Zitat:Es wird klarer, das Match zwischen Airbus und Dassault geht weiter.
Nato Standard ist kein Problem für Frankreich
F35 ist hier kein Thema, und dazu wurde doch wirklich schon alles mindestens einmal durchgekaut. Die Zukunft wird zeigen welche Grauzone der Wahrheit entsprechen wird
SCAF-Flugsteuerungen: Eine Einigung zwischen Dassault und Airbus, die die Zukunft nicht regelt...
Trotz einer Einigung über die Flugsteuerung in der nächsten Phase des SCAF-Programms streiten sich Dassault Aviation und Airbus sehr hart um die Aufgabenteilung in diesem Bereich, sobald der Demonstrator entwickelt ist.
Michel Cabirol
17. März 2022, 6:00
https://www.latribune.fr/entreprises-fin...06254.html
Wir sind es, die die Flugsteuerung definieren und teilen. Das bedeutet nicht, dass wir andere in den 'Arbeitspaketen', die wir bei der Flugsteuerung definieren, ausschließen. Einige haben in Deutschland Arbeit zu erledigen: Das kann in einigen Fällen Airbus sein, aber es können auch andere Unternehmen wie Hensoldt sein, mit denen wir zusammenarbeiten, um irgendwann auch in der Lage zu sein, Flugsteuerungen herzustellen (Eric Trappier, CEO von Dassault Aviation).
"Wir sind es, die die Flugsteuerung definieren und teilen. Das bedeutet nicht, dass wir andere in den 'Arbeitspaketen', die wir für die Flugsteuerungen definiert haben, ausschließen. Einige haben in Deutschland Arbeit zu erledigen: Das kann in einigen Fällen Airbus sein, aber es können auch andere Unternehmen wie Hensoldt sein, mit denen wir zusammenarbeiten, um irgendwann auch in der Lage zu sein, Flugsteuerungen herzustellen" (Eric Trappier, CEO von Dassault Aviation) (Credits: Airbus).
Airbus und Dassault Aviation haben sich tatsächlich auf die Flugsteuerung des Demonstrators geeinigt. Dies war einer der Knackpunkte bei den Verhandlungen über Phase 1B (Detailstudien, die zur Definition eines Demonstrators führen sollen) zwischen den beiden Partnern der Säule 1 des SCAF-Programms (NGF, Kampfflugzeug).
Unseren Informationen zufolge wird der Hersteller der Rafale daher als Hauptauftragnehmer die Flugsteuerung des Demonstrators (SCAF-Phasen 1B und 2) auf der Grundlage der technologischen Bausteine der digitalen Flugsteuerung seines neuen Geschäftsflugzeugs Falcon 10 entwickeln, das Ende 2025 in Betrieb genommen werden soll.
Phase 1B: Airbus verzichtet auf die Flugsteuerung.
Niemand bestreitet mehr die Wahl der Flugsteuerung für die Falcon, nach unseren Informationen auch Airbus. Dafür gibt es zwei gute Gründe. Der erste ist, dass alle dualen (Verteidigungs- und Zivilindustrie) Industrieunternehmen auf der ganzen Welt die Angewohnheit haben, von Finanzierungen im Verteidigungsbereich zu profitieren, um diese dann in zivile Programme zu integrieren.
Dies wird Airbus übrigens mit der künftigen Generation der Erdbeobachtungssatelliten Pléiades Neo tun, die größtenteils von der Direction générale de l'armement (DGA) im Rahmen des Programms IRIS (Programm für Spionagesatelliten), dem Nachfolgeprogramm von CSO, entwickelt und finanziert werden. Im Rahmen des SCAF wird Dassault Aviation also die Hardware der Flugsteuerung der Falcon 10, die den Demonstrator ausstatten wird, wiederverwenden und gleichzeitig an einer Reihe von Softwareänderungen (soft) der Flugsteuerung arbeiten.
Warum hat Airbus letztendlich darauf verzichtet, diesen Kampf zu führen? Das Datum des Erstflugs ist nicht mehr weit entfernt. Man könnte genauso gut von den jüngsten Technologiebausteinen profitieren, um sie in den NGF-Demonstrator (Next Generation fighter) einzubauen, dessen Erstflug für 2027 geplant ist.
Und vor allem war Airbus der Ansicht, dass es in Bezug auf die Technologien auf dem Demonstrator wichtigere Dossiers gab, wobei man gleichzeitig davon ausging, dass der Demonstrator nicht unbedingt das endgültige Kampfflugzeug widerspiegeln wird. "Es ist kein Prototyp, es ist nur ein Demonstrator", erklärt ein Beobachter der Verteidigungsprogramme gegenüber La Tribune. Ein Prototyp ist ein Vorgeschmack darauf, wie das endgültige Programm aussehen wird. Bei einem Demonstrator wählt man die Technologien aus, mit denen man sich unserer Meinung nach beschäftigen muss, um die Zukunft vorzubereiten.
Offensichtlich hat Airbus erkannt, dass kurzfristig nicht so viel auf dem Spiel steht wie bei der Flugsteuerung. Umso mehr, als diese Entscheidung letztlich auf einen Kauf von Bestellungen von der Stange hinauslaufen kann. "Wenn die Flugsteuerung eine vorrangige Entwicklung des Demonstrators gewesen wäre, wäre viel mehr auf dem Spiel gestanden", bemerkt dieser Beobachter. Ende des Streits? Nicht ganz ...
Flugaufträge: Was steht für Dassault und Airbus auf dem Spiel?
Dassault Aviation hat eine Schlacht gewonnen, aber nicht den Krieg um die Flugsteuerung. Denn die beiden Industrieunternehmen streiten sich bereits um die Zeit nach dem Demonstrator, wenn für beide Industrieunternehmen viel auf dem Spiel steht.
Aus diesem Grund fuhr der CEO von Dassault Aviation, Eric Trappier, Anfang März schwere Geschütze in Bezug auf die Flugsteuerung auf: "Es gibt diejenigen, die sie machen können, und diejenigen, die sie nicht machen können. Ich denke, Dassault hat im Laufe seiner Geschichte immer wieder bewiesen, dass es sie machen kann. Und das ist sogar einzigartig auf der Welt, denn wir sind die einzigen Flugzeughersteller der Welt, die ihre Flugzeuge entwerfen und dabei die Flugsteuerung entwickeln. Parallel, im selben Konstruktionsbüro, hier in Saint-Cloud".
"Wenn es Leute gibt, die meinen, dass sie besser sind als wir oder dass sie so gut sind wie wir, um etwas machen zu können, vielleicht, schließlich habe ich nichts dagegen, es zu hören. Übrigens, die Flugsteuerung von Airbus, die funktioniert sehr gut. Aber das Konstruktionsbüro ist nicht in Manching (in Bayern, Anm. d. Red.), es ist in Toulouse, also habe ich nichts dagegen", hatte Eric Trappier gehämmert.
Trotz der intensiven Kritik des Vorstandsvorsitzenden von Dassault Aviation leistet Airbus Deutschland weiterhin Widerstand mit dem Ziel, die Zukunft der Konstruktionsbüros und der Produktion am Standort Manching zu sichern, wo der Konzern Kompetenzen im Bereich der Flugsteuerung entwickelt hat.
Diese Kompetenzen reichen zwar bei weitem nicht an die von Dassault Aviation heran, könnten es den Deutschen aber ermöglichen, Dassault Aviation in bestimmten Bereichen "herauszufordern". Und das, obwohl der Hersteller der Rafale der Meinung ist, dass er "zu den besten der Welt in diesem Bereich gehört, wenn nicht sogar der beste in Bezug auf Flugsteuerungen" ist. Dennoch verschließt Eric Trappier die Tür für eine Zusammenarbeit in diesem Bereich nicht :
"Wir sind es, die die Flugsteuerung und die gemeinsame Nutzung (von Aktivitätspaketen, Anm. d. Red.) definieren. Das bedeutet nicht, dass wir andere in den 'Arbeitspaketen', die wir bei der Flugsteuerung definieren, ausschließen. Einige haben in Deutschland Arbeit zu erledigen: Das kann in einigen Fällen Airbus sein, aber es können auch andere Unternehmen wie Hensoldt sein, mit denen wir zusammenarbeiten, um irgendwann auch in der Lage zu sein, Flugsteuerungen herzustellen".
Das Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Trappier und Schoellhorn
Was steht wirklich zwischen den beiden Industriellen und darüber hinaus zwischen Frankreich und Deutschland auf dem Spiel? In Frankreich ist man davon überzeugt, dass Dassault Aviation die Kontrolle über die Flugsteuerung behalten muss, um insbesondere die toxischen Gelüste der Überspezifizierung nach deutschem Vorbild zu vermeiden. "Man sieht ja, was bei der Eurodrone herausgekommen ist", stellt ein Beobachter fest. Außerdem wird daran erinnert, dass Airbus Deutschland bei bestimmten Flugphasen, wie z. B. der Landung, völlig außerhalb seines Zuständigkeitsbereichs liegt.
Dies hindert die Deutschen, die sich ab sofort mehr Zusammenarbeit bei der Flugsteuerung wünschen, nicht daran, von Dassault Aviation bereits jetzt feste Zusagen für eine Zukunft zu verlangen, die allerdings noch nicht wirklich definiert ist. Die Franzosen wollen ihrerseits den Vertrag für Phase 1B unterzeichnen und dann die Zusammenarbeit pragmatisch beurteilen, um zu entscheiden, ob es eine Möglichkeit gibt, diese enger zu gestalten.
Der Hersteller der Rafale will sich auf keinen Fall einen Strick daraus drehen, wenn die Zusammenarbeit nicht so verläuft, wie er sie sich vorstellt. Das ist es, was Airbus schamhaft als Kulturunterschied bei der Zusammenarbeit bezeichnet.
Das ist der Knackpunkt zwischen den beiden Konzernen. Und das Misstrauen, das sich zwischen Eric Trappier und Michael Schoellhorn aufgebaut hat, macht die Verhandlungen zwischen den beiden Konzernen wahrlich nicht flüssiger. Bei Dassault ist man der Meinung, dass der Chef von Airbus Defence and Space alles, was sein Vorgänger Dirk Hoke ausgehandelt hat, wieder aufhebt. Das Ergebnis ist, dass die beiden starken Männer in den Verhandlungen auf ihrer Haltung beharren. Ein wahrer Grabenkrieg um ein Kampfflugzeug der Zukunft. Was für eine Ironie des Schicksals!
Michel Cabirol