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(11.08.2024, 11:52)muck schrieb: .....
Und was die Motive des sogenannten Westens anlangt, tja, da rätseln wir alle. Denn klar ist, dass viele Regierungen (vor allem die deutsche!) nicht das militärisch Gebotene und fiskalisch sowie rechtlich Mögliche tun. Wozu also? Das Spektrum reicht von einem Masterplan, Russland weichzukochen, bis hin zu einem schnöden Verwalten des Problems. .... die entscheidenden Motive sind sicher so vielfältig wie die handelnden Personen
- wenn man "Außenpolitik als Machtpolitik" versteht, dann haben die anderen / bisherigen Großmächte kein Interesse, einen starken Rivalen Russland zu fördern
- wenn man "Außenpolitik als Sicherheitspolitik" versteht, dann wird die EU Interesse daran haben, einen potentiell aggresiven Nachbarn "auf Distanz" zu halten.
- wenn man "Außenpolitik als vertragliche Vereinbarung des Umgangs miteinander" betrachtet - und resümiert, wie oft Russland die Unverletzlichkeit der ukrainischen Grenzen vertraglich zugesichert hat - dann erfordert schon die Glaubwürdigkeit der Signatarstaaten aus dem "Budapester Memorandum", dass diese die Ukraine nun unterstützen - schließlich sollen auch andere Staaten auf eine atomare Bewaffnung verzichten;
- ...
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Wichtiger Aspekt des Krieges bleibt ja weiterhin wie wirkungslos verbrannte Erde und Moralbombing gegen einen existenziell bedrohten Gegner als Strategie ist. Operativ scheinen die Russen nicht in der Lage zu sein diese Denkmuster abzulegen und den quantitativen Vorteil an Raketen gegen konkret militärische Ziele zu nutzen.
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Spaßige Randnotiz: zur Zeit gibt es mal wieder mehr Russen die sich von den Ukrainern gefangen nehmen lassen. Ein aktuell sehr häufiger Grund für dieses Aufgeben: die russischen Soldaten wurden seit Wochen nicht richtig mit Essen versorgt und hatten seit Tagen praktisch keine Lebensmittelversorgung mehr. Und davor verstand man unter "Lebensmittelversorgung" tagelang nur trockenen Buchweizen. Es ist surreal, wie die mafiöse Führung der Russen ihre Soldaten sinnlos vergeudet, obwohl diese eigentlich das beste Material für Soldaten darstellen, dass denkbar ist.
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Zum ukrainischen Vorstoß auf Kursk:
Das 'ISW' sieht die Initiative insgesamt weiter auf ukrainischer Seite. Die Ukrainer rücken weiter vor, allerdings langsamer als zuvor. Die Russen haben zusätzliche Kräfte in die Region verlegt, darunter solche, die von der Front in der Ukraine abgezogen wurden. Als bemerkenswert wird wahrgenommen, dass der Kreml die Koordination der Verteidigung als Anti-Terrorismus-Operation nach russischem Recht deklariert hat und weiterhin nicht den Kriegszustand verhängen will, obwohl dies rechtlich möglich, geboten und politisch wohl opportun wäre. ( Quelle)
Die 'Moscow Times' hat eine Zusammenstellung veröffentlicht, wonach Z-Blogger die Kadyrowzy, die im Raum Kursk die Grenze halten sollten, beschuldigen, sie hätten mit den Ukrainern gemeinsame Sache gemacht. ( Quelle) Es sagt viel über die Wahrnehmung dieser Leute und die Rivalitäten in der Armee aus, dass sie eher an einen Verrat der Tschetschenen als an deren Flucht glauben wollen.
Z-Blogger berichten von ukrainischen Spezialkräften, die im Raum Lgow die russischen Linien infiltriert hätten und Sabotageaktionen verübten. Man fordert zu Wachsamkeit auf und verlangt, alle verdächtigen Bewegungen zu melden. ( Quelle)
Nebenbei, da ich es bisher nicht erwähnt hatte: Die ukrainischen Kräfte im Raum Kursk tragen als Identifikationszeichen und taktisches Symbol meist ein weißes Delta. Das mag Euch dabei helfen, die Bilder einzuschätzen, die Ihr in den Nachrichten seht. Vielfach sind diese nicht aktuell.
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Zum ukrainischen Vorstoß auf Kursk:
Beide Regierungen haben sich erstmals zur Lage geäußert.
Eine Pressekonferenz der russischen Regierung entwickelte sich bemerkenswert, als der Gouverneur der Oblast Kursk, Alexej Smirnow, bei seinem Vortrag zur Lage von Präsident Wladimir Putin mitten im Satz unterbrochen wurde. Putin verlangte, dass stattdessen das Militär über die Lage referieren sollte. Die Angaben der russischen Armee zum ukrainischen Vorstoß unterschieden sich dann deutlich von denen Smirnows. Gemäß Smirnow jedoch reicht der ukrainische Einbruch (Foward Edge of Battle Area) 12 km weit in russisches Gebiet hinein und ist 40 km breit (480 km²). 28 Städte und Ortschaften wurden besetzt. Bevor er unterbrochen wurde, nannte er die Lage "schwierig"
[Bild: https://s20.directupload.net/images/240813/e7q6ybgp.jpg]
Die Quelle besteht aus einer ganzen Reihe von kurzen Video-Schnipseln der Konferenz, die der ukrainische Regierungsberater Anton Geraschtschenko auf seinem X-Kanal geteilt hat.
In der Konferenz sagte Putin auch: "Offenbar versucht der Feind, seine Verhandlungspositionen in Zukunft zu verbessern. Aber über welche Art von Verhandlungen können wir überhaupt mit Leuten sprechen, die wahllos Angriffe auf Zivilisten und zivile Infrastruktur durchführen oder versuchen, Bedrohungen für Atomkraftwerke zu schaffen?"
Was soll man da noch sagen …
Der ukrainische Oberbefehlshaber Oleksandr Syrskyj beziffert den ukrainischen Geländegewinn auf 1000 km². Er bezieht sich hierbei offenbar auf den Ausmaß des weitesten ukrainischen Vorstoßes (Forward Line of Troops). ( Quelle)
'Rybar' (pro-russisch) und das 'IWS' (pro-ukrainisch) melden übereinstimmend, dass der ukrainische Vorstoß anhält, und dass die Intensität der Kampfhandlungen an anderen Frontabschnitten abgenommen hat. Allerdings haben die Ukrainer auch ihre wohl größte bisherige Niederlage bei dieser Offensive erlitten. Eine Kompanie mechanisierter Infanterie geriet nach russischen Angaben (glaubhaft aufgrund des Schadensbildes) bei dem Ort Giri (südöstlich von Sudscha, hier) in einen Hinterhalt und verlor 8 Schützenpanzer mit geschätzt 15-40 Gefallenen. ( Quelle)
'Forbes' meldet, dass die Ukrainer mit umfangreichen Schanzarbeiten auf russischem Gebiet genommen haben. ( Quelle)
Allein damit ist die Vorhersage von Oberst a.D. Ralph Thiele hinfällig, dass die Sache in "ein paar Tagen vorbei" sei, da es den Russen nicht an Kräften mangele. ( Quelle) Selbst wenn die Russen jetzt zum großangelegten Gegenangriff übergehen sollten (warum nicht schon längst, wenn es ihnen nicht an Kräften mangelt?), haben sich die in diesem Krieg gebräuchlichen Sperrwerke bereits als schier unüberwindliche Hindernisse überwiesen. Was ja auch mit ein Grund war, warum die Ukrainer diese Offensive überhaupt begonnen haben. Auch der großzügige Einsatz von Minensperren auf eigenem Gebiet lässt erahnen, dass die Sache länger dauern wird als "ein paar Tage".
Ich würde noch anmerken wollen: Anfang Juli hieß es noch aus der Ukraine, bzw. wurde von Journalisten in den Westen die Nachricht getragen, dass es 2024 keine Offensive mehr geben werde, und vielleicht nicht einmal 2025. Sowas nennt sich wohl psychologische Kriegsführung.
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Nach dieser KArte
https://www.google.com/maps/d/u/0/viewer...9&entry=yt
bewegen sich ukrainische Einheiten südlich des Einbruches von Sutscha ostwärts - in Richtung der Verbindungsstraße zwischen Kursk und Belgorod.
Dazu werden auch an der Grenze westlich von Belgorod entsprechende Gefechte gemeldet.
Möglicherweise - ich bin sehr auf "think big" - könnte es die Ukraine darauf anlegen, den Frontabschnitt zwischen Ulanove und Budary auf russischem Gebiet zu begradigen. Das würde auch die Kontrolle über die Zufahrten nach Belgorod bedeuten und damit ein gewaltiges "Faustpfand" für Verhandlungen mit Russland ergeben.
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'Rybar' hat diese Vermutung bzw. Befürchtung schon vor zwei Tagen geäußert: Belgorod einsacken.
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(13.08.2024, 05:40)muck schrieb: (...)
Ich würde noch anmerken wollen: Anfang Juli hieß es noch aus der Ukraine, bzw. wurde von Journalisten in den Westen die Nachricht getragen, dass es 2024 keine Offensive mehr geben werde, und vielleicht nicht einmal 2025. Sowas nennt sich wohl psychologische Kriegsführung.
Guter Punkt! Ich gebe zu, dass es das zweite Mal in diesem krieg seit Februar 2022 ist, dass ich mich grundsätzlich über die Lage getäuscht habe bzw. mich habe täuschen lassen.
Eine Frage habe ich noch auf die ich weder hier noch in de "Weiten des Netzes" eine Antwort gefunden habe:
Inwieweit werden die jetzt anrückenden Kräfte der Russen, die den Gegenangriff im Kursker Raum beginnen sollen durch ukrainische Marschflugkörper westlicher Herstellung und andere Wirkmittel wie z.B. F16 auf russischem Boden bekämpft?
Andersherum gefragt: war die Diskussion im Westen über den Einsatz weitrechender westlicher Waffen auf russichem Staatsgebiet von ANfang an darauf angelegt genau diese geplante Offensive der Ukrainer unterstützen zu können?
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(13.08.2024, 11:55)Hinnerk2005 schrieb: Andersherum gefragt: war die Diskussion im Westen über den Einsatz weitrechender westlicher Waffen auf russichem Staatsgebiet von ANfang an darauf angelegt genau diese geplante Offensive der Ukrainer unterstützen zu können? Das glaube ich nicht. Meiner Wahrnehmung nach ging es dabei immer um die internationale Grenze, wohlgemerkt, die Grenze von 1991.
Zum ukrainischen Vorstoß auf Kursk:
Das von russischen Investigativ-Journalisten im Exil betriebene Portal 'Agentur' meldet, dass der ukrainische Geländegewinn 1000 km² beträgt. ( Quelle) Der vor Korenewo (links oben im Bild) ins Stocken gekommene Vormarsch wird offenbar in einen Umfassungsversuch münden; Sudscha ist der Ort in der unteren Bildmitte, an der Regionalstraße R200. Auch dort haben die Ukrainer die letzten Widerstandsnester geworfen.
[Bild: https://s20.directupload.net/images/240813/x349abmp.jpg]
Das Portal berichtet weiterhin, dass Aleksej Djumin, Mitglied des Sicherheitsrates der Föderation, vormals Gouverneur von Tula und Putin-Intimus, zum Leiter der Gegenmaßnahmen ernannt wurde; Generalstabschef Gerassimow ist offenbar das Vertrauen entzogen worden. Djumin war Chef der Sondereinsatzkräfte der Armee, kommt aber aus der Fernmeldetruppe und hat keine nennenswerten Truppenkommandos gehabt.
Der pro-ukrainische Milblogger 'WarMonitor' meldet unter Berufung auf eigene Quellen, dass die Ukrainer 2.000 russische Armeeangehörige gefangengenommen hätten. ( Quelle) Nach den Bildern, die ich gesehen habe, ist die Zahl jedenfalls möglich.
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auch hier https://www.google.com/maps/d/u/0/viewer...0&entry=yt wird deutlich, dass die Ukraine aus dem Brückenkopf mit mehreren Stoßkeilen weiter vorrückt
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Die Aktion funktioniert als Entlastungsangriff recht gut. In der Ukraine selbst hat der vorher massive Druck an fast der gesamten Länge der Front massiv nachgelassen. Vorher gab es auf um die 900 km Länge von 1300 km Frontlänge russische Angriffe, also praktisch gesehen flächendeckend, zudem drangen die Russen an vielen Stellen ungefähr 1 km pro Tag vor. Inzwischen steht ein Gros der Front und die Angriffe haben spürbar nachgelassen. Anscheinend ist die RF dazu gezwungen Truppen / Reserven aus der Ukraine abzuziehen und nach Russland zurück zu verlegen um diesen Einbruch aufzufangen.
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Zum ukrainischen Vorstoß auf Kursk:
Gouverneur Smirnow hat auf Telegram bekanntgegeben, dass die Flüchtlinge aus der Oblast in die besetzte ukrainische Oblast Saporischschja umgesiedelt werden. ( Quelle) Dieser ausgestreckte Mittelfinger an die Adresse der Ukrainer (anders kann man es nicht bezeichnen) verletzt Artikel 49 des Genfer Abkommens über den Schutz von Zivilpersonen in Kriegszeiten, welcher die Umsiedlung der eigenen Zivilbevölkerung in besetzte Gebiete verbietet, und ist damit ein Kriegsverbrechen.
Zur Lage der russischen Armee:
Die Regierung Weißrusslands hat mit der Abgabe von Wehrmaterial der aktiven Truppe an die russische Armee begonnen. ( Quelle) Dies weist klar auf eine jedenfalls bereichsweise Mangellage bei den Russen hin.
Zur Lage der Ukrainer:
Der amerikanische Senator Lindsey Graham hat Piloten in aller Welt mit einer Musterberechtigung für das Kampfflugzeug F-16, so sie "für die Freiheit kämpfen wollen", aufgefordert, sich in der Ukraine freiwillig zu melden. ( Quelle) Mich wundert, dass man diesen Aufruf nicht früher gestartet hat. Es bestanden ja schon seit längerer Zeit Zweifel, ob sich überhaupt in so kurzer Zeit genügend ukrainische Piloten ausbilden lassen. Ich habe keine verlässlichen Informationen dazu gefunden, wie viele Piloten bereits ausgebildet wurden, glaube aber, dass es 5-10 sind.
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(14.08.2024, 03:33)muck schrieb: Zum ukrainischen Vorstoß auf Kursk:
Gouverneur Smirnow hat auf Telegram bekanntgegeben, dass die Flüchtlinge aus der Oblast in die besetzte ukrainische Oblast Saporischschja umgesiedelt werden. (Quelle) Dieser ausgestreckte Mittelfinger an die Adresse der Ukrainer (anders kann man es nicht bezeichnen) verletzt Artikel 49 des Genfer Abkommens über den Schutz von Zivilpersonen in Kriegszeiten, welcher die Umsiedlung der eigenen Zivilbevölkerung in besetzte Gebiete verbietet, und ist damit ein Kriegsverbrechen.
Aus russischer Sicht gelten die Gebiete aber nichts als besetzt sondern als annektiert. Blaupause nach 1949 dafür ist der Kosovo und dessen Unabhängigkeit gegen den Willen Serbiens durch Referendum. Deswegen hat Rußland auch erst die Referenden durchgeführt und danach die Annexion der Gebiete erklärt.
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In Saporischschja hat de facto kein Referendum stattgefunden, das Gebiet befindet sich ja nicht mal völlig unter russischer Kontrolle. Davon abgesehen lässt sich das Spannungsverhältnis zwischen dem Selbstbestimmungsrecht der Völker und dem Recht souveräner Staaten auf Wahrung ihrer territorialen Integrität nach herrschender Lehre (vgl. Gornig, Völkerrecht) nur auflösen, wenn 1. die nicht einvernehmliche Sezession das letzte Mittel zur Bewältigung eines Konflikts war und 2. auf einem demokratischen Mindestmaßstäben genügenden Ausdruck des Volkswillens beruhte. Keines der sogenannten Referenden in den besetzten Gebieten genügt diesen Kriterien. Die durch einen Nachbarn mit Annexionsabsicht betriebene gewaltsame Abspaltung kann nicht durch ein Referendum legitimiert werden, das unter der Voraussetzung stattfindet, dass Bewaffnete in den Wahllokalen stehen und die Leute zur Teilnahme gezwungen werden, weil sie sonst keinen Zugang zu medizinischer Versorgung erhalten. Die fraglichen Gebiete sind allesamt ukrainisch, und die Besatzung ist ebenso illegal wie die Besiedlung. Das weiß natürlich auch die russische Regierung, es schert sie bloß nicht, weil sie das geltende Völkerrecht überwinden will.
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