicht ganz, denn seit Kriegsbeginn 2022 haben die Ukrainer geschätzt rund 1 Mio. Menschen mobilisiert (siehe https://www.rusi.org/explore-our-researc...ecruitment) - d. h. etwa zehn Prozent der Mobilisierten sind irgendwie "abhanden" gekommen.

Diese Zahl ist zwar sehr hoch (und auch bedenklich), aber wiederum auch nicht allzu hoch. Zum Vgl.: Für den Vietnamkrieg haben die USA zw. 1964 und 1973 rund 8 Mio. Soldaten und enorme Ressourcen mobilisiert, also über rund zehn Jahre hinweg. Von diesen Mobilisierten wurden über 500.000 fahnenflüchtig, trotz allen erdenklichen Nachschubs - also ca. 6-7 Prozent. Wenn man nun bedenkt, unter welchen Bedingungen im Gegensatz dazu die Ukrainer kämpfen und wie sehr sich gegenwärtig Frustration, Mangel und Hoffnungslosigkeit ausbreiten, und auch das Gefühl, dass man in Stich gelassen wird, dann ist die Quote bei den Ukrainern eigentlich nicht allzu hoch.

Um das richtig zu stellen: Die Quote ist enorm und zu hoch - d. h. sie gefährdet die Kampfbefähigung der Ukrainer massiv -, ich vermute aber mal, dass eine westeuropäische Armee, die unter diesen Bedingungen kämpfen müsste, eine ähnlich hohe oder sogar höhere Abgangquote hätte. Insofern muss man den Ukrainern zugestehen, dass sie trotz der desolaten Lage durchaus immer noch tapfer kämpfen...

Schneemann
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Die Zahlen sind vom August 2024 und dürften weitaus höher sein mittlerweile . Alleine von Januar bis Ende Juni wurden 29800 Strafverfahren eingeleitet . Die Zahlen stehen nur für unerlaubtes Verlassen der eigenen Militäreinheit und Fahnenflucht. Allerdings sind diese lange nicht auf dem aktuellen Stand und es werden schon lange nicht mehr alle Fälle angezeigt . Die Gründe dafür sind bürokratische Hürden bis hin zu einer ineffizienten Erfassung von Straftaten im militärischen Bereich.
Da der Mangel an Personal immer größer wird wurde Im Juli deshalb ein Gesetzesentwurf über die sanktionsfreie Rückkehr von Deserteuren eingebracht .

Zitat:Um das richtig zu stellen: Die Quote ist enorm und zu hoch - d. h. sie gefährdet die Kampfbefähigung der Ukrainer massiv -, ich vermute aber mal, dass eine westeuropäische Armee, die unter diesen Bedingungen kämpfen müsste, eine ähnlich hohe oder sogar höhere Abgangquote hätte. Insofern muss man den Ukrainern zugestehen, dass sie trotz der desolaten Lage durchaus immer noch tapfer kämpfen

Angehörige westeuropäischer Armeen würden aber innerhalb Europas ausgeliefert werden . Damit hätten diese es bedeutend schwerer als die Ukrainer derzeit . Diese müssen nur über Grenze in Eu kommen
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Bilder eines Bradley der von der russischen Seite eingesetzt wird

https://t.me/milinfolive/135762

Auch ein leo2A4 soll wohl von Russen genutzt werden
https://t.me/btvt2019/16347
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@schneemann & @alphall31

Die neue Amnestieregelung verdient Beachtung, weil sie auf die sehr spezielle Natur des zugrundeliegenden Problems hinweist. Zwei Drittel der Ende Oktober gemeldeten gut 81.200 Fälle von unerlaubter Entfernung von der Truppe sind eher eine Form des Protests als der Fahnenflucht, weil die Männer schlicht und ergreifend zu ihrem Wohnort zurückkehren und keinen Versuch machen, sich zu verbergen oder den Behörden zu entziehen. Nur ein Teil taucht wirklich unter und verschwindet auf Nimmerwiedersehen. (nichtrussische Quelle)

Die Ukrainer nennen das fakultative Demobilisierung, was kein Euphemismus ist, sondern einem Gesetzesvorschlag entlehnt, der Wehrpflichtigen das Recht geben wollte, nach 18 Monaten den Dienst zu quittieren. Das Problem ist schon seit Dezember letzten Jahres bekannt, damals verließ erstmals eine größere Anzahl Wehrpflichtiger aus Protest den Posten.

Der Vergleich mit Vietnam ist nicht ganz unpassend, denn einige der Kritikpunkte sind die gleichen wie die, mit denen sich schon die Amerikaner herumschlagen mussten, vor allem hinsichtlich der sozialen Ungleichbehandlung. Deswegen ist es auch bemerkenswert, dass selbst pro-ukrainische Medien im Westen den aus der Biden-Regierung an Kiew herangetragenen Vorschlag ablehnen, auch die 18- bis 24-Jährigen einzuziehen. Denn der Vorschlag ist richtig.

Bitte mich nicht falsch verstehen: Ich will nicht dafür die Glocke läuten, sechs weitere Jahrgänge in den Krieg zu schicken. Hier, im sicheren Deutschland, steht mir das nicht zu. Die Sache ist nur, dass jedem Beobachter in Ost und West hätte klar sein müssen, dass diese Altersgrenze zwar hehr, aber unrealistisch ist. Sie wird von den vor 2000 Geborenen zu Recht als unfair empfunden, außerdem kann man in einem Krieg ums eigene Überleben nicht auf die körperlich leistungsfähigsten Jahrgänge verzichten.

Im Großen und Ganzen handelt es sich um lösbare Probleme. Was das anlangt, versagt die Rada leider gerade kläglich.

Andrij Bilezkyj, der Kommandeur der 3. Sturmbrigade und für die extreme Rechte bis 2019 selbst Abgeordneter, nannte in einem Interview mit ukrainischen Medien noch ein weiteres Problem, das derzeit für Unmut in der Armee sorgt, nicht nur bei den Wehrpflichtigen (und im Westen kaum wahrgenommen wird): Seit fast einem halben Jahr steckt in der Rada eine Reihe von Gesetzen fest, die die soziale Absicherung für Veteranen verbessern sollen. Und es geht einfach nicht weiter damit.

Aufgrund von unübersichtlichen Stichtagsregelungen und anderer Paragraphenreiterei wissen zurzeit nur die schon vor dem 24.02.22 im Dienst gestandenen Soldaten sicher, welche Sozialleistungen sie im Falle bleibender Gesundheitsschäden erwarten können. Die Mobilisierten und die Freiwilligen in der Territorialverteidigung hingegen wissen nicht, ob und wie viel Sozialhilfe sie erwarten könnten. Das ist ein absolut unhaltbarer Zustand, die Wirkung auf die Moral kann man sich vorstellen.
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