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Ich stelle es mal hier ein - ggf. müsste man den Titel des Threads abändern. Aber das Kernproblem bzw. der Grundsachverhalt bleibt davon unberührt - die Demokratie westlicher Prägung befindet sich in der Defensive.
Und es ist die Frage, ob wir es nicht mit einer gewissen Art der Wiederholung der Geschichte zu tun haben? Auch nach 1918 gab es zunächst weltweit eine Zunahme hinsichtlich jener Staaten, die demokratisch regiert wurden - die großen Monarchien von Hohenzollern, Habsburgern, Romanows und Osmanen waren gestürzt worden -, die Zahl der Demokratien nahm dann aber bereits im Verlauf der 1920er langsam wieder ab und bekanntermaßen eskalierte die Lage dann in den 1930ern final hin zum Zweiten Weltkrieg.
Und aktuell - man könnte also sagen, genau ca. 100 Jahre später - sind wir vor ähnliche Probleme gestellt. Es sind heute zwar nicht mehr ein ultranationalistisch-militarisiertes Japan, ein auf Revision von Versailles und Gebietseroberungen im Osten ausgerichtetes NS-Deutschland, ein faschistisches und den alten Gebieten des antiken Roms hinterhertrauerndes Italien oder rechte Generäle in Spanien und Polen, aber die Situation ist dahingehend ähnlich, als dass andere Staaten diktatorisch reagiert werden und teils extrem militarisiert und nationalistisch ausgerichtet sind - und unverhohlen nicht nur Expansionsgedanken haben, sondern auch offen dem Westen oder Staaten, die mit dem Westen assoziiert sind, mit dem Militär drohen.
Und zugleich haben wir es mit einem Westen zu tun, der in vielerlei Hinsicht uneins ist und unter Druck steht. Die USA sind innerlich über Rassenthemen etc. zerstritten und bereits unter Trump war eine Tendenz erkennbar, die einen gewissen Isolationismus erkennen lässt zumindest gegenüber europäischen Problemen, wenngleich auch nicht gegenüber China. In Europa wollen die Briten lieber dem Ideal der früheren "splendid isolation" des längst verflossenen Empire nachträumen und wenden sich von der EU ab, auch wenn ihnen die Wirtschaft um die Ohren fliegt. Die Deutschen lavieren zur Genervtheit beinahe aller Verbündeter irgendwo zwischen Brüssel und wirtschaftlichen Eigeninteressen und haben wenig Begeisterung übrig für größeres militärisches Engagement, geben sich aber zugleich gerne oberlehrerhaft der Moralisierung hin. In Paris versucht die gegenwärtige Administration die EU hochzuhalten und schaut mit Sorge nach Nordafrika, aber muss gleichzeitig mit dem Fuß die Türe des eigenen Büros zudrücken, weil rechte und rechtsextreme Politiker versuchen, in das Zimmer reinzukommen, was die EU vermutlich final zerrütten würde, wenn dies gelänge.
Derweilen haben wir es mit einem massivst aufrüstenden und wirtschaftlich sehr starken China zu tun, das neue Seidenstraßenprojekte quer durch Asien spinnt, unverhohlen seinen Nachbarn mit Krieg droht und mit Geld versucht, die afrikanischen Staaten in eine neue, quasi beinahe koloniale Abhängigkeit zu bringen. Und ein Russland, dass seit grob 2008 sein Militär stark reformiert und wieder zu enormer Schlagkraft gebracht hat und dass derzeit die schwerste Krise in Europa seit Able Archer verursacht - auch wenn es "nur" die Wirtschaftskraft von Italien hat. Daneben sind wir in Europa umgeben von Konflikten im Mittelmeerraum (Libyen, Syrien), Hybridregimen (Türkei, Algerien), Volldiktaturen (Ägypten) und fragilen Staaten (Libanon). Und auf dem Balkan zündeln manche Nationalisten in Bosnien schon wieder...
Man kann nur hoffen, dass diese gegenwärtige Krise der Demokratie nicht genauso, d. h. so wie vor 100 Jahren die Phase in der Zwischenkriegszeit, die Ouvertüre ist vor dem großen Konflikt...
Zitat:Weltweite Untersuchung
Demokratie auf dem Rückzug
Nur noch 45,7 Prozent der Weltbevölkerung leben in einer Demokratie. Zu diesem Ergebnis kommt eine "Economist"-Studie. Es handelte sich um den stärksten Rückschritt seit 2010. Deutschlands Bewertung blieb unverändert.
Die Demokratie ist einer aktuellen Studie zufolge weltweit auf dem Rückzug. Wie die britische "Economist"-Gruppe in ihrem jährlichen "Demokratieindex" ermittelte, lebten 2021 nur noch 45,7 Prozent der Weltbevölkerung in einer Demokratie. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet das einen deutlichen Rückgang. 2020 waren es noch 49,4 Prozent gewesen.Der neue Index "wirft ein Licht auf die anhaltenden Herausforderungen für die Demokratie weltweit, unter dem Druck der Coronavirus-Pandemie und der zunehmenden Unterstützung für autoritäre Alternativen", teilten die Autoren mit. [...]
Weit mehr als ein Drittel der Menschen leben in einer Diktatur - 37,1 Prozent bedeuteten ein leichtes Plus zu 2020. Der Anteil der autoritär regierten Staaten ist in den vergangenen Jahren stetig gestiegen. Die letzten drei Länder der Liste sind Nordkorea, Myanmar und Afghanistan.Kritisch sieht die Forschungseinheit der "Economist"-Gruppe auch die Rolle Chinas. "China ist nicht demokratischer geworden, während es reicher geworden ist. Im Gegenteil, das Land ist unfreier geworden", hieß es zur Begründung im Bericht "The China Challenge". Menschenrechtler klagen über zunehmende Überwachung sowie Repressionen gegen Regierungskritiker, Andersdenkende und Minderheiten wie die muslimischen Uiguren.
https://www.tagesschau.de/ausland/wenige...n-101.html
Schneemann
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Die Demokratie weist in dem aktuellen industriell-technologischen System auch etliche Nachteile auf. Um es in einer Art marxistischen Determinismus auszudrücken: sie entspricht nicht mehr dem was die Eliten der Gegenwart als Optimum für ihre eigenen Interessen betrachten, weil sie diese beschränkt, und daher steigt der Druck auf die Demokratie sich so zu verändern, dass sie besser zu den veränderten Umständen passt, also weniger demokratisch wird. Das ist eigentlich in jedem Land zu beobachten, auch in dieser Bundesrepublik. Auch in den sogenannten freiheitlichen westlichen Demokratien lässt sowohl die Freiheit nach, als auch der tatsächliche Einfluss der Bevölkerung auf die politische Entwicklung.
Dies resultiert meiner Meinung nach vor allem aus der Technologie heraus, wenn man denn die Entwicklungen der Gegenwart als zentralreduzierte Hypothese zusammen fassen will. Die Entwicklung der Technologie, insbesondere die Infrastruktur für globale Kommunikation führt dazu, dass die Demokratie sich in der Defensive befindet, entspricht die Demokratie eben nicht mehr den durch die globalen Kommunikationsnetze hergestellten Möglichkeiten und bieten diese zugleich die Möglichkeit die Demokratie einzuschränken, sie zu manipulieren, sie weniger demokratisch zu machen.
Das Ausmaß der Überwachung und Bespitzelung, auch hier in dieser Bundesrepublik wäre ohne die Technologie der Gegenwart so gar nicht möglich. Als ein Beispiel dafür welches diese technologische Entwicklung meiner Ansicht nach besonders gut beschreibt möchte ich das PEGASUS Programm benennen, welches auch in dieser Bundesrepublik eingesetzt wurde und wird. Das sind in Wahrheit für die Demokratie katastrophale Fehlentwicklungen.
Es wird nicht einmal öffentlich klar und transparent eingeräumt was damit alles gemacht wurde, weil dies angeblich das Staatswohl gefährdet, dabei sind in Wahrheit allein diejenigen welche solche Software einsetzen die, welche das Staatswohl tatsächlich gefährden und die Demokratie in Frage stellen.
Was hat man früher doch alles für Hoffnungen geäußert, dass Weltnetz, Handfon und ständige Vernetzung die Demokratie fördern werden, weil jeder sich nun vollumfänglich informieren kann. Stattdessen ging alles in einer einzigen erbärmlichen Kakofonie unter und heute gefährden genau diese technologischen Entwicklungen mehr als alles andere die Freiheit der Menschen weltweit. Und auch hier in Deutschland.
Eine Lösung für diese Problemstellung kann ich nicht benennen, ist doch die Technologie in diesem Bereich übermächtig und hat sich das menschliche Leben an sich vereinnahmt. Postliberalismus und die neue Informations-Technologie gehen heute Hand in Hand, zu unser aller Schaden, aber dennoch in der daraus entstehenden Abwärtsspirale aktuell unaufhaltsam.
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@Quintus
Zitat:Dies resultiert meiner Meinung nach vor allem aus der Technologie heraus, wenn man denn die Entwicklungen der Gegenwart als zentralreduzierte Hypothese zusammen fassen will. Die Entwicklung der Technologie, insbesondere die Infrastruktur für globale Kommunikation führt dazu, dass die Demokratie sich in der Defensive befindet, entspricht die Demokratie eben nicht mehr den durch die globalen Kommunikationsnetze hergestellten Möglichkeiten und bieten diese zugleich die Möglichkeit die Demokratie einzuschränken, sie zu manipulieren, sie weniger demokratisch zu machen.
Das Ausmaß der Überwachung und Bespitzelung, auch hier in dieser Bundesrepublik wäre ohne die Technologie der Gegenwart so gar nicht möglich. Als ein Beispiel dafür welches diese technologische Entwicklung meiner Ansicht nach besonders gut beschreibt möchte ich das PEGASUS Programm benennen, welches auch in dieser Bundesrepublik eingesetzt wurde und wird. Das sind in Wahrheit für die Demokratie katastrophale Fehlentwicklungen. [...]
Was hat man früher doch alles für Hoffnungen geäußert, dass Weltnetz, Handfon und ständige Vernetzung die Demokratie fördern werden, weil jeder sich nun vollumfänglich informieren kann. Stattdessen ging alles in einer einzigen erbärmlichen Kakofonie unter und heute gefährden genau diese technologischen Entwicklungen mehr als alles andere die Freiheit der Menschen weltweit. Und auch hier in Deutschland.
Das ist genau auch einer jener Punkte, die mir schon vor Jahren Kopfschmerzen bereitet haben. Rein theoretisch müsste es für jede Person machbar sind, sich bedingt durch die neuen Technologien überall und umfassend zu informieren, quasi mit rund um den Globus angesiedelten Medienquellen, was wiederum die Chance reduziert sollte, dass wirre Thesen und Verschwörungstheorien Zulauf haben.
Aber genau das Gegenteil ist der Fall, zumindest in einigen Bereichen. Verschwörungstheorien gab es zwar schon immer (Kennedy, Area 51, Mondlandung etc.), aber die Art der Beeinflussung heute ist diffuser und zudem politisch viel durchtriebener geworden bzw. schwieriger zu durchschauen, wenn nicht wirklich bestimmte Hintergrundinformationen vorliegen, hinzu kommen die (a)sozialen Netzwerke, die es so zu Beginn des Internet-Zeitalters auch noch nicht gab. D. h. eigentlich haben es die Menschen heute leichter, aber zugleich ungleich schwerer, aus der Flut der Meldungen herausfiltern zu können. Ich hatte schon vor Jahren mal hier das Bsp. meiner vor fast 20 Jahren verstorbenen Oma genannt, die im Grunde nur die abendliche Tagesschau und ihre Tageszeitung hatte bzw. kannte - die also nur ein sehr überschaubares Infospektrum besaß -, und die dennoch mit beiden Beinen fest auf dem demokratischen Boden stand (sie hatte aber auch noch den Krieg miterlebt und hatte deswegen nach 1945 im Grunde nur noch SPD gewählt).
Und heute haben die Menschen, die auch noch nie eine wirkliche Krise meistern mussten und die - ich sage es mal so - wohlbehütet und gut versorgt in einem der reichsten Länder Europas aufwuchsen, ein viel breiter aufgestelltes Spektrum an Info-Möglichkeiten, sie können quasi immer und zu jeder Tageszeit weltweit Informationen abgreifen, aber dennoch schießen wirrste Thesen ins Kraut und verbreiten sich teils abartig schnell.
Und nun denke ich, dass dies - und da widerspreche ich dir - nicht unbedingt an der Technik liegt oder einer Schuld oder Absicht von Eliten, die hier die Demokratie verändern wollten. Eher ist es so, dass Feinde der Demokratie generell die Möglichkeiten der neuen Technologien für ihre hybriden Angriffe gegen Demokratien entdeckt haben und verwenden wollen. Und das hat man auch im Silicon Valley augenreibend zur Kenntnis genommen, wo man mit der rosaroten Brille ja schon vor Jahrzehnten von ausging, dass alle Technik dem Ideal einer Basisdemokratie zugute kommen würde. Dass es aber auch andere, d. h. Demokratien verachtende Systeme gibt, hat man ausgeblendet - mit dem Ergebnis, dass Nordkoreaner digital Banken ausrauben und die Russen politische Irrlichter im Westen durch Trolle supporten, um so die westlichen Demokratien zu spalten bzw. zu destabilisieren.
Schneemann
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Selbst wenn du den Missbrauch der Technologie heraus rechnest, und nur diese neue Technologie und ihre Folgen innerhalb westlicher Staaten für sich allein her nimmst, ohne jede ausländische Beeinflussung, schadet die bloße Existenz dieser Technologie der Demokratie.
Der primäre Grund dafür ist, dass sie es jedem ermöglicht seine extreme Minderheitenposition so aussehen zu lassen, als ob mehr Personen sie teilen würden - dies befördert die Spaltung und die Entstehung von Echokammern, immer mehr voneinander getrennten Räumen und schließlich den Verlust der gesellschaftlichen Kohäsion. Zum anderen ist es die empfundene Anonymität, die Leute zu einem Handeln veranlasst dass ohne diese Technologie so nicht stattfinden würde, was wiederum die Spaltung beschleunigt und die Radikalisierung voran treibt.
Dazu kommt die Medienhörigkeit normaler Menschen, die eben nicht gelernt haben mit dieser Technologie richtig umzugehen. Das reicht ja weit über die Frage von Propaganda und Schaden für die Demokratie hinaus. Nehmen wir beispielsweise mal den Komplex: Magersucht und Instagram. Oder die schier unfassbare Ausbreitung von Kinderpornographie. Oder die endlose Flut von Internetbetrügereien, die rasant zunehmende krankhafte Sucht nach sozialen Medien, Computerspielen, die rasante Zunahme psychischer Erkrankungen usw usw
Schlußendlich erzeugt die bloße Existenz dieser Technologie diese Fehlentwicklungen, die ohne diese Technologie und ihre Eigenheiten so nicht stattfinden würde, nicht nur weil sie es gar nicht könnte, sondern auch weil Technologie und Sozialkultur in einem Zusammenhang stehen, sich gegenseitig beeinflussen und Entwicklungen in Gang setzen die als Selbstläufer im Prinzip außer Kontrolle geraten.
Der Mensch an sich ist meiner Ansicht nach durch die biologische Evolution nie dafür konstruiert worden eine derartige Technologie zu benutzen. Daher kann die Existenz dieser Technologie schlicht und einfach nur dazu führen, dass in Spiralen sich gewisse Effekte und Fehlentwicklungen verselbstständigen und stark beschleunigen.
All das Schlechte was man hier sieht ist ein Resultat der bloßen Existenz dieser Technik.
Der Missbrauch der Technik zum Zweck der Manipulation von Menschen und um diesen dadurch die Freiheit zu rauben kommt da lediglich noch dazu.
Wenn wir Demokratie und Freiheit erhalten wollen, müssen wir dringend allen Deutschen einen anderen Umgang mit der Technologie ermöglichen und erheblich dafür investieren. Und das wäre sehr schwer, weil extreme Fehlentwicklungen bereits hier und jetzt im Gange sind.
Im Prinzip ist das wie die Existenz von Drogen und ich vergleiche mal diese neue Technologie explizit mit Drogen (die Parallelen sind teilweise verblüffend). Wir haben uns hier einer neuen Droge ausgeliefert und haben im Prinzip noch keinerlei Umgang damit erlernt. Man kann die Droge auch nicht einfach wieder loswerden. Nehmen wir die Branntweinpest im frühen 19 Jahrhundert. Ganze Landstriche verkamen völlig weil man den Umgang mit den hochprozentigen Spirituosen aus sozialkulturellen Gründen nicht in den Griff gekriegt hat.
Das gleiche heute mit den Smartphones und den sozialen Medien. Das wird sich vielleicht (!) im Laufe von Jahrzehnten dann regulieren lassen und zu einem dann zumindest beherrschbaren ÜBEL werden, aber vielleicht wird es dann schon zu spät sein und die Feinde der Demokratie werden sich aufgrund der Fehlwirkungen dieser Technologie durchgesetzt haben.
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(31.08.2023, 08:11)Schneemann schrieb: ... Kann man sich fragen, wie man denn mit Russland umzugehen hätte, wenn wir die Zeit von vor 80 Jahren heranziehen, nach seinem Überfall auf die Ukraine?
Was muss man sich da Fragen, es sind nicht 80 sondern gut 168 Jahre. Wegen des gleichen Panslawismus vom Zaun gebrochen und schon an gleicher Stelle ausgefochten. Eigener Wikipedia-Eintrag inklusive https://de.wikipedia.org/wiki/Krimkrieg#...herrnkunst.
Hmm... aber irgendwas ist anders zu früher ... kleiner Blick in Budapester Memorandum, Verbündete hat die Ukraine heute genau wie damals das Osmanische Reich, Häkchen dran ... Die Soldaten der Verbündeten stehen seit an seit im Krim-Matsch um den Gegner zurückzuschlagen, ##error##westliche Werte berücksichtigen##error##nur die Waffen zu liefern ist genauso gut, wie Waffen und die sie bedienenden Soldaten zu schicken##error##USA is a strong ally##error##best regards CIA##error## also mit der "richtigen Erinnerungsstütze" soll da wohl auch ein Häkchen hin. ##error##Yes##error##
Aber was ist es nur, das heute anders ist?
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Das würde hier bzgl. des Strangthemas etwas den Rahmen sprengen, aber der Vergleich zum Krimkrieg in den 1850ern ist tatsächlich nicht ganz von der Hand zu weisen. Zwar fehlte damals der heutige "Einkreisungsvorwurf" Moskaus gegenüber dem Westen weitgehend, aber auch damals ging es in der Fernwirkung um eine Erweiterung des russischen Machtbereichs, ja um imperiales Denken, vorzugsweise hinsichtlich der Dardanellen. (Fairerweise muss gesagt werden, dass imperiales Handeln und Denken damals auch in anderen Ländern weit verbreitet war, es war also damals kein russlandtypisches Gebaren.) Allerdings gab es damals die Meinung innerhalb der zaristischen Führung, dass man das, "was die westlichen Staaten machen [dürften]" (also ihre Kolonialreiche in Übersee aufbauen), "in Europa auch machen können dürfte" - zumal gegenüber den bereits geschwächten Osmanen. Die Unterschiede zwischen Kolonien in Übersee und der viel komplexeren Lage in Europa hat man dabei, gelinde gesagt, einfach ignoriert.
Und den Krieg seinerzeit hat Russland verloren, weil es innerlich in der Erstarrung des frühneuzeitlichen (besser: mittelalterlichen) Feudalsystems verblieben und wichtige Modernisierungen im Rahmen der Industrialisierung sowie auch innergesellschaftlich nicht vorgenommen hatte. In gewisser Weise ist das auch eine Parallele zu heute - erstarrtes, kleptokratisch-autokratisches System, vergammelte und durch die Unfähigkeit und Korruption zersetzte Streitkräfte, ein (heutiges) Schwelgen in Rohstoffgewinnen, ohne die Wirtschaft damit zu modernisieren und wichtige Technologien zu entwickeln...
Schneemann
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(31.08.2023, 09:40)Schneemann schrieb: ... - zumal gegenüber den bereits geschwächten Osmanen. Die Unterschiede zwischen Kolonien in Übersee und der viel komplexeren Lage in Europa hat man dabei, gelinde gesagt, einfach ignoriert.
Im vergleich zu Russland schwächere Osmanen, da hab ich ein Deja-vu bei der schwachen Ukraine. Die Lage hat man dabei sicher weniger ignoriert wohl eher Europa auf die gleiche Bedeutungsstufe gestellt wie andere Länder in der Welt auch (die damalige europäische Überheblichkeit erinnert frappierend an "die westlichen Werte" von heute).
Und damit kann man sich nach Herzenslust bei den Schwachen bedienen (egal ob Osmanisches Reich, Inka, Azteken, Kongo, Algerien, Niger, Indien, Polen,...) solange die keine starken Alliierten an ihrer Seite haben wird mit Ihnen der Boden geputzt.
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(31.08.2023, 10:19)Schaddedanz schrieb: Im vergleich zu Russland schwächere Osmanen, da hab ich ein Deja-vu bei der schwachen Ukraine. Die Lage hat man dabei sicher weniger ignoriert wohl eher Europa auf die gleiche Bedeutungsstufe gestellt wie andere Länder in der Welt auch (die damalige europäische Überheblichkeit erinnert frappierend an "die westlichen Werte" von heute).
Und damit kann man sich nach Herzenslust bei den Schwachen bedienen (egal ob Osmanisches Reich, Inka, Azteken, Kongo, Algerien, Niger, Indien, Polen,...) solange die keine starken Alliierten an ihrer Seite haben wird mit Ihnen der Boden geputzt.
Genau dort lag der Fehler, auch wenn die Türken nie als Gleichwertig angesehen wurden, sind sie neben Japan das einzige Reich außerhalb der Europäischen Großmächte, das nie Kolonie der erstgenannten war. Ganz im Gegenteil, mit dem Osmanischen Reich taten sie genau das selbe wie wir, bloß im nahen Osten statt in Südamerika oder Asien. Sie erweiterten ihre Kolonien sogar in ehemalige westliche Länder.
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(02.09.2023, 10:06)Falli75 schrieb: ... sogar in ehemalige westliche Länder.
Und was hat das jetzt mit westlich oder östlich zu tun, wen Russland sich die Ukraine als Orthodoxes Land einverleibt ist das schlecht und verstößt gegen das "Völkerrecht" und wen die Morgen in Korea einmarschiert ist es ok "herzlichen Glückwunsch zur neuen Provinz" oder wie?
Nur weil Europa die letzte lange Zeit der Hochkulturen beschienen war ist das kein in Stein gemeißeltes "untouchable" Label.
Ägypten (Pharaonische Reich) durch Rom, Rom durch Goten, Goten durch Hunnen, ...
Die Starken herrschen über die Schwachen, und ob du Schwach bist weil eben nicht mehr geht oder weil du dich in der Dekadenz der Gendertoiletten sonnst macht überhaupt keinen Unterschied.
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(31.08.2023, 09:40)Schneemann schrieb: Das würde hier bzgl. des Strangthemas etwas den Rahmen sprengen, aber der Vergleich zum Krimkrieg ...
Was hat der Krimkrieg jetzt mit Indiens Vorstellung von kulturell beeinflusster Demokratie im Vergleich mit Amerikas Demokratie Vorstellungen zu tun (siehe Seite 1)?
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Die Hintergründe sind natürlich entsprechend eines geographischen Raumes oder hinsichtlich einer anderen Epoche verschieden, aber das Kernproblem ist das gleiche: Es prallen verschiedene Kulturkreise und/oder politische und kulturelle Determinismen (oder Machtansprüche) aufeinander, die dann ggf. in einen Konflikt münden können. Das ist beim Krimkrieg so gewesen, ist heute so in der Ukraine und kann auch auf Indien bzw. die damaligen Konflikte dort angewendet werden.
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Werter Nightwatch:
Zitat:Die weltpolitische Lage nähert sich immer mehr dem Punkt an an dem sich der Westen zwischen seinen Werten und Überleben wird entscheiden müssen.
Man müsste bei diesem Satz fragen, was für Werte das den sein sollen? Die westlichen Werte waren nicht das was heute von irgendwelchen Linksradikalen diesbezüglich behauptet wird.
Im weiteren ist die Frage, ob die eigentlichen westlichen Werte nicht ein erheblicher Vorteil in Bezug auf das Überleben des Westens TM als Entinität sind ?! Statt eines Nachteiles wie du es hier implizierst?
Und schließlich müsste man fragen, ob man nicht gegen bestimmte Gruppen, gegen bestimmte Ideologien und gegen bestimmte Gegner gerade eben wegen dieser Werte massiv vorgehen sollte?!
Die scheinbare Unvereinbarkeit dieser Werte und des Überlebens resultiert ja nur daraus, dass wir gerade eben nicht aktiv für diese Werte eintreten und kämpfen! Der Überlebenskampf unserer Kultur scheitert allein darin, dass wir diesen Kampf gar nicht erst aufnehmen und diese Werte nicht durchsetzen und zwar mit Gewalt.
Und Pazifismus ist kein westlicher Wert und ist es nie gewesen.
Wenn man also davon schreibt, dass angeblich eine Entscheidung zwischen Werten und Überleben notwendig wird, sollte man sich fragen, warum diese Werte es nicht wert sind, für sie zu Gewalt zu greifen? Und warum man diese Werte nicht mit Gewalt durchsetzen kann?
Ich schrieb ja beispielsweise (nur ein Fall von endlos vielen), dass man die Hamas Anhänger in Deutschland ohne Ausnahme auf der Stelle verhaften sollte - was rechtlich möglich ist. Im weiteren könnte man denjenigen unter ihnen welche deutsche Staatsangehörige sind die Staatsangehörigkeit entziehen (auch das ist rechtlich möglich). Im weiteren weist man sie ohne Ausnahme allesamt aus und auch das wäre rechtlich möglich.
Und weil es nicht so viele sind, gerade mal um die 500 herum, wäre es sogar praktisch möglich dies zu tun. Es ginge dabei nicht nur um eine Erhöhung der Sicherheit, es wäre vor allem auch ein Signal, ein Zeichen, ein Eintreten für gerade eben diese Werte.
Stattdessen wird sofort entgegen gehalten, dies ginge nicht aus diesem oder jenen Grund und sei überhaupt gar nicht verhältnismässig, nicht praktisch möglich, nicht notwendig, es gäbe andere Baustellen, es sei angeblich mit den westlichen Werten nicht vereinbar usw usf, tausend Relativierungen, tausend Ausflüchte, tausendfacher Verrat an den westlichen Werten.
Den nicht diese Werte sind das Problem, sondern dass wir selbst in Wahrheit hinter all der Heuchelei und Bigotterie nicht wirklich an sie glauben und nicht bereit sind für diese Werte auch nur irgend etwas zu opfern oder für sie zu kämpfen.
Niemand ist mehr bereit etwas zu opfern und zu kämpfen für das was uns eigentlich ausmacht. Was bedeutet, dass nicht die Werte selbst das Problem sind, sondern dass wir selbst sie längst aufgegeben haben. Im Postliberalismus der Gegenwart werden diese ach so hochgehaltenen Werte nach Belieben von uns selbst verraten und aufgegeben wenn dies auch nur im geringsten einem persönlich nützt und der Rest ist Feigheit und Schwäche.
Feigheit und Schwäche sind aber keine Werte, und insbesondere nicht westliche Werte. Und nein, und nochmals nein: das Ausleben von Perversionen und ein entarteter Sozialstaat sind eben nicht westliche Werte, sind nicht der Kern der westlichen Kultur und sind eben nicht das wofür wir einstehen sollten.
Der Grund warum es scheinbar zu einer Entscheidung zwischen den westlichen Werten und dem Überleben der hiesigen Gesellschaften kommen muss, liegt darin, dass diese Werte in zu vielen hierzulande längst gestorben sind. Im alles relativierenden Postliberalismus, im Zeitalter der Beliebigkeit und des von Hybris zerfressenen Hyperindividualismus sind wir es gewesen, welche diese Werte längst verraten und aufgegeben haben.
Nicht dieser lächerliche Feind ist stark, wir sind es, weil wir den Glauben verloren haben, nicht nur den Glauben an uns selbst, sondern zuvorderst den Glauben an genau die Werte, welche den Westen einst über alle anderen erhoben haben.
Ist eine Wiedererstehung des Westens möglich? Meiner Überzeugung nach ja, und zwar gerade eben in dem wir uns für UNSERE Werte entscheiden und die Feinde diese Werte als solche erkennen und entschieden bekämpfen.
Wir müssen den Postliberalismus überwinden, und dies geht nur, indem wir den Kampf aufnehmen, statt ihn weiter zu verweigern.
Und das geht nur, indem wir aktiv für gerade eben diese westlichen Werte kämpfen, und nur so wird der Westen überleben. Indem er die Feinde dieser Werte zunächst einmal aus den westlichen Gesellschaften entfernt, indem er sie in seinen eigenen Ländern in keinster Weise mehr toleriert, und dem folgend indem er den Krieg gegen sie annimmt, den diese Feinde längst gegen uns eröffnet haben.
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PS: Verhaftet alle Hamas Anhänger auf der Stelle und sperrt sie in Einzelhaft. In Bayern genügt es sich für gerade mal 20 Minuten auf eine Straße zu kleben und die bloße Mutmaßung, dass man dies wieder tun könnte und man landet 30 Tage in Einzelhaft mit Totalisolierung (kein Scherz, Totalisolierung in einer Art dass man sie als menschenrechtswidrige Folter bezeichnen müsste), aber Angehörige einer bestialischen Terrorgruppe kann man nicht einsperren weil .... ?
Weil?
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Nur kurz: Ich bezog mich auf die Werte, die der politmediale Komplex wie eine Monstranz vor sich herträgt – gerne jetzt auch in Form der neuen moralbasierten Weltordnung - nicht auf die Werte aus denen heraus die Westliche Welt gebaut wurde. Von diesen hat man sich schließlich in weiten Teilen deutlich entfernt.
Statt von Werten zu sprechen hätte ich auch schlagwortartig Aspekte wie Hypermoralisierung, Überhöhter Humanismus, Gerechtigkeitsfanatismus, politische Korrektheit, egozentrischen Pazifismus, kulturellen Alturismus usw. bemühen können.
Hätten wir heute noch die notwendige interne Verfasstheit wäre es selbstverständlich möglich nach innen und außen so zu handeln wie angesichts der Lage gehandelt werden müsste – ohne dabei die Grundwerte westlicher Zivilisation aufgeben zu müssen.
Insofern Zustimmung zu deinem Post.
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Die Frage ist allerdings, ob unsere interne Verfassung wirklich so ist, wie sie teils dargestellt wird. Dass es teilweise einseitige Wahrnehmungen in Politik und Medienlandschaft gibt, sei damit unbestritten. Allerdings gab es solche Schwankungen immer schon. Was ich aber skeptisch sehe, ist die These, dass nur deswegen, weil es eben gewisse Strömungen gibt, die man relativ verallgemeinernd mit breitgefächerten Worthülsen wie Hypermoralisierung, überhöhter Humanismus oder Gerechtigkeitsfanatismus bedachen kann, es keine gefestigten Werte geben würde oder diese gefährdet wären.
Weiterhin bewegen sich die genannten Schlagworte auf schmalem Grat - sie können so gedeutet werden, wie wenn sie nach beiden Seiten abkippen können. Kippen sie nach der Seite des kritisierten Bereiches ab, so stehen durchaus Risiken im Raum - die dann auch in falsch verstandener Toleranz, egozentrischem Pazifismus, kulturellem Altruismus et. al. enden können (was genügend andere Probleme erzeugt). Kippen sie aber nach der anderen Seite ab, kann man sie so deuten, wie wenn sie generell den westlichen Werten abträglich sein könnten und man sie insgesamt in Frage zu stellen hätte. Und das wiederum ist ebenso problematisch, weil wenn wir nur darauf es herunterbrechen, könnte man auch grundlegende Aspekte des westlichen Wertemodells bis hin zur Habeas Corpus-Akte damit aushebeln. Und das darf keinesfalls geschehen.
Insofern: Nur weil wir uns aktuell über manche hypertrophe Reaktion kopfschüttelnd auslassen, sollten wir eben präzise und zielgerichtet diese dann auch kritisieren, aber nicht mit breit aufgestellten Schlagworten gleich die Systemfrage stellen.
Schneemann
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