04.05.2008, 09:33
dass China auf Hainan einen neuen Marinestützpunkt baut - auch für U-Boote - ist lange bekannt und durch Satellitenbilder kontrollierbar
vgl. hier: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.sinodefenceforum.com/naval-forces-navy/new-base-type-094-subs-3906.html">http://www.sinodefenceforum.com/naval-f ... -3906.html</a><!-- m -->
unter Bezug auf <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.telegraph.co.uk/news/worldnews/asia/china/1917167/Chinese-build-secret-nuclear-submarine-base.html">http://www.telegraph.co.uk/news/worldne ... -base.html</a><!-- m -->
Allerdings möchte ich doch einige Zweifel an dem Bericht anmelden. Das fängt schon damit an, dass die strategischen Atom-U-Boote mit Atomraketen in einem Atemzug mit den Wasserstraßen durch das südchinesische Meer genannt werden, jetzt aber konkret:
a)
Die Ausführungen über "11 unter dem Meer liegende Tunneleinfahrten" (mit Größenangaben der Röhren) halte ich für Spekulation.
Tunnel sind ansonsten für die PLAN durchaus bekant - allerdings aus der Nordflotte, wo die Einfahrt tatsächlich "auf Meeresspiegelniveau" in den Berg führt.
b)
Das südchinesische Meer entwickelt sich auch für China zu immer größerer Bedeutung.
Was in dem Bericht über die zunehmende Bedeutung der Schifffahrtswege durch das Meer geschrieben wird ist richtig - nur mit der Ergänzung, dass der größte Teil dieses Verkehrs gerade durch Chinas Wirtschaftsboom verursacht ist.
China wird sich doch die eigenen Schifffahrtswege nicht bedrohen - oder? Es geht den Chinesen eher um die Sicherung der eigenen Seewege in einem Gebiet, das zwischen den Anrainerstaaten territorial umstritten ist und von Piraten heimgesucht wird.
Und warum ist das Gebiet umstritten? Da geht es nicht nur um ein paar Korallenbänke die z.T. so flach sind, dass sie nicht einmal als Tauchressort für den Tourismus ausgebaut werden können, sondern um fossile Rohstoffe - um Gas und Öl, auf die alle Anliegerstaaten entsprechend Anspruch erheben.
c)
Ein Drittes darf allerdings nicht unerwähnt bleiben:
Die chinesische Nordflotte, die bisher die strategischen Atom-U-Boote aufgenommen hat, ist geographisch gehandicupt. Wer einen Blick auf die Karte wirft wird schnell feststellen, dass die U-Boote und Schiffe eine Kette von Inseln passieren müssen - die von Südkorea über Japan und Okinawa bis Taiwan reichen - um in den Pazifik zu kommen. Und da sind nicht nur Stützpunkte potentiell gegnerischer Streitkräfte, sondern mit Sicherheit auch Horchanlagen, Ortungsgeräte und was die Forschung sonst noch hervorbringt im Einsatz, um nicht mal eine rotchinesische Maus unentdeckt in den freien Ozean zu lassen.
Vom südchinesischen Meer aus sind die Voraussetzungen für einen globalen Einsatz der Atom-U-Boote Chinas etwas leichter. Mit Ausnahme einer kleinen Insel ist zwischen den Taiwan und den Philippinen eine breite Wasserstraße, und das dichte Inselnetz zwischen Indonesien und den Philippinen führt dazu, dass mit Sicherheit nicht alle Wasserwege hier lückenlos überwacht werden können (zumal Indonesiens Marine und erst recht die der Philippinen nicht unbedingt ausreichend gerüstet sind).
Im Übrigen ist es natürlich sinnvoll, die Atom-U-Boote - die ja vor allem ein Element der Abschreckung sind (Zweitschlagskapazität) - auf mehrere Stützpunkte aufzuteilen.
Dann sind diese Systeme gegen einen Erstschlag, der die Stützpunkte nicht ausnehmen würde, etwas mehr geschützt.
edit:
inzwischen auch im Marineforum (ganzer Text, da MF und nur kurz im Netz)
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.marineforum.info/AKTUELLES/aktuelles.htm">http://www.marineforum.info/AKTUELLES/aktuelles.htm</a><!-- m -->
vgl. hier: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.sinodefenceforum.com/naval-forces-navy/new-base-type-094-subs-3906.html">http://www.sinodefenceforum.com/naval-f ... -3906.html</a><!-- m -->
unter Bezug auf <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.telegraph.co.uk/news/worldnews/asia/china/1917167/Chinese-build-secret-nuclear-submarine-base.html">http://www.telegraph.co.uk/news/worldne ... -base.html</a><!-- m -->
Allerdings möchte ich doch einige Zweifel an dem Bericht anmelden. Das fängt schon damit an, dass die strategischen Atom-U-Boote mit Atomraketen in einem Atemzug mit den Wasserstraßen durch das südchinesische Meer genannt werden, jetzt aber konkret:
a)
Die Ausführungen über "11 unter dem Meer liegende Tunneleinfahrten" (mit Größenangaben der Röhren) halte ich für Spekulation.
Tunnel sind ansonsten für die PLAN durchaus bekant - allerdings aus der Nordflotte, wo die Einfahrt tatsächlich "auf Meeresspiegelniveau" in den Berg führt.
b)
Das südchinesische Meer entwickelt sich auch für China zu immer größerer Bedeutung.
Was in dem Bericht über die zunehmende Bedeutung der Schifffahrtswege durch das Meer geschrieben wird ist richtig - nur mit der Ergänzung, dass der größte Teil dieses Verkehrs gerade durch Chinas Wirtschaftsboom verursacht ist.
China wird sich doch die eigenen Schifffahrtswege nicht bedrohen - oder? Es geht den Chinesen eher um die Sicherung der eigenen Seewege in einem Gebiet, das zwischen den Anrainerstaaten territorial umstritten ist und von Piraten heimgesucht wird.
Und warum ist das Gebiet umstritten? Da geht es nicht nur um ein paar Korallenbänke die z.T. so flach sind, dass sie nicht einmal als Tauchressort für den Tourismus ausgebaut werden können, sondern um fossile Rohstoffe - um Gas und Öl, auf die alle Anliegerstaaten entsprechend Anspruch erheben.
c)
Ein Drittes darf allerdings nicht unerwähnt bleiben:
Die chinesische Nordflotte, die bisher die strategischen Atom-U-Boote aufgenommen hat, ist geographisch gehandicupt. Wer einen Blick auf die Karte wirft wird schnell feststellen, dass die U-Boote und Schiffe eine Kette von Inseln passieren müssen - die von Südkorea über Japan und Okinawa bis Taiwan reichen - um in den Pazifik zu kommen. Und da sind nicht nur Stützpunkte potentiell gegnerischer Streitkräfte, sondern mit Sicherheit auch Horchanlagen, Ortungsgeräte und was die Forschung sonst noch hervorbringt im Einsatz, um nicht mal eine rotchinesische Maus unentdeckt in den freien Ozean zu lassen.
Vom südchinesischen Meer aus sind die Voraussetzungen für einen globalen Einsatz der Atom-U-Boote Chinas etwas leichter. Mit Ausnahme einer kleinen Insel ist zwischen den Taiwan und den Philippinen eine breite Wasserstraße, und das dichte Inselnetz zwischen Indonesien und den Philippinen führt dazu, dass mit Sicherheit nicht alle Wasserwege hier lückenlos überwacht werden können (zumal Indonesiens Marine und erst recht die der Philippinen nicht unbedingt ausreichend gerüstet sind).
Im Übrigen ist es natürlich sinnvoll, die Atom-U-Boote - die ja vor allem ein Element der Abschreckung sind (Zweitschlagskapazität) - auf mehrere Stützpunkte aufzuteilen.
Dann sind diese Systeme gegen einen Erstschlag, der die Stützpunkte nicht ausnehmen würde, etwas mehr geschützt.
edit:
inzwischen auch im Marineforum (ganzer Text, da MF und nur kurz im Netz)
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Zitat:CHINA
Schon im Frühjahr 2006 hatte die britische Fachzeitschrift Jane’s Naval Forces (und kurz danach auch das MarineForum) über einen Ausbau des Marinestützpunktes Yulin auf der Insel Hainan berichtet.
U.a. war damals vermutet worden, Yulin (auch als Sanya Naval Base bezeichnet) könnte Standort für die neusten U-Boote vom Typ 093 (SSN SHANG-Klasse) und SSBN vom Typ 094 (SSBN JIN-Klasse) werden. Nun veröffentlichte, aktuelle Satellitenfotos scheinen dies in vollem Umfang zu bestätigen.
Tunneleingang in Yulin (SatBild: DigitalGlobe)So zeigen im Dezember 2007 entstandene Bilder neben Zerstörern und Fregatten auch ein U-Boot der JIN-Klasse an einer Pier – Beleg dafür, dass die Volksbefreiungsmarine Yulin tatsächlich als Standort für ihre neuesten nuklearstrategischen U-Boote nutzen will. Die neuen Bilder geben aber auch Einsicht in weitere Baumaßnahmen. Auf ihnen sind im Uferbereich (mindestens) zwei Eingänge zu Tunneln zu erkennen. Angeblich sollen elf solche Tunnel gebaut werden, in die bei einer Eingangshöhe von etwa 18m auch die großen nuklearstrategischen U-Booten problemlos einfahren können. Bis zu 20 U-Boote sollen in den unterirdischen Bunkern Platz finden.
Andauernde größere Bauarbeiten sind – so Jane’s unter Berufung auf Quellen aus dem US-Verteidigungsministerium – auch Hinweis darauf, dass Yulin Standort für in den nächsten Jahren erwartete chinesische Flugzeugträger oder andere „Power Projection Ships“ werden könnte. So sind u.a. zwei 950m lange Piers entstanden.
Marinestützpunkt bei Yulin (SatBild: GoogleEarth)
Mit dem Ausbau des an der Südspitze von Hainan am Rande des Südchinesischen Meeres gelegenen Stützpunktes, der in seiner Gesamtausdehnung nur wenig kleiner ist als die Norfolk Naval Base der US-Navy, trägt die Volksbefreiungsmarine der zunehmenden geostrategischen Bedeutung Südostasiens mit den durch die Region führenden Seeverkehrswegen und den dort lagernden Energieressourcen Rechnung.
Vor allem eine dort signifikant verstärkte, chinesische U-Bootkomponente dürfte sowohl bei regionalen Nachbarn als auch bei global operierenden Marinen Besorgnisse wecken. Zwar können auch die neuen SSBN der JIN-Klasse (in zwei Jahren sollen bis zu fünf Boote einsatzklar sein) mit ihren Flugkörpern JL-2 von Hainan aus nicht direkt das Territorium der USA erreichen (wohl aber Indien) und müssten so für gegen die USA gerichtete, nuklearstrategische Patrouillen erst etwa 1.500 km nordostwärts verlegen. Aber sie finden in Yulin direkten Zugang zu tiefem Wasser; ein deutlicher Vorteil gegenüber den derzeitigen Hauptstützpunkten der strategischen U-Boote am Bohai Golf und am Gelben Meer, wo ein unerkanntes Auslaufen von U-Booten angesichts neuer US-Technologien zunehmend schwieriger wird.